DOROTHEUM VERSTEIGERT BEETHOVEN-BRIEF

Auktion am 30. November 2015, Rufpreis € 34.000


„Mit einem überall zerrissenen Herzen auf sich selbst zurück gewiesenen Menschen ist in Gesellschaft nichts anzufangen“ – Diese Worte finden sich in einem Brief Beethovens an Gräfin Maria Eleonora Gräfin Fuchs, der bei der Autographen-Auktion am 30. November 2015 im Wiener Dorotheum versteigert wird.
Es ist ein sehr persönlich gehaltenes und biographisch hochbedeutendes Schreiben, in dem er eine Einladung ausschlägt und gleichzeitig von seinem Leid klagt. Zu dieser Zeit stand es um Beethovens Gesundheit nicht zum Besten – seine Schwerhörigkeit nahm allmählich zu und auch von finanziellen Sorgen wurde er geplagt.
Derartig persönlich gehaltene Briefe sind nur aus wenigen Lebensphasen Beethovens erhalten. Der Rufpreis für dieses Schriftstück liegt bei 34.000 Euro. 

"Meine liebe Gräfin! Wie leid thut es mir nicht Ihrer Einladung folge leisten zu können, allein ich habe eben etwas sehr dringendes zu schreiben, denn leider ist dieses das einzige, was mir übrig bleibt trotz allen Aufopferungen, die ich gemacht, wenn ich nicht vor Hunger umkommen will - und einen meiner unglücklichen kranken Brüder nicht ebenfalls umkommen laßen will - In einer solchen unverschuldeten Lage ist man nicht aufgelegt unter Menschen zu seyn, sagen sie Rode alles schöne von mir, nur daß ich ihm Vorwürfe machen muß, daß er mich nicht um etwas Neues oder noch nicht bekanntes von meiner Komposition gebeten hat, antragen wollte ich es ihm nicht, weil ich glaubte, daß, da er im großen Redout(e)n Saal Konzert gab, er sonst schon seine Wahl mit andern Werken von andern Meistern, um sein Konzert auszufüllen, getroffen habe, denn bey ihm hätte ich hierin vor allen andern eine Ausnahme gemacht - Mein Kopf ist unermüdet, meinen jetzigen Zustand wieder zu verbessern, und ist das einmal der Fall, dann sehn Sie mich einmal wieder bey Ihnen. Mit einem überall zerissenen Herzen auf sich selbst zurückgewiesenen Menschen ist in Gesellschaft nichts anzufangen ...". 

Gräfin Maria Eleonore Fuchs, geborene Gräfin Gallenberg (1796 - 1842) war die Schwester des Komponisten Graf Wenzel Robert Gallenberg und somit Schwägerin von Gräfin Giulietta Guicciardi. Der Brief nimmt Bezug auf Pierre Rodes Konzert im großen Redoutensaal am 6.1.1813 und dürfte kurz danach jedenfalls vor seinem zweiten und letzten Konzert vom 31.1.1813 im kleinen Redoutensaal geschrieben worden sein. Beethovens Bemerkung über seinen kranken Bruder bezieht sich auf Kaspar Karl van Beethoven, der an Tuberkulose erkrankt war. 

Tragödie von Mayerling

Bei dieser Autographenauktion gelangen weiters einige teilweise unbekannte Schreiben zum Aufruf, die in Zusammenhang mit den dramatischen Ereignissen rund um Mayerling stehen und verschiedene Aspekte der Tragödie beleuchten. 

Den Auftakt macht ein Schreiben der Freundin Kaiser Franz Josephs, der Schauspielerin Katharina Schratt (Lot 115). Einen Tag nach dem Tod des Kronprinzen schreibt Schratt an Ida von Ferenczy, die Lieblingshofdame und engste Vertraute der Kaiserin Sissi: „Seit gestern kann ich nicht zur Ruhe kommen – Ich kann meine Sehnsucht nach einer authentischen Nachricht über das Befinden der beiden Majestäten nicht bezähmen … das Unglück ist zu groß und tragisch“. 

Über die Ereignisse nach dem Tod des Kronprinzen bis zum Begräbnis in der Kapuzinergruft informiert der Brief eines Insiders (Lot 116): Der diensthabende Hoffourier (Quartiermeister) berichtet über den Transport der Leiche, Menschenaufläufe und Ohnmachtsanfälle sowie über die Verfassung des Kaiserpaares. Über die Todesursache heißt es abschließend: „Glauben Sie an das, was der Kaiser nach langem Kampfe mit sich verkündete: Es liegt ein Selbstmord vor“. 

Zum Blog: http://www.dorotheum.com/blog/mayerling-kronprinz-rudolf-und-mary-vetsera/

 

AUTOGRAPHEN AUKTION
Datum
Montag, 30. November 2015, 14 Uhr
Besichtigung ab 25. November 2015
Auktionsort Palais Dorotheum 1010 Wien, Dorotheergasse 17
Link zum Online-Katalog
Experte Mag. Andreas Löbbecke, andreas.loebbecke@dorotheum.at Tel. +43-1-515 60-389


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