INDUSTRIE-, POP- UND WINTERFARBEN

25. - 29. November 2013: Auktionswoche im Dorotheum


Klassisches von Gabriele Münter oder Carl Moll, Dynamisches von Giacomo Balla, Humorvolles von Erwin Wurm oder Victor Brauner: Die November-Auktionswoche des Dorotheum, des größten Auktionshauses im deutschsprachigen Raum, legt ihren Schwerpunkt auf Zeitgenössische Kunst, Klassische Moderne, Jugendstil und Silber.

KORALLENROT
Auktion Zeitgenössische Kunst 27. 11.

Von Lucio Fontana, dem wohl bedeutendsten und einflussreichsten Künstler Italiens im späten 20. Jahrhundert, hält das Dorotheum in seiner Auktion zeitgenössischer Kunst am 27. November 2013 den emblematischen, knallgelben „Concetto spaziale, Attesa 68 T 77“ bereit (€ 400.000 – 600.000). Elemente des Informel weist Hans Hartungs abstrakte Leinwand mit dem technoiden Titel „T 1948-36“ auf (€ 100.000 – 150.000). Der spontane Ausdruck gänzlich getilgt ist dagegen bei den Farbkompositionen eines Max Bill oder Josef Albers. Verwendet Albers Industriefarben, macht Alighiero Boetti, Protagonist der Arte Povera und von Fontana beeinflusst, die Industriefarbe zum Thema seines Bildes „Rosso Corallo 102“, 1967 (€ 250.000 – 350.000).

Die Fliege als gemeinsamer Feind, der die Bewohner von russischen Kommunalwohnungen im Kampf gegen sie zusammenschweißt – in einem Ensemble aus Malerei und Objekten bringt der in die USA emigrierte Konzeptkünstler Ilya Kabakov eines seiner kryptischen Gleichnisse. Der Wohnungskrieg gegen Fliegen „The Apartment Battle 1“, so das Werk, erzählt aber auch von einer alten Frau, deren einziger Freund die Fliege war und der sie sogar ein Stoffbeutelchen aus Zucker als Futter anbot (€ 100.000 – 150.000).

1963 entstand das Diptychon „Incidente“ von Mario Schifano. Der Künstler bildete mit schreienden Pop-Farben einen Autounfall ab, ein neues Sujet in der Geschichte der Malerei (€ 100.000 – 150.000)

Im Grenzbereich zwischen figurativer und abstrakter Malerei angesiedelt ist das Ölbild “Le four” von Maria Helena Vieira da Silva. Die portugiesisch-französische Künstlerin ist bekannt für ihren malerischen Patchwork-Stil, den sie auch hier demonstriert. Aus vielen mosaikartigen Farbflächen und einem Gitternetz aus Linien ist das Bild aufgebaut. „Ich glaube, dass durch das Hinzufügen kleiner Flecken, fleißig wie eine Biene, das Bild entsteht. Ein Bild muss ein Herz haben“, so Viera da Silva 1955 (€ 200.000 – 300.000).

Die Skulptur ist unter anderem vertreten mit einem Objekt, das 1,5 Kilogramm 18-karätiges Gold zu „Three Curves with Strings“ verwandelt. Barbara Hepworth, von Constantin Brancusi, Jean Arp und dem mit ihr befreundeten Henri Moore beeinflusst, schuf dieses musikalische Werk im Jahre 1971 (€ 55.000 – 85.000).  Wenn die Welt in Form einer Scheibe daherkommt wie bei Erwin Wurm wird sie sofort von einem Künstler verschluckt: Das komische, lebensgroße wie raumfüllende Ergebnis des österreichischen Kunststars heißt „The artist who swallowed the world when it was still a disc“ (€ 60.000 – 80.000).

Arbeiten von Franz West, Herbert Brandl, Adolf Luther, Thomas Schütte, Enrico Castellani, Willem de Kooning und vielen anderen demonstrieren die enorme Bandbreite des Angebots.

WINTERFARBEN
Auktion Klassische Moderne 28. 11.

In die kalte Jahreszeit entführt Gabriele Münters 1933 entstandenes Stimmungsbild „Winter in Elmau“, eines der Top-Lose bei der Klassischen Moderne am 28. November 2013. Anfangs Mitglied der Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“, blieb die Künstlerin im Gegensatz zu Kandinsky und seinen abstrakten Bildern bei der figurativen Malerei. Ihre Landschaften, Figurenszenen und Porträts zeigen eine Reduktion auf das Wesentliche (€ 260.000 – 300.000).

Die italienische Moderne ist bestens vertreten mit Giorgio de Chirico („Piazza d’ Italia“, € 200.000 – 300.000), sowie einer Reihe von Arbeiten des Futuristen Giacomo Balla – darunter eine dynamische Skulptur „Linee di forza del pugno di Boccioni II“ (€ 50.000 – 70.000). Diese „Kraftlinien von Boccionis Faust“ entstanden 1915 und galten als Symbolfigur der futuristischen Bewegung. Das Exemplar des Dorotheum ist eine von neun Repliken von 1968.

Das Hauptwerk der österreichischen Moderne in dieser Auktion stammt von Carl Moll, einem der Mitbegründer der Wiener Secession. Um 1900 entstand die quadratische, kühn komponierte, vom Impressionismus geprägte Wien-Ansicht „Blick von der Hohen Warte auf Heiligenstadt“ (€ 280.000 – 360.000).

Weitere Werke kommen u. a. von Otto Dix, Gustav Klimt, Egon Schiele, Victor Brauner, Max Oppenheimer.

BIBEL UND BONBONS
Auktionen Silber und Jugendstil 25. und 26. 11.

Eine sehr seltene und kostbar gearbeitete, mit Perlen und Diamanten besetzte Cloisonné-Ikone des bekannten Hoflieferanten Pawel Owtschinnikow schmückt die Silber-Auktion am 25. November 2013 (€ 70.000 – 80.000). Tafelgeschirr aus allen berühmten Silbermanufakturen Europas steht zur Auswahl, etwa ein Nürnberger Renaissance Deckelhumpen (€ 15.000 – 18.000)


Top-Los in der Sparte Jugendstil am 26. November 2013 ist ein Sessel aus der Villa Aubecq, Brüssel, entworfen von Victor Horta (€ 10.000 – 15.000). Eine 1900-Weltausstellungsvase von Franz Hofstötter, Ausführung Lötz Witwe, und die Keramikplatte „Gli amanti“ von Gio Ponti aus 1923 (€ 20.000 – 30.000), zählen zu den Höhepunkten. Ein silbernes Bonbondöschen von Dagobert Peche, entworfen 1916, ist ein Produkt der Wiener Werkstätte (€ 22.000 – 30.000).

Allesamt Gründe für Kunstliebhaber, sich den 25. bis 29. November fest in ihrem Kalender anzustreichen. Vertiefendes und Theoretisches zum aktuellen Wiener Kunstgeschehen und Blicke hinter die Kulissen gibt es eine Woche zuvor in ganz Wien bei der mittlerweile 9. Vienna Art Week (18. – 24. 11.).

 

AUKTIONSWOCHE 25. BIS 29. NOVEMBER 2013
Silber
Montag, 25. November 2013 14 Uhr
Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jhs. Dienstag, 26. November 2013 14 Uhr
Juwelen Dienstag, 26. November 2013 18 Uhr
Zeitgenössische Kunst Mittwoch, 27., Donnerstag 28. November 2013 18 Uhr, 14 Uhr
Klassische Moderne Donnerstag, 28. November 2013 18 Uhr
Armband- und Taschenuhren Freitag, 29. November 2013 16 Uhr
Besichtigung ab Samstag, 16. November 2013


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