(Gabrovo, Bulgarien 1935–2020 New York)
Surrounded Islands (Project for Biscayne Bay, Greater Miami, Florida), 1982, zweiteilig, signiert, datiert und betitelt Christo 1982, Wachskreide, Pastell, Emaillefarbe, Kohle, Bleistift, Konstruktionszeichnung und Luftaufnahme auf Papier auf Holz montiert, 244 x 106,6 cm und 244 x 38 cm, in Plexiglasrahmen (2)

Zu diesem Werk liegt ein vom Künstler signiertes Zertifikat vom 24. September 2018 vor.

Das Werk ist bei der Christo and Jeanne-Claude Foundation, New York, registriert.

Wir danken Jonathan Henery, Christo und Jeanne-Claude Foundation, New York, für die wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung des vorliegenden Werkes.

Provenienz:
Serge De Bloe, Belgien
Privatsammlung (dort um 1985 erworben)
Auktion Christie’s, South Kensington, 5. Dezember 2005, Los 140
Guy Pieters Gallery, Knokke-Heist
Privatsammlung, Deutschland - bei obigem erworben


Das Künstlerehepaar Christo und Jeanne-Claude zelebrierte es immer wieder aufs Neue mit ihren Installationen an den großen öffentlichen Orten magische Momente ins Leben zu rufen: im Central Park waren es die safrangelben Gates, in Japan und Kalifornien die rapsgelben und kornblumenblauen Regenschirme. Tanzende Stoffzäune und Talvorhänge konnten entlang der Highways und Berghänge in den USA bestaunt werden, während in Veneto ein Pier erschaffen wurde, auf dem das Publikum buchstäblich dazu eingeladen wurde auf dem Wasser zu gehen. In Deutschland wurde die Kunst der beiden vor allem durch die Verhüllung des Reichstagsgebäudes 1995 populär, für den sie sich über 20 Jahre einsetzten und dessen Umsetzung schließlich zum innerpolitischen Symbol für Aufbruch und Wiedergeburt der Demokratie wurde.

Christo Vladimiroff Javacheff wird am 13. Juni 1935 in Gabrovo, Nordbulgarien, geboren. Am selben Tag, im selben Jahr, kommt auch seine spätere Frau Jeanne-Claude in Casablanca als Tochter einer französischen Militärfamilie zur Welt. Als junger Künstler an der Kunstakademie in Sofia gerät Christo früh in Konflikt mit den vorherrschenden sozialistisch-realistischen Tendenzen, die von den damaligen Professoren vorgegeben werde. Enttäuscht vom kommunistischen Regime flieht er in einem Güterwagen nach Wien und reist von dort nach Paris weiter, wo er Camus und Sartre liest und sich mit dem Malen von Gesellschaftsporträts seinen Lebensunterhalt verdient. Dort begegnet er auch Jeanne-Claude, als er einen Porträtauftrag der Mutter Jeanne-Claudes erhält. Ihre Beziehung führt zu einer lebenslangen Partnerschaft.

In diesen Jahren beginnt Christo bereits mit Stoffen zu arbeiten: er bespannt Kisten, Flaschen, Stühle und sogar Autos mit der Idee, dass jeder Gegenstand einen Platz in der Kunst haben sollte. Er bezieht diese Dinge mit Leinwand und bindet sie danach mit Seilen und Schnüren zusammen. Dieses spielerische Prinzip des Verpackens und Versiegelns bietet eine bemerkenswerte Vielseitigkeit: die Gegenstände werden sowohl verhüllt wie auch enthüllt, dem Betrachter wird die Vertrautheit der alltäglichen Gegenstände plötzlich verwehrt und dadurch in einen unbekannten Schwebezustand neuer Möglichkeiten und Sichtweisen hineingezogen.

Eines der spektakulärsten Projekte, die Christo und Jeanne-Claude je realisierten und bei dem sie die natürliche Umgebung in eine symbiotische Verbindung aus Kunst, Stadt und Natur verwandelten, trägt den Namen Surrounded Islands (1980-1983): „Wir sind fasziniert davon, wenn Wasser und Erde aufeinandertreffen“, so Christo in einem Interview 2019. „Als wir in den späten siebziger Jahren nach Florida kamen, fuhren wir mit einer Journalistin des Miami Herald herum. […] Wir baten sie wiederholt, den Damm noch einmal zu überqueren. Sie dachte, wir würden gerne eine Brücke überqueren. Aber nein, wir sahen uns die Inseln an. Wir wollten die Inseln mit schwimmendem Stoff umgeben.“ 11 Inseln im Großraum Miami, die hauptsächlich ein Ableben als Mülldeponien führten, waren für einen kurzen Zeitraum von zwei Wochen mit 6,5 Millionen Quadratmetern schwimmendem, rosafarbenem Polypropylen Gewebe umschlossen, das die Wasseroberfläche bedeckte und sich von jeder Insel 200 Fuß in die Bucht hinein erstreckte. In den einer Ausgabe des Orlando Sentinel vom 17. April 1983: „Rosa bedeutete früher Flamingos, Sonnenuntergänge und Art-Déco-Hotels. Jetzt bedeutet es Christo.“

Die Vorbereitungen für Surrounded Islands waren langwierig und komplex. Sie umfassten unzählige Treffen mit Regierungs- und Kommunalbeamten, um eine Genehmigung zu erhalten. Ab 1981 arbeitete ein breit gefächertes Team aus Anwälten und Ingenieurbüros über Meeresbiologen bis hin zu Ornithologen mit Christo und Jeanne-Claude zusammen. Insgesamt 40 Tonnen Sperrmüll wurden von Hilfskräften entfernt. Das Ergebnis, so der Kunstkritiker Jacob Baal-Teshuva, „ist einer der unvergesslichsten und poetischsten Anblicke, die die Kunst in der Neuzeit hervorgebracht hat.“

Ihre Projekte beeindruckten aufgrund ihrer ästhetischen Schönheit und magischen Ausstrahlung ein großes Publikum, auch Menschen, die sonst keinen Zugang zu zeitgenössischer Kunst haben. Die verwendeten Gewebe schillerten in den verschiedensten und kräftigsten Farben, reflektierten Sonne, Licht und Wolken. Lange nachdem alle physischen Spuren entfernt und die Materialien recycelt wurden, bleiben uns die Dokumentationen, Zeichnungen, Collagen und Modelle als materialisierten Zeit- und Augenzeugen der Einzigartigkeit ihrer Kunst.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de

Schätzwert:
EUR 280.000,- bis EUR 360.000,-


(Gabrovo, Bulgarien 1935–2020 New York)
Surrounded Islands (Project for Biscayne Bay, Greater Miami, Florida), 1982, zweiteilig, signiert, datiert und betitelt Christo 1982, Wachskreide, Pastell, Emaillefarbe, Kohle, Bleistift, Konstruktionszeichnung und Luftaufnahme auf Papier auf Holz montiert, 244 x 106,6 cm und 244 x 38 cm, in Plexiglasrahmen (2)

Zu diesem Werk liegt ein vom Künstler signiertes Zertifikat vom 24. September 2018 vor.

Das Werk ist bei der Christo and Jeanne-Claude Foundation, New York, registriert.

Wir danken Jonathan Henery, Christo und Jeanne-Claude Foundation, New York, für die wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung des vorliegenden Werkes.

Provenienz:
Serge De Bloe, Belgien
Privatsammlung (dort um 1985 erworben)
Auktion Christie’s, South Kensington, 5. Dezember 2005, Los 140
Guy Pieters Gallery, Knokke-Heist
Privatsammlung, Deutschland - bei obigem erworben


Das Künstlerehepaar Christo und Jeanne-Claude zelebrierte es immer wieder aufs Neue mit ihren Installationen an den großen öffentlichen Orten magische Momente ins Leben zu rufen: im Central Park waren es die safrangelben Gates, in Japan und Kalifornien die rapsgelben und kornblumenblauen Regenschirme. Tanzende Stoffzäune und Talvorhänge konnten entlang der Highways und Berghänge in den USA bestaunt werden, während in Veneto ein Pier erschaffen wurde, auf dem das Publikum buchstäblich dazu eingeladen wurde auf dem Wasser zu gehen. In Deutschland wurde die Kunst der beiden vor allem durch die Verhüllung des Reichstagsgebäudes 1995 populär, für den sie sich über 20 Jahre einsetzten und dessen Umsetzung schließlich zum innerpolitischen Symbol für Aufbruch und Wiedergeburt der Demokratie wurde.

Christo Vladimiroff Javacheff wird am 13. Juni 1935 in Gabrovo, Nordbulgarien, geboren. Am selben Tag, im selben Jahr, kommt auch seine spätere Frau Jeanne-Claude in Casablanca als Tochter einer französischen Militärfamilie zur Welt. Als junger Künstler an der Kunstakademie in Sofia gerät Christo früh in Konflikt mit den vorherrschenden sozialistisch-realistischen Tendenzen, die von den damaligen Professoren vorgegeben werde. Enttäuscht vom kommunistischen Regime flieht er in einem Güterwagen nach Wien und reist von dort nach Paris weiter, wo er Camus und Sartre liest und sich mit dem Malen von Gesellschaftsporträts seinen Lebensunterhalt verdient. Dort begegnet er auch Jeanne-Claude, als er einen Porträtauftrag der Mutter Jeanne-Claudes erhält. Ihre Beziehung führt zu einer lebenslangen Partnerschaft.

In diesen Jahren beginnt Christo bereits mit Stoffen zu arbeiten: er bespannt Kisten, Flaschen, Stühle und sogar Autos mit der Idee, dass jeder Gegenstand einen Platz in der Kunst haben sollte. Er bezieht diese Dinge mit Leinwand und bindet sie danach mit Seilen und Schnüren zusammen. Dieses spielerische Prinzip des Verpackens und Versiegelns bietet eine bemerkenswerte Vielseitigkeit: die Gegenstände werden sowohl verhüllt wie auch enthüllt, dem Betrachter wird die Vertrautheit der alltäglichen Gegenstände plötzlich verwehrt und dadurch in einen unbekannten Schwebezustand neuer Möglichkeiten und Sichtweisen hineingezogen.

Eines der spektakulärsten Projekte, die Christo und Jeanne-Claude je realisierten und bei dem sie die natürliche Umgebung in eine symbiotische Verbindung aus Kunst, Stadt und Natur verwandelten, trägt den Namen Surrounded Islands (1980-1983): „Wir sind fasziniert davon, wenn Wasser und Erde aufeinandertreffen“, so Christo in einem Interview 2019. „Als wir in den späten siebziger Jahren nach Florida kamen, fuhren wir mit einer Journalistin des Miami Herald herum. […] Wir baten sie wiederholt, den Damm noch einmal zu überqueren. Sie dachte, wir würden gerne eine Brücke überqueren. Aber nein, wir sahen uns die Inseln an. Wir wollten die Inseln mit schwimmendem Stoff umgeben.“ 11 Inseln im Großraum Miami, die hauptsächlich ein Ableben als Mülldeponien führten, waren für einen kurzen Zeitraum von zwei Wochen mit 6,5 Millionen Quadratmetern schwimmendem, rosafarbenem Polypropylen Gewebe umschlossen, das die Wasseroberfläche bedeckte und sich von jeder Insel 200 Fuß in die Bucht hinein erstreckte. In den einer Ausgabe des Orlando Sentinel vom 17. April 1983: „Rosa bedeutete früher Flamingos, Sonnenuntergänge und Art-Déco-Hotels. Jetzt bedeutet es Christo.“

Die Vorbereitungen für Surrounded Islands waren langwierig und komplex. Sie umfassten unzählige Treffen mit Regierungs- und Kommunalbeamten, um eine Genehmigung zu erhalten. Ab 1981 arbeitete ein breit gefächertes Team aus Anwälten und Ingenieurbüros über Meeresbiologen bis hin zu Ornithologen mit Christo und Jeanne-Claude zusammen. Insgesamt 40 Tonnen Sperrmüll wurden von Hilfskräften entfernt. Das Ergebnis, so der Kunstkritiker Jacob Baal-Teshuva, „ist einer der unvergesslichsten und poetischsten Anblicke, die die Kunst in der Neuzeit hervorgebracht hat.“

Ihre Projekte beeindruckten aufgrund ihrer ästhetischen Schönheit und magischen Ausstrahlung ein großes Publikum, auch Menschen, die sonst keinen Zugang zu zeitgenössischer Kunst haben. Die verwendeten Gewebe schillerten in den verschiedensten und kräftigsten Farben, reflektierten Sonne, Licht und Wolken. Lange nachdem alle physischen Spuren entfernt und die Materialien recycelt wurden, bleiben uns die Dokumentationen, Zeichnungen, Collagen und Modelle als materialisierten Zeit- und Augenzeugen der Einzigartigkeit ihrer Kunst.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: Termin in privaten Kalender übernehmen
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.05. - 21.05.2026