Lot Nr. 153


Paolo Caliari


Paolo Caliari - Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen

(Verona 1763–1835)
Konvolut von 76 Zeichnungen, auf 38 Blatt (recto und verso): Figurenskizzen, Kompositionsstudien zu Szenen aus dem Leben und der Passion Christi, Märtyrerszenen, Detailstudien zu Händen und Füßen, Feder in Braun, braun laviert, auf Bütten, jeweils ca. 26 x 17,7 cm, gebräunt, fleckig, beschädigt (Risse), (38), (Sch)

Provenienz:
Privatbesitz, Italien.

Literatur:
Donatella Biagi Maino, „Paolo Carliari o dell’Accademia. Un album di disegni ritrovato”, in: Studi in onore di Stefano Tumidei, S. 483–491.

Paolo Caliari wurde 1763 in Verona als Sohn von Domenico Caliari, einem Buchhändler und Kupferstecher geboren, durch den er schon früh mit den Techniken des Gravierens vertraut wurde. Er studierte an der örtlichen Kunstakademie bei Prospero Schiavi (1730–1803), einem der Mitbegründer der Akademie und Schüler von Giambettino Cignaroli (1706–1770) und erhielt bereits kurz nach Abschluss seiner Studien im Jahr 1788 das Diplom für eine Professur. Bereits zu Beginn seiner Karriere gewann er zahlreiche akademische Auszeichnungen für sein Werk, war an mehreren Aufträgen zur Dekoration von Palästen und Häusern seiner Stadt beteiligt, schuf vereinzelt Porträts sowie zahlreiche Altargemälde und Andachtsbilder. Daneben widmete er sich dem Experimentieren mit verschiedenen künstlerischen Techniken und dem Studium und Kopieren von Gemälden alter Meister. Aufgrund seiner besonderen Fähigkeit, den Stil und die Techniken der alten Meister zu reproduzieren, wurde auch der Marchese Maurizio Gherardini, ein Gesandter Österreichs in Turin auf ihn aufmerksam, in dessen Auftrag er für den Prinzen von Carignano eine Reihe von Kopien nach alten Meistern des Quattro und Cinquecento anfertigen sollte.

n das Genre der Kopien nach alten Meistern fällt auch eine Sammlung von vierzig Zeichnungen in der Stadtbibliothek von Verona, die 1815 von Giovanni Albarelli, einem Vertreter der aufstrebenden bürgerlichen Klasse in Auftrag gegeben worden waren. Albarelli hatte von seinem Bruder Pietro eine Sammlung von einundachtzig Gemälden geerbt, von denen vierzig von Caliari als Zeichnung reproduziert werden sollten. Die Zeichnungen wurden in einem Band gesammelt und gelangten mit dem Titel „Gabinetto di quadri o raccolta di pezzi originali esistenti in Verona presso il signor Gio. Albarelli disegnati da Paolo Caliari con illustrazioni. Verona MDCCCXV” in die Stadtbibliothek. Das Album wurde 1975 von Federico Dal Forno publiziert (F. Dal Forno, Paolo Caliari. La Pinacoteca Albarelli, Verona 1975) und stellt ein wichtiges Dokument für das künstlerische Erbe Veronas an der Wende zum 19. Jahrhundert dar, welches durch die neuerliche Auseinandersetzung mit der Kunst der alten Meister und die Erneuerung der religiösen Malerei im Sinne der Restauration geprägt war.

Das vorliegende Konvolut von sechsundsiebzig Zeichnungen wurde von Prof. Donatella Biagi Maino an Paolo Caliari zugeschrieben und in dem Artikel „Paolo Caliari o dell’Accademia. Un album di disegni ritrovato“ (in: Studi in onore di Stefano Tumidei, Fondazione Federico Zeri, Bologna 1996, S. 483–491) publiziert. Die Zeichnungen stellen verschiedene religiöse und allegorische Sujets, sowie Akademiestudien nach antikem Vorbild und Einzelstudien von Händen und Gliedmaßen dar. Neben den größtenteils religiösen Szenen aus dem Leben und der Passion Christi, Engeln, Heiligen und Märtyrern finden sich vereinzelt auch allegorische Themen mit Studien zu den Figuren von Herkules und Prometheus. Auffällig ist hier, dass ein einzelnes Thema oft mehrmals mit wenigen Variationen und geringfügigen Änderungen wiederholt wird, um zu einer klaren Fassung des Sujets zu gelangen. Die Blätter können entweder eine private Stilübung des Künstlers gewesen sein oder auch für pädagogische Zwecke zum Unterricht an der Akademie angefertigt worden sein, als dessen Vorstand der Künstler ab 1808 fungierte. Die vorliegende Gruppe von Zeichnungen stellt in jedem Fall eine bedeutende Ergänzung zum graphischen Ouevre Paolino Caliaris dar und belegt die große Bedeutung, die der Künstler der Erneuerung der religiösen Malerei und der Auseinan­der­setzung mit den Vorbildern des italienischen Quattro und Cinquecento beimaß.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at

19.10.2021 - 15:50

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 25.000,-

Paolo Caliari


(Verona 1763–1835)
Konvolut von 76 Zeichnungen, auf 38 Blatt (recto und verso): Figurenskizzen, Kompositionsstudien zu Szenen aus dem Leben und der Passion Christi, Märtyrerszenen, Detailstudien zu Händen und Füßen, Feder in Braun, braun laviert, auf Bütten, jeweils ca. 26 x 17,7 cm, gebräunt, fleckig, beschädigt (Risse), (38), (Sch)

Provenienz:
Privatbesitz, Italien.

Literatur:
Donatella Biagi Maino, „Paolo Carliari o dell’Accademia. Un album di disegni ritrovato”, in: Studi in onore di Stefano Tumidei, S. 483–491.

Paolo Caliari wurde 1763 in Verona als Sohn von Domenico Caliari, einem Buchhändler und Kupferstecher geboren, durch den er schon früh mit den Techniken des Gravierens vertraut wurde. Er studierte an der örtlichen Kunstakademie bei Prospero Schiavi (1730–1803), einem der Mitbegründer der Akademie und Schüler von Giambettino Cignaroli (1706–1770) und erhielt bereits kurz nach Abschluss seiner Studien im Jahr 1788 das Diplom für eine Professur. Bereits zu Beginn seiner Karriere gewann er zahlreiche akademische Auszeichnungen für sein Werk, war an mehreren Aufträgen zur Dekoration von Palästen und Häusern seiner Stadt beteiligt, schuf vereinzelt Porträts sowie zahlreiche Altargemälde und Andachtsbilder. Daneben widmete er sich dem Experimentieren mit verschiedenen künstlerischen Techniken und dem Studium und Kopieren von Gemälden alter Meister. Aufgrund seiner besonderen Fähigkeit, den Stil und die Techniken der alten Meister zu reproduzieren, wurde auch der Marchese Maurizio Gherardini, ein Gesandter Österreichs in Turin auf ihn aufmerksam, in dessen Auftrag er für den Prinzen von Carignano eine Reihe von Kopien nach alten Meistern des Quattro und Cinquecento anfertigen sollte.

n das Genre der Kopien nach alten Meistern fällt auch eine Sammlung von vierzig Zeichnungen in der Stadtbibliothek von Verona, die 1815 von Giovanni Albarelli, einem Vertreter der aufstrebenden bürgerlichen Klasse in Auftrag gegeben worden waren. Albarelli hatte von seinem Bruder Pietro eine Sammlung von einundachtzig Gemälden geerbt, von denen vierzig von Caliari als Zeichnung reproduziert werden sollten. Die Zeichnungen wurden in einem Band gesammelt und gelangten mit dem Titel „Gabinetto di quadri o raccolta di pezzi originali esistenti in Verona presso il signor Gio. Albarelli disegnati da Paolo Caliari con illustrazioni. Verona MDCCCXV” in die Stadtbibliothek. Das Album wurde 1975 von Federico Dal Forno publiziert (F. Dal Forno, Paolo Caliari. La Pinacoteca Albarelli, Verona 1975) und stellt ein wichtiges Dokument für das künstlerische Erbe Veronas an der Wende zum 19. Jahrhundert dar, welches durch die neuerliche Auseinandersetzung mit der Kunst der alten Meister und die Erneuerung der religiösen Malerei im Sinne der Restauration geprägt war.

Das vorliegende Konvolut von sechsundsiebzig Zeichnungen wurde von Prof. Donatella Biagi Maino an Paolo Caliari zugeschrieben und in dem Artikel „Paolo Caliari o dell’Accademia. Un album di disegni ritrovato“ (in: Studi in onore di Stefano Tumidei, Fondazione Federico Zeri, Bologna 1996, S. 483–491) publiziert. Die Zeichnungen stellen verschiedene religiöse und allegorische Sujets, sowie Akademiestudien nach antikem Vorbild und Einzelstudien von Händen und Gliedmaßen dar. Neben den größtenteils religiösen Szenen aus dem Leben und der Passion Christi, Engeln, Heiligen und Märtyrern finden sich vereinzelt auch allegorische Themen mit Studien zu den Figuren von Herkules und Prometheus. Auffällig ist hier, dass ein einzelnes Thema oft mehrmals mit wenigen Variationen und geringfügigen Änderungen wiederholt wird, um zu einer klaren Fassung des Sujets zu gelangen. Die Blätter können entweder eine private Stilübung des Künstlers gewesen sein oder auch für pädagogische Zwecke zum Unterricht an der Akademie angefertigt worden sein, als dessen Vorstand der Künstler ab 1808 fungierte. Die vorliegende Gruppe von Zeichnungen stellt in jedem Fall eine bedeutende Ergänzung zum graphischen Ouevre Paolino Caliaris dar und belegt die große Bedeutung, die der Künstler der Erneuerung der religiösen Malerei und der Auseinan­der­setzung mit den Vorbildern des italienischen Quattro und Cinquecento beimaß.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 19.10.2021 - 15:50
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 19.10.2021