Lot Nr. 67


Diana De Rosa, gen. Annella di Massimo


Diana De Rosa, gen. Annella di Massimo - Alte Meister I

(Neapel 1602–1643)
Tod der Dido,
Öl auf Leinwand, 128 x 103 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Riccardo Lattuada, der die Zuschreibung nach Untersuchung des vorliegenden Gemäldes im Original vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Dido begeht Selbstmord, indem sie sich das Schwert von Aeneas in die Brust stößt, währenddessen ihr Scheiterhaufen, dessen lodernde Flammen links unten zu sehen sind, bereits entzündet ist. Die Segel am Horizont im Bild rechts spielen auf die rasche Abreise ihres Geliebten Aeneas aus Karthago an, der sie angesichts der Erfüllung seiner schicksalhaften Aufgabe als Begründer Roms zurückließ.

Das bisher unveröffentlichte Gemälde ist eine bedeutende Hinzufügung zum Werk der Diana De Rosa, einer von wenigen Künstlerinnen, die in Neapel während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts tätig waren. Ihre Beherrschung der Komposition und ihre Sorgfalt bei der Ausführung des Bildgegenstands kommen auf diesem Bild deutlich zum Ausdruck.

Das Bild kann man mit einer stilistisch zusammengehörenden Gruppe von Werken, die Diana de Rosa zugeschrieben wird, vergleichen, darunter die Geschichten zum Marienleben in Santa Maria della Pietà dei Turchini in Neapel. Dazu gesellen sich drei weitere Leinwandbilder mit Marienthemen; eines davon befindet sich in San Giovanni Maggiore in Neapel und zwei weitere im Diözesanmuseum von Neapel (siehe F. Petrelli, Una luce su Annella de Rosa, in: Ricerche sul ‘600 napoletano. Saggi e documenti 2008, Neapel 2009, S. 87–92). Auch einige weitere Arbeiten hat man Diana de Rosa gegeben, sodass sich ihr Werkumfang stetig erweitert hat. Zuletzt sind auch drei bedeutende Gemälde, die Riccardo Lattuada der Künstlerin zugeschrieben hat, im Dorotheum in Wien angeboten worden: eine Lukretia (Auktion, 23. Oktober 2018, Lot 58), eine Heilige Agatha (Auktion, 22. Oktober 2019, Lot 57) und ein beeindruckendes Bild mit Samson und Delilah (Auktion, 10. November 2021, Lot 5).

Die Lukretia steht dem vorliegenden Bild vermutlich am nächsten, sowohl hinsichtlich der roten Draperie im Hintergrund als auch bezüglich der vergleichbaren Ausführung der Figur und der Hände. Auf unserem Bild ist der Farbauftrag jedoch freier. Lattuada datiert die Arbeit in Dianas späte Schaffensjahre, als barocke Tendenzen das Schaffen selbst der strengsten Vertreter der römisch-bolognesischen klassizistischen Kunst erfassten. In der vorliegenden Komposition zeigt sich der neovenezianische Geschmack in der schillernden Draperie und in der besonderen Aufmerksamkeit für kostbare Details wie den Perlen, Diademen und den Goldborten der Gewänder.

Das heroische weibliche Modell und die Umsetzung ihrer Kleidung sind mit dem Stil Pacecco de Rosas (1606–1656), Dianas Bruder, vergleichbar, doch stehen sie hier für eine protobarocke Kraft, deren dramatischer Gehalt akzentuierter zum Vorschein kommt als in Paceccos Bildfindungen. Didos Züge sind jenen vieler weiblicher Figuren Paceccos verwandt, selbst die Geste der Verzweiflung der Königin erinnert an Paceccos Susanna und die Alten im Museo e Real Bosco di Capodimonte in Neapel.

Ihrem Talent verdankt Diana De Rosa einen bemerkenswerten Erfolg als Künstlerin. Sie lernte mit Pacecco in der Werkstatt von Massimo Stanzione (1585–1656), mit dem sie eine enge, aber platonische Beziehung pflegte und durch die sie auch als Annella di Massimo bekannt war. Laut ihrem Biografen Bernardo de’ Dominici wurde sie von ihrem Mann, der wegen ihrer Beziehung zu Stanzione eifersüchtig war, ermordet; wahrscheinlicher ist es aber, dass sie einer Krankheit zum Opfer fiel und 1643 im Alter von 41 Jahren starb.

Das vorliegende Gemälde war womöglich als Pendant zum nachfolgenden Werk intendiert (Lot 68).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

11.05.2022 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 128.000,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Diana De Rosa, gen. Annella di Massimo


(Neapel 1602–1643)
Tod der Dido,
Öl auf Leinwand, 128 x 103 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Riccardo Lattuada, der die Zuschreibung nach Untersuchung des vorliegenden Gemäldes im Original vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Dido begeht Selbstmord, indem sie sich das Schwert von Aeneas in die Brust stößt, währenddessen ihr Scheiterhaufen, dessen lodernde Flammen links unten zu sehen sind, bereits entzündet ist. Die Segel am Horizont im Bild rechts spielen auf die rasche Abreise ihres Geliebten Aeneas aus Karthago an, der sie angesichts der Erfüllung seiner schicksalhaften Aufgabe als Begründer Roms zurückließ.

Das bisher unveröffentlichte Gemälde ist eine bedeutende Hinzufügung zum Werk der Diana De Rosa, einer von wenigen Künstlerinnen, die in Neapel während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts tätig waren. Ihre Beherrschung der Komposition und ihre Sorgfalt bei der Ausführung des Bildgegenstands kommen auf diesem Bild deutlich zum Ausdruck.

Das Bild kann man mit einer stilistisch zusammengehörenden Gruppe von Werken, die Diana de Rosa zugeschrieben wird, vergleichen, darunter die Geschichten zum Marienleben in Santa Maria della Pietà dei Turchini in Neapel. Dazu gesellen sich drei weitere Leinwandbilder mit Marienthemen; eines davon befindet sich in San Giovanni Maggiore in Neapel und zwei weitere im Diözesanmuseum von Neapel (siehe F. Petrelli, Una luce su Annella de Rosa, in: Ricerche sul ‘600 napoletano. Saggi e documenti 2008, Neapel 2009, S. 87–92). Auch einige weitere Arbeiten hat man Diana de Rosa gegeben, sodass sich ihr Werkumfang stetig erweitert hat. Zuletzt sind auch drei bedeutende Gemälde, die Riccardo Lattuada der Künstlerin zugeschrieben hat, im Dorotheum in Wien angeboten worden: eine Lukretia (Auktion, 23. Oktober 2018, Lot 58), eine Heilige Agatha (Auktion, 22. Oktober 2019, Lot 57) und ein beeindruckendes Bild mit Samson und Delilah (Auktion, 10. November 2021, Lot 5).

Die Lukretia steht dem vorliegenden Bild vermutlich am nächsten, sowohl hinsichtlich der roten Draperie im Hintergrund als auch bezüglich der vergleichbaren Ausführung der Figur und der Hände. Auf unserem Bild ist der Farbauftrag jedoch freier. Lattuada datiert die Arbeit in Dianas späte Schaffensjahre, als barocke Tendenzen das Schaffen selbst der strengsten Vertreter der römisch-bolognesischen klassizistischen Kunst erfassten. In der vorliegenden Komposition zeigt sich der neovenezianische Geschmack in der schillernden Draperie und in der besonderen Aufmerksamkeit für kostbare Details wie den Perlen, Diademen und den Goldborten der Gewänder.

Das heroische weibliche Modell und die Umsetzung ihrer Kleidung sind mit dem Stil Pacecco de Rosas (1606–1656), Dianas Bruder, vergleichbar, doch stehen sie hier für eine protobarocke Kraft, deren dramatischer Gehalt akzentuierter zum Vorschein kommt als in Paceccos Bildfindungen. Didos Züge sind jenen vieler weiblicher Figuren Paceccos verwandt, selbst die Geste der Verzweiflung der Königin erinnert an Paceccos Susanna und die Alten im Museo e Real Bosco di Capodimonte in Neapel.

Ihrem Talent verdankt Diana De Rosa einen bemerkenswerten Erfolg als Künstlerin. Sie lernte mit Pacecco in der Werkstatt von Massimo Stanzione (1585–1656), mit dem sie eine enge, aber platonische Beziehung pflegte und durch die sie auch als Annella di Massimo bekannt war. Laut ihrem Biografen Bernardo de’ Dominici wurde sie von ihrem Mann, der wegen ihrer Beziehung zu Stanzione eifersüchtig war, ermordet; wahrscheinlicher ist es aber, dass sie einer Krankheit zum Opfer fiel und 1643 im Alter von 41 Jahren starb.

Das vorliegende Gemälde war womöglich als Pendant zum nachfolgenden Werk intendiert (Lot 68).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 11.05.2022 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.04. - 11.05.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.