Max (Mopp) Oppenheimer

(Wien 1885–1954 New York)
Selbstporträt, um 1933, auf originalem Keilrahmen Klebezettel Künstlerhaus Wien 1932/3135, Stempel und Inventar Nr. 60148 vom Historischen Museum Wien (heute Wien Museum), Öl auf Leinwand, 98 x 81 cm, gerahmt

Verzeichnet und abgebildet:
Marie-Agnes von Puttkamer, MOPP. Max Oppenheimer 1885–1954. Leben und malerisches Werk mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Wien 1999, WV-Nr. 220, mit Abb. S. 274

Provenienz:
Max Oppenheimer (1885–1954)
Aus dem Atelier gestohlen, Wien, 1938
Julius Fargel (1886–1954), Wien
Dessen Schenkung an die Städtischen Sammlungen (heute Wien Museum), 6. Februar 1939, Inv.-Nr. 60.148
Restitution an die Rechtsnachfolger nach Max Oppenheimer 2024

Ausstellung:
Eingereicht für die Herbstausstellung mit einer Sammlung von Werken von Max Oppenheimer, Künstlerhaus Wien, 1932
Wien, MOPP. Max Oppenheimer, Jüdisches Museum, 23. Juni – 18. September 1994, Ausst.-Kat. S. 157/158, mit Abb.

Wir danken Nikolaus Domes, MA für die Bestätigung der Eintragung im Künstlerhaus-Archiv.


Max Oppenheimer in Wien

Als Sohn eines Redakteurs der Neuen Freien Presse und als Akteur der späten Wiener Moderne entwickelte Max Oppenheimer sehr früh ein besonderes Interesse für die Natur des Menschen. Als Kenner und Mitglied der „Cafe Central-Clique“ in Wien, bot sich ihm kurz vor 1910 ein reiches Umfeld, ungewöhnliche Persönlichkeiten wie Adolf Loos, Arthur Schnitzler, später Heinrich und Thomas Mann in ihren Eigenheiten zu studieren und sie auf neuartige Weise zu porträtieren.

Selten hingegen und anders als sein großes Vorbild Egon Schiele beschäftigte ihn das eigene Porträt, um genau zu sein in jedem Schaffensjahrzehnt vor der Emigration nur einmal: 1908, 1911, 1924 und das letzte Mal 1932. Im Frühjahr desselben Jahres war Max Oppenheimer von Berlin nach Wien zurück übersiedelt und hatte ein Atelier in der Neulinggasse 39 im 7. Bezirk bezogen. Hellsichtig hatte er die wachsende politische Aggression in Deutschland als unabwendbare Gefahr für ihn als jüdischen Künstler erkannt. In Wien war er in seinem Wirken aber noch nicht eingeschränkt und in den kommenden sechs Jahren fand Oppenheimer immer wieder Möglichkeiten für Ausstellungen, Verkäufe und intensives Arbeiten. Bald nach seiner Ankunft erhielt er im Künstlerhaus die Möglichkeit zu einer repräsentativen Schau von mehr als dreißig Ölbildern. Dieses Selbstporträt sowie die beiden Porträts von Martin Hürlimann (Kat. Nr. 6) und Moissey Kogan (Kat. Nr. 7) hatte er ebenso dafür eingereicht.

Im März 1938, in der Nacht vor der Grenzschließung, gelang Max Oppenheimer noch rechtzeitig die Flucht in die Schweiz, von wo er im November nach New York emigrieren konnte. Kurz danach wurde sein Atelier in der Neulinggasse in Wien geplündert, sein letztes Selbstporträt und die beiden Porträts waren Teil des Raubgutes. Sie gelangten in Folge in die Hände des Kunstmalers und NSDAP-Mitglieds Julius Fargel, der die Werke im Februar 1939 den Städtischen Sammlungen (heute Wien Museum) spendete. 1994 wurde das Gemälde in der ersten großen Retrospektive des Künstlers nach dem Krieg im Jüdischen Museum Wien präsentiert. Nach der im Sommer erfolgten Restitution an die Erben nach Max Oppenheimer, zwei gemeinnützige Organisationen, können alle drei Werke angeboten werden - 70 Jahre nach seinem Tod am 19. Mai 1954.

Max Oppenheimers letztes Selbstporträt

Das Porträt sprengt fast den Rahmen. Die gespreizten Beine füllen das Bild bis in die letzte Ecke aus, während der leicht geneigte Kopf schon über die Rahmenkante führt. Es ist, als wäre dem Maler im Zuge des Malens das Bild zu klein geworden, als hätte er mit impulsiver Energie sich selbst immer näher an den Betrachter herangeführt.

Es ist ein Selbstporträt des Malers Max Oppenheimer, eine faszinierende Darstellung zwischen strotzendem Selbstbewusstsein und innerer Zerrissenheit. Seine Position in aufrechter Haltung im Zentrum des Bildes, die Arme voll Tatkraft mit Malpalette und Pinsel angespannt erhoben, und das eine zusammengekniffene Auge vermitteln eine ungemein konzentrierte, ja resolute Präsenz. Allein die in zahllose Splitter zerbrochenen Farbflächen stürzen diesen Eindruck der Sicherheit in ein wankendes, spannungsgeladenes Chaos.

Expertin: Dr. Marianne Hussl-Hörmann Dr. Marianne Hussl-Hörmann
+43-1-515 60-765

marianne.hussl-hoermann@dorotheum.at

Erzielter Preis: **
EUR 700.000,-
Schätzwert:
EUR 160.000,- bis EUR 220.000,-

Max (Mopp) Oppenheimer


(Wien 1885–1954 New York)
Selbstporträt, um 1933, auf originalem Keilrahmen Klebezettel Künstlerhaus Wien 1932/3135, Stempel und Inventar Nr. 60148 vom Historischen Museum Wien (heute Wien Museum), Öl auf Leinwand, 98 x 81 cm, gerahmt

Verzeichnet und abgebildet:
Marie-Agnes von Puttkamer, MOPP. Max Oppenheimer 1885–1954. Leben und malerisches Werk mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Wien 1999, WV-Nr. 220, mit Abb. S. 274

Provenienz:
Max Oppenheimer (1885–1954)
Aus dem Atelier gestohlen, Wien, 1938
Julius Fargel (1886–1954), Wien
Dessen Schenkung an die Städtischen Sammlungen (heute Wien Museum), 6. Februar 1939, Inv.-Nr. 60.148
Restitution an die Rechtsnachfolger nach Max Oppenheimer 2024

Ausstellung:
Eingereicht für die Herbstausstellung mit einer Sammlung von Werken von Max Oppenheimer, Künstlerhaus Wien, 1932
Wien, MOPP. Max Oppenheimer, Jüdisches Museum, 23. Juni – 18. September 1994, Ausst.-Kat. S. 157/158, mit Abb.

Wir danken Nikolaus Domes, MA für die Bestätigung der Eintragung im Künstlerhaus-Archiv.


Max Oppenheimer in Wien

Als Sohn eines Redakteurs der Neuen Freien Presse und als Akteur der späten Wiener Moderne entwickelte Max Oppenheimer sehr früh ein besonderes Interesse für die Natur des Menschen. Als Kenner und Mitglied der „Cafe Central-Clique“ in Wien, bot sich ihm kurz vor 1910 ein reiches Umfeld, ungewöhnliche Persönlichkeiten wie Adolf Loos, Arthur Schnitzler, später Heinrich und Thomas Mann in ihren Eigenheiten zu studieren und sie auf neuartige Weise zu porträtieren.

Selten hingegen und anders als sein großes Vorbild Egon Schiele beschäftigte ihn das eigene Porträt, um genau zu sein in jedem Schaffensjahrzehnt vor der Emigration nur einmal: 1908, 1911, 1924 und das letzte Mal 1932. Im Frühjahr desselben Jahres war Max Oppenheimer von Berlin nach Wien zurück übersiedelt und hatte ein Atelier in der Neulinggasse 39 im 7. Bezirk bezogen. Hellsichtig hatte er die wachsende politische Aggression in Deutschland als unabwendbare Gefahr für ihn als jüdischen Künstler erkannt. In Wien war er in seinem Wirken aber noch nicht eingeschränkt und in den kommenden sechs Jahren fand Oppenheimer immer wieder Möglichkeiten für Ausstellungen, Verkäufe und intensives Arbeiten. Bald nach seiner Ankunft erhielt er im Künstlerhaus die Möglichkeit zu einer repräsentativen Schau von mehr als dreißig Ölbildern. Dieses Selbstporträt sowie die beiden Porträts von Martin Hürlimann (Kat. Nr. 6) und Moissey Kogan (Kat. Nr. 7) hatte er ebenso dafür eingereicht.

Im März 1938, in der Nacht vor der Grenzschließung, gelang Max Oppenheimer noch rechtzeitig die Flucht in die Schweiz, von wo er im November nach New York emigrieren konnte. Kurz danach wurde sein Atelier in der Neulinggasse in Wien geplündert, sein letztes Selbstporträt und die beiden Porträts waren Teil des Raubgutes. Sie gelangten in Folge in die Hände des Kunstmalers und NSDAP-Mitglieds Julius Fargel, der die Werke im Februar 1939 den Städtischen Sammlungen (heute Wien Museum) spendete. 1994 wurde das Gemälde in der ersten großen Retrospektive des Künstlers nach dem Krieg im Jüdischen Museum Wien präsentiert. Nach der im Sommer erfolgten Restitution an die Erben nach Max Oppenheimer, zwei gemeinnützige Organisationen, können alle drei Werke angeboten werden - 70 Jahre nach seinem Tod am 19. Mai 1954.

Max Oppenheimers letztes Selbstporträt

Das Porträt sprengt fast den Rahmen. Die gespreizten Beine füllen das Bild bis in die letzte Ecke aus, während der leicht geneigte Kopf schon über die Rahmenkante führt. Es ist, als wäre dem Maler im Zuge des Malens das Bild zu klein geworden, als hätte er mit impulsiver Energie sich selbst immer näher an den Betrachter herangeführt.

Es ist ein Selbstporträt des Malers Max Oppenheimer, eine faszinierende Darstellung zwischen strotzendem Selbstbewusstsein und innerer Zerrissenheit. Seine Position in aufrechter Haltung im Zentrum des Bildes, die Arme voll Tatkraft mit Malpalette und Pinsel angespannt erhoben, und das eine zusammengekniffene Auge vermitteln eine ungemein konzentrierte, ja resolute Präsenz. Allein die in zahllose Splitter zerbrochenen Farbflächen stürzen diesen Eindruck der Sicherheit in ein wankendes, spannungsgeladenes Chaos.

Expertin: Dr. Marianne Hussl-Hörmann Dr. Marianne Hussl-Hörmann
+43-1-515 60-765

marianne.hussl-hoermann@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Moderne
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum:
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 09.11. - 19.11.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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