Lot Nr. 58


Selendi "Vogel Uschak",


Selendi "Vogel Uschak", - Sammlung Adil Besim

Westanatolien (Türkei), ca.336(340) x 200 cm, 16./17. Jh. symmetr. Knoten, ungeschichtet, V 40, H 30 = ca. 1.200 Kn/dm2, einschüssig, Kette u. Schuss Wolle elfenbeinfarbig, Lazy lines; Zu den bekanntesten, weißgrundigen SelendiTeppichen zählen die sog. Vogel-Uschaks. Den Namen verdanken die Stücke dem vogelähnl. Feldmuster, wo es sich jedoch um ein gegenläufiges Syrgah-Motiv handelt. Weltweit dürften wohl nur an die 100 Stücke dieser seltenen Gruppe existieren und nur im einstelligen Bereich im vorliegenden Großformat. Ein Fragment mit ca. 362 x 212 cm, ehem. Sammlung Wilhelm Bode, befindet sich im Österr. Museum f. angew. Kunst(MAK) in Wien. Ein Exemplar im Bargello in Florenz mit ca. 490 x 240 cm u. d. größte in Assisi mit ca. 527 x 247 cm. In der europ. Malerei sind d. Teppiche auf Gemälden von Hans Mielich im 16. Jh. und bei Alessandro Varotari und Peter Candid im 17. Jh. zu finden. Die Spitzen der charakterist. Wolkenbandbordüre zeigen bei diesem Stück in seltener Weise nach innen und nur am oberen Abschluss sind die Häupter nach außen gerichtet. In hervorragender Wollqualität mit hohem Flor, originalen Seitenkanten, einigen Stopfstellen u. oben erhaltenem Abschlusskelim befindet sich der Teppich in hervorragendem Erhaltungszustand. Mit 7Farben u.4 vertikalen "Vogelreihen" in bestem Farb- u. nuancenreichem Musterkontext. Das Stück zählt übrigens zu d. feinst geknüpften seiner Art. Altersbedingte Kantenschäden, korrodiertes Braun sowie reduzierter unterer Abschluss.

Provenienz:
österr. Privatbesitz, lt. Niederschrift d. Eigentümers und eines Stiches des Kriegsberichterstatters J. J. Vogel könnte der Teppich aus d. Türkenkrieg 1683 stammen.

Publiziert:

TKF, Ausstellungskatalog im Rahmen der ICOC Tour Wien- Budapest 2014, Tafel 4.

Weiterführende Literatur:

Stefano Ionescu, Die osmanischen Teppiche i. Siebenbürgen, Seite 55-56, Abb.: 55-65; Angela Völker, Die orientalischen Knüpfteppiche im MAK, Tafel 20; John Stoye, Die Türken vor Wien - Schicksalsjahr 1683.
Wir bedanken uns bei Hrn. Komm. Rat Prof. Ferdi Besim u. dem Eigentümer für die Übereinkunft, den Teppich anlässl. dieser Auktion ausbieten zu können.



Niederschrift des Eigentümers
DIE GESCHICHTE DES VOGEL USCHAK (Selendi)

Vor 80 oder 90 Jahren kam ein Freund meines 
Urgroßvaters in unser Haus, das schon seit Jahrhunderten in unserem Familienbesitz ist. Er war der letzte Nachkomme oder Verwandte der Grafen Schärffenberg. Er bat meinen Urgroßvater eine Weile im Haus verbleiben zu dürfen, da die Burg Hohenwang im Gemeindegebiet Langenwang im Mürztal reparaturbedürftig sei. Nach vielen Jahren der Gastfreundschaft verstarb dieser Freund meines Urgroßvaters hier im Haus. Er hinterließ unter anderem einen alten Teppich.

Diesen Teppich ließ meine Urgroßmutter rot färben. Es war üblich, dass vor unserem Haus ein Altar 
errichtet wurde. Für diesen Altar benötigte meine Urgroßmutter einen roten Teppich. Dieser rote Teppich wurde sodann länger als 50 Jahre vor besagtem Altar zu Fronleichnam aufgebreitet. 

Der Freund meines Urgroßvaters, der diesen Teppich vom Hochschloß in unser Haus brachte, erzählte folgende Geschichte:

Anlässlich der Türkenbelagerung Wiens im Jahr 1683 hieß der Burghauptmann Graf Schärffenberg. Dieser war maßgeblich an der Verteidigung Wiens gegen die Türken beteiligt.
Als das Entsatzheer unter der Führung des Königs Sobjesky die Türken in die Flucht geschlagen hatte haben sowohl der polnische König Sobjesky als auch der Burghauptmann Graf Schärffenberg im Zelt des türkischen Heerführers Kara Mustapha Beute gemacht.

Besagten Vogel Uschak nahm Graf Schärffenberg an sich und brachte diesen auf seine Burg nach 
Hohenwang. Dort verblieb er bis er vom letzten Verwandten der Familie Schärffenberg in unser Haus gebracht wurde. Der Teppich wurde dann in Frankfurt am Main entfärbt* und anlässlich einer österreich-ungarischen Teppichkonferenz im Wiener Künstlerhaus präsentiert.

*der Teppich wurde vor dieser Auktion nochmal professionell gewaschen!

Provenienz:
österr. Privatbesitz, lt. Niederschrift d. Eigentümers und eines Stiches des Kriegsberichterstatters J. J. Vogel könnte der Teppich aus d. Türkenkrieg 1683 stammen.publiziert:
TKF, Ausstellungskatalog im Rahmen der ICOC Tour Wien- Budapest 2014, Tafel 4. weiterführende Literatur:
Stefano Ionescu, Die osmanischen Teppiche i. Siebenbürgen, Seite 55-56, Abb.: 55-65; Angela Völker, Die orientalischen Knüpfteppiche im MAK, Tafel 20; John Stoye, Die Türken vor Wien - Schicksalsjahr 1683. Wir bedanken uns bei Hrn. Komm. Rat Prof. Ferdi Besim u. dem Eigentümer für die Übereinkunft, den Teppich anlässl. dieser Auktion ausbieten zu können.

19.06.2018 - 18:00

Rufpreis:
EUR 500.000,-

Selendi "Vogel Uschak",


Westanatolien (Türkei), ca.336(340) x 200 cm, 16./17. Jh. symmetr. Knoten, ungeschichtet, V 40, H 30 = ca. 1.200 Kn/dm2, einschüssig, Kette u. Schuss Wolle elfenbeinfarbig, Lazy lines; Zu den bekanntesten, weißgrundigen SelendiTeppichen zählen die sog. Vogel-Uschaks. Den Namen verdanken die Stücke dem vogelähnl. Feldmuster, wo es sich jedoch um ein gegenläufiges Syrgah-Motiv handelt. Weltweit dürften wohl nur an die 100 Stücke dieser seltenen Gruppe existieren und nur im einstelligen Bereich im vorliegenden Großformat. Ein Fragment mit ca. 362 x 212 cm, ehem. Sammlung Wilhelm Bode, befindet sich im Österr. Museum f. angew. Kunst(MAK) in Wien. Ein Exemplar im Bargello in Florenz mit ca. 490 x 240 cm u. d. größte in Assisi mit ca. 527 x 247 cm. In der europ. Malerei sind d. Teppiche auf Gemälden von Hans Mielich im 16. Jh. und bei Alessandro Varotari und Peter Candid im 17. Jh. zu finden. Die Spitzen der charakterist. Wolkenbandbordüre zeigen bei diesem Stück in seltener Weise nach innen und nur am oberen Abschluss sind die Häupter nach außen gerichtet. In hervorragender Wollqualität mit hohem Flor, originalen Seitenkanten, einigen Stopfstellen u. oben erhaltenem Abschlusskelim befindet sich der Teppich in hervorragendem Erhaltungszustand. Mit 7Farben u.4 vertikalen "Vogelreihen" in bestem Farb- u. nuancenreichem Musterkontext. Das Stück zählt übrigens zu d. feinst geknüpften seiner Art. Altersbedingte Kantenschäden, korrodiertes Braun sowie reduzierter unterer Abschluss.

Provenienz:
österr. Privatbesitz, lt. Niederschrift d. Eigentümers und eines Stiches des Kriegsberichterstatters J. J. Vogel könnte der Teppich aus d. Türkenkrieg 1683 stammen.

Publiziert:

TKF, Ausstellungskatalog im Rahmen der ICOC Tour Wien- Budapest 2014, Tafel 4.

Weiterführende Literatur:

Stefano Ionescu, Die osmanischen Teppiche i. Siebenbürgen, Seite 55-56, Abb.: 55-65; Angela Völker, Die orientalischen Knüpfteppiche im MAK, Tafel 20; John Stoye, Die Türken vor Wien - Schicksalsjahr 1683.
Wir bedanken uns bei Hrn. Komm. Rat Prof. Ferdi Besim u. dem Eigentümer für die Übereinkunft, den Teppich anlässl. dieser Auktion ausbieten zu können.



Niederschrift des Eigentümers
DIE GESCHICHTE DES VOGEL USCHAK (Selendi)

Vor 80 oder 90 Jahren kam ein Freund meines 
Urgroßvaters in unser Haus, das schon seit Jahrhunderten in unserem Familienbesitz ist. Er war der letzte Nachkomme oder Verwandte der Grafen Schärffenberg. Er bat meinen Urgroßvater eine Weile im Haus verbleiben zu dürfen, da die Burg Hohenwang im Gemeindegebiet Langenwang im Mürztal reparaturbedürftig sei. Nach vielen Jahren der Gastfreundschaft verstarb dieser Freund meines Urgroßvaters hier im Haus. Er hinterließ unter anderem einen alten Teppich.

Diesen Teppich ließ meine Urgroßmutter rot färben. Es war üblich, dass vor unserem Haus ein Altar 
errichtet wurde. Für diesen Altar benötigte meine Urgroßmutter einen roten Teppich. Dieser rote Teppich wurde sodann länger als 50 Jahre vor besagtem Altar zu Fronleichnam aufgebreitet. 

Der Freund meines Urgroßvaters, der diesen Teppich vom Hochschloß in unser Haus brachte, erzählte folgende Geschichte:

Anlässlich der Türkenbelagerung Wiens im Jahr 1683 hieß der Burghauptmann Graf Schärffenberg. Dieser war maßgeblich an der Verteidigung Wiens gegen die Türken beteiligt.
Als das Entsatzheer unter der Führung des Königs Sobjesky die Türken in die Flucht geschlagen hatte haben sowohl der polnische König Sobjesky als auch der Burghauptmann Graf Schärffenberg im Zelt des türkischen Heerführers Kara Mustapha Beute gemacht.

Besagten Vogel Uschak nahm Graf Schärffenberg an sich und brachte diesen auf seine Burg nach 
Hohenwang. Dort verblieb er bis er vom letzten Verwandten der Familie Schärffenberg in unser Haus gebracht wurde. Der Teppich wurde dann in Frankfurt am Main entfärbt* und anlässlich einer österreich-ungarischen Teppichkonferenz im Wiener Künstlerhaus präsentiert.

*der Teppich wurde vor dieser Auktion nochmal professionell gewaschen!

Provenienz:
österr. Privatbesitz, lt. Niederschrift d. Eigentümers und eines Stiches des Kriegsberichterstatters J. J. Vogel könnte der Teppich aus d. Türkenkrieg 1683 stammen.publiziert:
TKF, Ausstellungskatalog im Rahmen der ICOC Tour Wien- Budapest 2014, Tafel 4. weiterführende Literatur:
Stefano Ionescu, Die osmanischen Teppiche i. Siebenbürgen, Seite 55-56, Abb.: 55-65; Angela Völker, Die orientalischen Knüpfteppiche im MAK, Tafel 20; John Stoye, Die Türken vor Wien - Schicksalsjahr 1683. Wir bedanken uns bei Hrn. Komm. Rat Prof. Ferdi Besim u. dem Eigentümer für die Übereinkunft, den Teppich anlässl. dieser Auktion ausbieten zu können.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 09.00 - 18.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Sammlung Adil Besim - Orientteppiche, Kelims und Textilien
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 19.06.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.06. - 19.06.2018