Lot Nr. 10


Edgar Degas


Edgar Degas - Klassische Moderne

(Paris 1834–1917)
Stehende Tänzerin, die Hände hinter dem Rücken (Danseuse debout, les mains derrière le dos), 1887, Signaturstempel, rücks. Atelierstempel, Pastell und Kohle auf Papier, 47 x 39.5 cm, gerahmt

Wir danken Galerie Brame & Lorenceau für die freundliche Bestätigung der Echtheit dieses Werkes und seine Registrierung in ihrem Archiv.

Provenienz:
Atelier Edgar Degas (versteigert: Galerie Georges Petit, Paris, 2. Auktion, 11.–13. Dezember 1918, Los 204 mit Abb. S. 108)
Gustave Pellet (1859–1919), Paris
Maurice Exsteens (1887–1961), Paris (im Erbgang, 1919)
Otto Wertheimer, Paris (1960)
Privatsammlung, Zürich (dort erworben, 1961)
Privatsammlung, Schweiz (im Erbgang)
Christie’s, London, 27. Juni 2002, Los 310
Privatsammlung, New York (erworben ebendort)
Stephen Ongpin Fine Art, London
dort vom heutigen Besitzer erworben, 2009 –
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Paris, Galerie André Weil, Degas, Peintre du mouvement, Juni 1939, Nr. 19
Paris, Galerie Charpentier, Danse et divertissements, 1948–1949, Nr. 68
Bern, Klipstein und Kornfeld, Choix d’une collection privée, Oktober-November 1960, Nr. 21 mit Abb.
Tübingen, Kunsthalle und Berlin, Nationalgalerie, Edgar Degas, Pastelle, Ölskizzen, Zeichnungen, Januar - Mai 1984, S. 385, Nr. 172 mit Abb.
Omaha, Joslyn Art Museum und Williamstown, Massachusetts, Sterling and Francine Clark Art Institute, Degas and the Little Dancer, Februar 1998 - Januar 1999, S. 175, Nr. 47 mit Abb.

Literatur:
M. L. Bataille, Zeichnungen aus dem Nachlass von Degas, Kunst und Künstler, Bd. 28, Juli 1930, S. 405 mit Abb.
P. A. Lemoisne, Degas et son oeuvre, Paris, 1946, Bd. III, S. 530–531, Nr. 909 mit Abb.

Stehende Tänzerin, die Hände hinter dem Rücken / Pastell und Kohle auf Papier, 1887
Die farbige Pastellzeichnung Stehende Tänzerin, die Hände hinter dem Rücken (Danseuse debout, les mains derrière le dos) kennzeichnet eine große Lebendigkeit und Natürlichkeit in der präzise eingefangenen Haltung der Tänzerin, die im Gegenlicht und aus leicht erhöhter Perspektive dargestellt ist. Der Betrachter scheint dem intimen Augenblick, in dem die junge Ballerina ihre Schürze bindet und selbstvergessen auf ihre Füße schaut, als ein eher zufälliger Zeuge beizuwohnen. Das Motiv ist leicht dezentral auf dem Blatt platziert, so dass die nicht bezeichneten Bereiche spannungsreich ausbalanciert sind. Die rhythmische Struktur der Linien verbindet sich mit der malerischen Flächigkeit der weißen Lichtreflexe und der blau und grün straffierten Schatten.

In seinem Schaffen konzentrierte Degas sich auf wenige Bildthemen aus dem Pariser Alltags- und Nachtleben. Von den weit über 200 Werken, die er dem Ballett widmete, behandeln nur etwas mehr als ein Fünftel die eigentliche Aufführung, während der Rest die Tänzerinnen ohne jeden Glamour hinter den Kulissen, im Probenraum an der Stange, beim Ausruhen, Anziehen und Massieren der Knöchel zeigt. Degas, der als der Realist unter den Impressionisten gilt, interessierten weniger die fixierten Posen und konventionellen Anmutsformeln, als vielmehr die Authentizität der Haltungen und Drehungen der Tänzerinnen sowie die harten körperliche Arbeit, die ihre Grazie begründet. Seine präzisen Analysen der Bewegung des weiblichen Körpers, die Experimente mit ungewöhnlichen Blickwinkeln, Schnitten und Fragmentierungen begründen die Modernität seiner Bilder, die maßgebend in das 20. Jahrhundert hineinragt.

Die Zeichnung und ab den 1870er Jahren insbesondere die Pastellkreide ist mit der Fülle ihrer Ausdrucksmöglichkeiten das bevorzugte Medium des Künstlers, um visuellen Erfahrungen umzusetzen und neuen Bildfindungen zu entwickeln. Variationen der vorliegenden Rückenfigur finden sich integriert in verschiedene Kompositionen mehrerer Tänzerinnen in drei kleinen Gemälden Degas: The Dance Lessons (um 1879, National Gallery of Art Washington D.C.), Dancers in the Rehearsal Room (um 1882-1885, The Metropolitan Museum of Art, New York) und Dancers in the Green Room (um 1879, Detroit Institute of Arts), wobei das Bild in Detroit durch die Position der Füße die größte Ähnlichkeit aufweist. Wie vielen Studien Degas aus dieser Zeit ist die Tänzerin in Stehende Tänzerin, die Hände hinter dem Rücken nicht nur größer und zentraler in Szene gesetzt, sondern zeichnet sich auch durch eine Freiheit und Sicherheit in der Linienführung aus, die in den durchgearbeiteten Gemälden seltener zu finden ist.

Edgar Degas, geboren 1834 in Paris, gestorben 1917 ebenda.

15.05.2018 - 19:00

Erzielter Preis: **
EUR 234.800,-
Schätzwert:
EUR 200.000,- bis EUR 300.000,-

Edgar Degas


(Paris 1834–1917)
Stehende Tänzerin, die Hände hinter dem Rücken (Danseuse debout, les mains derrière le dos), 1887, Signaturstempel, rücks. Atelierstempel, Pastell und Kohle auf Papier, 47 x 39.5 cm, gerahmt

Wir danken Galerie Brame & Lorenceau für die freundliche Bestätigung der Echtheit dieses Werkes und seine Registrierung in ihrem Archiv.

Provenienz:
Atelier Edgar Degas (versteigert: Galerie Georges Petit, Paris, 2. Auktion, 11.–13. Dezember 1918, Los 204 mit Abb. S. 108)
Gustave Pellet (1859–1919), Paris
Maurice Exsteens (1887–1961), Paris (im Erbgang, 1919)
Otto Wertheimer, Paris (1960)
Privatsammlung, Zürich (dort erworben, 1961)
Privatsammlung, Schweiz (im Erbgang)
Christie’s, London, 27. Juni 2002, Los 310
Privatsammlung, New York (erworben ebendort)
Stephen Ongpin Fine Art, London
dort vom heutigen Besitzer erworben, 2009 –
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Paris, Galerie André Weil, Degas, Peintre du mouvement, Juni 1939, Nr. 19
Paris, Galerie Charpentier, Danse et divertissements, 1948–1949, Nr. 68
Bern, Klipstein und Kornfeld, Choix d’une collection privée, Oktober-November 1960, Nr. 21 mit Abb.
Tübingen, Kunsthalle und Berlin, Nationalgalerie, Edgar Degas, Pastelle, Ölskizzen, Zeichnungen, Januar - Mai 1984, S. 385, Nr. 172 mit Abb.
Omaha, Joslyn Art Museum und Williamstown, Massachusetts, Sterling and Francine Clark Art Institute, Degas and the Little Dancer, Februar 1998 - Januar 1999, S. 175, Nr. 47 mit Abb.

Literatur:
M. L. Bataille, Zeichnungen aus dem Nachlass von Degas, Kunst und Künstler, Bd. 28, Juli 1930, S. 405 mit Abb.
P. A. Lemoisne, Degas et son oeuvre, Paris, 1946, Bd. III, S. 530–531, Nr. 909 mit Abb.

Stehende Tänzerin, die Hände hinter dem Rücken / Pastell und Kohle auf Papier, 1887
Die farbige Pastellzeichnung Stehende Tänzerin, die Hände hinter dem Rücken (Danseuse debout, les mains derrière le dos) kennzeichnet eine große Lebendigkeit und Natürlichkeit in der präzise eingefangenen Haltung der Tänzerin, die im Gegenlicht und aus leicht erhöhter Perspektive dargestellt ist. Der Betrachter scheint dem intimen Augenblick, in dem die junge Ballerina ihre Schürze bindet und selbstvergessen auf ihre Füße schaut, als ein eher zufälliger Zeuge beizuwohnen. Das Motiv ist leicht dezentral auf dem Blatt platziert, so dass die nicht bezeichneten Bereiche spannungsreich ausbalanciert sind. Die rhythmische Struktur der Linien verbindet sich mit der malerischen Flächigkeit der weißen Lichtreflexe und der blau und grün straffierten Schatten.

In seinem Schaffen konzentrierte Degas sich auf wenige Bildthemen aus dem Pariser Alltags- und Nachtleben. Von den weit über 200 Werken, die er dem Ballett widmete, behandeln nur etwas mehr als ein Fünftel die eigentliche Aufführung, während der Rest die Tänzerinnen ohne jeden Glamour hinter den Kulissen, im Probenraum an der Stange, beim Ausruhen, Anziehen und Massieren der Knöchel zeigt. Degas, der als der Realist unter den Impressionisten gilt, interessierten weniger die fixierten Posen und konventionellen Anmutsformeln, als vielmehr die Authentizität der Haltungen und Drehungen der Tänzerinnen sowie die harten körperliche Arbeit, die ihre Grazie begründet. Seine präzisen Analysen der Bewegung des weiblichen Körpers, die Experimente mit ungewöhnlichen Blickwinkeln, Schnitten und Fragmentierungen begründen die Modernität seiner Bilder, die maßgebend in das 20. Jahrhundert hineinragt.

Die Zeichnung und ab den 1870er Jahren insbesondere die Pastellkreide ist mit der Fülle ihrer Ausdrucksmöglichkeiten das bevorzugte Medium des Künstlers, um visuellen Erfahrungen umzusetzen und neuen Bildfindungen zu entwickeln. Variationen der vorliegenden Rückenfigur finden sich integriert in verschiedene Kompositionen mehrerer Tänzerinnen in drei kleinen Gemälden Degas: The Dance Lessons (um 1879, National Gallery of Art Washington D.C.), Dancers in the Rehearsal Room (um 1882-1885, The Metropolitan Museum of Art, New York) und Dancers in the Green Room (um 1879, Detroit Institute of Arts), wobei das Bild in Detroit durch die Position der Füße die größte Ähnlichkeit aufweist. Wie vielen Studien Degas aus dieser Zeit ist die Tänzerin in Stehende Tänzerin, die Hände hinter dem Rücken nicht nur größer und zentraler in Szene gesetzt, sondern zeichnet sich auch durch eine Freiheit und Sicherheit in der Linienführung aus, die in den durchgearbeiteten Gemälden seltener zu finden ist.

Edgar Degas, geboren 1834 in Paris, gestorben 1917 ebenda.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 15.05.2018 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 05.05. - 15.05.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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