Lot Nr. 154


Theophil Melicher


Theophil Melicher - Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen

(Wien 1860-1926) Paar Entwürfe für sakrale Ausstattungen Wiener Kirchen, ein Blatt bezeichnet und signiert Th. Melicher 1893 (?), "Entwurf für eine Kirchenpolychromierung der Canisiuskirche Wien IX. Bezirk", das zweite Blatt unsigniert, Aquarell und schwarze Tuschfeder auf Papier, 31 x 60 cm und 24 x 64 cm, gerahmt, (2), (Sch)

Provenienz: Privatbesitz, Österreich.

Bei den beiden Skizzen handelt es sich zum einen um einen Entwurf für die Polychromierung des Langhauses der Wiener Cansiuskirche, die 1899 bis 1903 durch Gustav Ritter von Neumann errichtet und 1956 durch Ladislaus Hruska umgestaltet wurde. Die ursprüngliche Ausgestaltung der Kirche hat sich bis auf wenige Teile nicht erhalten. Der zweite Entwurf entstand für die 1883-1893 nach Plänen des Dombaumeisters Friedrich von Schmidt errichtete Weinhauserkirche in Wien-Währing. Er zeigt in einer Sockelzone Wappenschilde, u. a. mit den Monogrammen Christi und Mariae, darüber in einer Baldachinarchitektur eine Szene mit dem rämisch-deutschen Kaiser Leopold I., der - umgeben von zwei Edelknaben - die Verteidigung der Stadt Wien an den Kommandanten Graf Rüdiger v. Starhemberg, Erzbischof Leopold Karl Kollonitsch und weitere übergibt. In den Fenstern im Hintergrund sieht man den Kahlenberg mit dem Joseph-Kloster und den Leopoldsberg mit Burg und Kapelle, wo im September 1683 die Entscheidungsschlacht bei der 2. Türkenbelagerung stattfand. In der Szene darüber kniet der Wiener Schutzengel vor dem Gnadenstuhl und empfiehlt das Wappen als Symbol der Stadt der hl. Dreifaltigkeit an. Im Maßwerk ist ein Vierpass mit einem Kreuz in der Mitte, darum die Inschrift "In hoc signo vinces" als Anspielung an den Sieg Kaiser Konstantins bei der Schlacht an der milvischen Brücke im Jahr 312. Der Entwurf ist Teil eines umfangreichen religiös-politisch motivierten Glasfensterzyklus für die geplante Denkmal-Kirche St. Joseph in Weinhaus. Anstelle dieses Zyklus entstanden jedoch die ab 1889 bei Geyling angefertigten und bis heute bestehenden Glasmalereien nach Entwürfen von Rudolf Geyling.

Literatur: Werner Telesko: Das "Türkengedächtnis" im Wiener Kirchenbau, in: Kulturraum Österreich, Wien, Köln, Weimar, 2008, S. 39ff.

Wir danken Alicia Ysabel Spengler für die wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung der beiden vorliegenden Entwürfe.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at

29.09.2016 - 17:00

Schätzwert:
EUR 1.200,- bis EUR 1.600,-

Theophil Melicher


(Wien 1860-1926) Paar Entwürfe für sakrale Ausstattungen Wiener Kirchen, ein Blatt bezeichnet und signiert Th. Melicher 1893 (?), "Entwurf für eine Kirchenpolychromierung der Canisiuskirche Wien IX. Bezirk", das zweite Blatt unsigniert, Aquarell und schwarze Tuschfeder auf Papier, 31 x 60 cm und 24 x 64 cm, gerahmt, (2), (Sch)

Provenienz: Privatbesitz, Österreich.

Bei den beiden Skizzen handelt es sich zum einen um einen Entwurf für die Polychromierung des Langhauses der Wiener Cansiuskirche, die 1899 bis 1903 durch Gustav Ritter von Neumann errichtet und 1956 durch Ladislaus Hruska umgestaltet wurde. Die ursprüngliche Ausgestaltung der Kirche hat sich bis auf wenige Teile nicht erhalten. Der zweite Entwurf entstand für die 1883-1893 nach Plänen des Dombaumeisters Friedrich von Schmidt errichtete Weinhauserkirche in Wien-Währing. Er zeigt in einer Sockelzone Wappenschilde, u. a. mit den Monogrammen Christi und Mariae, darüber in einer Baldachinarchitektur eine Szene mit dem rämisch-deutschen Kaiser Leopold I., der - umgeben von zwei Edelknaben - die Verteidigung der Stadt Wien an den Kommandanten Graf Rüdiger v. Starhemberg, Erzbischof Leopold Karl Kollonitsch und weitere übergibt. In den Fenstern im Hintergrund sieht man den Kahlenberg mit dem Joseph-Kloster und den Leopoldsberg mit Burg und Kapelle, wo im September 1683 die Entscheidungsschlacht bei der 2. Türkenbelagerung stattfand. In der Szene darüber kniet der Wiener Schutzengel vor dem Gnadenstuhl und empfiehlt das Wappen als Symbol der Stadt der hl. Dreifaltigkeit an. Im Maßwerk ist ein Vierpass mit einem Kreuz in der Mitte, darum die Inschrift "In hoc signo vinces" als Anspielung an den Sieg Kaiser Konstantins bei der Schlacht an der milvischen Brücke im Jahr 312. Der Entwurf ist Teil eines umfangreichen religiös-politisch motivierten Glasfensterzyklus für die geplante Denkmal-Kirche St. Joseph in Weinhaus. Anstelle dieses Zyklus entstanden jedoch die ab 1889 bei Geyling angefertigten und bis heute bestehenden Glasmalereien nach Entwürfen von Rudolf Geyling.

Literatur: Werner Telesko: Das "Türkengedächtnis" im Wiener Kirchenbau, in: Kulturraum Österreich, Wien, Köln, Weimar, 2008, S. 39ff.

Wir danken Alicia Ysabel Spengler für die wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung der beiden vorliegenden Entwürfe.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 29.09.2016 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 23.09. - 29.09.2016