Lot Nr. 14


Gustav Klimt


(Wien 1862–1918)
Geneigter Männerkopf nach rechts, mit geschlossenen Augen, 1916/17, seitenverkehrte Studie zu Adam im Gemälde „Adam und Eva“ (unvollendet - Novotny/Dobai Nr. 220 / Weidinger Nr. 251 / Natter Nr. 243), Bleistift auf Papier, 56 x 37,3 cm, zart gebräunt, Lichtrand, gerahmt

Verzeichnet und abgebildet:
Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Nachtrag 1878–1918, Bd. IV, Verlag der Galerie Welz, Salzburg 1989, S. 204–205 (mit Abb.)

Das Ölgemälde befindet sich im Besitz des Belvedere Wien.

Provenienz:
Privatsammlung, USA
Galerie Suppan, Wien
Privatsammlung, Wien

Wir danken Frau Marian Bisanz-Prakken.

In Klimts modernen allegorischen Gemälden und in zahllosen Zeichnungen ist das frontale, seitwärts geneigte Antlitz mit geschlossenen Augen ein häufiges Motiv. Anzutreffen ist diese vom Symbolismus geprägte Formel praktisch nur bei seinen weiblichen Gestalten – die bei Klimt eher spärlich vertretenen, athletischen Männerakte zeigen sich zumeist in der Rückenansicht – besonders wenn es ihm darum ging, Stimmungswerte wie Kummer, Melancholie, mysteriöse Verschlossenheit oder sinnliche Entrücktheit zu vermitteln.

Die vorliegende Zeichnung ist der bei Klimt sehr seltenen Kategorie der von vorne dargestellten, seitwärts geneigten Männerköpfe zuzurechnen. Es betrifft die Gruppe der Studien, die im Zusammenhang mit der Figur des Adam in im Gemälde „Adam und Eva“ (1916–1918, unvollendet) entstanden sind. Dieses späte Hauptwerk zeigt das erste Menschenpaar frontal stehend, wobei sich der muskulöse, aber völlig passive Adam zum Großteil hinter der üppigen, nackten Gestalt der Eva verbirgt. Zu den leuchtenden Augen seiner Partnerin bildet sein schlafendes, nach links geneigtes Antlitz einen markanten Kontrast. Dass Klimt sich in diesem Gemälde auf die in der Bibel beschriebene Geburt der Eva bezogen haben könnte, wird mehrfach vermutet: Bevor der Herr aus Adams Rippe die erste Frau schuf, ließ er ihn in einen tiefen Schlaf versinken.

Fest steht, dass dieser Zustand des Tief- oder Halbschlafs Klimt in seinen männlichen Kopfstudien intensiv beschäftigt hat. So konzentriert er sich in der vorliegenden Zeichnung ganz auf den inneren Rückzug des Adam, in einem für die Schöpfung entscheidenden Augenblick. Charakteristisch für die Spätzeit ist die fahrige, sich mehrfach wiederholende Strichführung, die an den Expressionismus denken lässt. Dabei gelingt es Klimt, den Ausdruck des Posierenden mit großer Treffsicherheit zu erfassen. Darüber hinaus wird diese autonom wirkende Studie von großer Ernsthaftigkeit getragen.

Marian Bisanz-Prakken

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at

23.05.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 23.400,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 35.000,-

Gustav Klimt


(Wien 1862–1918)
Geneigter Männerkopf nach rechts, mit geschlossenen Augen, 1916/17, seitenverkehrte Studie zu Adam im Gemälde „Adam und Eva“ (unvollendet - Novotny/Dobai Nr. 220 / Weidinger Nr. 251 / Natter Nr. 243), Bleistift auf Papier, 56 x 37,3 cm, zart gebräunt, Lichtrand, gerahmt

Verzeichnet und abgebildet:
Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Nachtrag 1878–1918, Bd. IV, Verlag der Galerie Welz, Salzburg 1989, S. 204–205 (mit Abb.)

Das Ölgemälde befindet sich im Besitz des Belvedere Wien.

Provenienz:
Privatsammlung, USA
Galerie Suppan, Wien
Privatsammlung, Wien

Wir danken Frau Marian Bisanz-Prakken.

In Klimts modernen allegorischen Gemälden und in zahllosen Zeichnungen ist das frontale, seitwärts geneigte Antlitz mit geschlossenen Augen ein häufiges Motiv. Anzutreffen ist diese vom Symbolismus geprägte Formel praktisch nur bei seinen weiblichen Gestalten – die bei Klimt eher spärlich vertretenen, athletischen Männerakte zeigen sich zumeist in der Rückenansicht – besonders wenn es ihm darum ging, Stimmungswerte wie Kummer, Melancholie, mysteriöse Verschlossenheit oder sinnliche Entrücktheit zu vermitteln.

Die vorliegende Zeichnung ist der bei Klimt sehr seltenen Kategorie der von vorne dargestellten, seitwärts geneigten Männerköpfe zuzurechnen. Es betrifft die Gruppe der Studien, die im Zusammenhang mit der Figur des Adam in im Gemälde „Adam und Eva“ (1916–1918, unvollendet) entstanden sind. Dieses späte Hauptwerk zeigt das erste Menschenpaar frontal stehend, wobei sich der muskulöse, aber völlig passive Adam zum Großteil hinter der üppigen, nackten Gestalt der Eva verbirgt. Zu den leuchtenden Augen seiner Partnerin bildet sein schlafendes, nach links geneigtes Antlitz einen markanten Kontrast. Dass Klimt sich in diesem Gemälde auf die in der Bibel beschriebene Geburt der Eva bezogen haben könnte, wird mehrfach vermutet: Bevor der Herr aus Adams Rippe die erste Frau schuf, ließ er ihn in einen tiefen Schlaf versinken.

Fest steht, dass dieser Zustand des Tief- oder Halbschlafs Klimt in seinen männlichen Kopfstudien intensiv beschäftigt hat. So konzentriert er sich in der vorliegenden Zeichnung ganz auf den inneren Rückzug des Adam, in einem für die Schöpfung entscheidenden Augenblick. Charakteristisch für die Spätzeit ist die fahrige, sich mehrfach wiederholende Strichführung, die an den Expressionismus denken lässt. Dabei gelingt es Klimt, den Ausdruck des Posierenden mit großer Treffsicherheit zu erfassen. Darüber hinaus wird diese autonom wirkende Studie von großer Ernsthaftigkeit getragen.

Marian Bisanz-Prakken

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Moderne
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 23.05.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.05. - 23.05.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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