Lot Nr. 88


Luca Giordano


Luca Giordano - Alte Meister I

(Neapel 1634–1705)
Die mystische Vermählung der heiligen Katharina,
Öl auf Leinwand, 85 x 125,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Bari;
dort um das Jahr 2000 erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Stefano Causa, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung. Zudem danken wir Giuseppe Scavizzi für seine davon unabhängig erfolgte Bestätigung der Zuschreibung auf Grundlage einer Fotografie. Er datiert das Bild um 1670.

Das vorliegende Gemälde ist in dem für Staffeleibilder typischen kleinen Maßstab ausgeführt und muss daher für einen privaten Auftraggeber bestimmt gewesen sein. Das sakrale Thema wird als Familientreffen interpretiert. Die intime Szene, die in verschiedenen Ocker- und Rottönen gehalten ist, findet in einem großen dunklen Raum statt, der von links beleuchtet wird, um die Ohrringe und das kunstvoll arrangierte Haar der heiligen Katharina zur Geltung zu bringen.

Dieses Werk ist ein Beispiel für das Schaffen der frühen Reifezeit Luca Giordanos ‒ einer Phase, die oft als von Ribera beeinflusst beschrieben wird, da die Werke einen dunkleren Ton haben ‒ und kann in die 1670er-Jahre, in die Zeit kurz nach dem Florenz-Aufenthalt des Künstlers, datiert werden. Das Gemälde dürfte kurz vor dem in den Jahren 1679‒1681 entstandenen Freskenzyklus im Chor der Kirche San Gregorio Armeno in Neapel entstanden sein: Die Szene Der heilige Benedikt verlässt seine Familie zeigt verschiedene Frauen mit Zügen, die jenen der Heiligen Katharina im vorliegenden Werk ähneln (siehe O. Ferrari, G. Scavizzi, Luca Giordano. L’opera completa, Neapel 1992, S. 294, Kat.-Nr. A265).

Weitere Vergleiche bieten sich mit dem um 1675 entstandenen Werk Die Heilige Familie mit der heiligen Katharina von Alexandria im Glasgow Museums Resource Centre (Inv.-Nr. 1056) und mit der zentralen Gruppe des großen Altarbildes in der Pinacoteca di Brera in Mailand an, das Die Heilige Familie mit dem heiligen Antonius von Padua darstellt (Inv.-Nr. 446). Eine Rötelzeichnung in den Sammlungen von Holkham Hall in Norfolk zeigt den kreativen Reichtum dieser Komposition in Luca Giordanos Schaffen (siehe A. E. Popham, C. Lloyd, Old Master Drawings at Holkham Hall, Chicago 1986, S. 66).

Luca Giordano war ein produktiver und international bewunderter neapolitanischer Maler, der dem Beispiel seines ersten Meisters Jusepe de Ribera (1591‒1652) folgte. Bei einem Besuch in Rom um 1652 lernte er jedoch die farbenprächtigen Werke von Pietro da Cortona und Rubens kennen ‒ eine Begegnung, die zur Entwicklung der hellen und festlichen Farbpalette seiner Reifezeit führte.

Im Jahr 1665 folgten Besuche von Florenz und Venedig. Dort begann Giordano, sich ein internationales Netzwerk von Förderern aufzubauen, für die er von Neapel aus Aufträge an weit entfernten Orten ausführte. Sein enormer Ruf als Ausstatter erreichte 1692 seinen Höhepunkt, als ihn Karl II. von Spanien nach Madrid berief, wo er zehn Jahre lang blieb, bevor er für die letzten drei Jahre seines Lebens nach Neapel zurückkehrte, in denen er immer noch sehr produktiv war.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Luca Giordano


(Neapel 1634–1705)
Die mystische Vermählung der heiligen Katharina,
Öl auf Leinwand, 85 x 125,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Bari;
dort um das Jahr 2000 erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Stefano Causa, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung. Zudem danken wir Giuseppe Scavizzi für seine davon unabhängig erfolgte Bestätigung der Zuschreibung auf Grundlage einer Fotografie. Er datiert das Bild um 1670.

Das vorliegende Gemälde ist in dem für Staffeleibilder typischen kleinen Maßstab ausgeführt und muss daher für einen privaten Auftraggeber bestimmt gewesen sein. Das sakrale Thema wird als Familientreffen interpretiert. Die intime Szene, die in verschiedenen Ocker- und Rottönen gehalten ist, findet in einem großen dunklen Raum statt, der von links beleuchtet wird, um die Ohrringe und das kunstvoll arrangierte Haar der heiligen Katharina zur Geltung zu bringen.

Dieses Werk ist ein Beispiel für das Schaffen der frühen Reifezeit Luca Giordanos ‒ einer Phase, die oft als von Ribera beeinflusst beschrieben wird, da die Werke einen dunkleren Ton haben ‒ und kann in die 1670er-Jahre, in die Zeit kurz nach dem Florenz-Aufenthalt des Künstlers, datiert werden. Das Gemälde dürfte kurz vor dem in den Jahren 1679‒1681 entstandenen Freskenzyklus im Chor der Kirche San Gregorio Armeno in Neapel entstanden sein: Die Szene Der heilige Benedikt verlässt seine Familie zeigt verschiedene Frauen mit Zügen, die jenen der Heiligen Katharina im vorliegenden Werk ähneln (siehe O. Ferrari, G. Scavizzi, Luca Giordano. L’opera completa, Neapel 1992, S. 294, Kat.-Nr. A265).

Weitere Vergleiche bieten sich mit dem um 1675 entstandenen Werk Die Heilige Familie mit der heiligen Katharina von Alexandria im Glasgow Museums Resource Centre (Inv.-Nr. 1056) und mit der zentralen Gruppe des großen Altarbildes in der Pinacoteca di Brera in Mailand an, das Die Heilige Familie mit dem heiligen Antonius von Padua darstellt (Inv.-Nr. 446). Eine Rötelzeichnung in den Sammlungen von Holkham Hall in Norfolk zeigt den kreativen Reichtum dieser Komposition in Luca Giordanos Schaffen (siehe A. E. Popham, C. Lloyd, Old Master Drawings at Holkham Hall, Chicago 1986, S. 66).

Luca Giordano war ein produktiver und international bewunderter neapolitanischer Maler, der dem Beispiel seines ersten Meisters Jusepe de Ribera (1591‒1652) folgte. Bei einem Besuch in Rom um 1652 lernte er jedoch die farbenprächtigen Werke von Pietro da Cortona und Rubens kennen ‒ eine Begegnung, die zur Entwicklung der hellen und festlichen Farbpalette seiner Reifezeit führte.

Im Jahr 1665 folgten Besuche von Florenz und Venedig. Dort begann Giordano, sich ein internationales Netzwerk von Förderern aufzubauen, für die er von Neapel aus Aufträge an weit entfernten Orten ausführte. Sein enormer Ruf als Ausstatter erreichte 1692 seinen Höhepunkt, als ihn Karl II. von Spanien nach Madrid berief, wo er zehn Jahre lang blieb, bevor er für die letzten drei Jahre seines Lebens nach Neapel zurückkehrte, in denen er immer noch sehr produktiv war.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021