Umkreis des Giorgio da Castelfranco, gen. Giorgione
(Castelfranco um 1477 – vor 1510)
Die Auffindung des Paris; und
Die Jagd auf den kalydonischen Eber,
Öl auf Holz, je 36 x 27 cm, gerahmt, Pendants (2)
Provenienz:
Kunsthandel, Italien, 1977;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer
Diese beiden kleinen Tafeln gehörten ursprünglich vermutlich zu einem bemalten Möbelstück. Das erste Bild stellt die Auffindung des Paris dar. Laut Ilias hatte die Mutter von Paris einen zukunftsweisenden Traum, in dem sie die Zerstörung Trojas voraussah. Aus Angst beschloss sie, ihren neugeborenen Sohn an den Hängen des Berges Ida auszusetzen, wo er von einem Hirten gefunden und aufgezogen wurde. Das zweite Bild mit einer Jägerin und einem Soldaten ist schwieriger zu deuten, basiert aber höchstwahrscheinlich ebenfalls auf Ovids Metamorphosen. Es könnte sich auf die Geschichte der kalydonischen Eberjagd beziehen: Atalante war die Erste, die das Tier verwundete, und erhielt sein Fell als Belohnung, nachdem Meleager ihm den Todesstoß versetzt hatte.
Zwischen dem späten 15. und frühen 16. Jahrhundert waren Ovids Texte weithin populär, was durch die Verbreitung von Stichen mit den entsprechenden Bildthemen und die Veröffentlichung der ersten illustrierten Ausgabe der Metamorphosen im Jahr 1497 begünstigt wurde. In seiner Abhandlung Le maraviglie dell'arte (Venedig 1648, S. 79) erinnert Carlo Ridolfi daran, dass Giorgione „Schilde, Schränke und viele Truhen bemalte, auf denen er hauptsächlich Ovids Fabeln darstellte“, und bestätigt damit auch die venezianische Vorliebe für bemalte Möbel.
Der Einfluss von Giorgiones Stil ist bei den vorliegenden Gemälden sowohl in der klassizistischen und allegorischen Darstellung der Naturlandschaft als auch in den Posen der Figuren deutlich erkennbar. So bestehen beispielsweise bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit dem berühmtesten Werk des Malers mit dem Titel Das Gewitter (Venedig, Gallerie dell’Accademia, Inv.-Nr. 915) oder mit der fragmentarisch erhaltenen Auffindung des Paris im Museum der schönen Künste in Budapest (Inv.-Nr. 95), bei dem es sich möglicherweise um eine Kopie eines verlorenen Gemäldes von Giorgione handelt.
Experte: Mark MacDonnell
Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.at
22.10.2024 - 18:00
- Schätzwert:
-
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-
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Umkreis des Giorgio da Castelfranco, gen. Giorgione
(Castelfranco um 1477 – vor 1510)
Die Auffindung des Paris; und
Die Jagd auf den kalydonischen Eber,
Öl auf Holz, je 36 x 27 cm, gerahmt, Pendants (2)
Provenienz:
Kunsthandel, Italien, 1977;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer
Diese beiden kleinen Tafeln gehörten ursprünglich vermutlich zu einem bemalten Möbelstück. Das erste Bild stellt die Auffindung des Paris dar. Laut Ilias hatte die Mutter von Paris einen zukunftsweisenden Traum, in dem sie die Zerstörung Trojas voraussah. Aus Angst beschloss sie, ihren neugeborenen Sohn an den Hängen des Berges Ida auszusetzen, wo er von einem Hirten gefunden und aufgezogen wurde. Das zweite Bild mit einer Jägerin und einem Soldaten ist schwieriger zu deuten, basiert aber höchstwahrscheinlich ebenfalls auf Ovids Metamorphosen. Es könnte sich auf die Geschichte der kalydonischen Eberjagd beziehen: Atalante war die Erste, die das Tier verwundete, und erhielt sein Fell als Belohnung, nachdem Meleager ihm den Todesstoß versetzt hatte.
Zwischen dem späten 15. und frühen 16. Jahrhundert waren Ovids Texte weithin populär, was durch die Verbreitung von Stichen mit den entsprechenden Bildthemen und die Veröffentlichung der ersten illustrierten Ausgabe der Metamorphosen im Jahr 1497 begünstigt wurde. In seiner Abhandlung Le maraviglie dell'arte (Venedig 1648, S. 79) erinnert Carlo Ridolfi daran, dass Giorgione „Schilde, Schränke und viele Truhen bemalte, auf denen er hauptsächlich Ovids Fabeln darstellte“, und bestätigt damit auch die venezianische Vorliebe für bemalte Möbel.
Der Einfluss von Giorgiones Stil ist bei den vorliegenden Gemälden sowohl in der klassizistischen und allegorischen Darstellung der Naturlandschaft als auch in den Posen der Figuren deutlich erkennbar. So bestehen beispielsweise bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit dem berühmtesten Werk des Malers mit dem Titel Das Gewitter (Venedig, Gallerie dell’Accademia, Inv.-Nr. 915) oder mit der fragmentarisch erhaltenen Auffindung des Paris im Museum der schönen Künste in Budapest (Inv.-Nr. 95), bei dem es sich möglicherweise um eine Kopie eines verlorenen Gemäldes von Giorgione handelt.
Experte: Mark MacDonnell
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Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 22.10.2024 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 12.10. - 22.10.2024 |