Lot Nr. 80


Filippo Lauri


Filippo Lauri - Alte Meister I

(Rom 1623–1694)
Angelica und Medoro; und
Rinaldo und Armida,
Öl auf Kupfer, je 18,5 x 25,5 cm, gerahmt, Pendants (2)

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Nicholas Turner, der die Zuschreibung auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Die Episode mit Angelica und Medoro ist Ludovico Ariostos 1516 erschienenem galantem Versepos Orlando Furioso [Der rasende Roland] entnommen (XIX, 17–42). Die Liebenden sind hier zu sehen, wie sie ihre Namen in einen Baumstamm ritzen, während ihnen zwei Putten vom Himmel aus zusehen. Die Entdeckung ihrer Liebe sollte Roland in Rage versetzen.

Die zweite Komposition zeigt Rinaldo und Armida, die Protagonisten des Versepos Gerusalemme Liberata von Torquato Tasso (XVI, 17–35), ein beliebtes Thema unter den Künstlern des Barock. Hier heftet Rinaldo den Blick auf seine Geliebte und sieht seinen eigenen Blick in Armidas Augen über ihr Bild, das der Spiegel zurückwirft, den er in Händen hält.

Die vorliegenden Werke Filippo Lauris werden vor allem durch die Atmosphäre stiller Verzauberung in ansprechenden Gärten bestimmt. Es sind schöne Beispiele für die kleinformatigen Werke des Künstlers, die Geschmack und Ton seiner idyllischen Kabinettbilder widerspiegeln, welche die Kunst des 18. Jahrhunderts vorwegnehmen. Daneben schuf Lauri auch groß angelegte Ausstattungsprojekte, etwa jenes im Quirinalspalast unter der Leitung von Pietro da Cortona.

In seiner Vita di Filippo Lauri von 1725–1730, berichtet Filippo Baldinucci über des Künstlers frühe Neigung zu kleinformatigen Werken unterschiedlichster Themen und hebt den internationalen Erfolg Lauris hervor. Von seiner Vorliebe für religiöse, literarische und mythologische Themen zeugen Werke wie das ehemals bei Colnaghi befindliche Bild Apollo und Marsyas sowie Triumph des Bacchus und Erminia bei den Hirten, ebenfalls beide vormals im Kunsthandel (siehe G. Sestieri, Repertorio della Pittura romana della fine del Seicento e del Settecento, Rom 1994, Bd. 3, Abb. 616–618).

Lauris kleinformatige Werke auf Leinwand und seine selteneren Gemälde auf Kupfer waren unter den führenden italienischen und internationalen Sammlern stark nachgefragt und daher entsprechend kostspielig. Das Bild Rinaldo und Armida ist von der Komposition Annibale Carraccis im Museo di Capodimonte in Neapel inspiriert, während Angelica und Medoro sich auf ein verlorenes Werk Guercinos beruft (siehe N. Turner, The Paintings of Guercino: a Revised and Expanded Catalogue Raisonné, Rom 2017, Kat.-Nr. 344).

Filippo Lauri wurde zunächst von seinem Vater, dem flämischen Maler Balthasar Lauwers (1578–1645), ausgebildet, dessen Name als Lauri italianisiert wurde. Danach setzte er seine Lehre in der Werkstatt des Schwagers seines Vaters, Angelo Caroselli, fort. In seinem Werk hat sich etwas von einer aus dem flämischen Manierismus kommenden Ästhetik des Nordens erhalten, was sich in der Plastizität und Anmut seiner Figuren äußert. Er war ein hervorragender Zeichner und stand unter dem Eindruck Pietro da Cortonas und seiner Zusammenarbeit mit Gaspard Dughet. Lauris mit flottem, malerischem Pinsel ausgeführte kleinformatige Werke sind in ihrer Interpretation eleganter und profaner Themen eine wichtige Vorwegnahme des arkadischen Geschmacks des 18. Jahrhunderts.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

08.06.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Filippo Lauri


(Rom 1623–1694)
Angelica und Medoro; und
Rinaldo und Armida,
Öl auf Kupfer, je 18,5 x 25,5 cm, gerahmt, Pendants (2)

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Nicholas Turner, der die Zuschreibung auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Die Episode mit Angelica und Medoro ist Ludovico Ariostos 1516 erschienenem galantem Versepos Orlando Furioso [Der rasende Roland] entnommen (XIX, 17–42). Die Liebenden sind hier zu sehen, wie sie ihre Namen in einen Baumstamm ritzen, während ihnen zwei Putten vom Himmel aus zusehen. Die Entdeckung ihrer Liebe sollte Roland in Rage versetzen.

Die zweite Komposition zeigt Rinaldo und Armida, die Protagonisten des Versepos Gerusalemme Liberata von Torquato Tasso (XVI, 17–35), ein beliebtes Thema unter den Künstlern des Barock. Hier heftet Rinaldo den Blick auf seine Geliebte und sieht seinen eigenen Blick in Armidas Augen über ihr Bild, das der Spiegel zurückwirft, den er in Händen hält.

Die vorliegenden Werke Filippo Lauris werden vor allem durch die Atmosphäre stiller Verzauberung in ansprechenden Gärten bestimmt. Es sind schöne Beispiele für die kleinformatigen Werke des Künstlers, die Geschmack und Ton seiner idyllischen Kabinettbilder widerspiegeln, welche die Kunst des 18. Jahrhunderts vorwegnehmen. Daneben schuf Lauri auch groß angelegte Ausstattungsprojekte, etwa jenes im Quirinalspalast unter der Leitung von Pietro da Cortona.

In seiner Vita di Filippo Lauri von 1725–1730, berichtet Filippo Baldinucci über des Künstlers frühe Neigung zu kleinformatigen Werken unterschiedlichster Themen und hebt den internationalen Erfolg Lauris hervor. Von seiner Vorliebe für religiöse, literarische und mythologische Themen zeugen Werke wie das ehemals bei Colnaghi befindliche Bild Apollo und Marsyas sowie Triumph des Bacchus und Erminia bei den Hirten, ebenfalls beide vormals im Kunsthandel (siehe G. Sestieri, Repertorio della Pittura romana della fine del Seicento e del Settecento, Rom 1994, Bd. 3, Abb. 616–618).

Lauris kleinformatige Werke auf Leinwand und seine selteneren Gemälde auf Kupfer waren unter den führenden italienischen und internationalen Sammlern stark nachgefragt und daher entsprechend kostspielig. Das Bild Rinaldo und Armida ist von der Komposition Annibale Carraccis im Museo di Capodimonte in Neapel inspiriert, während Angelica und Medoro sich auf ein verlorenes Werk Guercinos beruft (siehe N. Turner, The Paintings of Guercino: a Revised and Expanded Catalogue Raisonné, Rom 2017, Kat.-Nr. 344).

Filippo Lauri wurde zunächst von seinem Vater, dem flämischen Maler Balthasar Lauwers (1578–1645), ausgebildet, dessen Name als Lauri italianisiert wurde. Danach setzte er seine Lehre in der Werkstatt des Schwagers seines Vaters, Angelo Caroselli, fort. In seinem Werk hat sich etwas von einer aus dem flämischen Manierismus kommenden Ästhetik des Nordens erhalten, was sich in der Plastizität und Anmut seiner Figuren äußert. Er war ein hervorragender Zeichner und stand unter dem Eindruck Pietro da Cortonas und seiner Zusammenarbeit mit Gaspard Dughet. Lauris mit flottem, malerischem Pinsel ausgeführte kleinformatige Werke sind in ihrer Interpretation eleganter und profaner Themen eine wichtige Vorwegnahme des arkadischen Geschmacks des 18. Jahrhunderts.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021