Lotto No. 3 +


Franz Ferdinand,


Franz Ferdinand, - Autografi, manoscritti, atti

Erzherzog von Österreich - Este, Thronfolger, 1863 - 1914. E. B. m. U., Svabski staja Kujaca (Bosnien), 7. 12. 1898, 7 S., (Bleistift), unbedeutende Randschäden, kl.-8vo.

Ausführlicher und persönlicher Brief an Olga Gabriele Freiin Schenk von Stauffenberg, nachmalige Gräfin Otting von Fünfstetten (1866 - 1953), damals Hofdame von Franz Ferdinands Schwester Margarethe Sophia Herzogin von Württemberg, Erzherzogin von Österreich. Die vom Thronfolger geschilderte trübe Stimmung ist wohl auf schwerwiegende Probleme im Zusammenhang mit seiner Liebe zu seiner nicht ebenbürtigen späteren Frau Gräfin Sophie Chotek, nachmals Herzogin von Hohenberg zurückzuführen: "Verehrteste Baronin ! Vor Allem muß ich um Entschuldigung bitten, daß ich mit Bleistift schreibe, was sich ja gar nicht schickt, aber hier in den wilden bosnischen Bergen 5000 Fuß über dem Meeresspiegel in einer kleinen Almhütte umgeben von heulenden Wölfen und Bären ist die Cultur noch nicht so weit fortgeschritten daß man Tinte besitzt. Von der letzten Stätte menschlicher Cultur bin ich 3 Tage hier heraufgewandert und sitze nun hier in Gesellschaft wilder Bosniaken in besagter Holzhütte: so weit das Auge reicht, Nichts als Wald und wildes Gestein, keine Menschen und kirchenstille Ruhe, nur unterbrochen von dem Murmeln der Gebirgsbäche im unermeßlichen Urwalde! Es ist eine selten schöne aber tief ernste Gegend, die das Gemüth mächtig ergreift! Ich hatte in letzter Zeit schweren Kummer und Sorgen durchzumachen und so bin ich heraufgeeilt in diese Wildniß, wo ich von den neidischen scheelsüchtigen und grauslichen Menschen die kein Herz haben und nur egoistischen Zwecken nachjagen und das tiefere Empfinden eines Menschen nicht verstehen nichts sehe und höre. Hier in dieser Einsamkeit im ausschließlichen Verkehr mit Gottes ewig schöner Natur hoffte ich Ruhe und Friede zu finden. Allerdings hat meine Lustigkeit vollkommen Schiffbruch gelitten und wenn mich Baronin widersehen werden, so werden Sie einen langweiligen griesgrämigen Greis wiedersehen. Aber Alles geht nur bis zu einem gewissen Grade und wenn einem Alles auf der Welt mißlingt, so muß man endlich jedes Vertrauen und jeden Mut verlieren und muß zu einem Anachoreten (Einsiedler) werden. In diesem Stadium bin ich jetzt und nachdem ich vergebens gekämpft habe bin ich endlich niedergebrochen und fühle nicht mehr die Kraft in mir länger zu widerstehen! Verzeihen Sie dass ich Sie mit dieser nichts weniger lustigen Epistel langweile aber Baronin waren immer so gut für mich, dass ich Ihnen so theilweise mein Herz ausschütte. Bitte sagen Sie Niemanden etwas davon und schreiben Sie mir paar gute Worte, schreiben Sie mir meinethalben daß ich ein dummer Idealist, ein Esel bin, jeder Trost thut mir wohl. Was ich aber wirklich von Herzen furchtbar bedaure, das ist, dass ich Sie jetzt in Wien versäume. Ich hatte mich schon so gefreut Sie wiederzusehen und hätte Alles aufgeboten um Ihnen den Aufenthalt dort so angenehm als möglich zu gestalten. Durch meine Flucht in die bosnischen Berge komme ich um die große Freude Sie zu sehen. Ich wollte lange hier heroben bleiben, aber muss leider zu einer wichtigen Generalsitzung bei S. Majestät nach Wien zurück und treffe dort den 14. Abds ein. Leider höre ich dass Sie den 14. Wien schon verlassen! Wie schade. (…) Aber dafür hoffe ich auf ein Wiedersehen in Potsdam und dann große féten in Konopischt, Chlumetz und Lölling im nächsten Jahre. Da müssen Sie einfach hinkommen. Verzeihen Sie nochmals den Bleistift und die Jeremiade, aber wirklich es ist ein Graus wie Einem die Menschen die Paar Jahre die man zu leben hat verleiden und seien Sie mit der größten Hochachtung auf das Herzlichste gegrüßt von Ihrem steinalten grantigen ergebensten Bosniaken Franz „

Esperto: Mag. Andreas Löbbecke Mag. Andreas Löbbecke
+43-1-515 60-389

books@dorotheum.at

03.06.2019 - 14:00

Prezzo di partenza:
EUR 1.500,-

Franz Ferdinand,


Erzherzog von Österreich - Este, Thronfolger, 1863 - 1914. E. B. m. U., Svabski staja Kujaca (Bosnien), 7. 12. 1898, 7 S., (Bleistift), unbedeutende Randschäden, kl.-8vo.

Ausführlicher und persönlicher Brief an Olga Gabriele Freiin Schenk von Stauffenberg, nachmalige Gräfin Otting von Fünfstetten (1866 - 1953), damals Hofdame von Franz Ferdinands Schwester Margarethe Sophia Herzogin von Württemberg, Erzherzogin von Österreich. Die vom Thronfolger geschilderte trübe Stimmung ist wohl auf schwerwiegende Probleme im Zusammenhang mit seiner Liebe zu seiner nicht ebenbürtigen späteren Frau Gräfin Sophie Chotek, nachmals Herzogin von Hohenberg zurückzuführen: "Verehrteste Baronin ! Vor Allem muß ich um Entschuldigung bitten, daß ich mit Bleistift schreibe, was sich ja gar nicht schickt, aber hier in den wilden bosnischen Bergen 5000 Fuß über dem Meeresspiegel in einer kleinen Almhütte umgeben von heulenden Wölfen und Bären ist die Cultur noch nicht so weit fortgeschritten daß man Tinte besitzt. Von der letzten Stätte menschlicher Cultur bin ich 3 Tage hier heraufgewandert und sitze nun hier in Gesellschaft wilder Bosniaken in besagter Holzhütte: so weit das Auge reicht, Nichts als Wald und wildes Gestein, keine Menschen und kirchenstille Ruhe, nur unterbrochen von dem Murmeln der Gebirgsbäche im unermeßlichen Urwalde! Es ist eine selten schöne aber tief ernste Gegend, die das Gemüth mächtig ergreift! Ich hatte in letzter Zeit schweren Kummer und Sorgen durchzumachen und so bin ich heraufgeeilt in diese Wildniß, wo ich von den neidischen scheelsüchtigen und grauslichen Menschen die kein Herz haben und nur egoistischen Zwecken nachjagen und das tiefere Empfinden eines Menschen nicht verstehen nichts sehe und höre. Hier in dieser Einsamkeit im ausschließlichen Verkehr mit Gottes ewig schöner Natur hoffte ich Ruhe und Friede zu finden. Allerdings hat meine Lustigkeit vollkommen Schiffbruch gelitten und wenn mich Baronin widersehen werden, so werden Sie einen langweiligen griesgrämigen Greis wiedersehen. Aber Alles geht nur bis zu einem gewissen Grade und wenn einem Alles auf der Welt mißlingt, so muß man endlich jedes Vertrauen und jeden Mut verlieren und muß zu einem Anachoreten (Einsiedler) werden. In diesem Stadium bin ich jetzt und nachdem ich vergebens gekämpft habe bin ich endlich niedergebrochen und fühle nicht mehr die Kraft in mir länger zu widerstehen! Verzeihen Sie dass ich Sie mit dieser nichts weniger lustigen Epistel langweile aber Baronin waren immer so gut für mich, dass ich Ihnen so theilweise mein Herz ausschütte. Bitte sagen Sie Niemanden etwas davon und schreiben Sie mir paar gute Worte, schreiben Sie mir meinethalben daß ich ein dummer Idealist, ein Esel bin, jeder Trost thut mir wohl. Was ich aber wirklich von Herzen furchtbar bedaure, das ist, dass ich Sie jetzt in Wien versäume. Ich hatte mich schon so gefreut Sie wiederzusehen und hätte Alles aufgeboten um Ihnen den Aufenthalt dort so angenehm als möglich zu gestalten. Durch meine Flucht in die bosnischen Berge komme ich um die große Freude Sie zu sehen. Ich wollte lange hier heroben bleiben, aber muss leider zu einer wichtigen Generalsitzung bei S. Majestät nach Wien zurück und treffe dort den 14. Abds ein. Leider höre ich dass Sie den 14. Wien schon verlassen! Wie schade. (…) Aber dafür hoffe ich auf ein Wiedersehen in Potsdam und dann große féten in Konopischt, Chlumetz und Lölling im nächsten Jahre. Da müssen Sie einfach hinkommen. Verzeihen Sie nochmals den Bleistift und die Jeremiade, aber wirklich es ist ein Graus wie Einem die Menschen die Paar Jahre die man zu leben hat verleiden und seien Sie mit der größten Hochachtung auf das Herzlichste gegrüßt von Ihrem steinalten grantigen ergebensten Bosniaken Franz „

Esperto: Mag. Andreas Löbbecke Mag. Andreas Löbbecke
+43-1-515 60-389

books@dorotheum.at


Hotline dell'acquirente lun-ven: 10.00 - 17.00
stamps@dorotheum.at

+43 1 515 60 323
Asta: Autografi, manoscritti, atti
Tipo d'asta: Asta in sala
Data: 03.06.2019 - 14:00
Luogo dell'asta: Wien | Palais Dorotheum
Esposizione: 25.05. - 03.06.2019