Top-Qualität und größte Auswahl an Kunstobjekten und Antiquitäten verspricht die Auktionswoche des Dorotheum. Vom 19. bis 23. Mai 2014 stehen moderne und zeitgenössische Kunst sowie Jugendstil, Silber, Juwelen und Uhren im Mittelpunkt. Ob Gustav Klimt oder Fabergé, Josef Hoffmann oder Lucio Fontana: Die Reise quer durch die jüngere Kunstgeschichte führt von Carl Moll, Gino Severini oder Otto Dix über Marino Marini bis zu Tom Wesselmann und Sean Scully.
Romantiker, Historiker, Etrusker
Auktion Zeitgenössische Kunst, 20. + 21. Mai 2014
Für die zeitgenössische Kunst, aufgeteilt in Nachmittags- und Abendauktion am 20. und 21. Mai 2014, seien exemplarisch einige Hauptwerke herausgegriffen:
Von Lucio Fontanas Raumkonzept „Concetto Spaziale“, das mit der Durchlöcherung der Leinwand radikal mit der Tradition der Raumillusion im Tafelbild brach, sind bei der Auktion zwei Beispiele aus den 1950er Jahren vertreten. Jenes mit gelben Pinselstrichen gestisch auf Schwarz aufgetragener Concetto der Serie „Barocchi“ und jener mit Glassteinen aus der Serie „Pietri“ (Steine), Schätzwert 700.000 – 1,000.000 Euro sowie 550.000 – 750.000 Euro. Für die Darstellung von Bewegung und Raum stand dem Pionier der modernen Kunst das Barock Pate. Über den Einsatz von Steinen in seinen Arbeiten sagt Fontana: „Die Steine sollten das Licht besser zum Fließen bringen, den Anschein von Bewegung erzeugen“. Strukturierte oder gelochte, übereinander liegende Leinwände kommen von Enrico Castellani und Paolo Scheggi (€ 180.000 – 280.000, € 90.000 – 120.000).
Normalerweise verbindet man abstrakte Kunst mit Mathematik, Kälte, Rationalität. Bei den Riesenformaten des irisch-amerikanischen Künstlers Sean Scully trifft das nicht zu. Er bezeichnet sich selbst als romantischen Maler, seine Farbfelder, die oft Objektcharakter annehmen, als Erinnerungen, oftmals melancholischer Natur. Scully in einem Interview: „Nach dem Minimalismus wollte ich der abstrakten Malerei die emotionale und spirituelle Kraft zurückgeben, die ihr abhanden gekommen ist während dem ‚coolen‘ Jahrzehnt des Minimalismus.“ (€ 600.000 – 900.000).
„Mädchen mit Waage, 1972“:
Einer gewieften Privatmythologie verschreibt sich Ilya Kabakov, der mit seinem fingierten Alter Ego Charles Rosenthal die dualistische Moderne in Zeiten der ländlichen Sowjetunion der 1970er Jahre mit abstrahierten Versatzstücken sowjetischer Propagandamalerei imaginiert. Kabakov zum 2002 gemalten Werk: „Intellekt und kommunistische Gemeinschaft stehen sich in unterschiedlichen Lichtverhältnissen direkt gegenüber und vereinen sich im ,Mädchen mit der Waage‘ (€ 300.000 – 400.000).
Beim Maler und Bildhauer Marino Marini, dreifacher documenta-Teilnehmer, dem ein Museum in Florenz gewidmet ist, war häufig das Thema Pferd und Mensch/Reiter/Kämpfer präsent, die er in der Darstellung abstrahierte und mit einer gewissen Archaik auflud. Er selbst bezeichnete sich oft als ein „Nachkomme der Etrusker“. Das im Dorotheum angebotene Bild „Il Circo“, der Zirkus, neben der Commedia dell’Arte Lieblingsmotiv des Künstlers in den 1950er Jahren, kombiniert antiken Stil mit Schablonenschrift (€ 400.000 – 600.000).
Stark vertreten ist diesmal wieder die kinetische Kunst, d. h. Kunst, die von der tatsächlichen oder durch optische Täuschungen bedingten Bewegung lebt. Das kann das „Sphärische Hohlspiegelobjekt“ von Adolf Luther sein oder das Bildobjekt von Ludwig Wilding „S3 D3, 1962“, das Scheinbewegung mittels über der Bildfläche gespannter Kunststoffschnüre erzeugt (€ 35.000 – 45.000, € 40.000 – 50.000). Wilding ist überzeugt: „visuelle kunst findet primär über den kanal des auges statt“.
„A little bit of Monica“:
Mit seinen meist kopflosen, provokanten „Nudes“, einer Pop-Art-Version in der Tradition des Aktbildes, macht/e Tom Wesselman Furore und hat seinen Platz ungeachtet politischer Korrektheitsdebatten in der US-Kunstgeschichte erobert. Im Dorotheum wird eine auf Aluminium Cut-Outs lackierte, in den 1980ern entstandene „Monica in half slip“ angeboten (€ 150.000 – 250.000).
Auch das Werk eines Shooting Stars der chinesischen zeitgenössischen Kunst hat die Auktion zu bieten, und zwar vom 1960 geborenen, in Frankreich lebenden Maler Yan Pei-Ming. Sein impulsiv, mit dicker Farbe und reduziertem Kolorit aufgetragenes Riesenformat „Invisible Man“ lässt das Porträt wie eine Landschaft erscheinen (€ 150.000 – 200.000). Eine tatsächliche Landschaft, extrem abstrahiert, steuert der Österreicher Herbert Brandl bei (€ 100.000 – 130.000).
Vollmond und Handarbeit
Auktion Klassische Moderne, 22. Mai 2014
Auf die Spuren des bedeutenden Landschaftsmalers Emil Jakob Schindler begibt sich Carl Moll, wenn er eine Art Zeitlosigkeit mit modernem Naturalismus verbindet. Bestes Beispiel dafür ist das perfekt komponierte, in Öl auf Holz aufgetragene Gemälde „Vollmond über Wien (Blick auf Heiligenstadt)“, einer der Höhepunkte der Auktion Klassische Moderne vom 22. Mai 2014 (€ 80.000 – 140.000).
Oskar Kokoschkas meisterhafte, psychologisierende Porträtkunst manifestiert sich einmal mehr in „Die Spitzenklöpplerin“ von 1933 (€ 180.000 – 220.000). Mit raffinierten Licht-Schatteneffekten hat Albin Egger-Lienz seine Tochter in Öl gebannt. Für „Lorli im Garten“ von 1919 werden zwischen 80.000 und 140.000 Euro erwartet. Eine frühe Bleistiftzeichnung (Kinderporträt) Gustav Klimts bereichert ebenfalls die Moderne-Offerte (€ 70.000 - 120.000) wie ein Stillleben von Gino Severini von 1916/17 (€ 100.000 – 150.000) oder die Pastellzeichnung des Kindes „Bettina mit Kapuzinerkresse“ von Otto Dix, 1952 (€ 75.000 – 90.000).
Hoffmann und Fabergé
Silber, Auktion 19. Mai 2014
Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts, Auktion 20. Mai 2014
Multitalent Josef Hoffmann steht wieder an der Spitze der Jugendstil-Auktion am 20. Mai 2014. Seine 1905 entworfene Teekanne nimmt in ihrer kühnen Schlichtheit moderne Tendenzen vorweg. Ein Paar silberne, mit Malachiten und Korallen versehene Flaschenuntersetzer, wie die Teekanne von der Wiener Werkstätte ausgeführt, sind Meisterwerke des Jugendstils (€ 15.000 – 20.000, € 12.000 – 15.000). Unter den Highlights befinden sich Keramiken von Michael Powolny sowie ein von Victor Horta entworfener Armsessel für das Brüsseler Geschäft der Firma Wolfers, einer Gold- und Silberschmiede aus Brüssel (€ 8.000 – 10.000).
Um eine hervorragende Arbeit handelt es sich bei der außergewöhnlich seltenen Fabergé-Reise-Ikone, ein Geschenk des russischen Hochadels an eine Nachkommin der russischen Großfürsten aus dem Hause Rurik. Das Besondere bei dem in der Silberauktion am 19. Mai 2014 angebotenen goldenen Reisetriptychon sind die insgesamt 29 Namensgravuren des russischen Adels, u. a. Prinz Gortchakov, Prinz Kropotkin, Graf Tolstoi, Graf Musin-Pushkin...
AUKTIONSWOCHE 19. BIS 23. MAI 2014
Silber Montag, 19. Mai 2014 14 Uhr
Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jhs. Dienstag, 20. Mai 2014 14 Uhr
Zeitgenössische Kunst Dienstag, 20. Mai 2014 Mittwoch, 21. Mai 2014 18 Uhr 14 Uhr
Juwelen Mittwoch, 21. Mai 2014 18 Uhr
Klassische Moderne Donnerstag, 22. Mai 2014 18 Uhr
Armband- und Taschenuhren Freitag, 23. Mai 2014 16 Uhr
Besichtigung ab Samstag, 10. Mai 2014
Ort Palais Dorotheum, Wien 1, Dorotheergasse 17
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