Martin van Meytens
(Stockholm 1695–1770 Wien)
Dreiviertelfiguriges Porträt von Kaiserin Maria Theresia, Königin von Ungarn und Böhmen (1717–1780), mit der böhmischen Krone und dem Erzherzogshut,
Öl auf Leinwand, 153 x 128 cm, gerahmt
Provenienz:
Auktion, Dorotheum, Wien, 30. April 2019, Lot 418 (verkauft um 217.066 Euro);
dort erworben durch Roy T. Eddleman (1940–2022)
Wir danken Georg Lechner, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.
Bisher waren nur zwei Versionen des vorliegenden Gemäldes bekannt, von denen sich eine in der Eremitage in Sankt Petersburg (Inv.-Nr. ГЭ-5283) und die andere im Mauritshuis in Den Haag (Inv.-Nr. 38) befindet. Während das Gemälde in Russland als ein qualitativ hochwertiges Werk von der Hand van Meytens identifiziert werden muss, handelt es sich bei der Version im Mauritshuis um eine etwas vereinfachte Variante, die heute zurecht als Werkstattreplik eingestuft wird (vgl. B. Broos, A. van Suchtelen, Portraits in the Mauritshuis. 1430–1790, Den Haag, Zwolle 2004, S. 291, Kat.-Nr. 38). Unterschiede sind insbesondere in der Darstellung des Hintergrunds, in der Goldstickerei des Kleides, vor allem aber in der Anzahl der dargestellten Kronen zu erkennen. Das Sankt Petersburger Gemälde zeigt die böhmische Wenzelskrone, die ungarische Stephanskrone, den Erzherzogshut und im Hintergrund wohl die österreichische Kaiserkrone, nämlich die Krone Kaiser Rudolfs II., die augenscheinlicher als die anderen vom Original abweicht. Das Gemälde in Den Haag zeigt Maria Theresia mit drei Kronen als Königin von Ungarn und Böhmen, während sich das vorliegende Werk auf den Erzherzogshut und die Wenzelskrone beschränkt. Diese Besonderheit deutet darauf hin, dass das Werk wahrscheinlich für einen in Böhmen lebenden Auftraggeber oder Empfänger angefertigt wurde.
Sowohl dem Gemälde in Sankt Petersburg als auch jenem in Den Haag stehen Pendants in Form von Porträts von Maria Theresias Ehemann, Kaiser Franz I. Stephan, zur Seite. In beiden Fällen ist er im goldenen spanischen Hofgewand und mit dem Zepter in der Hand dargestellt, während die Kaiserkrone neben ihm auf dem Tisch liegt. Damit ist 1745, das Jahr seiner Krönung zum römisch-deutschen Kaiser, als terminus post quem festgelegt. Auf all den genannten Bildern wirken Maria Theresia und Franz I. Stephan deutlich jünger als in anderen Versionen, sodass davon ausgegangen werden muss, dass die Gemälde zwischen 1745 und 1750 entstanden sind.
Während das Paar in Den Haag auf die Sammlung Wilhelms IV. von Oranien zurückzugehen scheint (vgl. B. Broos, A. van Suchtelen 2004, S. 291, Kat.-Nr. 37 und 38), gelangten die Gemälde in Sankt Petersburg aus dem mittlerweile wiederaufgebauten Schloss Karskaja Slawjanka in die Eremitage. Für das vorliegende Porträt Maria Theresias muss daher angenommen werden, dass es ebenfalls aus Adelsbesitz stammt. Vermutlich hatte das vorliegende Gemälde ebenfalls ein Gegenstück, das Franz I. Stephan zeigte. Wie auf den Gemälden in Russland und den Niederlanden könnte er dort ebenfalls in spanischer Hoftracht und mit einem mit blauen Federn geschmückten Hut dargestellt gewesen sein.
Es fällt auf, dass die Gesichtszüge im vorliegenden Porträt große Ähnlichkeit mit der plastischen Qualität der Pastellporträts Maria Theresias von Jean-Étienne Liotard aufweisen (vgl. M. Roethlisberger et.al., Liotard: Catalogue, Source et Correspondance, Doornspijk 2008, Kat.-Nr. 108, Abb. 158, 161; und Kat.-Nr. 109, 110, Abb. 159, 160). Weitere Details wie die Spitzen, die Stickerei des Kleides, die Haartracht, die weiche Modellierung des Gesichts und die Haltung der Hände sind von hervorragender Qualität und fügen sich zu einem harmonischen Ganzen.
Eng mit dem Leben und Vermächtnis von Kaiserin Maria Theresia verbunden ist das Schloss Schönbrunn in Wien. Ab 1743 ließ Maria Theresia die Sommerresidenz für ihre wachsende Familie durch den Architekten Nikolaus Pacassi umbauen und erweitern. Zwei Gemälde von Bernardo Bellotto aus den Jahren 1759/60, die im Kunsthistorischen Museum in Wien aufbewahrt werden, zeigen die renovierte Anlage (Inv.-Nr. 1666 und 1667).
Der Verkaufserlös dieses Lots kommt dem Eddleman Quantum Institute, einer gemeinnützigen Organisation, die sich der Weiterentwicklung von Wissenschaft und Technik durch die Quantenforschung widmet, zugute.
22.10.2024 - 18:00
- Schätzwert:
-
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-
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Martin van Meytens
(Stockholm 1695–1770 Wien)
Dreiviertelfiguriges Porträt von Kaiserin Maria Theresia, Königin von Ungarn und Böhmen (1717–1780), mit der böhmischen Krone und dem Erzherzogshut,
Öl auf Leinwand, 153 x 128 cm, gerahmt
Provenienz:
Auktion, Dorotheum, Wien, 30. April 2019, Lot 418 (verkauft um 217.066 Euro);
dort erworben durch Roy T. Eddleman (1940–2022)
Wir danken Georg Lechner, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.
Bisher waren nur zwei Versionen des vorliegenden Gemäldes bekannt, von denen sich eine in der Eremitage in Sankt Petersburg (Inv.-Nr. ГЭ-5283) und die andere im Mauritshuis in Den Haag (Inv.-Nr. 38) befindet. Während das Gemälde in Russland als ein qualitativ hochwertiges Werk von der Hand van Meytens identifiziert werden muss, handelt es sich bei der Version im Mauritshuis um eine etwas vereinfachte Variante, die heute zurecht als Werkstattreplik eingestuft wird (vgl. B. Broos, A. van Suchtelen, Portraits in the Mauritshuis. 1430–1790, Den Haag, Zwolle 2004, S. 291, Kat.-Nr. 38). Unterschiede sind insbesondere in der Darstellung des Hintergrunds, in der Goldstickerei des Kleides, vor allem aber in der Anzahl der dargestellten Kronen zu erkennen. Das Sankt Petersburger Gemälde zeigt die böhmische Wenzelskrone, die ungarische Stephanskrone, den Erzherzogshut und im Hintergrund wohl die österreichische Kaiserkrone, nämlich die Krone Kaiser Rudolfs II., die augenscheinlicher als die anderen vom Original abweicht. Das Gemälde in Den Haag zeigt Maria Theresia mit drei Kronen als Königin von Ungarn und Böhmen, während sich das vorliegende Werk auf den Erzherzogshut und die Wenzelskrone beschränkt. Diese Besonderheit deutet darauf hin, dass das Werk wahrscheinlich für einen in Böhmen lebenden Auftraggeber oder Empfänger angefertigt wurde.
Sowohl dem Gemälde in Sankt Petersburg als auch jenem in Den Haag stehen Pendants in Form von Porträts von Maria Theresias Ehemann, Kaiser Franz I. Stephan, zur Seite. In beiden Fällen ist er im goldenen spanischen Hofgewand und mit dem Zepter in der Hand dargestellt, während die Kaiserkrone neben ihm auf dem Tisch liegt. Damit ist 1745, das Jahr seiner Krönung zum römisch-deutschen Kaiser, als terminus post quem festgelegt. Auf all den genannten Bildern wirken Maria Theresia und Franz I. Stephan deutlich jünger als in anderen Versionen, sodass davon ausgegangen werden muss, dass die Gemälde zwischen 1745 und 1750 entstanden sind.
Während das Paar in Den Haag auf die Sammlung Wilhelms IV. von Oranien zurückzugehen scheint (vgl. B. Broos, A. van Suchtelen 2004, S. 291, Kat.-Nr. 37 und 38), gelangten die Gemälde in Sankt Petersburg aus dem mittlerweile wiederaufgebauten Schloss Karskaja Slawjanka in die Eremitage. Für das vorliegende Porträt Maria Theresias muss daher angenommen werden, dass es ebenfalls aus Adelsbesitz stammt. Vermutlich hatte das vorliegende Gemälde ebenfalls ein Gegenstück, das Franz I. Stephan zeigte. Wie auf den Gemälden in Russland und den Niederlanden könnte er dort ebenfalls in spanischer Hoftracht und mit einem mit blauen Federn geschmückten Hut dargestellt gewesen sein.
Es fällt auf, dass die Gesichtszüge im vorliegenden Porträt große Ähnlichkeit mit der plastischen Qualität der Pastellporträts Maria Theresias von Jean-Étienne Liotard aufweisen (vgl. M. Roethlisberger et.al., Liotard: Catalogue, Source et Correspondance, Doornspijk 2008, Kat.-Nr. 108, Abb. 158, 161; und Kat.-Nr. 109, 110, Abb. 159, 160). Weitere Details wie die Spitzen, die Stickerei des Kleides, die Haartracht, die weiche Modellierung des Gesichts und die Haltung der Hände sind von hervorragender Qualität und fügen sich zu einem harmonischen Ganzen.
Eng mit dem Leben und Vermächtnis von Kaiserin Maria Theresia verbunden ist das Schloss Schönbrunn in Wien. Ab 1743 ließ Maria Theresia die Sommerresidenz für ihre wachsende Familie durch den Architekten Nikolaus Pacassi umbauen und erweitern. Zwei Gemälde von Bernardo Bellotto aus den Jahren 1759/60, die im Kunsthistorischen Museum in Wien aufbewahrt werden, zeigen die renovierte Anlage (Inv.-Nr. 1666 und 1667).
Der Verkaufserlös dieses Lots kommt dem Eddleman Quantum Institute, einer gemeinnützigen Organisation, die sich der Weiterentwicklung von Wissenschaft und Technik durch die Quantenforschung widmet, zugute.
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 22.10.2024 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 12.10. - 22.10.2024 |