Lot Nr. 30


Norditalienische Schule, spätes 16. Jahrhundert


Vier römische Kaiserinnen:
Bildnis der Aelia Paetina (frühes 1. Jahrhundert n. Chr.),
bezeichnet rechts oben: ÆMILIA. CLAVDIO. VXOR. 5; und
Bildnis der Livia Drusilla (59 v. Chr. – 29 n. Chr.),
bezeichnet links oben: LIVIA. DRVSILLA. OCTAVIANO. VXOR. 2; und
Bildnis der Aemilia Lepida (1. Jahrhundert), Gemahlin des Galba,
bezeichnet links oben: LEPIDA. GALBA. VXOR. 7; und
Bildnis der Flavia Domitilla Major (gest. vor 69 n. Chr.),
bezeichnet links oben: POMPEA. SABINA. OTTONE. VXOR. 8,
Öl auf Leinwand, je 143 x 115,5 cm, gerahmt, Pendants (4)

Provenienz:
Sammlung Luisa María Narváez y Macías, Herzogin von Valencia (1912–1983), Palacio de los Águila, Avila;
Kunsthandel Luis Codosero, Madrid, 1984;
Privatsammlung, Madrid

Die vorliegenden Gemälde stehen mit der berühmten Serie römischer Kaiser in Verbindung, die Tizian zwischen 1536 und 1540 für das sogenannte „Camerino dei Cesari“ im Appartement des Herzogs Federico II. Gonzaga im Palazzo Ducale von Mantua, malte. In der Folge entstanden zur Serie passend zwölf weitere Gemälde der kaiserlichen Gemahlinnen, die heute vor allem durch Stiche von Ägidius Sadeler aus dem Jahr 1622 bekannt sind. Die originalen Vorlagen zu den Stichen sind nicht eindeutig belegt. Auf den Stichen der Frauen wird – anders als auf jenen der Männer, wo die Bilderfindung Tizian zuerkannt wird – der Name des Künstlers der Vorlagen nicht genannt. Allerdings lassen Dokumente annehmen, dass die Figuren letztlich mit einer Reihe von „Imperatrici“ (Kaiserinnen) in Zusammenhang stehen, die um 1586/1587 von Teodoro Ghisi und Pietro Facchetti ausgeführt, im herzoglichen Palast in einem eigenen Raum untergebracht wurden und so Tizians Cäsaren ergänzten (vgl. R. Berzaghi, Decorazioni in Palazzo Ducale da Guglielmo a Vincenzo II, in: R. Morselli, Gonzaga: la Celeste Galeria, Le raccolte, Ausstellungskatalog, Mailand 2002, S. 615 f.; S. L’Occaso, Teodoro Ghisi [1536 ca. – 1601], un manierista ,internazionale‘ a Mantova, in: Bulletin de l’Association des Historiens de l’Art Italien, Nr. 15–16/2009–2010, S. 146). Wie dieser Raum aussah, wo im Herzogspalast er sich befand und was mit den Gemälden geschah, unterliegt weitgehend Vermutungen. Im Jahr 1588 ist die Ausführung einer zweiten Serie von Kaiserinnen dokumentiert, bei der die Maler Francesco Borgani, Stefano Sanvito, Giovanni Bahuet und Ippolito Andreasi zusammenarbeiteten (vgl. Berzaghi 2002, S. 615).

1528 wurde die Sammlung der Gonzaga inklusive der Porträts Tizians an Karl I. von England verkauft, doch wurde Karls königliche Sammlung nach seiner Hinrichtung aufgelöst und 1651 unter dem englischen Commonwealth auktioniert. Nach der Auktion fanden Tizians Porträts Eingang in die Sammlung Philipps IV. von Spanien, wo sie im Alcazar von Madrid ausgestellt waren und 1734 einem Brand zum Opfer fielen.

Die weiblichen Figuren auf den vorliegenden Werken sind in Brustlänge und unterschiedlichen Lebensaltern dargestellt und im Profil, im Dreiviertelporträt oder en face und mit ganz unterschiedlichen Anordnungen der Draperien wiedergegeben. Die würdevollen Posen mit den aufwendigen Frisuren erinnern an die üppigen allegorischen Figuren des späten 16. Jahrhunderts. Die vorliegenden Gemälde scheinen nicht auf Sadelers Stichen zu beruhen, da sie im Hintergrund und in einigen Details Unterschiede zeigen und die Inschriften nicht mit den Dargestellten auf den Stichen übereinstimmen.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.at

22.10.2024 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 46.200,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Norditalienische Schule, spätes 16. Jahrhundert


Vier römische Kaiserinnen:
Bildnis der Aelia Paetina (frühes 1. Jahrhundert n. Chr.),
bezeichnet rechts oben: ÆMILIA. CLAVDIO. VXOR. 5; und
Bildnis der Livia Drusilla (59 v. Chr. – 29 n. Chr.),
bezeichnet links oben: LIVIA. DRVSILLA. OCTAVIANO. VXOR. 2; und
Bildnis der Aemilia Lepida (1. Jahrhundert), Gemahlin des Galba,
bezeichnet links oben: LEPIDA. GALBA. VXOR. 7; und
Bildnis der Flavia Domitilla Major (gest. vor 69 n. Chr.),
bezeichnet links oben: POMPEA. SABINA. OTTONE. VXOR. 8,
Öl auf Leinwand, je 143 x 115,5 cm, gerahmt, Pendants (4)

Provenienz:
Sammlung Luisa María Narváez y Macías, Herzogin von Valencia (1912–1983), Palacio de los Águila, Avila;
Kunsthandel Luis Codosero, Madrid, 1984;
Privatsammlung, Madrid

Die vorliegenden Gemälde stehen mit der berühmten Serie römischer Kaiser in Verbindung, die Tizian zwischen 1536 und 1540 für das sogenannte „Camerino dei Cesari“ im Appartement des Herzogs Federico II. Gonzaga im Palazzo Ducale von Mantua, malte. In der Folge entstanden zur Serie passend zwölf weitere Gemälde der kaiserlichen Gemahlinnen, die heute vor allem durch Stiche von Ägidius Sadeler aus dem Jahr 1622 bekannt sind. Die originalen Vorlagen zu den Stichen sind nicht eindeutig belegt. Auf den Stichen der Frauen wird – anders als auf jenen der Männer, wo die Bilderfindung Tizian zuerkannt wird – der Name des Künstlers der Vorlagen nicht genannt. Allerdings lassen Dokumente annehmen, dass die Figuren letztlich mit einer Reihe von „Imperatrici“ (Kaiserinnen) in Zusammenhang stehen, die um 1586/1587 von Teodoro Ghisi und Pietro Facchetti ausgeführt, im herzoglichen Palast in einem eigenen Raum untergebracht wurden und so Tizians Cäsaren ergänzten (vgl. R. Berzaghi, Decorazioni in Palazzo Ducale da Guglielmo a Vincenzo II, in: R. Morselli, Gonzaga: la Celeste Galeria, Le raccolte, Ausstellungskatalog, Mailand 2002, S. 615 f.; S. L’Occaso, Teodoro Ghisi [1536 ca. – 1601], un manierista ,internazionale‘ a Mantova, in: Bulletin de l’Association des Historiens de l’Art Italien, Nr. 15–16/2009–2010, S. 146). Wie dieser Raum aussah, wo im Herzogspalast er sich befand und was mit den Gemälden geschah, unterliegt weitgehend Vermutungen. Im Jahr 1588 ist die Ausführung einer zweiten Serie von Kaiserinnen dokumentiert, bei der die Maler Francesco Borgani, Stefano Sanvito, Giovanni Bahuet und Ippolito Andreasi zusammenarbeiteten (vgl. Berzaghi 2002, S. 615).

1528 wurde die Sammlung der Gonzaga inklusive der Porträts Tizians an Karl I. von England verkauft, doch wurde Karls königliche Sammlung nach seiner Hinrichtung aufgelöst und 1651 unter dem englischen Commonwealth auktioniert. Nach der Auktion fanden Tizians Porträts Eingang in die Sammlung Philipps IV. von Spanien, wo sie im Alcazar von Madrid ausgestellt waren und 1734 einem Brand zum Opfer fielen.

Die weiblichen Figuren auf den vorliegenden Werken sind in Brustlänge und unterschiedlichen Lebensaltern dargestellt und im Profil, im Dreiviertelporträt oder en face und mit ganz unterschiedlichen Anordnungen der Draperien wiedergegeben. Die würdevollen Posen mit den aufwendigen Frisuren erinnern an die üppigen allegorischen Figuren des späten 16. Jahrhunderts. Die vorliegenden Gemälde scheinen nicht auf Sadelers Stichen zu beruhen, da sie im Hintergrund und in einigen Details Unterschiede zeigen und die Inschriften nicht mit den Dargestellten auf den Stichen übereinstimmen.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 22.10.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.10. - 22.10.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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