Lot Nr. 51


Gaspare Traversi


Gaspare Traversi - Alte Meister

(Neapel um 1722–1770)
Ein Konzert,
Öl auf Leinwand, 197 x 148 cm, ungerahmt

Wir danken Riccardo Lattuada, der die Zuschreibung auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie vorgeschlagen hat.

Das vorliegende und offenbar bisher unveröffentlichte Gemälde stellt eine wichtige Hinzufügung zum Frühwerk des neapolitanischen Malers Gaspare Traversi dar, der für seine „Genrekompositionen“ gerühmt wird. Das vorliegende Bild lässt sich mit seinen Werken der späten 1740er-Jahre wie dem Schulmeister, der Handarbeitslehrerin, dem Kartenspiel oder dem Briefdiktat vergleichen, die sich allesamt in Privatbesitz befinden (siehe N. Spinosa [Hrsg.], Gaspare Traversi. Napoletani del ‘700 tra miseria e nobiltà, Ausstellungskatalog, Neapel 2003, Nr. 13, 14, 15). Zu einer Zeit, als der neue Kunstgeschmack des Rokoko sich in ganz Italien behauptete, interpretierten diese Gemälde in einem modernen Idiom die naturalistische Bildsprache von Meistern des vorangegangenen Jahrhunderts wie Ribera, Battistello Caracciolo und Aniello Falcone.

Das vorliegende Gemälde stellt Musikanten im Kreis um einen Tisch herum versammelt dar, auf dem sich mehrere Notenblätter befinden. Eines davon ist im Vordergrund zu Boden gefallen. Von links sieht man die Rückenansicht eines Mannes mit Cello und einen Geigenspieler, dahinter einen Mandolinspieler und daneben eine Frau mit Kind, die der Szene beiwohnt. Im linken Vordergrund zieht ein Mädchen unbeobachtet eine Börse aus der Tasche des selbstvergessenen Cellisten. Dabei vergewissert sie sich der Komplizenschaft des Betrachters, indem sie als Aufforderung, Stillschweigen zu bewahren, den Finger vor die Lippen hält.

Vor allem dieses ikonografische Detail ist eine überraschende Neuinterpretation des 18. Jahrhunderts des caravaggesken Themas der buona ventura – des „Glücksfalls“ –, das Traversi vermutlich in den Werken der großen neapolitanischen Meister, die an Caravaggios Manier festhielten, studieren konnte. Das Gemälde zeichnet sich durch feinen Humor, eine höchst dynamische Kompositionsweise und starken Realismus aus: Merkmale, die im späteren Werk der Reifezeit zum Markenzeichen des Künstlers wurden.

Gaspare Traversi wurde höchstwahrscheinlich von Francesco Solimena in Neapel ausgebildet, danach war er hauptsächlich in Rom tätig, wohin er um 1752 gezogen war. Neben religiösen Themen wurde Traversi für seine zahlreichen Porträts und Genrethemen gefeiert, in denen es ihm gelang, die zeitgenössische Gesellschaft mit großer psychologischer Raffinesse zu verewigen.

25.04.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 198.200,-
Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 35.000,-

Gaspare Traversi


(Neapel um 1722–1770)
Ein Konzert,
Öl auf Leinwand, 197 x 148 cm, ungerahmt

Wir danken Riccardo Lattuada, der die Zuschreibung auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie vorgeschlagen hat.

Das vorliegende und offenbar bisher unveröffentlichte Gemälde stellt eine wichtige Hinzufügung zum Frühwerk des neapolitanischen Malers Gaspare Traversi dar, der für seine „Genrekompositionen“ gerühmt wird. Das vorliegende Bild lässt sich mit seinen Werken der späten 1740er-Jahre wie dem Schulmeister, der Handarbeitslehrerin, dem Kartenspiel oder dem Briefdiktat vergleichen, die sich allesamt in Privatbesitz befinden (siehe N. Spinosa [Hrsg.], Gaspare Traversi. Napoletani del ‘700 tra miseria e nobiltà, Ausstellungskatalog, Neapel 2003, Nr. 13, 14, 15). Zu einer Zeit, als der neue Kunstgeschmack des Rokoko sich in ganz Italien behauptete, interpretierten diese Gemälde in einem modernen Idiom die naturalistische Bildsprache von Meistern des vorangegangenen Jahrhunderts wie Ribera, Battistello Caracciolo und Aniello Falcone.

Das vorliegende Gemälde stellt Musikanten im Kreis um einen Tisch herum versammelt dar, auf dem sich mehrere Notenblätter befinden. Eines davon ist im Vordergrund zu Boden gefallen. Von links sieht man die Rückenansicht eines Mannes mit Cello und einen Geigenspieler, dahinter einen Mandolinspieler und daneben eine Frau mit Kind, die der Szene beiwohnt. Im linken Vordergrund zieht ein Mädchen unbeobachtet eine Börse aus der Tasche des selbstvergessenen Cellisten. Dabei vergewissert sie sich der Komplizenschaft des Betrachters, indem sie als Aufforderung, Stillschweigen zu bewahren, den Finger vor die Lippen hält.

Vor allem dieses ikonografische Detail ist eine überraschende Neuinterpretation des 18. Jahrhunderts des caravaggesken Themas der buona ventura – des „Glücksfalls“ –, das Traversi vermutlich in den Werken der großen neapolitanischen Meister, die an Caravaggios Manier festhielten, studieren konnte. Das Gemälde zeichnet sich durch feinen Humor, eine höchst dynamische Kompositionsweise und starken Realismus aus: Merkmale, die im späteren Werk der Reifezeit zum Markenzeichen des Künstlers wurden.

Gaspare Traversi wurde höchstwahrscheinlich von Francesco Solimena in Neapel ausgebildet, danach war er hauptsächlich in Rom tätig, wohin er um 1752 gezogen war. Neben religiösen Themen wurde Traversi für seine zahlreichen Porträts und Genrethemen gefeiert, in denen es ihm gelang, die zeitgenössische Gesellschaft mit großer psychologischer Raffinesse zu verewigen.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.04.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.04. - 25.04.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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