Lot Nr. 137


Francisco José de Goya y Lucientes, Werkstatt


Francisco José de Goya y Lucientes, Werkstatt - Alte Meister I

(Fuendetodos 1746–1828 Bordeaux)
Brustbild von Kardinal Luis María de Borbón y Vallabriga (1777–1823),
Öl auf Leinwand, 59 x 43 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Carlota Luisa Manuela de Godoy y Borbón, Segunda Duquesa de Sueca, Segunda Marquesa de Boadilla del Monte, Nichte von Kardinal Borbon, 1835, Florenz;
vermutlich Weitergabe im Erbgang an ihren Sohn Adolfo Rúspoli y Godoy (1822–1914), Segundo Duque de la Alcudia, 1886, Madrid;
vermutlich Pariser Kunsthandel, 1914;
russische Sammlung, vermutlich Sammlung von Agathon Carl Theodor Fabergé (1876–1951), Schweiz, 1921;
H. Rubin, Berlin;
Kunsthandel Heinemann, München, 27. Februar 1935 (als Francisco José de Goya y Lucientes, Inv.-Nr. 19196, zusammen mit Goyas Porträt der Maria Antonia, Inv.-Nr. 19197);
Kunsthandel D. Harker, London, 2. Oktober 1935;
verkauft an Gallery Hansen AG, Luzern, 14. September 1936;
Rückgabe an Heinemann, München, 14. November 1936, und getauscht gegen ein Gemälde von Arnold Böcklin (Inv.-Nr. 19429);
Sammlung Conte Alessandro Contini Bonacossi (1878–1955), Florenz, 1936;
europäische Privatsammlung

Literatur:
A. L. Mayer, Francisco de Goya, München 1923, S. 185, Nr. 178 (als Francisco de Goya, Studie für das Gemälde im Prado);
XXVI Biennale di Venezia: catalogo, Venedig 1952, S. 353, Kat.-Nr. 12 (as Francisco de Goya y Lucientes);

Das vorliegende Bild steht mit einem Porträt des Kardinals Luis María de Borbón y Vallabriga von Francisco José de Goya y Lucientes im Museu de Arte de São Paolo in Brasilien (Inv.-Nr. MASP.00173) und einem weiteren Gemälde im Prado in Madrid (Inv.-Nr. P000738) im Zusammenhang. Unser Bild des Kardinals wurde als Arbeit von Goyas Werkstatt eingeschätzt.

Kardinal Luis María de Borbón war der Sohn des Infanten Luis Antonio de Borbón und der María Teresa de Vallabriga sowie der Enkel von König Philipp V. von Spanien. 1799 wurde er zum Erzbischof von Sevilla, 1800 zum Erzbischof von Toledo sowie zum Primas von Spanien und zum Kardinal ernannt. Mit seinem Einsatz für die Abschaffung der Inquisition spielte er zwischen 1820 und 1823eine bedeutende Rolle in der liberalen spanischen Politik. Die morganatische Ehe seiner Eltern zwang seine Familie abseits vom Hof im Palast La Mosquera di Arenas de San Pedro im Südosten von Madrid zu wohnen. Das abgeschiedene Leben erlaubte es dem Vater des Kardinals, seiner Leidenschaft für Gemälde und Musik nachzugehen, ohne sich an die strenge Etikette des spanischen Hofes halten zu müssen; stattdessen scharte er einen kleinen Hof mit u. a. zahlreichen Künstlern um sich.

1783 erhielt Goya seinen ersten königlichen Auftrag vom Infanten und kam nach La Mosquera, um ihn und seine Familie und Freunde zu porträtieren. Sogar nach dem Tod des Infanten zwei Jahre später blieb der Künstler mit den beiden älteren Kindern, María Teresa de Godoy und Luís Maria, den Goya vier Mal malte, in Kontakt: Ein Porträt zeigt Luis Maria im Alter von sechs Jahren (Museo de Zaragoza, depósito de la Fundación Plaza, Inv.-Nr. 54278), ein anderes zeigt ihn innerhalb eines Familienporträts (Fondazione Magnani-Rocca, Parma; siehe X. Bray [Hg.], Goya. The Portraits, London 2015, Kat.-Nr. 8, S. 19); zweimal hat Goya ihn nach seiner Ernennung zum Kardinal porträtiert (Museu de Arte de São Paolo, Inv.-Nr. MASP.000173; Museo Nacional del Prado, Inv.-Nr. P000738).

Das vorliegende Brustbild mag möglicherweise nach einer heute verlorenen Kopfstudie Goyas oder alternativ nach einem ganzfigurigen Bildnis, als sich dieses noch bei der Familie Ruspoli y Godoy in Italien befand (heute in Brasilien), gemalt worden sein. Der Porträtierte trägt die traditionelle scharlachrote Robe mit den Insignien des Ordens des heiligen Januarius, die ihm 1793, 1800 bzw. 1802 überreicht wurden.

Eine Röntgenaufnahme bringt eine unter der Malschicht liegende weibliche Dreiviertelfigur zutage. Man nimmt an, dass es sich um das Porträt der jüngeren Schwester des Kardinals, María Luisa Fernanda de Borbón y Vallabriga, handelt. Die Figur erinnert an weibliche Porträts von Agustín Esteve y Marques, der in den frühen 1780er-Jahren Goyas Mitarbeiter wurde. In den getreuen Repliken nach Goyas königlichen Porträts stellte Esteve seine Modelle auf eine konservativere und traditionellere Weise dar, die ihn zum von Königin María Luisa bevorzugten Maler werden ließ und seinen Erfolg als Porträtist der Gesellschaft besiegelte.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

11.05.2022 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 25.600,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Francisco José de Goya y Lucientes, Werkstatt


(Fuendetodos 1746–1828 Bordeaux)
Brustbild von Kardinal Luis María de Borbón y Vallabriga (1777–1823),
Öl auf Leinwand, 59 x 43 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Carlota Luisa Manuela de Godoy y Borbón, Segunda Duquesa de Sueca, Segunda Marquesa de Boadilla del Monte, Nichte von Kardinal Borbon, 1835, Florenz;
vermutlich Weitergabe im Erbgang an ihren Sohn Adolfo Rúspoli y Godoy (1822–1914), Segundo Duque de la Alcudia, 1886, Madrid;
vermutlich Pariser Kunsthandel, 1914;
russische Sammlung, vermutlich Sammlung von Agathon Carl Theodor Fabergé (1876–1951), Schweiz, 1921;
H. Rubin, Berlin;
Kunsthandel Heinemann, München, 27. Februar 1935 (als Francisco José de Goya y Lucientes, Inv.-Nr. 19196, zusammen mit Goyas Porträt der Maria Antonia, Inv.-Nr. 19197);
Kunsthandel D. Harker, London, 2. Oktober 1935;
verkauft an Gallery Hansen AG, Luzern, 14. September 1936;
Rückgabe an Heinemann, München, 14. November 1936, und getauscht gegen ein Gemälde von Arnold Böcklin (Inv.-Nr. 19429);
Sammlung Conte Alessandro Contini Bonacossi (1878–1955), Florenz, 1936;
europäische Privatsammlung

Literatur:
A. L. Mayer, Francisco de Goya, München 1923, S. 185, Nr. 178 (als Francisco de Goya, Studie für das Gemälde im Prado);
XXVI Biennale di Venezia: catalogo, Venedig 1952, S. 353, Kat.-Nr. 12 (as Francisco de Goya y Lucientes);

Das vorliegende Bild steht mit einem Porträt des Kardinals Luis María de Borbón y Vallabriga von Francisco José de Goya y Lucientes im Museu de Arte de São Paolo in Brasilien (Inv.-Nr. MASP.00173) und einem weiteren Gemälde im Prado in Madrid (Inv.-Nr. P000738) im Zusammenhang. Unser Bild des Kardinals wurde als Arbeit von Goyas Werkstatt eingeschätzt.

Kardinal Luis María de Borbón war der Sohn des Infanten Luis Antonio de Borbón und der María Teresa de Vallabriga sowie der Enkel von König Philipp V. von Spanien. 1799 wurde er zum Erzbischof von Sevilla, 1800 zum Erzbischof von Toledo sowie zum Primas von Spanien und zum Kardinal ernannt. Mit seinem Einsatz für die Abschaffung der Inquisition spielte er zwischen 1820 und 1823eine bedeutende Rolle in der liberalen spanischen Politik. Die morganatische Ehe seiner Eltern zwang seine Familie abseits vom Hof im Palast La Mosquera di Arenas de San Pedro im Südosten von Madrid zu wohnen. Das abgeschiedene Leben erlaubte es dem Vater des Kardinals, seiner Leidenschaft für Gemälde und Musik nachzugehen, ohne sich an die strenge Etikette des spanischen Hofes halten zu müssen; stattdessen scharte er einen kleinen Hof mit u. a. zahlreichen Künstlern um sich.

1783 erhielt Goya seinen ersten königlichen Auftrag vom Infanten und kam nach La Mosquera, um ihn und seine Familie und Freunde zu porträtieren. Sogar nach dem Tod des Infanten zwei Jahre später blieb der Künstler mit den beiden älteren Kindern, María Teresa de Godoy und Luís Maria, den Goya vier Mal malte, in Kontakt: Ein Porträt zeigt Luis Maria im Alter von sechs Jahren (Museo de Zaragoza, depósito de la Fundación Plaza, Inv.-Nr. 54278), ein anderes zeigt ihn innerhalb eines Familienporträts (Fondazione Magnani-Rocca, Parma; siehe X. Bray [Hg.], Goya. The Portraits, London 2015, Kat.-Nr. 8, S. 19); zweimal hat Goya ihn nach seiner Ernennung zum Kardinal porträtiert (Museu de Arte de São Paolo, Inv.-Nr. MASP.000173; Museo Nacional del Prado, Inv.-Nr. P000738).

Das vorliegende Brustbild mag möglicherweise nach einer heute verlorenen Kopfstudie Goyas oder alternativ nach einem ganzfigurigen Bildnis, als sich dieses noch bei der Familie Ruspoli y Godoy in Italien befand (heute in Brasilien), gemalt worden sein. Der Porträtierte trägt die traditionelle scharlachrote Robe mit den Insignien des Ordens des heiligen Januarius, die ihm 1793, 1800 bzw. 1802 überreicht wurden.

Eine Röntgenaufnahme bringt eine unter der Malschicht liegende weibliche Dreiviertelfigur zutage. Man nimmt an, dass es sich um das Porträt der jüngeren Schwester des Kardinals, María Luisa Fernanda de Borbón y Vallabriga, handelt. Die Figur erinnert an weibliche Porträts von Agustín Esteve y Marques, der in den frühen 1780er-Jahren Goyas Mitarbeiter wurde. In den getreuen Repliken nach Goyas königlichen Porträts stellte Esteve seine Modelle auf eine konservativere und traditionellere Weise dar, die ihn zum von Königin María Luisa bevorzugten Maler werden ließ und seinen Erfolg als Porträtist der Gesellschaft besiegelte.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 11.05.2022 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.04. - 11.05.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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