Lot Nr. 62


Marten de Vos und Werkstatt


Marten de Vos und Werkstatt - Alte Meister I

(Antwerpen 1532–1603)
Allegorie der sieben freien Künste,
Öl auf Leinwand, 156 x 234 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung, seit 1950

Wir danken Luuk Pijl, der die Zuschreibung auf Grundlage einer Fotografie vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes (seine schriftliche Mitteilung liegt vor).

Marten de Vos gehörte zusammen mit den Francken-Brüdern Ambrosius und Frans zu den führenden Historienmalern Flanderns nach der Vorherrschaft des Frans Floris. De Vos war auch ein produktiver Zeichner, der zahlreiche Entwürfe für Antwerpener Druckwerke, Tapisserien und Bleiglasfenster schuf. Er war der jüngste Sohn von Anna de Heere und dem aus Leiden stammenden Peter de Vos. Im Alter von 17 ging er bei dem unbekannten Jeroom Scuelens in die Lehre. Kurz danach reiste er nach Italien, wo er sich zwischen 1550 und etwa 1558 aufhielt, möglicherweise gemeinsam mit Pieter Brueghel dem Älteren. Einer italienischen Quelle (siehe C. Ridolfi, Le meraviglie dell’Arte, 1648) ist zu entnehmen, dass De Vos in der Werkstatt Tintorettos in Venedig arbeitete.

Nach seinem Italienaufenthalt heiratete er Joanna de Boucq, deren Familie aus Valenciennes in Frankreich stammte. Das Paar hatte fünf Töchter und drei Söhne. Damals war Frans Floris der führende Historienmaler Flanderns, der in Antwerpen einer großen Werkstatt vorstand. Trotz der mächtigen Präsenz Franz Floris’ und seiner gut gehenden Werkstatt gelang es De Vos ab 1564, sich bedeutende Aufträge zu sichern. In den 1560er Jahren hatten Floris, De Vos und die Franckens dem sogenannten Bildersturm standzuhalten, der seinen Höhepunkt 1566 erreichte. Dennoch wurde De Vos von seinen Kollegen zum Vorsitzenden der Antwerpener Malergilde berufen.

Dieses eindrucksvolle Gemälde ist zweifellos von hoher Qualität. Es zeigt von links nach rechts die sieben freien Künste: Geometrica, Arithmetica, Grammatica, Musica, Dialectica, Astronomica und Rhetorica – alle mit ihren sie identifizierenden Attributen.

Die Komposition des vorliegenden Gemäldes ist durch eine weitere Fassung in einer Brüsseler Privatsammlung bekannt (siehe A. Zweite, Marten de Vos als Maler, Berlin 1980, S. 302f., Kat.-Nr. 82, Abb. 102). Die Protagonistinnen der Brüsseler Fassung sind etwas monumentaler, sodass weniger Raum zwischen den Figuren verbleibt. Ein genauer Vergleich zwischen dem Brüsseler Bild und dem vorliegenden Gemälde lässt es laut Pijl am wahrscheinlichsten erscheinen, dass die vorliegende Fassung von De Vos mit der Unterstützung eines Werkstattmitarbeiters ausgeführt wurde. Dass De Vos einer gut gehenden Werkstatt vorstand, macht diese Vermutung durchaus nachvollziehbar. Die meisterhafte Ausführung der vielfältigen Details, welche an den Stoffen der Kleidung, Muscheln, Pflanzen und Attributen der Figuren zu beobachten sind, trägt insgesamt zur Wirkmächtigkeit des vorliegenden Gemäldes bei.

Zweite (A. Zweite 1980, S. 302) datiert das verwandte Brüsseler Bild in die frühen 1590er Jahre, sodass eine Entstehungszeit des vorliegenden Werks kurz vor 1600 glaubhaft scheint.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

11.05.2022 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 178.000,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Marten de Vos und Werkstatt


(Antwerpen 1532–1603)
Allegorie der sieben freien Künste,
Öl auf Leinwand, 156 x 234 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung, seit 1950

Wir danken Luuk Pijl, der die Zuschreibung auf Grundlage einer Fotografie vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes (seine schriftliche Mitteilung liegt vor).

Marten de Vos gehörte zusammen mit den Francken-Brüdern Ambrosius und Frans zu den führenden Historienmalern Flanderns nach der Vorherrschaft des Frans Floris. De Vos war auch ein produktiver Zeichner, der zahlreiche Entwürfe für Antwerpener Druckwerke, Tapisserien und Bleiglasfenster schuf. Er war der jüngste Sohn von Anna de Heere und dem aus Leiden stammenden Peter de Vos. Im Alter von 17 ging er bei dem unbekannten Jeroom Scuelens in die Lehre. Kurz danach reiste er nach Italien, wo er sich zwischen 1550 und etwa 1558 aufhielt, möglicherweise gemeinsam mit Pieter Brueghel dem Älteren. Einer italienischen Quelle (siehe C. Ridolfi, Le meraviglie dell’Arte, 1648) ist zu entnehmen, dass De Vos in der Werkstatt Tintorettos in Venedig arbeitete.

Nach seinem Italienaufenthalt heiratete er Joanna de Boucq, deren Familie aus Valenciennes in Frankreich stammte. Das Paar hatte fünf Töchter und drei Söhne. Damals war Frans Floris der führende Historienmaler Flanderns, der in Antwerpen einer großen Werkstatt vorstand. Trotz der mächtigen Präsenz Franz Floris’ und seiner gut gehenden Werkstatt gelang es De Vos ab 1564, sich bedeutende Aufträge zu sichern. In den 1560er Jahren hatten Floris, De Vos und die Franckens dem sogenannten Bildersturm standzuhalten, der seinen Höhepunkt 1566 erreichte. Dennoch wurde De Vos von seinen Kollegen zum Vorsitzenden der Antwerpener Malergilde berufen.

Dieses eindrucksvolle Gemälde ist zweifellos von hoher Qualität. Es zeigt von links nach rechts die sieben freien Künste: Geometrica, Arithmetica, Grammatica, Musica, Dialectica, Astronomica und Rhetorica – alle mit ihren sie identifizierenden Attributen.

Die Komposition des vorliegenden Gemäldes ist durch eine weitere Fassung in einer Brüsseler Privatsammlung bekannt (siehe A. Zweite, Marten de Vos als Maler, Berlin 1980, S. 302f., Kat.-Nr. 82, Abb. 102). Die Protagonistinnen der Brüsseler Fassung sind etwas monumentaler, sodass weniger Raum zwischen den Figuren verbleibt. Ein genauer Vergleich zwischen dem Brüsseler Bild und dem vorliegenden Gemälde lässt es laut Pijl am wahrscheinlichsten erscheinen, dass die vorliegende Fassung von De Vos mit der Unterstützung eines Werkstattmitarbeiters ausgeführt wurde. Dass De Vos einer gut gehenden Werkstatt vorstand, macht diese Vermutung durchaus nachvollziehbar. Die meisterhafte Ausführung der vielfältigen Details, welche an den Stoffen der Kleidung, Muscheln, Pflanzen und Attributen der Figuren zu beobachten sind, trägt insgesamt zur Wirkmächtigkeit des vorliegenden Gemäldes bei.

Zweite (A. Zweite 1980, S. 302) datiert das verwandte Brüsseler Bild in die frühen 1590er Jahre, sodass eine Entstehungszeit des vorliegenden Werks kurz vor 1600 glaubhaft scheint.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 11.05.2022 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.04. - 11.05.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.