Lot Nr. 51


Luca Giordano


Luca Giordano - Alte Meister

(Neapel 1634–1705)
Der heilige Simon,
Öl auf Leinwand, 75,5 x 63 cm, gerahmt

Provenienz:
Adelsbesitz, bis 1992;
europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Neapel, Castel Sant’Elmo/Wien, Kunsthistorisches Museum, Luca Giordano 1634–1705, 3. März – 3. Juni 2001 / 23. Juni – 7. Oktober 2001, Kat.-Nr. 53b (als Luca Giordano)

Literatur:
V. Pacelli, Inediti di Luca Giordano, in: Napoli, l’Europa. Ricerche di storia dell’arte in onore di Ferdinando Bologna, hg. von F. Abbate, F. Sricchia Santoro, Catanzaro 1995, S. 243, Abb. 196 (als Luca Giordano);
D. M. Pagano, in: Luca Giordano 1634–1705, Ausstellungskatalog, hg. von W. Seipel, Neapel/Wien 2001, S. 186f., Kat.-Nr. 53b (als Luca Giordano);
O. Ferrari, G. Scavizzi, Luca Giordano: nuove ricerche e inediti, Neapel 2003, Kat.-Nr. A016B (als Luca Giordano)

Der heilige Simon erscheint vor dunklem Hintergrund. In der einen Hand hält der Apostel ein mit seinem Namen beschriftetes Buch, in der anderen eine Säge, das Werkzeug seines Martyriums. Luca Giordano hat den Pinsel mit kräftigen Strichen zur Wiedergabe des Bartes eingesetzt: Das Malmittel ist verdünnt und leicht aufgetragen und durchdringt den Bart mit Farbe und gestreuten Helldunkeleffekten, was auf eine Entstehungszeit der vorliegenden Komposition um 1650 hinweist (siehe O. Ferrari, G. Scavizzi in der Literatur).

In Giordanos Schaffen beobachtet man bestimmte Aspekte der Modellierung, die auch bei dem vorliegenden heiligen Simon wiederkehren. Der Heilige Paulus als Eremit in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden (siehe Abb. 1) ist nicht nur von der Komposition und Malweise her ähnlich gestaltet, sondern lässt auch dieselben Gesichtszüge erkennen.

Jusepe de Ribera, dessen sogenannte Apostolado-Serie im Prado fast vollständig auf uns gekommen ist, lieferte das Vorbild für das vorliegende Gemälde. Gemeinsame Merkmale sind die Frontalansicht und die sich eng am Beispiel Caravaggios orientierende Beleuchtung mit einer von links einfallenden Lichtquelle, welche die noblen Gesichtszüge der Figur vom dunklen Hintergrund abhebt, wobei rechts ein hellerer Bereich die Dunkelheit mildert. Die Ikonografie eines nur mit seinen Attributen vor dunklem Hintergrund dargestellten halbfigurigen Heiligen ist typisch für Ribera. Das vorliegende Gemälde lässt den Vergleich mit Riberas Heiligem Simon im Prado (Inv.-Nr. P001091) zu.

Abgesehen von seiner Neigung, das Wesen des Dargestellten durch die Betonung von Sentiment und Emotion zu erfassen, offenbart Luca Giordano hier auch sein tiefes Verständnis von Riberas markant-naturalistischen Darstellungen, die sich durch große Frömmigkeit, ein Gefühl der intimen Teilhabe und ein Bewusstsein für die schmerzhaften Umstände des durch Alter und Leid gezeichneten menschlichen Daseins auszeichnen.

Schon während der Anfangszeit seiner Ausbildung in seiner Geburtsstadt Neapel wurde Luca Giordano mit den Grundlagen ihrer caravaggesken Tradition vertraut gemacht. Nach dem Tod Riberas 1652 reiste der noch junge Giordano nach Rom. Dort gewann seine Palette an lebendiger Farbigkeit, wobei der Künstler auch zu einer neuen Freiheit im Ausdruck fand, vor allem in Folge seiner Reise nach Venedig, wo er 1674 die für Santa Maria della Salute entstandenen Leinwandbilder signierte. Zudem führte er zahlreiche prestigeträchtige Aufträge in Neapel, Padua, Florenz und anderen Städten aus. 1692 ereilte ihn ein Ruf an den Hof von König Karl II. von Spanien, wo er bis 1702 blieb und wichtige Ausstattungszyklen für die Kathedrale von Toledo und den Palacio del Buen Retiro in Madrid schuf.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 92.800,-
Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Luca Giordano


(Neapel 1634–1705)
Der heilige Simon,
Öl auf Leinwand, 75,5 x 63 cm, gerahmt

Provenienz:
Adelsbesitz, bis 1992;
europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Neapel, Castel Sant’Elmo/Wien, Kunsthistorisches Museum, Luca Giordano 1634–1705, 3. März – 3. Juni 2001 / 23. Juni – 7. Oktober 2001, Kat.-Nr. 53b (als Luca Giordano)

Literatur:
V. Pacelli, Inediti di Luca Giordano, in: Napoli, l’Europa. Ricerche di storia dell’arte in onore di Ferdinando Bologna, hg. von F. Abbate, F. Sricchia Santoro, Catanzaro 1995, S. 243, Abb. 196 (als Luca Giordano);
D. M. Pagano, in: Luca Giordano 1634–1705, Ausstellungskatalog, hg. von W. Seipel, Neapel/Wien 2001, S. 186f., Kat.-Nr. 53b (als Luca Giordano);
O. Ferrari, G. Scavizzi, Luca Giordano: nuove ricerche e inediti, Neapel 2003, Kat.-Nr. A016B (als Luca Giordano)

Der heilige Simon erscheint vor dunklem Hintergrund. In der einen Hand hält der Apostel ein mit seinem Namen beschriftetes Buch, in der anderen eine Säge, das Werkzeug seines Martyriums. Luca Giordano hat den Pinsel mit kräftigen Strichen zur Wiedergabe des Bartes eingesetzt: Das Malmittel ist verdünnt und leicht aufgetragen und durchdringt den Bart mit Farbe und gestreuten Helldunkeleffekten, was auf eine Entstehungszeit der vorliegenden Komposition um 1650 hinweist (siehe O. Ferrari, G. Scavizzi in der Literatur).

In Giordanos Schaffen beobachtet man bestimmte Aspekte der Modellierung, die auch bei dem vorliegenden heiligen Simon wiederkehren. Der Heilige Paulus als Eremit in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden (siehe Abb. 1) ist nicht nur von der Komposition und Malweise her ähnlich gestaltet, sondern lässt auch dieselben Gesichtszüge erkennen.

Jusepe de Ribera, dessen sogenannte Apostolado-Serie im Prado fast vollständig auf uns gekommen ist, lieferte das Vorbild für das vorliegende Gemälde. Gemeinsame Merkmale sind die Frontalansicht und die sich eng am Beispiel Caravaggios orientierende Beleuchtung mit einer von links einfallenden Lichtquelle, welche die noblen Gesichtszüge der Figur vom dunklen Hintergrund abhebt, wobei rechts ein hellerer Bereich die Dunkelheit mildert. Die Ikonografie eines nur mit seinen Attributen vor dunklem Hintergrund dargestellten halbfigurigen Heiligen ist typisch für Ribera. Das vorliegende Gemälde lässt den Vergleich mit Riberas Heiligem Simon im Prado (Inv.-Nr. P001091) zu.

Abgesehen von seiner Neigung, das Wesen des Dargestellten durch die Betonung von Sentiment und Emotion zu erfassen, offenbart Luca Giordano hier auch sein tiefes Verständnis von Riberas markant-naturalistischen Darstellungen, die sich durch große Frömmigkeit, ein Gefühl der intimen Teilhabe und ein Bewusstsein für die schmerzhaften Umstände des durch Alter und Leid gezeichneten menschlichen Daseins auszeichnen.

Schon während der Anfangszeit seiner Ausbildung in seiner Geburtsstadt Neapel wurde Luca Giordano mit den Grundlagen ihrer caravaggesken Tradition vertraut gemacht. Nach dem Tod Riberas 1652 reiste der noch junge Giordano nach Rom. Dort gewann seine Palette an lebendiger Farbigkeit, wobei der Künstler auch zu einer neuen Freiheit im Ausdruck fand, vor allem in Folge seiner Reise nach Venedig, wo er 1674 die für Santa Maria della Salute entstandenen Leinwandbilder signierte. Zudem führte er zahlreiche prestigeträchtige Aufträge in Neapel, Padua, Florenz und anderen Städten aus. 1692 ereilte ihn ein Ruf an den Hof von König Karl II. von Spanien, wo er bis 1702 blieb und wichtige Ausstattungszyklen für die Kathedrale von Toledo und den Palacio del Buen Retiro in Madrid schuf.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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