Lot Nr. 275 -


Louis Cousin, gen. Luigi Primo Gentile


Louis Cousin, gen. Luigi Primo Gentile - Alte Meister II

(Ninove 1606–1667 Brüssel)
Venus und Apollo mit den Musen,
Öl auf Leinwand, 76 x 88 cm, gerahmt

Wir danken Massimo Pulini, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Pulini ist den künstlerischen und biografischen Aspekten des flämischen Künstlers Louis (oder Lodewijk oder Ludovicus oder Aloisio) Cousin nachgegangen, der seinen Stil wie seinen Namen (zu Luigo Primo) italianisiert hat. Den Beinamen Gentile bekam er, als er in Rom der Bruderschaft der Bentvueghels, der berühmten Vereinigung flämischer Maler, beitrat.

Luigi Gentile wurde 1651 oder 1652 zum „Principe“ der Accademia di San Luca gewählt und befreundete sich nach der Rückkehr in seine Heimat mit Jan Vermeer, für den er zu einem wichtigen Bezugspunkt wurde. Vielleicht hat die lange Reihe seiner Namen und Beinamen dazu beigetragen, die Identität des Künstlers zu verschleiern, auch wenn er aufgrund der Vielartigkeit seiner Themen und der Wandelbarkeit seines Stils in Verbindung mit seiner außergewöhnlichen Begabung die höchsten Ämter italienischer Akademien bekleidete und mit den herausragendsten Vertretern der europäischen Kultur seiner Zeit in Verbindung stand.

Infolge der noch nicht sehr weit gediehenen Rekonstruktion von Gentiles Biografie ist es noch nicht möglich, das vorliegende Werk genauer zu datieren. Es dürfte um die Jahrhundertmitte entstanden sein, als der Künstler zu voller Reife gelangt war und die angesehenste Stellung einnahm, die ihm die in Rom tätigen Künstler zuweisen konnten. Man sollte sich in Erinnerung rufen, dass die Ernennung zum „Principe“ der Accademia di San Luca auf dem Wege der Wahl erfolgte, wobei die Mitglieder der Akademie eine Entscheidung zwischen drei aufgrund ihrer Verdienste in Erwägung gezogenen Künstlern trafen. Diese Ehre wurde allen führenden Künstlern des 17. Jahrhunderts zuteil.

Gentiles großformatige Komposition Venus beweint den toten Adonis im Kunsthistorischen Museum in Wien (Öl auf Leinwand, 173 x 332 cm, Inv.-Nr. 1705) war für die Rekonstruktion seines Œuvres entscheidend.

Das vorliegende Gemälde zeigt ein sich zu einem fernen Streifen Meer hin erstreckendes Tal mit einem sich im Vordergrund erhebenden Hügel, auf dem große Bäume wachsen. Diese Landschaft bildet den Rahmen für eine Begegnung verschiedener Figuren der antiken Mythologie. Die von einer Wolke getragene Göttin Venus und ihr Sohn Cupido steigen mit einem Gefolge von nackten Nymphen und geflügelten Putten vom Olymp zur Erde herab und nähern sich einer Gruppe von Feiernden, die gewissermaßen einen Garten der Freuden erstehen lassen, der für das Ideal Arkadien, das irdische Paradies der griechisch-römischen Welt, steht. Auf der Lichtung zwischen Tal und Wald sind anmutige, meist weibliche Figuren angeordnet, die Blumenkränze auf dem Kopf tragen. Obgleich sich nur einige wenige Attribute unterscheiden lassen, besteht kein Zweifel, dass es sich um die Musen, die Apollo ergebenen Schutzgöttinnen der Künste, handelt. Apollo ist in der Mitte der Gruppe mit einer Lyra unter dem Arm zu sehen. Die Gottheit der Künste wendet ihren Blick dem himmlischen Zug zu und umfasst die rechte Hand einer stehenden Maid, die ein Bündel Donnerpfeile in ihrer anderen Hand hält. Wen diese mit den Symbolen Jupiters ausgestattete Figur darstellen soll, lässt sich nicht sagen. Außer Zweifel steht, dass die mythologische Begegnung unter der Schirmherrschaft der Schönheit und ihrer Verkörperung stattfindet.

Die vorliegende Komposition ist ein raffinierter Ausdruck der reichen symbolischen Bezüge antiker Kultur, der um die Mitte des 17. Jahrhunderts neues Interesse zuteil wurde. Die zutiefst heitere Vision einer von dunklen oder kontrastierenden Schatten freien Ideallandschaft, die von subtilen chromatischen Übergängen, körperlicher Schönheit und fließenden Gewändern bestimmt wird, vermittelt die Vorstellung, dass die Zeit aufgehoben ist.

22.10.2019 - 18:30

Erzielter Preis: **
EUR 30.323,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Louis Cousin, gen. Luigi Primo Gentile


(Ninove 1606–1667 Brüssel)
Venus und Apollo mit den Musen,
Öl auf Leinwand, 76 x 88 cm, gerahmt

Wir danken Massimo Pulini, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Pulini ist den künstlerischen und biografischen Aspekten des flämischen Künstlers Louis (oder Lodewijk oder Ludovicus oder Aloisio) Cousin nachgegangen, der seinen Stil wie seinen Namen (zu Luigo Primo) italianisiert hat. Den Beinamen Gentile bekam er, als er in Rom der Bruderschaft der Bentvueghels, der berühmten Vereinigung flämischer Maler, beitrat.

Luigi Gentile wurde 1651 oder 1652 zum „Principe“ der Accademia di San Luca gewählt und befreundete sich nach der Rückkehr in seine Heimat mit Jan Vermeer, für den er zu einem wichtigen Bezugspunkt wurde. Vielleicht hat die lange Reihe seiner Namen und Beinamen dazu beigetragen, die Identität des Künstlers zu verschleiern, auch wenn er aufgrund der Vielartigkeit seiner Themen und der Wandelbarkeit seines Stils in Verbindung mit seiner außergewöhnlichen Begabung die höchsten Ämter italienischer Akademien bekleidete und mit den herausragendsten Vertretern der europäischen Kultur seiner Zeit in Verbindung stand.

Infolge der noch nicht sehr weit gediehenen Rekonstruktion von Gentiles Biografie ist es noch nicht möglich, das vorliegende Werk genauer zu datieren. Es dürfte um die Jahrhundertmitte entstanden sein, als der Künstler zu voller Reife gelangt war und die angesehenste Stellung einnahm, die ihm die in Rom tätigen Künstler zuweisen konnten. Man sollte sich in Erinnerung rufen, dass die Ernennung zum „Principe“ der Accademia di San Luca auf dem Wege der Wahl erfolgte, wobei die Mitglieder der Akademie eine Entscheidung zwischen drei aufgrund ihrer Verdienste in Erwägung gezogenen Künstlern trafen. Diese Ehre wurde allen führenden Künstlern des 17. Jahrhunderts zuteil.

Gentiles großformatige Komposition Venus beweint den toten Adonis im Kunsthistorischen Museum in Wien (Öl auf Leinwand, 173 x 332 cm, Inv.-Nr. 1705) war für die Rekonstruktion seines Œuvres entscheidend.

Das vorliegende Gemälde zeigt ein sich zu einem fernen Streifen Meer hin erstreckendes Tal mit einem sich im Vordergrund erhebenden Hügel, auf dem große Bäume wachsen. Diese Landschaft bildet den Rahmen für eine Begegnung verschiedener Figuren der antiken Mythologie. Die von einer Wolke getragene Göttin Venus und ihr Sohn Cupido steigen mit einem Gefolge von nackten Nymphen und geflügelten Putten vom Olymp zur Erde herab und nähern sich einer Gruppe von Feiernden, die gewissermaßen einen Garten der Freuden erstehen lassen, der für das Ideal Arkadien, das irdische Paradies der griechisch-römischen Welt, steht. Auf der Lichtung zwischen Tal und Wald sind anmutige, meist weibliche Figuren angeordnet, die Blumenkränze auf dem Kopf tragen. Obgleich sich nur einige wenige Attribute unterscheiden lassen, besteht kein Zweifel, dass es sich um die Musen, die Apollo ergebenen Schutzgöttinnen der Künste, handelt. Apollo ist in der Mitte der Gruppe mit einer Lyra unter dem Arm zu sehen. Die Gottheit der Künste wendet ihren Blick dem himmlischen Zug zu und umfasst die rechte Hand einer stehenden Maid, die ein Bündel Donnerpfeile in ihrer anderen Hand hält. Wen diese mit den Symbolen Jupiters ausgestattete Figur darstellen soll, lässt sich nicht sagen. Außer Zweifel steht, dass die mythologische Begegnung unter der Schirmherrschaft der Schönheit und ihrer Verkörperung stattfindet.

Die vorliegende Komposition ist ein raffinierter Ausdruck der reichen symbolischen Bezüge antiker Kultur, der um die Mitte des 17. Jahrhunderts neues Interesse zuteil wurde. Die zutiefst heitere Vision einer von dunklen oder kontrastierenden Schatten freien Ideallandschaft, die von subtilen chromatischen Übergängen, körperlicher Schönheit und fließenden Gewändern bestimmt wird, vermittelt die Vorstellung, dass die Zeit aufgehoben ist.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister II
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.10.2019 - 18:30
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.10. - 22.10.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.