Lot Nr. 3


Gustav Klimt


(Wien 1862-1918)
Liegender Halbakt nach rechts, mit angezogenem rechten Oberschenkel, um 1912/1913, Nachlassstempel, rückseitig zweimal nummeriert 112 und schwach lesbar bezeichnet 2851, blauer und roter Farbstift auf Papier, 37 x 56 cm

Alice Strobl erwähnt, dass die kleinen Nummern in Bleistift, wie hier "2851", als sogenannte "Zählnummern" für den Nachlass Gustav Klimts verwendet wurden (vgl. Strobl, IV, S. 221).

Verzeichnet und abgebildet:
Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen 1913-1918, Verlag der Galerie Welz, Salzburg 1982, Bd. III, Nr. 2313, Abb. S. 55

Provenienz:
August (1857-1936) und Serena (1867-1943) Lederer, Wien
Erich Lederer (1896-1985), Wien & Genf bis nach 1982
Privatsammlung, Österreich

Literatur:
H. H. Hofstätter, Gustav Klimt. Erotische Zeichnungen, Louisa Seilern (Hrsg.), Köln 1979, Nr. 23, farbig ill. 22

Wir danken Marian Bisanz-Prakken für die Begutachtung dieses Werkes im Original und für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des Werkes.


Als einmaliger Zeichner der menschlichen Figur bewegt sich Gustav Klimt in allen Phasen seiner Tätigkeit zwischen zwei Polen. Einerseits war es ihm ein großes Anliegen, die Stellungen und Gesten der Dargestellten einem unsichtbaren geometrischen Gefüge unterzuordnen. Andererseits war er bestrebt, mittels treffsicherer Umrisslinien die sinnliche Erscheinungsform der für ihn Posierenden möglichst prägnant zu erfassen.

In der vorliegenden, 1912/13 entstandenen Zeichnung, die mit keinem Gemälde zusammenhängt, scheint Klimt diese Extreme bewusst auf die Spitze zu treiben. Das mit blauem Farbstift ausgeführte, durch rote Akzente belebte Blatt zeigt ein vorgebeugtes Modell, dessen uns zugewandte nackte Gesäßpartie zusammen mit den Oberschenkeln die Darstellung beherrscht. Inmitten des Wirbels von wild gemusterten Stoffteilen leuchtet dieses mächtige, kräftig umrissene Körperteil umso stärker hervor. Gleichzeitig geben die rechtwinkelig positionierten Oberschenkel den Blick auf das nackte Geschlecht frei (möglicherweise als Hinweis auf den geheimnisvollen Ursprung des menschlichen Lebens).

In dieser rauschhaften Linienarbeit treffen kühne Erotik und extreme geometrische Disziplin in einer unvergleichlichen Art aufeinander.
(Marian Bisanz-Prakken)

Expertin: Dr. Marianne Hussl-Hörmann Dr. Marianne Hussl-Hörmann
+43-1-515 60-765

marianne.hussl-hoermann@dorotheum.at

22.05.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Gustav Klimt


(Wien 1862-1918)
Liegender Halbakt nach rechts, mit angezogenem rechten Oberschenkel, um 1912/1913, Nachlassstempel, rückseitig zweimal nummeriert 112 und schwach lesbar bezeichnet 2851, blauer und roter Farbstift auf Papier, 37 x 56 cm

Alice Strobl erwähnt, dass die kleinen Nummern in Bleistift, wie hier "2851", als sogenannte "Zählnummern" für den Nachlass Gustav Klimts verwendet wurden (vgl. Strobl, IV, S. 221).

Verzeichnet und abgebildet:
Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen 1913-1918, Verlag der Galerie Welz, Salzburg 1982, Bd. III, Nr. 2313, Abb. S. 55

Provenienz:
August (1857-1936) und Serena (1867-1943) Lederer, Wien
Erich Lederer (1896-1985), Wien & Genf bis nach 1982
Privatsammlung, Österreich

Literatur:
H. H. Hofstätter, Gustav Klimt. Erotische Zeichnungen, Louisa Seilern (Hrsg.), Köln 1979, Nr. 23, farbig ill. 22

Wir danken Marian Bisanz-Prakken für die Begutachtung dieses Werkes im Original und für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des Werkes.


Als einmaliger Zeichner der menschlichen Figur bewegt sich Gustav Klimt in allen Phasen seiner Tätigkeit zwischen zwei Polen. Einerseits war es ihm ein großes Anliegen, die Stellungen und Gesten der Dargestellten einem unsichtbaren geometrischen Gefüge unterzuordnen. Andererseits war er bestrebt, mittels treffsicherer Umrisslinien die sinnliche Erscheinungsform der für ihn Posierenden möglichst prägnant zu erfassen.

In der vorliegenden, 1912/13 entstandenen Zeichnung, die mit keinem Gemälde zusammenhängt, scheint Klimt diese Extreme bewusst auf die Spitze zu treiben. Das mit blauem Farbstift ausgeführte, durch rote Akzente belebte Blatt zeigt ein vorgebeugtes Modell, dessen uns zugewandte nackte Gesäßpartie zusammen mit den Oberschenkeln die Darstellung beherrscht. Inmitten des Wirbels von wild gemusterten Stoffteilen leuchtet dieses mächtige, kräftig umrissene Körperteil umso stärker hervor. Gleichzeitig geben die rechtwinkelig positionierten Oberschenkel den Blick auf das nackte Geschlecht frei (möglicherweise als Hinweis auf den geheimnisvollen Ursprung des menschlichen Lebens).

In dieser rauschhaften Linienarbeit treffen kühne Erotik und extreme geometrische Disziplin in einer unvergleichlichen Art aufeinander.
(Marian Bisanz-Prakken)

Expertin: Dr. Marianne Hussl-Hörmann Dr. Marianne Hussl-Hörmann
+43-1-515 60-765

marianne.hussl-hoermann@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Moderne
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 22.05.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.05. - 22.05.2024