Lot Nr. 8


Gustav Klimt


Gustav Klimt - Klassische Moderne

(Wien 1862–1918)
Sitzender Mädchenakt von vorn, breitbeinig sitzend, ca. 1907, Stempel: Gustav Klimt Nachlaß, blauer Bleistift auf Papier, 54,5 x 35,5 cm, gerahmt

Die Arbeit wird in Band V des Werkverzeichnisses (Gustav Klimt, Die Zeichnungen, hrsg. von Dr. Marian Bisanz-Prakken, Albertina) aufgenommen.

Diese Zeichnung war eine Ergänzung zur Luxusausgabe des unter Los Nr. 9 zitierten Gilhofer-Portfolios.

Provenienz:
Familienbesitz, Wien

Das uns frontal zugewandte, breitbeinig sitzende Modell zeugt von Klimts besonderem Interesse für einen zeitlos-heroischen Frauentypus, der sich ab etwa 1905 vor allem in seinen Zeichnungen manifestiert. Eine wichtige Rolle für diese neue Orientierung spielte Ferdinand Hodler, der 1904 in der Secession große Erfolge feierte.
Diese bisher unbekannte blaue Linienarbeit ist um 1907 zu datieren und lässt sich jenen autonomen Aktzeichnungen zuordnen, in denen der Künstler sich den „Ursituationen“ des Sitzens, Gehens oder Liegens widmet (vergleichbar sind: Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band II, Salzburg 1982, Nr. 1616, 1619, 1622).
In der monumental isolierten, mit der Anhöhe verwachsenen Sitzgestalt betont Klimt die architektonischen Qualitäten. In mehreren Raumschichten überlappen einander die eckig stilisierten, rechtwinkelig oder diagonal positionierten Gliedmaßen; eine interaktive Rolle in diesem linearen Gefüge spielen auch die Leerräume zwischen den Körperkonturen. Geometrisch umrissen hat Klimt sogar die zentrale, markant betonte Schampartie, zu der er die untere Wellenkontur der Oberschenkel als kräftiges Gegengewicht ins Spiel bringt. Durch Strichwiederholungen akzentuiert er gleichfalls die Kontur der rechten Schulter, die mit dem Umriss des seitwärts gewandten Gesichts einen rechten Winkel bildet. Wichtig ist Klimt, bei aller Disziplin, der Ausdruck der Melancholie. In ein und derselben Gestalt stehen einander geistige Verschlossenheit und erotische Freizügigkeit spannungsvoll gegenüber.

Marian Bisanz-Prakken

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at

23.06.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 56.550,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 45.000,-

Gustav Klimt


(Wien 1862–1918)
Sitzender Mädchenakt von vorn, breitbeinig sitzend, ca. 1907, Stempel: Gustav Klimt Nachlaß, blauer Bleistift auf Papier, 54,5 x 35,5 cm, gerahmt

Die Arbeit wird in Band V des Werkverzeichnisses (Gustav Klimt, Die Zeichnungen, hrsg. von Dr. Marian Bisanz-Prakken, Albertina) aufgenommen.

Diese Zeichnung war eine Ergänzung zur Luxusausgabe des unter Los Nr. 9 zitierten Gilhofer-Portfolios.

Provenienz:
Familienbesitz, Wien

Das uns frontal zugewandte, breitbeinig sitzende Modell zeugt von Klimts besonderem Interesse für einen zeitlos-heroischen Frauentypus, der sich ab etwa 1905 vor allem in seinen Zeichnungen manifestiert. Eine wichtige Rolle für diese neue Orientierung spielte Ferdinand Hodler, der 1904 in der Secession große Erfolge feierte.
Diese bisher unbekannte blaue Linienarbeit ist um 1907 zu datieren und lässt sich jenen autonomen Aktzeichnungen zuordnen, in denen der Künstler sich den „Ursituationen“ des Sitzens, Gehens oder Liegens widmet (vergleichbar sind: Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band II, Salzburg 1982, Nr. 1616, 1619, 1622).
In der monumental isolierten, mit der Anhöhe verwachsenen Sitzgestalt betont Klimt die architektonischen Qualitäten. In mehreren Raumschichten überlappen einander die eckig stilisierten, rechtwinkelig oder diagonal positionierten Gliedmaßen; eine interaktive Rolle in diesem linearen Gefüge spielen auch die Leerräume zwischen den Körperkonturen. Geometrisch umrissen hat Klimt sogar die zentrale, markant betonte Schampartie, zu der er die untere Wellenkontur der Oberschenkel als kräftiges Gegengewicht ins Spiel bringt. Durch Strichwiederholungen akzentuiert er gleichfalls die Kontur der rechten Schulter, die mit dem Umriss des seitwärts gewandten Gesichts einen rechten Winkel bildet. Wichtig ist Klimt, bei aller Disziplin, der Ausdruck der Melancholie. In ein und derselben Gestalt stehen einander geistige Verschlossenheit und erotische Freizügigkeit spannungsvoll gegenüber.

Marian Bisanz-Prakken

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 18.06. - 23.06.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.