Lot Nr. 109


Giovanni Migliara


Giovanni Migliara - Alte Meister I

(Alessandria 1785–1837 Mailand)
Archäologen inmitten antiker Ruinen,
Öl auf Holz, 25,3 x 35,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel Derek Johns Fine Art, London;
europäische Privatsammlung, seit 2017

Wir danken Bożena Anna Kowalczyk, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes vorgeschlagen hat. Sie datiert das Bild um 1810–1820.

Mit dieser Komposition ist Giovanni Migliara eine seiner überzeugendsten Interpretationen des Werks von Antonio Canal, genannt Il Canaletto (1697‒1768), gelungen. Tatsächlich gibt das Gemälde mit nur minimalen Abweichungen eine von Canalettos Radierungen aus der Serie „Vedute altre prese da i luoghi altre ideate“ wieder, die nach 1744 in Venedig veröffentlicht wurde (siehe R. Bomberg, Canaletto’s Etchings, London/New York 1974, S. 162f., Nr. 31).

Links neben einem Marmorblock und einer massiven viereckigen Säule sind drei Männer, junge Archäologen, im Begriff, etwas ausgraben. Hinter einem Hügel sieht man in der Ferne eine Pyramide und eine von einer Statue gekrönte Säule. Den Mittelgrund nimmt ein Triumphbogen ein, der von einem Brunnen abgeschlossen wird; rechts davon, hinter einer niedrigen Mauer, stehen ein Haus und ein Glockenturm. Die Bauten sind in warmes, klares Licht getaucht, was die Wiedergabe der Oberflächen mit transparenten Farbschleiern und gekonnt dargestellten Einzelheiten unterstreicht. Wirkungsvoll betonen rote, weiße und blaue Akzente in den Figuren die Farbpalette von Braun-, Ocker-, Beige- und Olivtönen. Anders als sein Vorbild misst Migliara den Figuren größere Bedeutung bei: Die erste links, eine schöne Erscheinung im romantischen Stil, ist frontal und nicht wie in der Radierung von hinten zu sehen, während die Gruppe rechts drei statt zwei Silhouetten umfasst. Die Zweige eines Baumes auf der linken Seite wurden weggelassen, dafür hat Migliara zwischen Pyramide und Säule einen zweiten Busch hinzugefügt. Der Kontrast zwischen den Schatten im Vordergrund und der Helligkeit des weiter entfernten Triumphbogens ist für Migliara charakteristisch und wurde von seinen Zeitgenossen gepriesen.

Am Beginn seiner Laufbahn waren die venezianischen Errungenschaften Canalettos und Francesco Guardis (1712‒1793) von großer Bedeutung für Migliara, einen geschätzten, kunstvollen und äußerst produktiven Maler und Bühnenbildner, der ab 1805 in Mailand tätig war, wo er Professor an der Accademia di Brera, Gründer einer eigenen Malschule und 1833 Hofmaler des sardischen Königs und Herzogs von Savoyen Carlo Alberto wurde. Vor allem die Drucke Canalettos und Antonio Visentinis (1688‒1782) Zeichnungen nach dessen Gemälden waren eine Inspirationsquelle für seine kleinen Leinwände und Tafeln, Miniaturen und auf Leinwand aufgezogenen Arbeiten auf Papier in Öl oder Aquarell, die größtenteils im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts entstanden. Später überwog sein Interesse an den Denkmälern und Kirchen der Lombardei, auch wenn er sich in seinen ursprünglichen, vorbildlosen Darstellungen weiterhin venezianischen Motiven widmete. Für Migliara blieben die Radierungen Canalettos die bewundernswertesten Beispiele für Raffinesse und schöpferische Freiheit der Erfindung.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Giovanni Migliara


(Alessandria 1785–1837 Mailand)
Archäologen inmitten antiker Ruinen,
Öl auf Holz, 25,3 x 35,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel Derek Johns Fine Art, London;
europäische Privatsammlung, seit 2017

Wir danken Bożena Anna Kowalczyk, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes vorgeschlagen hat. Sie datiert das Bild um 1810–1820.

Mit dieser Komposition ist Giovanni Migliara eine seiner überzeugendsten Interpretationen des Werks von Antonio Canal, genannt Il Canaletto (1697‒1768), gelungen. Tatsächlich gibt das Gemälde mit nur minimalen Abweichungen eine von Canalettos Radierungen aus der Serie „Vedute altre prese da i luoghi altre ideate“ wieder, die nach 1744 in Venedig veröffentlicht wurde (siehe R. Bomberg, Canaletto’s Etchings, London/New York 1974, S. 162f., Nr. 31).

Links neben einem Marmorblock und einer massiven viereckigen Säule sind drei Männer, junge Archäologen, im Begriff, etwas ausgraben. Hinter einem Hügel sieht man in der Ferne eine Pyramide und eine von einer Statue gekrönte Säule. Den Mittelgrund nimmt ein Triumphbogen ein, der von einem Brunnen abgeschlossen wird; rechts davon, hinter einer niedrigen Mauer, stehen ein Haus und ein Glockenturm. Die Bauten sind in warmes, klares Licht getaucht, was die Wiedergabe der Oberflächen mit transparenten Farbschleiern und gekonnt dargestellten Einzelheiten unterstreicht. Wirkungsvoll betonen rote, weiße und blaue Akzente in den Figuren die Farbpalette von Braun-, Ocker-, Beige- und Olivtönen. Anders als sein Vorbild misst Migliara den Figuren größere Bedeutung bei: Die erste links, eine schöne Erscheinung im romantischen Stil, ist frontal und nicht wie in der Radierung von hinten zu sehen, während die Gruppe rechts drei statt zwei Silhouetten umfasst. Die Zweige eines Baumes auf der linken Seite wurden weggelassen, dafür hat Migliara zwischen Pyramide und Säule einen zweiten Busch hinzugefügt. Der Kontrast zwischen den Schatten im Vordergrund und der Helligkeit des weiter entfernten Triumphbogens ist für Migliara charakteristisch und wurde von seinen Zeitgenossen gepriesen.

Am Beginn seiner Laufbahn waren die venezianischen Errungenschaften Canalettos und Francesco Guardis (1712‒1793) von großer Bedeutung für Migliara, einen geschätzten, kunstvollen und äußerst produktiven Maler und Bühnenbildner, der ab 1805 in Mailand tätig war, wo er Professor an der Accademia di Brera, Gründer einer eigenen Malschule und 1833 Hofmaler des sardischen Königs und Herzogs von Savoyen Carlo Alberto wurde. Vor allem die Drucke Canalettos und Antonio Visentinis (1688‒1782) Zeichnungen nach dessen Gemälden waren eine Inspirationsquelle für seine kleinen Leinwände und Tafeln, Miniaturen und auf Leinwand aufgezogenen Arbeiten auf Papier in Öl oder Aquarell, die größtenteils im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts entstanden. Später überwog sein Interesse an den Denkmälern und Kirchen der Lombardei, auch wenn er sich in seinen ursprünglichen, vorbildlosen Darstellungen weiterhin venezianischen Motiven widmete. Für Migliara blieben die Radierungen Canalettos die bewundernswertesten Beispiele für Raffinesse und schöpferische Freiheit der Erfindung.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021