Lot No. 55 V


1990 Aston Martin Virage


1990 Aston Martin Virage - Classic cars

Der 75. von nur 365 gebauten Virage
Ausgestattet mit dem seltenen Schaltgetriebe
Originale 43.000 Kilometer Laufleistung
Traumhafte Farbkombination


Waren die 1970er Jahre schon äußerst wechselvolle für Aston Martin, geprägt von mehrmaligen Besitzerwechseln und Zahlungsunfähigkeiten, so setzte sich die Misere in den 1980ern unverändert fort. 1982 wurden weltweit nur 30 Autos verkauft, weniger als je zuvor in der langen Firmengeschichte. Der V8 sollte längst von einem Nachfolger abgelöst werden, einzig der Lagonda hielt die Firma mehr schlecht als recht gerade noch über Wasser. 1981 stieg Victor Gauntlett, der in der Ölindustrie reich geworden war, in Newport Pagnell ein. Er verstand, dass ein neues Modell nicht von heute auf morgen entwickelt werden konnte, holte sich weitere Investoren ins Boot und kaufte sich bei Zagato in Italien ein, und ließ dort 52 Vantage einkleiden. 1986 gelang es ihm den bekanntesten Markenbotschafter wieder für Aston Martin zu engagieren. James Bond in der Gestalt von Timothy Dalton fuhr in der Hauch des Todes einen V8 Vantage. Bessere Zeiten schienen angebrochen, doch Gauntlett wusste als geschickter Geschäftsmann, dass Aston Martin weiterhin Geld brauchte um das neue Modell fertig zu entwickeln und mit ihm alleine das Überleben der Marke nicht gesichert wäre. Im Rahmen der Mille Miglia 1987 traf Victor Gauntlett auf Ford Europa Vizepräsidenten Walter Hayes und, obwohl man sich mit der Übernahme von AC Cars gerade erst die Finger verbrannt hatte, fand der Gefallen an der Idee eines Einstiegs von Ford. Im September des selben Jahres gehörten Ford bereits 75% von Aston Martin.

Damit war der Fortbestand gesichert und das neue Modell konnte fertig entwickelt werden. Nicht weniger als fünf Designer hatte man engagiert, letztlich entschied man sich für den Entwurf von John Heffeman und Ken Greenley vom Royal College of Art. Das Design des neuen Virage war geradlinig und modern, viel näher am futuristischen Lagonda als am altbackenen Vorgänger. Um die Kosten niedrig zu halten bediente man sich bei etlichen Bauteilen am Repertoire anderer Hersteller. Die Heckleuchten kamen vom VW Scirocco, die Spiegel vom Citroën CX, die Lenksäule von General Motors und diverse Schalter von Ford. Der V8 Motor wurde bei Callaway Cars in Connecticut mit einem Vierventilkopf weiterentwickelt und leistete 330 PS aus 5,3 Litern Hubraum. Geschaltet wurde meist automatisch, anfangs mit einem Dreigang-Torqueflite, ab 1993 mit einer Viergang-Automatik. Alternativ gab es von ZF ein manuelles Fünfgang-Getriebe, das heute zu den wesentlichen preisbestimmenden Elementen zählt, nicht nur, weil es selten ist, sondern weil mit ihm das Potential des grandiosen Motors erst richtig ausgeschöpft werden kann.

Mit 178 gebauten Saloons im Jahr 1990 lief die Produktion gut an und auch 1991 gab mit 168 Exemplaren Anlass zur Hoffnung, doch dann brach weltweit der überhitzte Markt für Luxus- und Sportwagen ein und 1993 wurde in Newport Pagnell kein einziger Virage Saloon gebaut. 1994 entstanden neun Stück einer Limited Edition und 1995 ein letzten Coupé, ehe die Produktion des Basismodells nach nur 365 gebauten Virage eingestellt wurde.

Ab dem Frühjahr 1992 baute Aston Martin eine offene Version, die schon traditionell auf den Beinamen Volante hörte. Von ihr entstanden 233 Stück. Ab Jänner 1992 bot Aston Martin eine Umrüstung auf einen 6,3-Liter Motor an, der die Leistung deutlich auf erst 465 PS und ab 1993 auf 500 PS anhob. Horrende 60.000 bzw. 100.000 Pfund kostete der Umbau beim Aston Martin Service Department, kein Wunder, dass nur 19 bzw. 16 Virage dieses Paket bekamen. Ab 1993 bot Aston Martin außerdem eine Vantage Version des Virage an, bei der der 5,3-Liter-Motor mittels zweier Kompressoren auf 550 PS aufgeblasen wurde, was den Vantage 300 km/h schnell machte. Für 1996 stellte Aston Martin den Nachfolger vor, der wieder auf den einfallslosen Namen V8 hörte und der optisch nicht viel mehr als ein Facelift der verbreiterten Vantage-Karosserie des Virage war. Auch für den V8 gab es die Möglichkeit zur Leistungssteigerung, darunter einige Vantage Sondermodelle. Er blieb bis 2000 im Programm, die Stückzahlen aber blieben wie beim Vorgänger von homöopathischer Dosis. Bei Aston Martin setzte man ab 1994 längst auf ein anderes Pferd, das auf den Namen DB7 hörte.

Dieser Aston Martin Virage Saloon ist das 75. gebaute Exemplar, lackiert in Forest Green mit grauer Lederausstattung mit grünem Piping, grünen Teppichen und grünem Alcantara-Himmel. Vor allem aber ist er mit dem raren Fünfgang-Schaltgetriebe ausgestattet! Sein Motor wurde von Don Osborne gebaut, den man in Newport Pagnell „the royal engine builder“ nannte. Der Aston Martin wurde 1990 an den Schweitzer Importeur Emil Frey geliefert, ging aber von dort aus direkt in die USA, wo der Virage anfangs nicht erhältlich war. Erstmals zugelassen wurde er aber dann tatsächlich erst am 18. März 1992 in Deutschland, eine kleine Weltreise, die zeigt, wie verrückt der Markt damals war. Erst explodierte die Nachfrage, sodass Neuwagen weit über Neupreis gehandelt wurden, bis sie wenige Wochen später überhaupt nicht mehr an den Mann oder die Frau zu bringen waren.

Im Mai 1994 wurde der Virage auf seinen zweiten Besitzer zugelassen, über den Winter stillgelegt und fünf Tage nach einer Wiederinbetriebnahme am 20. Oktober 1995 wieder abgemeldet. Laut dem Einbringer ist im System von Aston Martin ein Service bei einer deutschen Niederlassung bei 18.000 Kilometer hinterlegt, zugelassen war der Virage allerdings bis 2008 nicht mehr. Da hatte der Einbringer den wunderschön erhaltenen Sportwagen aus der Verlassenschaft eines Wiener Sammlers kaufen können. Bei einer TÜV-Überprüfung im Mai 2010 hatte der Aston Martin 38.696 Kilometer auf der Uhr, heute zeigt der digitale Zähler 8 Kilometer an, weil heuer die Elektronik streikte und nach Einbau eines neuen Prozessors (aus einem 386er PC) auf null zurückstellte. Weil der Virage davor bei 42.987 Kilometer am 13. Mai 2022 überprüft wurde, ist der Kilometerstand für die Nachwelt bestens dokumentiert. Rechnungen zeugen vom regelmäßigen Service, so wurden etwa Flexrohre, Lambda-Sonden, Unterdruckschläuche und zuletzt die Lichtmaschine erneuert. Aufgrund einer Übersiedlung ins österreichische Waldviertel war der Virage zuletzt in der Heimat auf die Schwester angemeldet und nach fast 15 Jahren wird dieses Ausnahmeexemplar nun in neue Hände weitergegeben. Natürlich lässt ihn in erster Linie das Schaltgetriebe aus der Menge hervorstechen, sein wunderschöner, originaler Erhaltungszustand und die traumhafte Farbkombination heben die Begehrlichkeit obendrein umso mehr. Wer einen seltenen Sportwagen aus besten Hause sucht, der sich in bestem Understatement übt, ist bei diesem Virage absolut richtig aufgehoben.

Chassis: SCFCAM1SCLBL50075
Papiere: Deutsche Zulassung
Deutscher Fahrzeugbrief von 1992 (entwertet)

15.10.2022 - 16:00

Realized price: **
EUR 57,500.-
Estimate:
EUR 55,000.- to EUR 75,000.-

1990 Aston Martin Virage


Der 75. von nur 365 gebauten Virage
Ausgestattet mit dem seltenen Schaltgetriebe
Originale 43.000 Kilometer Laufleistung
Traumhafte Farbkombination


Waren die 1970er Jahre schon äußerst wechselvolle für Aston Martin, geprägt von mehrmaligen Besitzerwechseln und Zahlungsunfähigkeiten, so setzte sich die Misere in den 1980ern unverändert fort. 1982 wurden weltweit nur 30 Autos verkauft, weniger als je zuvor in der langen Firmengeschichte. Der V8 sollte längst von einem Nachfolger abgelöst werden, einzig der Lagonda hielt die Firma mehr schlecht als recht gerade noch über Wasser. 1981 stieg Victor Gauntlett, der in der Ölindustrie reich geworden war, in Newport Pagnell ein. Er verstand, dass ein neues Modell nicht von heute auf morgen entwickelt werden konnte, holte sich weitere Investoren ins Boot und kaufte sich bei Zagato in Italien ein, und ließ dort 52 Vantage einkleiden. 1986 gelang es ihm den bekanntesten Markenbotschafter wieder für Aston Martin zu engagieren. James Bond in der Gestalt von Timothy Dalton fuhr in der Hauch des Todes einen V8 Vantage. Bessere Zeiten schienen angebrochen, doch Gauntlett wusste als geschickter Geschäftsmann, dass Aston Martin weiterhin Geld brauchte um das neue Modell fertig zu entwickeln und mit ihm alleine das Überleben der Marke nicht gesichert wäre. Im Rahmen der Mille Miglia 1987 traf Victor Gauntlett auf Ford Europa Vizepräsidenten Walter Hayes und, obwohl man sich mit der Übernahme von AC Cars gerade erst die Finger verbrannt hatte, fand der Gefallen an der Idee eines Einstiegs von Ford. Im September des selben Jahres gehörten Ford bereits 75% von Aston Martin.

Damit war der Fortbestand gesichert und das neue Modell konnte fertig entwickelt werden. Nicht weniger als fünf Designer hatte man engagiert, letztlich entschied man sich für den Entwurf von John Heffeman und Ken Greenley vom Royal College of Art. Das Design des neuen Virage war geradlinig und modern, viel näher am futuristischen Lagonda als am altbackenen Vorgänger. Um die Kosten niedrig zu halten bediente man sich bei etlichen Bauteilen am Repertoire anderer Hersteller. Die Heckleuchten kamen vom VW Scirocco, die Spiegel vom Citroën CX, die Lenksäule von General Motors und diverse Schalter von Ford. Der V8 Motor wurde bei Callaway Cars in Connecticut mit einem Vierventilkopf weiterentwickelt und leistete 330 PS aus 5,3 Litern Hubraum. Geschaltet wurde meist automatisch, anfangs mit einem Dreigang-Torqueflite, ab 1993 mit einer Viergang-Automatik. Alternativ gab es von ZF ein manuelles Fünfgang-Getriebe, das heute zu den wesentlichen preisbestimmenden Elementen zählt, nicht nur, weil es selten ist, sondern weil mit ihm das Potential des grandiosen Motors erst richtig ausgeschöpft werden kann.

Mit 178 gebauten Saloons im Jahr 1990 lief die Produktion gut an und auch 1991 gab mit 168 Exemplaren Anlass zur Hoffnung, doch dann brach weltweit der überhitzte Markt für Luxus- und Sportwagen ein und 1993 wurde in Newport Pagnell kein einziger Virage Saloon gebaut. 1994 entstanden neun Stück einer Limited Edition und 1995 ein letzten Coupé, ehe die Produktion des Basismodells nach nur 365 gebauten Virage eingestellt wurde.

Ab dem Frühjahr 1992 baute Aston Martin eine offene Version, die schon traditionell auf den Beinamen Volante hörte. Von ihr entstanden 233 Stück. Ab Jänner 1992 bot Aston Martin eine Umrüstung auf einen 6,3-Liter Motor an, der die Leistung deutlich auf erst 465 PS und ab 1993 auf 500 PS anhob. Horrende 60.000 bzw. 100.000 Pfund kostete der Umbau beim Aston Martin Service Department, kein Wunder, dass nur 19 bzw. 16 Virage dieses Paket bekamen. Ab 1993 bot Aston Martin außerdem eine Vantage Version des Virage an, bei der der 5,3-Liter-Motor mittels zweier Kompressoren auf 550 PS aufgeblasen wurde, was den Vantage 300 km/h schnell machte. Für 1996 stellte Aston Martin den Nachfolger vor, der wieder auf den einfallslosen Namen V8 hörte und der optisch nicht viel mehr als ein Facelift der verbreiterten Vantage-Karosserie des Virage war. Auch für den V8 gab es die Möglichkeit zur Leistungssteigerung, darunter einige Vantage Sondermodelle. Er blieb bis 2000 im Programm, die Stückzahlen aber blieben wie beim Vorgänger von homöopathischer Dosis. Bei Aston Martin setzte man ab 1994 längst auf ein anderes Pferd, das auf den Namen DB7 hörte.

Dieser Aston Martin Virage Saloon ist das 75. gebaute Exemplar, lackiert in Forest Green mit grauer Lederausstattung mit grünem Piping, grünen Teppichen und grünem Alcantara-Himmel. Vor allem aber ist er mit dem raren Fünfgang-Schaltgetriebe ausgestattet! Sein Motor wurde von Don Osborne gebaut, den man in Newport Pagnell „the royal engine builder“ nannte. Der Aston Martin wurde 1990 an den Schweitzer Importeur Emil Frey geliefert, ging aber von dort aus direkt in die USA, wo der Virage anfangs nicht erhältlich war. Erstmals zugelassen wurde er aber dann tatsächlich erst am 18. März 1992 in Deutschland, eine kleine Weltreise, die zeigt, wie verrückt der Markt damals war. Erst explodierte die Nachfrage, sodass Neuwagen weit über Neupreis gehandelt wurden, bis sie wenige Wochen später überhaupt nicht mehr an den Mann oder die Frau zu bringen waren.

Im Mai 1994 wurde der Virage auf seinen zweiten Besitzer zugelassen, über den Winter stillgelegt und fünf Tage nach einer Wiederinbetriebnahme am 20. Oktober 1995 wieder abgemeldet. Laut dem Einbringer ist im System von Aston Martin ein Service bei einer deutschen Niederlassung bei 18.000 Kilometer hinterlegt, zugelassen war der Virage allerdings bis 2008 nicht mehr. Da hatte der Einbringer den wunderschön erhaltenen Sportwagen aus der Verlassenschaft eines Wiener Sammlers kaufen können. Bei einer TÜV-Überprüfung im Mai 2010 hatte der Aston Martin 38.696 Kilometer auf der Uhr, heute zeigt der digitale Zähler 8 Kilometer an, weil heuer die Elektronik streikte und nach Einbau eines neuen Prozessors (aus einem 386er PC) auf null zurückstellte. Weil der Virage davor bei 42.987 Kilometer am 13. Mai 2022 überprüft wurde, ist der Kilometerstand für die Nachwelt bestens dokumentiert. Rechnungen zeugen vom regelmäßigen Service, so wurden etwa Flexrohre, Lambda-Sonden, Unterdruckschläuche und zuletzt die Lichtmaschine erneuert. Aufgrund einer Übersiedlung ins österreichische Waldviertel war der Virage zuletzt in der Heimat auf die Schwester angemeldet und nach fast 15 Jahren wird dieses Ausnahmeexemplar nun in neue Hände weitergegeben. Natürlich lässt ihn in erster Linie das Schaltgetriebe aus der Menge hervorstechen, sein wunderschöner, originaler Erhaltungszustand und die traumhafte Farbkombination heben die Begehrlichkeit obendrein umso mehr. Wer einen seltenen Sportwagen aus besten Hause sucht, der sich in bestem Understatement übt, ist bei diesem Virage absolut richtig aufgehoben.

Chassis: SCFCAM1SCLBL50075
Papiere: Deutsche Zulassung
Deutscher Fahrzeugbrief von 1992 (entwertet)


Buyers hotline Mon.-Fri.: 10.00am - 4.00pm
oldtimer@dorotheum.at

+43 1 515 60 428
Auction: Classic cars
Auction type: Saleroom auction with Live Bidding
Date: 15.10.2022 - 16:00
Location: Messezentrum Salzburg
Exhibition: 14.10. - 15.10.2022


** Purchase price incl. charges and taxes

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