Aurelio Lomi
(Pisa 1556–1622)
Mariä Aufnahme in den Himmel,
undeutlich datiert unten in der Mitte: 1583. P.,
Öl auf Leinwand, 132 x 108 cm, gerahmt
Provenienz:
europäische Privatsammlung
Wir danken Pierluigi Carofano, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.
Die Szene ist nach der klassischen Ikonografie des Themas der Himmelfahrt Mariens dargestellt: Maria entschwebt in den Himmel, während die staunenden Apostel das Grab umringen, das sich auf wundersame Weise mit Blumen gefüllt hat. Nach der christlichen Lehre ist Maria nie wirklich gestorben, sondern lediglich eingeschlafen (die so genannte Dormitio Virginis), bevor sie in den Himmel aufstieg, um ihrem Sohn zu folgen. Während dieses scheinbaren Schlafes versteckten ihre Anhänger ihren Leichnam, um zu verhindern, dass die vom Satan aufgehetzten Bewohner Jerusalems ihn verbrannten. Im Transitus Sanctae Mariae, einer Erzählung, die dem Evangelisten Johannes zugeschrieben wird, wurden die Apostel in dem Moment, als die Madonna in das Grab gelegt wurde, von einem gleißenden Licht getroffen, und Maria wurde von Engeln in den Himmel getragen. Die strikte Einhaltung der heiligen Texte war eine wesentliche Voraussetzung für Kunstwerke, die in der Zeit der Gegenreformation geschaffen wurden.
Pierluigi Carofano weist darauf hin, dass die Figuren dieses Gemäldes mit Werken aus Aurelio Lomis Genueser Zeit verglichen werden können, etwa mit der Himmelfahrt Mariens in der Kirche Santa Maria di Castello oder mit der Mannalese, die sich heute im Metropolitan Museum of New York befindet (Inv.-Nr. 80.3.245a). Ebenso typisch für den Künstler sind die lebhaften, schimmernden Farben.
Laut Carofano handelt es sich bei diesem auf Leinwand gemalten Bild möglicherweise um eine vorbereitende Skizze für eine in Rom gemalte Himmelfahrt Lomis für Santa Maria in Vallicella, ein Werk, das in historischen Quellen erwähnt wird, aber heute verloren ist. Der Maler arbeitete an der Ausstattung der Kapelle der Familie Pinelli aus Genua (geweiht 1587) und schuf sowohl Fresken als auch ein Altarbild, das Giovanni Baglione 1624 als „Himmelfahrt der Jungfrau Maria mit den Aposteln“ beschrieb. Im 18. Jahrhundert in die Sakristei verbracht, wo es durch ein Gemälde von Cerrini mit demselben Thema ersetzt wurde, verschwand Lomis Altarbild vor 1925 aus der Kirche (vgl. R. P. Ciardi, M. C. Galassi, P. Carofano, Aurelio Lomi: maniera e innovazione, Pisa 1989, S. 182, 267).
Aurelio Lomi war der Halbbruder von Orazio Gentileschi (1563–1639) und ging zunächst bei seinem Vater, Giovanni Battista Lomi, in die Lehre. Er setzte seine Ausbildung in Florenz fort und arbeitete mit bedeutenden Vertretern des toskanischen Manierismus wie Bronzino und Cigoli zusammen. Seine frühen Werke zeigen auch den Einfluss Jacopo Ligozzis und das Studium der Gemälde Veroneses.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Rom kehrte Lomi 1588 nach Pisa zurück, wo er mit der Arbeit an bedeutenden Aufträgen begann, darunter das Fresko Das Gastmahl von Ester und Ahasverus im Camposanto Monumentale und mehrere Gemälde für den Dom von Pisa. Im Jahr 1597 zog er nach Genua, wo seine Laufbahn vor allem mit kirchlichen Aufträgen ihren Höhepunkt erreichte. Im Jahr 1604 kehrte Lomi nach Pisa zurück und setzte seine Arbeit in der Toskana fort, wo er wichtige religiöse Gemälde für Pistoia, Lucca und Florenz schuf.
Experte: Mark MacDonnell
Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.at
22.10.2024 - 18:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 19.800,-
- Schätzwert:
-
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-
Aurelio Lomi
(Pisa 1556–1622)
Mariä Aufnahme in den Himmel,
undeutlich datiert unten in der Mitte: 1583. P.,
Öl auf Leinwand, 132 x 108 cm, gerahmt
Provenienz:
europäische Privatsammlung
Wir danken Pierluigi Carofano, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.
Die Szene ist nach der klassischen Ikonografie des Themas der Himmelfahrt Mariens dargestellt: Maria entschwebt in den Himmel, während die staunenden Apostel das Grab umringen, das sich auf wundersame Weise mit Blumen gefüllt hat. Nach der christlichen Lehre ist Maria nie wirklich gestorben, sondern lediglich eingeschlafen (die so genannte Dormitio Virginis), bevor sie in den Himmel aufstieg, um ihrem Sohn zu folgen. Während dieses scheinbaren Schlafes versteckten ihre Anhänger ihren Leichnam, um zu verhindern, dass die vom Satan aufgehetzten Bewohner Jerusalems ihn verbrannten. Im Transitus Sanctae Mariae, einer Erzählung, die dem Evangelisten Johannes zugeschrieben wird, wurden die Apostel in dem Moment, als die Madonna in das Grab gelegt wurde, von einem gleißenden Licht getroffen, und Maria wurde von Engeln in den Himmel getragen. Die strikte Einhaltung der heiligen Texte war eine wesentliche Voraussetzung für Kunstwerke, die in der Zeit der Gegenreformation geschaffen wurden.
Pierluigi Carofano weist darauf hin, dass die Figuren dieses Gemäldes mit Werken aus Aurelio Lomis Genueser Zeit verglichen werden können, etwa mit der Himmelfahrt Mariens in der Kirche Santa Maria di Castello oder mit der Mannalese, die sich heute im Metropolitan Museum of New York befindet (Inv.-Nr. 80.3.245a). Ebenso typisch für den Künstler sind die lebhaften, schimmernden Farben.
Laut Carofano handelt es sich bei diesem auf Leinwand gemalten Bild möglicherweise um eine vorbereitende Skizze für eine in Rom gemalte Himmelfahrt Lomis für Santa Maria in Vallicella, ein Werk, das in historischen Quellen erwähnt wird, aber heute verloren ist. Der Maler arbeitete an der Ausstattung der Kapelle der Familie Pinelli aus Genua (geweiht 1587) und schuf sowohl Fresken als auch ein Altarbild, das Giovanni Baglione 1624 als „Himmelfahrt der Jungfrau Maria mit den Aposteln“ beschrieb. Im 18. Jahrhundert in die Sakristei verbracht, wo es durch ein Gemälde von Cerrini mit demselben Thema ersetzt wurde, verschwand Lomis Altarbild vor 1925 aus der Kirche (vgl. R. P. Ciardi, M. C. Galassi, P. Carofano, Aurelio Lomi: maniera e innovazione, Pisa 1989, S. 182, 267).
Aurelio Lomi war der Halbbruder von Orazio Gentileschi (1563–1639) und ging zunächst bei seinem Vater, Giovanni Battista Lomi, in die Lehre. Er setzte seine Ausbildung in Florenz fort und arbeitete mit bedeutenden Vertretern des toskanischen Manierismus wie Bronzino und Cigoli zusammen. Seine frühen Werke zeigen auch den Einfluss Jacopo Ligozzis und das Studium der Gemälde Veroneses.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Rom kehrte Lomi 1588 nach Pisa zurück, wo er mit der Arbeit an bedeutenden Aufträgen begann, darunter das Fresko Das Gastmahl von Ester und Ahasverus im Camposanto Monumentale und mehrere Gemälde für den Dom von Pisa. Im Jahr 1597 zog er nach Genua, wo seine Laufbahn vor allem mit kirchlichen Aufträgen ihren Höhepunkt erreichte. Im Jahr 1604 kehrte Lomi nach Pisa zurück und setzte seine Arbeit in der Toskana fort, wo er wichtige religiöse Gemälde für Pistoia, Lucca und Florenz schuf.
Experte: Mark MacDonnell
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Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 22.10.2024 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 12.10. - 22.10.2024 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.