Lot Nr. 10


Albrecht Dürer


Albrecht Dürer - Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen

(Nürnberg 1471-1528) Erasmus von Rotterdam, 1526, Kupferstich, in der Platte monogrammiert und datiert AD 1526, auf feinem Bütten mit Wz"Bekröntes Wappenschild mit Buchstabe L und Lilien, sowie angehängtem Buchstaben b" (Meder 314, Briquet 8287), 24,3 x 18,2 cm, Meder 105 a (von i), Bartsch 107 a (von i), Passep., ohne Rahmen, (Sch)

Provenienz: Recto am oberen Rand mit einer alten, verblassten Nummerierung "24" in brauner Feder versehen (nicht bei Lugt);
verso mit einer alten Sammlerparaphe in schwarzer Kreide (nicht bei Lugt).

Ganz ausgezeichneter, klarer und kontrastreicher Abdruck des ersten Plattenzustandes, mit dem bei Meder und Bartsch angegeben Wasserzeichen "Wappen mit Buchstaben L und angehängtem b", welches nur bei den frühesten Abzügen erwähnt ist. Oben bis an den Innenkontur der Schrifttafel beschnitten, sowie rechts bis an die rechte Außenkante des stehenden Buches, unten und links nur ganz knapp innerhalb der Einfassungslinie geschnitten. Vereinzelt leicht fleckig und angestaubt, sonst jedoch in hervorragendem Erhaltungszustand.

Erasmus Desiderius von Rotterdam (um 1466-1536) war einer der bedeutendsten europäischen Humanisten der Renaissance. Nach einem Studium in Paris lebte er in Italien, den Niederlanden, England, Deutschland und der Schweiz. Während seines gesamten Lebens soll er mit mehr als fünfhundert wichtigen Persönlichkeiten der Politik und der Philosophie korrespondiert haben, die seinen Ratschlag zu Themen aller Art einhotlen. Erasmus blieb zwar der römisch-katholischen Kirche treu, kritisierte jedoch deren Ausschreitungen und setzte sich für eine neue Lateinische und Griechische Übersetzung des Neuen Testaments ein. Er übte damit schließlich einen großen Einfluss auf die katholische Gegenreformation aus, die Erasmus oft vorwarf, den Grundstein für die Konflikte um die Reformation der Kirche gelegt zu haben.

Dürer und Erasmus trafen einander an verschiedenen Gelegenheiten während der niederländischen Reise des Künstlers 1520-21, das erste Treffen fand vermutlich Ende August 1520 in Brüssel statt. Nachdem Erasmus den Kupferstich Dürers mit dem Porträt von Willibald Pirkheimer, dem Berater Kaiser Maximilians I. gesehen hatte (1524, Bartsch 106), verlangte er ebenfalls, von Dürer porträtiert zu werden. Der Künstler notierte zu jener Zeit in sein Tagebuch, er habe Erasmus "ein weiteres Mal" gezeichnet, bis heute ist jedoch nur eine Vorzeichnung zu dem Kupferstich (Paris, Louvre, Inv. RF 4113) bekannt. Dürer zeigt Erasmus als Kniestück an einem Tisch stehend, auf dem sein Schreibpult ruht. Er trägt den Talar des Gelehrten mit weiten Ärmeln und einen Doktorhut, das bartlose Gesicht erscheint im Halbprofil. Erasmus blickt nach unten auf einen Bogen Papier, den er mit einer Rohrfeder beschreibt, auf dem Tisch steht eine Henkelvase mit Blumen, neben dem Schreibpult sind zwei Briefe abgelegt. Im Vordergrund liegen auf einer Ablage ein aufgeschlagenes Buch und vier weitere, mit Schließen versehene Bände. Bei der Bildanordnung bezieht sich Dürers Kupferstich auf ein gemaltes Erasmus-Porträt von Quentin Massys (1466-1529) von 1517, das er in Antwerpen gesehen haben muss. Auf einer großen gerahmten Schrifttafel, die mehr als das linke obere Viertel des Blattes füllt, erscheinen eine lateinische und eine griechische Inschrift, die gemeinsam gelesen werden müssen. Sie lauten: "Bildnis des Erasmus von Rotterdam, von Albrecht Dürer nach dem Leben gezeichnet. Das bessere Bild von ihm zeigen seine Schriften." Das Porträt spricht hier unmittelbar zum Betrachter, um ihn über sich hinaus vom Bild auf die Bücher und Briefe als eigentliches Ebenbild des Erasmus zu verweisen.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at

29.09.2016 - 17:00

Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 35.000,-

Albrecht Dürer


(Nürnberg 1471-1528) Erasmus von Rotterdam, 1526, Kupferstich, in der Platte monogrammiert und datiert AD 1526, auf feinem Bütten mit Wz"Bekröntes Wappenschild mit Buchstabe L und Lilien, sowie angehängtem Buchstaben b" (Meder 314, Briquet 8287), 24,3 x 18,2 cm, Meder 105 a (von i), Bartsch 107 a (von i), Passep., ohne Rahmen, (Sch)

Provenienz: Recto am oberen Rand mit einer alten, verblassten Nummerierung "24" in brauner Feder versehen (nicht bei Lugt);
verso mit einer alten Sammlerparaphe in schwarzer Kreide (nicht bei Lugt).

Ganz ausgezeichneter, klarer und kontrastreicher Abdruck des ersten Plattenzustandes, mit dem bei Meder und Bartsch angegeben Wasserzeichen "Wappen mit Buchstaben L und angehängtem b", welches nur bei den frühesten Abzügen erwähnt ist. Oben bis an den Innenkontur der Schrifttafel beschnitten, sowie rechts bis an die rechte Außenkante des stehenden Buches, unten und links nur ganz knapp innerhalb der Einfassungslinie geschnitten. Vereinzelt leicht fleckig und angestaubt, sonst jedoch in hervorragendem Erhaltungszustand.

Erasmus Desiderius von Rotterdam (um 1466-1536) war einer der bedeutendsten europäischen Humanisten der Renaissance. Nach einem Studium in Paris lebte er in Italien, den Niederlanden, England, Deutschland und der Schweiz. Während seines gesamten Lebens soll er mit mehr als fünfhundert wichtigen Persönlichkeiten der Politik und der Philosophie korrespondiert haben, die seinen Ratschlag zu Themen aller Art einhotlen. Erasmus blieb zwar der römisch-katholischen Kirche treu, kritisierte jedoch deren Ausschreitungen und setzte sich für eine neue Lateinische und Griechische Übersetzung des Neuen Testaments ein. Er übte damit schließlich einen großen Einfluss auf die katholische Gegenreformation aus, die Erasmus oft vorwarf, den Grundstein für die Konflikte um die Reformation der Kirche gelegt zu haben.

Dürer und Erasmus trafen einander an verschiedenen Gelegenheiten während der niederländischen Reise des Künstlers 1520-21, das erste Treffen fand vermutlich Ende August 1520 in Brüssel statt. Nachdem Erasmus den Kupferstich Dürers mit dem Porträt von Willibald Pirkheimer, dem Berater Kaiser Maximilians I. gesehen hatte (1524, Bartsch 106), verlangte er ebenfalls, von Dürer porträtiert zu werden. Der Künstler notierte zu jener Zeit in sein Tagebuch, er habe Erasmus "ein weiteres Mal" gezeichnet, bis heute ist jedoch nur eine Vorzeichnung zu dem Kupferstich (Paris, Louvre, Inv. RF 4113) bekannt. Dürer zeigt Erasmus als Kniestück an einem Tisch stehend, auf dem sein Schreibpult ruht. Er trägt den Talar des Gelehrten mit weiten Ärmeln und einen Doktorhut, das bartlose Gesicht erscheint im Halbprofil. Erasmus blickt nach unten auf einen Bogen Papier, den er mit einer Rohrfeder beschreibt, auf dem Tisch steht eine Henkelvase mit Blumen, neben dem Schreibpult sind zwei Briefe abgelegt. Im Vordergrund liegen auf einer Ablage ein aufgeschlagenes Buch und vier weitere, mit Schließen versehene Bände. Bei der Bildanordnung bezieht sich Dürers Kupferstich auf ein gemaltes Erasmus-Porträt von Quentin Massys (1466-1529) von 1517, das er in Antwerpen gesehen haben muss. Auf einer großen gerahmten Schrifttafel, die mehr als das linke obere Viertel des Blattes füllt, erscheinen eine lateinische und eine griechische Inschrift, die gemeinsam gelesen werden müssen. Sie lauten: "Bildnis des Erasmus von Rotterdam, von Albrecht Dürer nach dem Leben gezeichnet. Das bessere Bild von ihm zeigen seine Schriften." Das Porträt spricht hier unmittelbar zum Betrachter, um ihn über sich hinaus vom Bild auf die Bücher und Briefe als eigentliches Ebenbild des Erasmus zu verweisen.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 29.09.2016 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 23.09. - 29.09.2016