Die Nachfrage nach asiatischer Kunst ist groß und wächst weiter; chinesische und tibetische Kunst ist derzeit am meisten gefragt, aber auch japanische, indische, nepalesische und südostasiatische Kunst wird weltweit gesammelt.
Deshalb offeriert das Dorotheum am 3. Juni 2014 asiatische Kunst in einer eigenen Versteigerung. Als Expertin darf sich Angelika Borchert vorstellen. Mit mehr als zehn Jahren Kunstmarkterfahrung in dieser Sparte freut sich die Sinologin und Kunsthistorikerin für Ostasiatische Kunst die Auktion mit erlesenen Objekten in beachtlicher Vielfalt gestalten zu können.
Spitzenstück der Auktion ist ein seltenes chinesisches Set von acht Lapislazuli-Tafeln aus dem späten 18., frühen 19. Jahrhundert, montiert zu einem Tischstellschirm. Die Tafeln zeigen beidseitig in mit Gold- und Silberfarbe ausgemalter Gravur die Sechzehn Luohan (Schüler Buddhas). Ihre expressive Art der Darstellung als abgemagerte Asketen fremder Herkunft geht auf Steingravuren aus dem späten 18. Jahrhundert zurück, die zu Ehren des Qianlong-Kaisers (reg. 1736-1795) angefertigt wurden und die nicht mehr erhaltenen Luohan-Porträts des Malers Guanxiu (832-912) zum Vorbild gehabt haben sollen. Ständer und Rahmen aus Hartholz stammen aus dem späten 19. Jahrhundert.
Die Tafeln könnten ursprünglich als Buch konzipiert worden sein, wie die zu zwei Bänden montierten Jadetafeln mit dem Thema der Sechzehn Luohan in der Chester Beatty Library in Dublin nahelegen, die in das späte 18. Jahrhundert datiert werden.
Der Tischstellschirm stammt dem Etikett zufolge aus der Sammlung von Sotirio Bvlgari (gest. 1934), dem griechischen Goldschmied, der in Rom zu Weltruhm gelangte. Er erwarb das Stück sehr wahrscheinlich zwischen 1881 und 1914 für seine Antiquitätenläden (Schätzwert € 50.000 – 60.000).
Außerdem sind ein indisches Elfenbeinmodell eines Bootes aus dem 19. Jahrhundert (Los Nr. 1), ein Sandsteinkopf des Vishnu aus dem 7./8. Jahrhundert aus Kambodscha (Los Nr. 3), tibetische Rollbilder aus dem 18. bis 20. Jahrhundert (Lose 4-6) sowie eine feuervergoldete Bronze-Gloriole aus Nepal, ca. aus dem 15. Jahrhundert (Los 8), vertreten.
Ursprünglich aus China stammen die buddhistischen und daoistischen Plastiken aus der Ming- und Qing-Dynastie (Lose 14-18 u. Los 64), die Elfenbein- und Jadeschnitzereien aus der Qing-Dynastie (Lose 20-24 und 27-29), die klassischen wie zeitgenössischen Malereien (Lose 10-13), Keramik und Porzellan, vor allem aus der Ming- und Qing-Dynastie (Lose 36-58), mehrere Bronzegefäße aus der Östl. Zhou-/Han-Dynastie, der Yuan-, Ming- und Qing-Dynastie (Lose 60-74) sowie Stickereien aus der Qing-Dynastie (Lose 76-78).
Weitere Highlights der China-Offerte sind ein elegant gearbeiteter Papierbeschwerer (Los 29) von 29cm Länge aus seladonfarbener Jade mit drei vollplastisch geschnitzten Drachen aus dem späten 18., frühen 19. Jahrhundert, vermutlich in den 1930er Jahren von einem österreichischen Diplomaten in Japan erworben, bewertet mit 8.000 bis 10.000 Euro.
Ein Paar archaistischer zhi-Tassen (Los 28) aus seladongrauer Jade, aus dem 18. Jahrhundert oder auch früher zu datieren (€ 5.000 – 7.000), des weiteren ein Paar Famille-Rose-Deckelvasen (Los 38) auf schwarzem Fond aus der Yongzheng-Periode der Qing-Dynastie, geschätzt auf 5.000 bis 7.000 Euro sowie eine kleine Luohan-Figur, geschnitzt aus karamellfarbenem Speckstein, aus dem 18. Jahrhundert mit den gravierten Zeichen „Qing yu“, ([Gemacht] für den Kaiser [der Großen] Qing[-Dynastie] zum Gebrauch) (€ 3.500 – 5.000), sollen nicht unerwähnt bleiben.
Die japanische Kunst ist mit Edo- und Meiji-zeitlichen Werken der Kalligraphie, der klassischen Malerei (Lose 85, 86) und der Bronzeplastik (Lose 91-93), mit klassischen und modernen Farbholzschnitten (Lose 87-90), Porzellan (Lose 97, 98) und anderem Kunstgewerbe vertreten, sowie mit einer größeren Anzahl von netsuke und okimono (Lose 99-139), die meisten von ihnen Einbringungen aus einer Wiener Privatsammlung.
Spitzenlos der Japan-Offerte ist der sehr seltene Farbholzschnitt von Toshusai Sharaku (tätig 1794-1795) mit dem großen Porträt des Schauspielers Sawamura Sojuro III in der Rolle des Ogishi Kurando im Format oban tate-e. Sharakus Oeuvre von ca. 140 verschiedenen Werken, entstand innerhalb von nur zehn Monaten. Wer er war und was aus ihm wurde, ist bislang ungeklärt. Dieses Porträt (Los 87) stammt aus der ersten von zwei sehr aufwendig produzierten Serien von expressiven Schauspielerporträts im oban-Format, für die Sharaku heute berühmt ist (€ 8.000 – 10.000).
ASIATISCHE KUNST
Auktionsdatum Dienstag,3. Juni 2014, 14 Uhr
Besichtigung ab 27. Mai 2014
Ort Palais Dorotheum, Wien 1, Dorotheergasse 17
Expertin: Angelika Borchert M.A., Tel. +43-1-515 60-641, angelika.borchert@dorotheum.at
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