Lot Nr. 61


Alessandro Piazza


(Venedig 1652–1727 Rom)
Die Feierlichkeiten zum Schmotzigen Donnerstag auf der Piazzetta, Venedig; und
Die Stierhatz auf dem Campo San Polo, Venedig,
Öl auf Leinwand, je 114 x 148 cm, gerahmt, Pendants(2)

Provenienz:
Kunsthandel, Italien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Dario Succi, der die Zuschreibung der vorliegenden Gemälde bestätigt hat, für seine Hilfe bei deren Katalogisierung. Er datiert die Werke um 1685.

Bei diesem großformatigen, auf Leinwand gemalten Gemäldepaar mit der Darstellung zweier venezianischer Feste handelt es sich um bisher unveröffentlichte Werke Alessandro Piazzas, eines venezianischen Künstlers, über dessen Leben wenig bekannt ist. Seine Tätigkeit als Künstler ist hauptsächlich durch eine Reihe von sieben Gemälden im Museo Correr in Venedig mit Begebenheiten aus dem Leben des Francesco Morosini dokumentiert, der von 1688 bis 1694 Doge war. Zwei weitere signierte Gemälde befinden sich im Worcester Art Museum: Der vom Lido ablegende Bucintoro, datiert mit 1700, und eine Aufführung des Grimani-Theaters, datiert mit 1702. Ein weiteres Paar venezianischer Ansichten, Der Bucintoro am Himmelfahrtstag und Der Krieg der Fäuste vor San Barnaba (signiert), wurde von Dario Succi in Il fiore di Venezia. Dipinti dal Seicento all’Ottocento in collezioni private publiziert (Venedig 2014, S. 56 f.).

Auf dem ersten der beiden Gemälde, Die Stierhatz auf dem Campo San Polo, konzentriert sich der Künstler auf die zahlreichen Figuren, die die lebendige Darstellung einer weiteren jährlich begangenen venezianischen Tradition bevölkern. Die Stierhatz entwickelte sich aus dem Sieg von Vitale Michiel II. über Aquileia. In einer Darbietung, die die Stärke und Tapferkeit der Venezianer demonstrieren sollte, wurden Stiere von wilden Hunden durch die Straßen der Stadt gejagt. Das Gemälde zeigt den Campo San Polo, der mit Teilnehmenden, Zuschauern und Tieren gefüllt ist. Die Zuschauer befinden sich auf einer Tribüne vor der Kirche San Polo, während rechts der gotische Palazzo Garzoni zu sehen ist, der Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen wurde.

Das zweite Gemälde, Die Feierlichkeiten zum Schmotzigen Donnerstag auf der Piazzetta, zeigt den jährlichen Karneval. Die Veranstaltung, auch bekannt als Berlingaccio, fand in Anwesenheit des Dogen und seines Gefolges statt, um an den Sieg des Dogen Vitale Michiel II. über Ulrico, den Patriarchen von Aquileia, im Jahr 1162 zu erinnern. Nach seiner gescheiterten Invasion Venedigs wurden der Patriarch Ulrico und seine zwölf Kanoniker zum Tode verurteilt. Durch die Intervention des Papstes wurde ihr Leben für ein von den Siegern festgelegtes Lösegeld verschont: Jedes Jahr am Jahrestag des Sieges von Vitale Michieli wurden ein Bulle und zwölf Schweine, die den Patriarchen und seine zwölf Kanoniker darstellten, von Aquileia nach Venedig geschickt. Die Tiere wurden in einem symbolischen öffentlichen Prozess verurteilt und schließlich hingerichtet, ihr Fleisch wurde von den venezianischen Würdenträgern bei einem Festmahl verzehrt. In der Mitte des Gemäldes ist eine Feuerwerksmaschine im Festbetrieb zu sehen, rechts erwartet der symbolische „Patriarch“ in Form des Stiers sein Schicksal.

Alessandro Piazza wurde vom Schaffen Joseph Heintz’ des Jüngeren (1600–1678) beeinflusst; auch seine Werke verraten ein Interesse an einem Narrativ, das die Lebendigkeit des venezianischen Alltagslebens dieser Zeit darstellt: ein Genre der Vedutenmalerei, das später von Luca Carlevarijs (1663–1730) weiterentwickelt werden sollte.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.at

22.10.2024 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 62.400,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Alessandro Piazza


(Venedig 1652–1727 Rom)
Die Feierlichkeiten zum Schmotzigen Donnerstag auf der Piazzetta, Venedig; und
Die Stierhatz auf dem Campo San Polo, Venedig,
Öl auf Leinwand, je 114 x 148 cm, gerahmt, Pendants(2)

Provenienz:
Kunsthandel, Italien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Dario Succi, der die Zuschreibung der vorliegenden Gemälde bestätigt hat, für seine Hilfe bei deren Katalogisierung. Er datiert die Werke um 1685.

Bei diesem großformatigen, auf Leinwand gemalten Gemäldepaar mit der Darstellung zweier venezianischer Feste handelt es sich um bisher unveröffentlichte Werke Alessandro Piazzas, eines venezianischen Künstlers, über dessen Leben wenig bekannt ist. Seine Tätigkeit als Künstler ist hauptsächlich durch eine Reihe von sieben Gemälden im Museo Correr in Venedig mit Begebenheiten aus dem Leben des Francesco Morosini dokumentiert, der von 1688 bis 1694 Doge war. Zwei weitere signierte Gemälde befinden sich im Worcester Art Museum: Der vom Lido ablegende Bucintoro, datiert mit 1700, und eine Aufführung des Grimani-Theaters, datiert mit 1702. Ein weiteres Paar venezianischer Ansichten, Der Bucintoro am Himmelfahrtstag und Der Krieg der Fäuste vor San Barnaba (signiert), wurde von Dario Succi in Il fiore di Venezia. Dipinti dal Seicento all’Ottocento in collezioni private publiziert (Venedig 2014, S. 56 f.).

Auf dem ersten der beiden Gemälde, Die Stierhatz auf dem Campo San Polo, konzentriert sich der Künstler auf die zahlreichen Figuren, die die lebendige Darstellung einer weiteren jährlich begangenen venezianischen Tradition bevölkern. Die Stierhatz entwickelte sich aus dem Sieg von Vitale Michiel II. über Aquileia. In einer Darbietung, die die Stärke und Tapferkeit der Venezianer demonstrieren sollte, wurden Stiere von wilden Hunden durch die Straßen der Stadt gejagt. Das Gemälde zeigt den Campo San Polo, der mit Teilnehmenden, Zuschauern und Tieren gefüllt ist. Die Zuschauer befinden sich auf einer Tribüne vor der Kirche San Polo, während rechts der gotische Palazzo Garzoni zu sehen ist, der Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen wurde.

Das zweite Gemälde, Die Feierlichkeiten zum Schmotzigen Donnerstag auf der Piazzetta, zeigt den jährlichen Karneval. Die Veranstaltung, auch bekannt als Berlingaccio, fand in Anwesenheit des Dogen und seines Gefolges statt, um an den Sieg des Dogen Vitale Michiel II. über Ulrico, den Patriarchen von Aquileia, im Jahr 1162 zu erinnern. Nach seiner gescheiterten Invasion Venedigs wurden der Patriarch Ulrico und seine zwölf Kanoniker zum Tode verurteilt. Durch die Intervention des Papstes wurde ihr Leben für ein von den Siegern festgelegtes Lösegeld verschont: Jedes Jahr am Jahrestag des Sieges von Vitale Michieli wurden ein Bulle und zwölf Schweine, die den Patriarchen und seine zwölf Kanoniker darstellten, von Aquileia nach Venedig geschickt. Die Tiere wurden in einem symbolischen öffentlichen Prozess verurteilt und schließlich hingerichtet, ihr Fleisch wurde von den venezianischen Würdenträgern bei einem Festmahl verzehrt. In der Mitte des Gemäldes ist eine Feuerwerksmaschine im Festbetrieb zu sehen, rechts erwartet der symbolische „Patriarch“ in Form des Stiers sein Schicksal.

Alessandro Piazza wurde vom Schaffen Joseph Heintz’ des Jüngeren (1600–1678) beeinflusst; auch seine Werke verraten ein Interesse an einem Narrativ, das die Lebendigkeit des venezianischen Alltagslebens dieser Zeit darstellt: ein Genre der Vedutenmalerei, das später von Luca Carlevarijs (1663–1730) weiterentwickelt werden sollte.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 22.10.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.10. - 22.10.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.