Lot Nr. 43 -


Giovanni Francesco Barbieri, gen. Guercino


Giovanni Francesco Barbieri, gen. Guercino - Alte Meister I

(Cento 1591–1666 Bologna)
Lucretia,
Öl auf Leinwand, 110,6 x 89,8 cm, gerahmt

Provenienz:
Möglicherweise 1638 durch Kardinal Ciriaco Rocci (1581–1651) beauftragt, von dem Guercino als Gegenleistung am 18. August dieses Jahres 44 Scudi erhielt (siehe B. Ghelfi, Libro dei Conti, Bologna 1997, S. 93, Nr. 177) oder möglicherweise durch Sig. Benaducio, der seine Rechnung für einen solchen Auftrag am 6. Dezember 1638 durch die Bezahlung von 35 Dukaten beglich (siehe B. Ghelfi 1997, S. 94, Nr. 185);
Trafalgar Galleries, London, 2000 (als Guercino);
Auktion, Bonham’s, London, 4. Juli 2007, Lot 47 (als Guercino zugeschrieben);
Privatsammlung, England, verwaltet durch den Sir Denis Mahon Charitable Trust

Ausgestellt:
Cento, Pinacoteca Civica, Guercino e Lucretia. Un dipinto inedito a Cento, 12. September 2009 – 1. November 2009; in der Folge als Dauerleihgabe in der Pinacoteca Civica di Cento bis 6. Juni 2012;
Vercelli, Museo Borgogna, September 2012 – Juli 2013;
London, The Foundling Museum, In Focus Display. Handel and Lucretia, 17. September 2013 – 26. Jänner 2014;
Tokio, National Museum of Western Art, Guercino, 3. März – 31. Mai 2015, Kat.-Nr. 29;
Barnard Castle, County Durham, The Bowes Museum, The Power and the Virtue: Guido Reni’s Death of Lucretia, 26. Oktober 2019 – 20. Jänner 2020

Literatur:
vermutlich C. C. Malvasia, Felsina Pittrice, Vite de’ Pittori Bolognesi, Bologna 1678, Bd. II, S. 371;
B. Ghelfi, Il libro dei conti del Guercino, 1629–1666, Bologna 1997, S. 93, Nr. 177 oder S. 94, Nr. 185;
N. Turner, in: D. Benati (Hg.), Guercino e Lucrezia, Un dipinto inedito a Cento, Ausstellungskatalog, Cento 2009, o. S.;
D. Benati, Guercino e Lucrezia, Un dipinto inedito a Cento, Ausstellungskatalog, Cento 2009, o. S.;
N. Turner, in: K. Hogg et al. (Hg.), Lucretia, Guercino and Handel: A Dialogue between Art and Music, Ausstellungskatalog, London 2013, S. 15–19, Abb. 1, mit Abb.;
S. Watanabe (Hg.), Guercino, Ausstellungskatalog, Tokio 2015, S. 76f., Nr. 29;
N. Turner, The Paintings of Guercino. A Revised and Expanded Catalogue raisonné, Rom 2017, S. 533, Kat.-Nr. 244, mit Abb.

Dieses Sujet war bei Sammlern von Werken Guercinos sehr beliebt. Laut seinem Libro dei Conti (Rechnungsbuch) malte Guercino mehrere Versionen des Themas. Zwei verzeichnete Arbeiten könnten auf das vorliegende Bild verweisen: ein Gemälde, das am 18. August 1638 an Kardinal Rocci geschickt wurde, und ein weiteres, das im Dezember desselben Jahres an Signor Benaducio übergeben wurde (siehe B. Ghelfi in der Literatur). Diese Verbindung wurde aufgrund von stilistischen Merkmalen von Nicholas Turner vorgeschlagen. Die vorliegende Halbfigur mag demnach Guercinos Schaffen der 1630er Jahren nahestehen (siehe N. Turner, Guercino e Lucrezia, Un dipinto inedito a Cento, Cento 2009).

Die römische matrona Lucretia war Vorbild für junge Bräute adeliger Familien, indem sie die Ideale einer tugendhaften Frau und Ehefrau verkörperte. Ihre Geschichte findet sich in Livius’ Ab urbe condita. Demnach war Lucretia mit Lucio Collatino verheiratet und genoss den Ruf einer frommen Frau. Nachdem ihr von Sextus, dem Sohn von König Tarquin dem Stolzen, Gewalt angetan wurde, zog sie den Tod der Unehre vor.

Das vorliegende Bild zeigt den Einfluss Guido Renis, aber auch Tizians und der Venezianischen Schule. Ein schimmerndes Licht strahlt aus in die Lucretia umgebende Dunkelheit und offenbart ihren entschlossenen, aber besonnenen Gestus. Guercino vermittelt in seinem Bild nicht die Scham der matrona, sondern zeigt, wie sie stoisch und heroisch ihren Entschluss ausführt. Die Sinnlichkeit Lucretias ist ebenso subtil dargestellt: Sie ist mehr Hinweis als Provokation. Ihre Nacktheit ist bedeckt, und ihr Unterhemd ist nur deshalb aufgeknöpft, um die extreme Tat, die sie durchführen wird, zu ermöglichen. Guercinos Lucretia ist eine Frau mit starken Moralvorstellungen und von kompromissloser Tugendhaftigkeit.

Das Gemälde verfügt über eine ausführliche Ausstellungsgeschichte, die nicht nur Guercinos Heimatstadt Cento und die Stadt Vercelli umfasst, sondern auch London, Tokio und neuerdings Barnard Castle in Durham County. Guercinos Autorenschaft dieses Gemäldes wurde von Sir Denis Mahon, Nicolas Turner, Daniele Benati und Fausto Gozzi bestätigt, die das Gemälde im Original geprüft und im Fall von David Stone anhand einer Fotografie untersucht haben.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 84.180,-
Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Giovanni Francesco Barbieri, gen. Guercino


(Cento 1591–1666 Bologna)
Lucretia,
Öl auf Leinwand, 110,6 x 89,8 cm, gerahmt

Provenienz:
Möglicherweise 1638 durch Kardinal Ciriaco Rocci (1581–1651) beauftragt, von dem Guercino als Gegenleistung am 18. August dieses Jahres 44 Scudi erhielt (siehe B. Ghelfi, Libro dei Conti, Bologna 1997, S. 93, Nr. 177) oder möglicherweise durch Sig. Benaducio, der seine Rechnung für einen solchen Auftrag am 6. Dezember 1638 durch die Bezahlung von 35 Dukaten beglich (siehe B. Ghelfi 1997, S. 94, Nr. 185);
Trafalgar Galleries, London, 2000 (als Guercino);
Auktion, Bonham’s, London, 4. Juli 2007, Lot 47 (als Guercino zugeschrieben);
Privatsammlung, England, verwaltet durch den Sir Denis Mahon Charitable Trust

Ausgestellt:
Cento, Pinacoteca Civica, Guercino e Lucretia. Un dipinto inedito a Cento, 12. September 2009 – 1. November 2009; in der Folge als Dauerleihgabe in der Pinacoteca Civica di Cento bis 6. Juni 2012;
Vercelli, Museo Borgogna, September 2012 – Juli 2013;
London, The Foundling Museum, In Focus Display. Handel and Lucretia, 17. September 2013 – 26. Jänner 2014;
Tokio, National Museum of Western Art, Guercino, 3. März – 31. Mai 2015, Kat.-Nr. 29;
Barnard Castle, County Durham, The Bowes Museum, The Power and the Virtue: Guido Reni’s Death of Lucretia, 26. Oktober 2019 – 20. Jänner 2020

Literatur:
vermutlich C. C. Malvasia, Felsina Pittrice, Vite de’ Pittori Bolognesi, Bologna 1678, Bd. II, S. 371;
B. Ghelfi, Il libro dei conti del Guercino, 1629–1666, Bologna 1997, S. 93, Nr. 177 oder S. 94, Nr. 185;
N. Turner, in: D. Benati (Hg.), Guercino e Lucrezia, Un dipinto inedito a Cento, Ausstellungskatalog, Cento 2009, o. S.;
D. Benati, Guercino e Lucrezia, Un dipinto inedito a Cento, Ausstellungskatalog, Cento 2009, o. S.;
N. Turner, in: K. Hogg et al. (Hg.), Lucretia, Guercino and Handel: A Dialogue between Art and Music, Ausstellungskatalog, London 2013, S. 15–19, Abb. 1, mit Abb.;
S. Watanabe (Hg.), Guercino, Ausstellungskatalog, Tokio 2015, S. 76f., Nr. 29;
N. Turner, The Paintings of Guercino. A Revised and Expanded Catalogue raisonné, Rom 2017, S. 533, Kat.-Nr. 244, mit Abb.

Dieses Sujet war bei Sammlern von Werken Guercinos sehr beliebt. Laut seinem Libro dei Conti (Rechnungsbuch) malte Guercino mehrere Versionen des Themas. Zwei verzeichnete Arbeiten könnten auf das vorliegende Bild verweisen: ein Gemälde, das am 18. August 1638 an Kardinal Rocci geschickt wurde, und ein weiteres, das im Dezember desselben Jahres an Signor Benaducio übergeben wurde (siehe B. Ghelfi in der Literatur). Diese Verbindung wurde aufgrund von stilistischen Merkmalen von Nicholas Turner vorgeschlagen. Die vorliegende Halbfigur mag demnach Guercinos Schaffen der 1630er Jahren nahestehen (siehe N. Turner, Guercino e Lucrezia, Un dipinto inedito a Cento, Cento 2009).

Die römische matrona Lucretia war Vorbild für junge Bräute adeliger Familien, indem sie die Ideale einer tugendhaften Frau und Ehefrau verkörperte. Ihre Geschichte findet sich in Livius’ Ab urbe condita. Demnach war Lucretia mit Lucio Collatino verheiratet und genoss den Ruf einer frommen Frau. Nachdem ihr von Sextus, dem Sohn von König Tarquin dem Stolzen, Gewalt angetan wurde, zog sie den Tod der Unehre vor.

Das vorliegende Bild zeigt den Einfluss Guido Renis, aber auch Tizians und der Venezianischen Schule. Ein schimmerndes Licht strahlt aus in die Lucretia umgebende Dunkelheit und offenbart ihren entschlossenen, aber besonnenen Gestus. Guercino vermittelt in seinem Bild nicht die Scham der matrona, sondern zeigt, wie sie stoisch und heroisch ihren Entschluss ausführt. Die Sinnlichkeit Lucretias ist ebenso subtil dargestellt: Sie ist mehr Hinweis als Provokation. Ihre Nacktheit ist bedeckt, und ihr Unterhemd ist nur deshalb aufgeknöpft, um die extreme Tat, die sie durchführen wird, zu ermöglichen. Guercinos Lucretia ist eine Frau mit starken Moralvorstellungen und von kompromissloser Tugendhaftigkeit.

Das Gemälde verfügt über eine ausführliche Ausstellungsgeschichte, die nicht nur Guercinos Heimatstadt Cento und die Stadt Vercelli umfasst, sondern auch London, Tokio und neuerdings Barnard Castle in Durham County. Guercinos Autorenschaft dieses Gemäldes wurde von Sir Denis Mahon, Nicolas Turner, Daniele Benati und Fausto Gozzi bestätigt, die das Gemälde im Original geprüft und im Fall von David Stone anhand einer Fotografie untersucht haben.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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