Gianantonio Guardi
(Wien 1699–1760 Venedig)
Drei Paare in exotischen Gewändern beim Tanz um ein Feuer,
Öl auf Leinwand, 46 x 64 cm, gerahmt
Provenienz:
beauftragt 1742 oder 1743 durch Johann Matthias Reichsgraf von der Schulenburg (1661–1747), Palazzo Loredan, Venedig;
Weitergabe im Erbgang an dessen Neffen Christian Günther von der Schulenburg (1684–1765), Berlin;
Weitergabe im Erbgang innerhalb der Familie;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer
Dokumentation:
Inventario Generale della Galleria di S. E. Maresciallo Co: die Schulemburg […], 30. Juni 1741, Venedig, [addendum] Tableaux achetés après le sudit Cattalogue: als „Guardi 43 [pieces] Tabl rappt: les Coutumes des Turcs 400 [Lire]“;
Quadri e Ritratti Essistenti nelle differenti Camere del Palazzo del Defonto Eccellentissimo Maresciallo. Quadri che esistono in Pallazzo di Sua Eccellenza Maresciallo in Venezia, August 1747, Venedig: in der „Camera del Sigr Ten.te Col.o Arcoleo’ als ‘Guardi Quaranta tre quadri che rapresentano costumi dei Turchi“
Ausgestellt:
Berlin, Martin-Gropius-Bau, Europa und der Orient 800–1900, 28. Mai – 27. August 1989, Nr. 13/1 (als Antonio Guardi);
Venedig, Fondazione Giorgio Cini, Guardi. Quadri Turcheschi, 28. August – 21. November 1993, Nr. 11 (als Antonio Guardi);
Gorizia, Palazzo della Torre, Le meraviglie di Venezia, 2008, Nr. 55 (Gianantonio Guardi)
Literatur:
A. Morassi, Four Newly Discovered Turkish Scenes by Antonio Guardi, in: Apollo, Bd. 99, Nr. 146, 1974, S. 274–276, Abb. 1 (als Antonio Guardi);
G. Sievernich, H. Budde (Hg.), Europa und der Orient 800–1900, Ausstellungskatalog, Berlin 1989, Kat.-Nr. 13/1, S. 827, Tafel 899 (als Antonio Guardi, 1742/43);
A. Binion, La Galleria scomparsa del Maresciallo von der Schulenburg, Mailand 1990, S. 107, 245, 259 (als Antonio Guardi);
F. Pedrocco, F. Montecuccoli degli Erri, Antonio Guardi, Mailand 1992, S. 131, Nr. 73, S. 212, Abb. 91 (als Antonio Guardi);
A. Bettagno, Guardi. Quadri turcheschi, Ausstellungskatalog, Venedig 1993, Kat.-Nr. 11, S. 50 f. (als Antonio Guardi);
A. Delneri, in: D. Succi, A. Delneri (Hg.), Le meraviglie di Venezia, Ausstellungskatalog, Venedig 2008, Kat.-Nr. 55, S. 176 f. (als Gianantonio Guardi)
Das Gemälde ist Teil der berühmten Serie Türkischer Szenen, die Feldmarschall Johann Matthias von der Schulenburg (1661–1747) zwischen 1742 und 1743 bei Gianantonio Guardi in Auftrag gab.
Der aus Sachsen stammende Schulenburg verteidigte Korfu 1715/1716 gegen türkische Übergriffe und erwarb sich so die Dankbarkeit der Republik Venedig. In seiner zweiten Lebenshälfte zog er sich nach Venetien zurück und lebte abwechselnd in Venedig und Verona, wo er 1747 starb. Ab den 1720er-Jahren war Schulenburg auch ein bedeutender Kunstsammler und Mäzen und schuf eine umfangreiche Galerie, die sowohl Gemälde von Meistern als auch Werke zeitgenössischer Künstler wie Guardi, Piazzetta, Ricci und Rosalba Carriera umfasste (vgl. Literatur).
Laut Inventarverzeichnissen seiner Sammlung aus dem 18. Jahrhundert bestand die Gruppe der Türkischen Szenen im Palazzo Loredan in Venedig aus 43 Gemälden. Allerdings konnte bisher nur weniger als die Hälfte davon aufgefunden werden. Die auf Leinwand gemalten Bilder waren alle ungefähr gleich groß und stellten türkische Kostüme, Menschen, Bauwerke und Landschaften dar.
Möglicherweise hat Gianantonio zur Ausführung dieses anspruchsvollen Auftrags die Hilfe seines Bruders Francesco in Anspruch genommen, dessen Handschrift in einigen Gemälden erkennbar ist, beispielsweise in dem Werk Zwei Odalisken spielen Mancala in einem Harem, das sich heute im Museum Kunstpalast in Düsseldorf befindet (Inv.-Nr. M 244). Morassi erwog bei diesem Auftrag eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Künstlern, heute hingegen schätzen KunsthistorikerInnen diese Serie als eines der Hauptwerke Gianantonio Guardis ein.
Gianantonios Türkische Szenen waren von Stichen nach Gemälden von Jean Baptiste Vanmour angeregt, die 1714 im Recueil de cent Estampes representant differentes Nations du Levant für den Marquis de Ferriol veröffentlicht wurden. Bettagno (vgl. Literatur) vermutet, dass die vorliegende Komposition direkt von einem Gemälde Vanmours in Venedig inspiriert sein könnte. Ähnliches trifft auf das Gemälde Griechinnen und Griechen beim Khorra-Tanz zu, das sich heute im Rijksmuseum in Amsterdam befindet (Inv.-Nr. SK-A-2009).
Experte: Mark MacDonnell
Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.at
22.10.2024 - 18:00
- Schätzwert:
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EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-
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Gianantonio Guardi
(Wien 1699–1760 Venedig)
Drei Paare in exotischen Gewändern beim Tanz um ein Feuer,
Öl auf Leinwand, 46 x 64 cm, gerahmt
Provenienz:
beauftragt 1742 oder 1743 durch Johann Matthias Reichsgraf von der Schulenburg (1661–1747), Palazzo Loredan, Venedig;
Weitergabe im Erbgang an dessen Neffen Christian Günther von der Schulenburg (1684–1765), Berlin;
Weitergabe im Erbgang innerhalb der Familie;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer
Dokumentation:
Inventario Generale della Galleria di S. E. Maresciallo Co: die Schulemburg […], 30. Juni 1741, Venedig, [addendum] Tableaux achetés après le sudit Cattalogue: als „Guardi 43 [pieces] Tabl rappt: les Coutumes des Turcs 400 [Lire]“;
Quadri e Ritratti Essistenti nelle differenti Camere del Palazzo del Defonto Eccellentissimo Maresciallo. Quadri che esistono in Pallazzo di Sua Eccellenza Maresciallo in Venezia, August 1747, Venedig: in der „Camera del Sigr Ten.te Col.o Arcoleo’ als ‘Guardi Quaranta tre quadri che rapresentano costumi dei Turchi“
Ausgestellt:
Berlin, Martin-Gropius-Bau, Europa und der Orient 800–1900, 28. Mai – 27. August 1989, Nr. 13/1 (als Antonio Guardi);
Venedig, Fondazione Giorgio Cini, Guardi. Quadri Turcheschi, 28. August – 21. November 1993, Nr. 11 (als Antonio Guardi);
Gorizia, Palazzo della Torre, Le meraviglie di Venezia, 2008, Nr. 55 (Gianantonio Guardi)
Literatur:
A. Morassi, Four Newly Discovered Turkish Scenes by Antonio Guardi, in: Apollo, Bd. 99, Nr. 146, 1974, S. 274–276, Abb. 1 (als Antonio Guardi);
G. Sievernich, H. Budde (Hg.), Europa und der Orient 800–1900, Ausstellungskatalog, Berlin 1989, Kat.-Nr. 13/1, S. 827, Tafel 899 (als Antonio Guardi, 1742/43);
A. Binion, La Galleria scomparsa del Maresciallo von der Schulenburg, Mailand 1990, S. 107, 245, 259 (als Antonio Guardi);
F. Pedrocco, F. Montecuccoli degli Erri, Antonio Guardi, Mailand 1992, S. 131, Nr. 73, S. 212, Abb. 91 (als Antonio Guardi);
A. Bettagno, Guardi. Quadri turcheschi, Ausstellungskatalog, Venedig 1993, Kat.-Nr. 11, S. 50 f. (als Antonio Guardi);
A. Delneri, in: D. Succi, A. Delneri (Hg.), Le meraviglie di Venezia, Ausstellungskatalog, Venedig 2008, Kat.-Nr. 55, S. 176 f. (als Gianantonio Guardi)
Das Gemälde ist Teil der berühmten Serie Türkischer Szenen, die Feldmarschall Johann Matthias von der Schulenburg (1661–1747) zwischen 1742 und 1743 bei Gianantonio Guardi in Auftrag gab.
Der aus Sachsen stammende Schulenburg verteidigte Korfu 1715/1716 gegen türkische Übergriffe und erwarb sich so die Dankbarkeit der Republik Venedig. In seiner zweiten Lebenshälfte zog er sich nach Venetien zurück und lebte abwechselnd in Venedig und Verona, wo er 1747 starb. Ab den 1720er-Jahren war Schulenburg auch ein bedeutender Kunstsammler und Mäzen und schuf eine umfangreiche Galerie, die sowohl Gemälde von Meistern als auch Werke zeitgenössischer Künstler wie Guardi, Piazzetta, Ricci und Rosalba Carriera umfasste (vgl. Literatur).
Laut Inventarverzeichnissen seiner Sammlung aus dem 18. Jahrhundert bestand die Gruppe der Türkischen Szenen im Palazzo Loredan in Venedig aus 43 Gemälden. Allerdings konnte bisher nur weniger als die Hälfte davon aufgefunden werden. Die auf Leinwand gemalten Bilder waren alle ungefähr gleich groß und stellten türkische Kostüme, Menschen, Bauwerke und Landschaften dar.
Möglicherweise hat Gianantonio zur Ausführung dieses anspruchsvollen Auftrags die Hilfe seines Bruders Francesco in Anspruch genommen, dessen Handschrift in einigen Gemälden erkennbar ist, beispielsweise in dem Werk Zwei Odalisken spielen Mancala in einem Harem, das sich heute im Museum Kunstpalast in Düsseldorf befindet (Inv.-Nr. M 244). Morassi erwog bei diesem Auftrag eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Künstlern, heute hingegen schätzen KunsthistorikerInnen diese Serie als eines der Hauptwerke Gianantonio Guardis ein.
Gianantonios Türkische Szenen waren von Stichen nach Gemälden von Jean Baptiste Vanmour angeregt, die 1714 im Recueil de cent Estampes representant differentes Nations du Levant für den Marquis de Ferriol veröffentlicht wurden. Bettagno (vgl. Literatur) vermutet, dass die vorliegende Komposition direkt von einem Gemälde Vanmours in Venedig inspiriert sein könnte. Ähnliches trifft auf das Gemälde Griechinnen und Griechen beim Khorra-Tanz zu, das sich heute im Rijksmuseum in Amsterdam befindet (Inv.-Nr. SK-A-2009).
Experte: Mark MacDonnell
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Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 22.10.2024 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 12.10. - 22.10.2024 |