Joos de Momper II. und Jan Brueghel I.

(Antwerpen 1564–1635) und (Brüssel 1568–1625 Antwerpen)
Der Frühling mit Entenjagd;
Der Sommer mit Kornernte;
Der Herbst mit Traubenlese; und
Der Winter mit einer Dorflandschaft,
Öl auf Holz (unparkettiert), 45,5 x 74,9 cm, 45,5 x 75,2 cm, 45,7 x 74,9 cm bzw. 45,2 x 74,6 cm, gerahmt, Pendants (4)

Rückseitige Wachssiegel mit den Initialen PvH und GC.

Provenienz:
vermutlich Sammlung Arthur Sambon-Warneck (1867–1947), Paris;
vermutlich Auktion, Charpentier, Paris, 1. Juni 1956, Lots 130, 131, 132, 133 (als Joos de Momper);
europäische Privatsammlung

Literatur:
vermutlich K. Ertz, Josse de Momper der Jüngere (1564–1635). Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog, Freren 1986, S. 221 f., 618, Nr. 559, 560, 561, 562, Abb. 236, 237, 238, 239 (als Joos de Momper II. und Mitarbeiter Jan Brueghel I. (?), 1610–1615);
vermutlich K. Ertz, C. Nitze Ertz, Jan Brueghel der Ältere (1568–1625). Kritischer Katalog der Gemälde. Jan Brueghel d. Ä. als Mitarbeiter, Bd. IV., Lingen 2008–2010, S. 1524, Nr. 722, 723, 724, 725 (unter „Jan und Josse de Momper d. J.“, 1610–1615)

Den vorliegenden Gemälden liegt ein Schreiben von Klaus Ertz vom 27. November 2021 bei, in dem er die Zuschreibung bestätigt.

Diese seltene komplette Bildfolge der vier Jahreszeiten ist ein bedeutendes Beispiel für die Zusammenarbeit von Joos de Momper II. und Jan Brueghel I. und um 1615 zu datieren.

Es scheint nur eine weitere vollständige Folge der vier Jahreszeiten der beiden Künstler zu geben, die heute im Herzog-Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 64, 65, 66, 67). Eine weitere vergleichbare Gruppe, die jedoch nur drei Jahreszeiten umfasst, nämlich Frühling, Herbst und Winter, wird im Museo del Prado in Madrid aufbewahrt (Inv.-Nr. 1589, 2817, 1588).

Diese jahreszeitlichen Landschaften von Joos de Momper II. und Jan Brueghel I. gehören zu den besten und schönsten Werken, die die beiden Malerfreunde gemeinsam geschaffen haben. Obwohl sie von zwei Künstlern gemalt wurden, wirken die Kompositionen wunderbar harmonisch.

Die vorliegenden auf Holz gemalten Gemälde bilden eine bemerkenswerte Synthese aus topografischer Genauigkeit, atmosphärischer Darstellung und erzählerischer Inszenierung. Während de Momper auf weitläufige Landschaftskompositionen spezialisiert war, trug Brueghel die aufwendigen Details bei, darunter Figuren- und Tierstaffage, florale Elemente und atmosphärische Besonderheiten. Ihre fruchtbare Zusammenarbeit erstreckte sich über drei Jahrzehnte, beginnend in den 1590er-Jahren bis mindestens zum Jahr 1623. Zwar arbeitete de Momper mit mehreren Malern zusammen, doch seine Partnerschaft mit Jan Brueghel dem Älteren entwickelte sich zu einer lang währenden Freundschaft. In einem Brief, den Rubens 1622 im Auftrag Brueghels an dessen Mäzen Ercole Bianchi schrieb, bezeichnete Brueghel de Momper ausdrücklich als „mio fiolo flippo de momper“ ([„mein Freund de Momper“], siehe G. Berra, Il cardinale Federico Borromeo e il pittore Jan Brueghel dei Velluti. Lettere e documenti inediti, Heidelberg 2024, S. 152).

Diese Darstellung der Jahreszeiten steht in der Tradition der Brueghel’schen Landschaftsmalerei, insbesondere der ikonischen Jahreszeitenbilder von Pieter Bruegel dem Älteren, setzt diese Tradition jedoch mit einer nuancierteren Farbgebung und einer differenzierteren Luftperspektive fort. Die Kompositionen zeichnen sich durch eine geordnete Tiefenstaffelung aus, die den Betrachter durch mehrere Bildebenen führt und einen illusionistischen Raumeindruck erzeugt. Die vier Tafeln stehen für ihre jeweilige Jahreszeit durch die naturalistische Darstellung der Vegetation und der saisonalen Wetterbedingungen – was das frühneuzeitliche Interesse an der zyklischen Veränderung der Natur widerspiegelt – und enthalten auch allegorische Bezüge und erzählerische Figurenarrangements.

Der Frühling wird als frische, blühende Landschaft dargestellt, in der die Bauern mit der Aussaat und der Entenjagd beschäftigt sind; der Sommer vermittelt Überfluss und Fruchtbarkeit durch eine leuchtende Farbpalette und Ernteszenen; im Herbst herrschen warme, erdige Töne vor, wobei die Weinlese den Übergang und die Reife versinnbildlicht; der Winter erscheint als schneebedeckte Landschaft, in der sich die menschlichen Aktivitäten auf das Überleben und die Anpassung an die rauen Bedingungen beschränken.

Besonders auffallend ist der Kontrast zwischen de Mompers dynamischer, fast pastoser Wiedergabe der Landschaft und Brueghels feinen, minutiös ausgearbeiteten Figuren und Gegenständen. Dieses Zusammenspiel von Weite und Detailtreue erzeugt eine fesselnde bildnerische Spannung und macht diese Werke zu einer bedeutenden Errungenschaft der Landschaftsmalerei des flämischen Barocks.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.at

Schätzwert:
EUR 600.000,- bis EUR 800.000,-

Joos de Momper II. und Jan Brueghel I.


(Antwerpen 1564–1635) und (Brüssel 1568–1625 Antwerpen)
Der Frühling mit Entenjagd;
Der Sommer mit Kornernte;
Der Herbst mit Traubenlese; und
Der Winter mit einer Dorflandschaft,
Öl auf Holz (unparkettiert), 45,5 x 74,9 cm, 45,5 x 75,2 cm, 45,7 x 74,9 cm bzw. 45,2 x 74,6 cm, gerahmt, Pendants (4)

Rückseitige Wachssiegel mit den Initialen PvH und GC.

Provenienz:
vermutlich Sammlung Arthur Sambon-Warneck (1867–1947), Paris;
vermutlich Auktion, Charpentier, Paris, 1. Juni 1956, Lots 130, 131, 132, 133 (als Joos de Momper);
europäische Privatsammlung

Literatur:
vermutlich K. Ertz, Josse de Momper der Jüngere (1564–1635). Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog, Freren 1986, S. 221 f., 618, Nr. 559, 560, 561, 562, Abb. 236, 237, 238, 239 (als Joos de Momper II. und Mitarbeiter Jan Brueghel I. (?), 1610–1615);
vermutlich K. Ertz, C. Nitze Ertz, Jan Brueghel der Ältere (1568–1625). Kritischer Katalog der Gemälde. Jan Brueghel d. Ä. als Mitarbeiter, Bd. IV., Lingen 2008–2010, S. 1524, Nr. 722, 723, 724, 725 (unter „Jan und Josse de Momper d. J.“, 1610–1615)

Den vorliegenden Gemälden liegt ein Schreiben von Klaus Ertz vom 27. November 2021 bei, in dem er die Zuschreibung bestätigt.

Diese seltene komplette Bildfolge der vier Jahreszeiten ist ein bedeutendes Beispiel für die Zusammenarbeit von Joos de Momper II. und Jan Brueghel I. und um 1615 zu datieren.

Es scheint nur eine weitere vollständige Folge der vier Jahreszeiten der beiden Künstler zu geben, die heute im Herzog-Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 64, 65, 66, 67). Eine weitere vergleichbare Gruppe, die jedoch nur drei Jahreszeiten umfasst, nämlich Frühling, Herbst und Winter, wird im Museo del Prado in Madrid aufbewahrt (Inv.-Nr. 1589, 2817, 1588).

Diese jahreszeitlichen Landschaften von Joos de Momper II. und Jan Brueghel I. gehören zu den besten und schönsten Werken, die die beiden Malerfreunde gemeinsam geschaffen haben. Obwohl sie von zwei Künstlern gemalt wurden, wirken die Kompositionen wunderbar harmonisch.

Die vorliegenden auf Holz gemalten Gemälde bilden eine bemerkenswerte Synthese aus topografischer Genauigkeit, atmosphärischer Darstellung und erzählerischer Inszenierung. Während de Momper auf weitläufige Landschaftskompositionen spezialisiert war, trug Brueghel die aufwendigen Details bei, darunter Figuren- und Tierstaffage, florale Elemente und atmosphärische Besonderheiten. Ihre fruchtbare Zusammenarbeit erstreckte sich über drei Jahrzehnte, beginnend in den 1590er-Jahren bis mindestens zum Jahr 1623. Zwar arbeitete de Momper mit mehreren Malern zusammen, doch seine Partnerschaft mit Jan Brueghel dem Älteren entwickelte sich zu einer lang währenden Freundschaft. In einem Brief, den Rubens 1622 im Auftrag Brueghels an dessen Mäzen Ercole Bianchi schrieb, bezeichnete Brueghel de Momper ausdrücklich als „mio fiolo flippo de momper“ ([„mein Freund de Momper“], siehe G. Berra, Il cardinale Federico Borromeo e il pittore Jan Brueghel dei Velluti. Lettere e documenti inediti, Heidelberg 2024, S. 152).

Diese Darstellung der Jahreszeiten steht in der Tradition der Brueghel’schen Landschaftsmalerei, insbesondere der ikonischen Jahreszeitenbilder von Pieter Bruegel dem Älteren, setzt diese Tradition jedoch mit einer nuancierteren Farbgebung und einer differenzierteren Luftperspektive fort. Die Kompositionen zeichnen sich durch eine geordnete Tiefenstaffelung aus, die den Betrachter durch mehrere Bildebenen führt und einen illusionistischen Raumeindruck erzeugt. Die vier Tafeln stehen für ihre jeweilige Jahreszeit durch die naturalistische Darstellung der Vegetation und der saisonalen Wetterbedingungen – was das frühneuzeitliche Interesse an der zyklischen Veränderung der Natur widerspiegelt – und enthalten auch allegorische Bezüge und erzählerische Figurenarrangements.

Der Frühling wird als frische, blühende Landschaft dargestellt, in der die Bauern mit der Aussaat und der Entenjagd beschäftigt sind; der Sommer vermittelt Überfluss und Fruchtbarkeit durch eine leuchtende Farbpalette und Ernteszenen; im Herbst herrschen warme, erdige Töne vor, wobei die Weinlese den Übergang und die Reife versinnbildlicht; der Winter erscheint als schneebedeckte Landschaft, in der sich die menschlichen Aktivitäten auf das Überleben und die Anpassung an die rauen Bedingungen beschränken.

Besonders auffallend ist der Kontrast zwischen de Mompers dynamischer, fast pastoser Wiedergabe der Landschaft und Brueghels feinen, minutiös ausgearbeiteten Figuren und Gegenständen. Dieses Zusammenspiel von Weite und Detailtreue erzeugt eine fesselnde bildnerische Spannung und macht diese Werke zu einer bedeutenden Errungenschaft der Landschaftsmalerei des flämischen Barocks.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.at


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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
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Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.04. - 29.04.2025