Lot Nr. 97


Diana De Rosa, gen. Annella di Massimo


Diana De Rosa, gen. Annella di Massimo - Alte Meister I

(Neapel 1602–1643)
Samson und Delila,
Öl auf Leinwand, 101 x 155,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung,

Wir danken Riccardo Lattuada, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Zudem danken wir Maria Cristina Terzaghi für ihre davon unabhängig und ebenfalls nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original erfolgte Bestätigung der Zuschreibung.

Dieses bisher unveröffentlichte Gemälde ist ein ehrgeiziges Werk und stellt eine wichtige Ergänzung des Oeuvres einer der wenigen Künstlerinnen dar, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Neapel tätig waren. Es zeigt den Reichtum und das Können von Diana De Rosa als Malerin. Ihre kompositorische Meisterschaft und Sorgfalt in der Ausführung der Figuren sind unübersehbar.

Aufgrund ihres Talents war Diana De Rosa als Künstlerin bemerkenswert erfolgreich. Sie wurde gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Pacecco De Rosa (1607‒1656) im Atelier von Massimo Stanzione (1585‒1656) ausgebildet, von dem sie den Beinamen Annella di Massimo erhielt. Dem Biografen Bernardo de’ Dominici zufolge wurde Diana von ihrem Ehemann, dem Maler Agostino Beltrano, ermordet, der wegen der engen Beziehung zwischen Diana und Massimo Stanzione eifersüchtig war. Wahrscheinlich fiel Diana jedoch 1643 im Alter von 41 Jahren einer Krankheit zum Opfer. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits eine der bedeutendsten Malerinnen der neapolitanischen Kunstwelt.

Man kann das vorliegende Gemälde mit mehreren Werken vergleichen, die mit dem Namen Diana De Rosa in Verbindung gebracht worden sind. Man nimmt an, dass die Geschichten der Jungfrau Maria in der Chiesa di Santa Maria della Pietà dei Turchini in Neapel von ihr stammen. Dieser Gruppe wurden drei weitere Mariengeschichten für die Kirche San Giovanni Maggiore in Neapel zugeordnet, von denen heute zwei im Museo Diocesano in Neapel aufbewahrt werden (siehe F. Petrelli, Una luce su Annella de Rosa, in: Ricerche sul ’600 napoletano. Saggi e documenti, Neapel 2008 [2009], S. 87‒92).

Lattuada schlägt vor, das vorliegende Gemälde in die zweite Hälfte der 1630er-Jahre zu datieren, also in die Jahre der kurzen Reifezeit von Diana De Rosa. Sich zum Vergleich anbietende Gemälde, die Lucretia (Dorotheum, 23. Oktober 2018, Los 58) und die Heilige Agatha (Dorotheum, 22. Oktober 2019, Los 57) darstellen, zeigen beide eine sehr originelle Interpretation der Bilderfindungen Massimo Stanziones. Das im vorliegenden Fall für die Figur der Delila herangezogene Modell ist dasselbe, das auch für Lucretia verwendet wurde. Die spitzen Finger von Delilas Händen und die Schweigegeste der Magd auf dem vorliegenden Gemälde erinnern nicht nur an Stanzione, sondern auch an Dianas Bruder Pacecco De Rosa (1607‒1656), der seinerseits ein geschickter Interpret des gemeinsamen Meisters Massimo Stanzione war.

Das Gesicht der Magd ähnelt dem der Heiligen Barbara von Diana De Rosa, ehemals bei Sotheby’s in London (siehe G. Porzio, Ordine teatino e contesto artistico napoletano nel Seicento: Francesco Maria Caselli, Gaspare Del Popolo e una nota su Diana De Rosa, in: Sant’Andrea Avellino e i Teatini nella Napoli del viceregno spagnolo. Arte, religione, società, Neapel 2012, S. 601, Tafel 7).

Diana De Rosa stand mit dem ebenfalls bei Massimo Stanzione ausgebildeten Francesco Guarino (1611‒1651) in Verbindung, und die beiden Soldaten des vorliegenden Gemäldes, die links an dem Durchlass zu sehen sind, erinnern an Figuren von Guarinos Joseph, die Träume des Pharaos deutend in einer Privatsammlung, die sich links von Joseph befinden (siehe V. Pacelli, in: Francesco Guarini. Nuovi contributi, S. 81, Abb. 14).

Eine weitere wichtige Komponente für die Entstehung des vorliegenden Gemäldes ist die Figur des schlafenden Samson, die deutlich von dem Samson im gleichnamigen Werk Artemisia Gentileschis im Palazzo Zevallos Stigliano in Neapel (siehe Abb. 1) inspiriert ist.

Somit bietet die vorliegende Komposition ein hervorragendes Beispiel für den kulturellen Austausch und die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Malern im Bereich der Kunstproduktion der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Neapel ‒ einem Terrain, auf dem sich zahlreiche Konkurrenten drängten.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 165.500,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Diana De Rosa, gen. Annella di Massimo


(Neapel 1602–1643)
Samson und Delila,
Öl auf Leinwand, 101 x 155,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung,

Wir danken Riccardo Lattuada, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Zudem danken wir Maria Cristina Terzaghi für ihre davon unabhängig und ebenfalls nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original erfolgte Bestätigung der Zuschreibung.

Dieses bisher unveröffentlichte Gemälde ist ein ehrgeiziges Werk und stellt eine wichtige Ergänzung des Oeuvres einer der wenigen Künstlerinnen dar, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Neapel tätig waren. Es zeigt den Reichtum und das Können von Diana De Rosa als Malerin. Ihre kompositorische Meisterschaft und Sorgfalt in der Ausführung der Figuren sind unübersehbar.

Aufgrund ihres Talents war Diana De Rosa als Künstlerin bemerkenswert erfolgreich. Sie wurde gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Pacecco De Rosa (1607‒1656) im Atelier von Massimo Stanzione (1585‒1656) ausgebildet, von dem sie den Beinamen Annella di Massimo erhielt. Dem Biografen Bernardo de’ Dominici zufolge wurde Diana von ihrem Ehemann, dem Maler Agostino Beltrano, ermordet, der wegen der engen Beziehung zwischen Diana und Massimo Stanzione eifersüchtig war. Wahrscheinlich fiel Diana jedoch 1643 im Alter von 41 Jahren einer Krankheit zum Opfer. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits eine der bedeutendsten Malerinnen der neapolitanischen Kunstwelt.

Man kann das vorliegende Gemälde mit mehreren Werken vergleichen, die mit dem Namen Diana De Rosa in Verbindung gebracht worden sind. Man nimmt an, dass die Geschichten der Jungfrau Maria in der Chiesa di Santa Maria della Pietà dei Turchini in Neapel von ihr stammen. Dieser Gruppe wurden drei weitere Mariengeschichten für die Kirche San Giovanni Maggiore in Neapel zugeordnet, von denen heute zwei im Museo Diocesano in Neapel aufbewahrt werden (siehe F. Petrelli, Una luce su Annella de Rosa, in: Ricerche sul ’600 napoletano. Saggi e documenti, Neapel 2008 [2009], S. 87‒92).

Lattuada schlägt vor, das vorliegende Gemälde in die zweite Hälfte der 1630er-Jahre zu datieren, also in die Jahre der kurzen Reifezeit von Diana De Rosa. Sich zum Vergleich anbietende Gemälde, die Lucretia (Dorotheum, 23. Oktober 2018, Los 58) und die Heilige Agatha (Dorotheum, 22. Oktober 2019, Los 57) darstellen, zeigen beide eine sehr originelle Interpretation der Bilderfindungen Massimo Stanziones. Das im vorliegenden Fall für die Figur der Delila herangezogene Modell ist dasselbe, das auch für Lucretia verwendet wurde. Die spitzen Finger von Delilas Händen und die Schweigegeste der Magd auf dem vorliegenden Gemälde erinnern nicht nur an Stanzione, sondern auch an Dianas Bruder Pacecco De Rosa (1607‒1656), der seinerseits ein geschickter Interpret des gemeinsamen Meisters Massimo Stanzione war.

Das Gesicht der Magd ähnelt dem der Heiligen Barbara von Diana De Rosa, ehemals bei Sotheby’s in London (siehe G. Porzio, Ordine teatino e contesto artistico napoletano nel Seicento: Francesco Maria Caselli, Gaspare Del Popolo e una nota su Diana De Rosa, in: Sant’Andrea Avellino e i Teatini nella Napoli del viceregno spagnolo. Arte, religione, società, Neapel 2012, S. 601, Tafel 7).

Diana De Rosa stand mit dem ebenfalls bei Massimo Stanzione ausgebildeten Francesco Guarino (1611‒1651) in Verbindung, und die beiden Soldaten des vorliegenden Gemäldes, die links an dem Durchlass zu sehen sind, erinnern an Figuren von Guarinos Joseph, die Träume des Pharaos deutend in einer Privatsammlung, die sich links von Joseph befinden (siehe V. Pacelli, in: Francesco Guarini. Nuovi contributi, S. 81, Abb. 14).

Eine weitere wichtige Komponente für die Entstehung des vorliegenden Gemäldes ist die Figur des schlafenden Samson, die deutlich von dem Samson im gleichnamigen Werk Artemisia Gentileschis im Palazzo Zevallos Stigliano in Neapel (siehe Abb. 1) inspiriert ist.

Somit bietet die vorliegende Komposition ein hervorragendes Beispiel für den kulturellen Austausch und die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Malern im Bereich der Kunstproduktion der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Neapel ‒ einem Terrain, auf dem sich zahlreiche Konkurrenten drängten.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.