Lot Nr. 44 -


Adriaen Pietersz. van de Venne


Adriaen Pietersz. van de Venne - Alte Meister

(Delft 1589–1662 Den Haag)
Darstellung eines holländischen Sprichworts mit zwei Hausierern und ihrer Ware,
bezeichnet: „om the winst te doen“,
Öl auf Holz, 33 x 26 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Niederlande

Wir danken Luuk Pijl für die Bestätigung der Zuschreibung. Dem Gemälde liegt sein schriftliches Gutachten bei.

Pijl: „Eine ganze Generation älter als Rembrandt, gehörte Adriaen van de Venne zu den wichtigsten holländischen Meistern seiner Zeit. Er war eine bedeutende Persönlichkeit während eines Zeitraums, der zuweilen als Vorabend des Goldenen Zeitalters bezeichnet wird. Er schuf Allegorien, Genreszenen und Porträts, aber auch Miniaturen, Buchillustrationen und Entwürfe für politische Satiren.

Er wurde in Delft geboren. Dem Kunstschriftsteller Arnold Houbraken zufolge studierte er Latein im nahegelegenen Leiden. Anfänglich wurde er von dem unbekannten Goldschmied und Maler Simon de Valk ausgebildet, danach brachte ihm der ebenfalls eher unbedeutende Jeronimus van Diest das Stecherhandwerk und die Grisaillemalerei bei. 1614 zog er nach Middelburg, in die Hauptstadt von Zeeland, wo er sich von der Farbigkeit und Detailliebe Jan Brueghel des Älteren und dem Hang zur Satire seines Vaters, Pieter Brueghel des Älteren, anregen ließ. In diesem Jahr entstand sein wichtiges Werk, Die Seelenfischerei (Rijksmuseum, Amsterdam), ein ironischer Kommentar der Streitigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten während des Achtzigjährigen Krieges, der dafür verantwortlich war, dass eine Grenze die Nördlichen von den Südlichen Niederlande trennte. Van de Venne zog nach Den Haag und schloss sich dort 1625 der Lukasgilde an, deren Vorsitzender er 1637 wurde. Er war Gründungsmitglied der Confrerie Pictura, eines Zusammenschlusses von Meistern, der sich für die Verbesserung des unabhängigen Status und der sozialen Stellung von Künstlern in der holländischen Gesellschaft einsetzte, indem er eine akademischere Auffassung von Kunst propagierte. Er starb 1662 in Den Haag.

Ab 1620 schuf van de Venne zahlreiche Grisaillen mit Bauern, Bettlern, Dieben und Narren, die zeitgenössische Sprichwörter und Redewendungen illustrierten. Diese Werke fanden weite Verbreitung und machten ihn schon zu Lebzeiten berühmt. Viele gehen auf Aussprüche des moralistischen Schaffens von Jacob Cats zurück. Der Löwenanteil dieser Werke ist en grisaille oder en brunaille ausgeführt, doch einige, darunter das vorliegende, sind farbig ausgeführt. Das Thema des vorliegenden Gemäldes ist auf dem Spruchband zu lesen: „om de winst te doen“ („Alles wegen des Profits“). Es macht sich über das geldgierige Hausiererpaar lustig, das seine Ware – Hüte und Hausrat – überall am Körper trägt. In ihrem Buch über diesen Typus von Gemälden van de Vennes hat Annelies Plokker unter Nr. 77 ein weiteres Werk dieses Bildthemas abgebildet, das sich jedoch im Bildaufbau unterscheidet (siehe A. Plokker, Adriaen Pietersz. van de Venne [1589–1662]; de grisailles met spreukbanden, Leuven 1984). Sie erwähnt eine weitere Fassung, die im Winter 1936/37 als Werk der Sammlung von Jhr. J. A. G. Sandberg ausgestellt war (Gemeentemuseum, Den Haag, Oude kunst uit Haagsch bezit, 1936, Nr. 203). Das vorliegende Gemälde ist mit dem Sandberg-Bild nicht identisch, zumal dieses kleiner und quadratisch ist (21,5 x 21,3 cm). Letzteres wurde am 28. Oktober 1969 in Amsterdam bei Mak van Waay als Lot 733 versteigert. Bei diesem Bildthema handelt es sich um ein schönes und typisches Beispiel für van de Vennes beredten Sinn für Satire.“

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Adriaen Pietersz. van de Venne


(Delft 1589–1662 Den Haag)
Darstellung eines holländischen Sprichworts mit zwei Hausierern und ihrer Ware,
bezeichnet: „om the winst te doen“,
Öl auf Holz, 33 x 26 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Niederlande

Wir danken Luuk Pijl für die Bestätigung der Zuschreibung. Dem Gemälde liegt sein schriftliches Gutachten bei.

Pijl: „Eine ganze Generation älter als Rembrandt, gehörte Adriaen van de Venne zu den wichtigsten holländischen Meistern seiner Zeit. Er war eine bedeutende Persönlichkeit während eines Zeitraums, der zuweilen als Vorabend des Goldenen Zeitalters bezeichnet wird. Er schuf Allegorien, Genreszenen und Porträts, aber auch Miniaturen, Buchillustrationen und Entwürfe für politische Satiren.

Er wurde in Delft geboren. Dem Kunstschriftsteller Arnold Houbraken zufolge studierte er Latein im nahegelegenen Leiden. Anfänglich wurde er von dem unbekannten Goldschmied und Maler Simon de Valk ausgebildet, danach brachte ihm der ebenfalls eher unbedeutende Jeronimus van Diest das Stecherhandwerk und die Grisaillemalerei bei. 1614 zog er nach Middelburg, in die Hauptstadt von Zeeland, wo er sich von der Farbigkeit und Detailliebe Jan Brueghel des Älteren und dem Hang zur Satire seines Vaters, Pieter Brueghel des Älteren, anregen ließ. In diesem Jahr entstand sein wichtiges Werk, Die Seelenfischerei (Rijksmuseum, Amsterdam), ein ironischer Kommentar der Streitigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten während des Achtzigjährigen Krieges, der dafür verantwortlich war, dass eine Grenze die Nördlichen von den Südlichen Niederlande trennte. Van de Venne zog nach Den Haag und schloss sich dort 1625 der Lukasgilde an, deren Vorsitzender er 1637 wurde. Er war Gründungsmitglied der Confrerie Pictura, eines Zusammenschlusses von Meistern, der sich für die Verbesserung des unabhängigen Status und der sozialen Stellung von Künstlern in der holländischen Gesellschaft einsetzte, indem er eine akademischere Auffassung von Kunst propagierte. Er starb 1662 in Den Haag.

Ab 1620 schuf van de Venne zahlreiche Grisaillen mit Bauern, Bettlern, Dieben und Narren, die zeitgenössische Sprichwörter und Redewendungen illustrierten. Diese Werke fanden weite Verbreitung und machten ihn schon zu Lebzeiten berühmt. Viele gehen auf Aussprüche des moralistischen Schaffens von Jacob Cats zurück. Der Löwenanteil dieser Werke ist en grisaille oder en brunaille ausgeführt, doch einige, darunter das vorliegende, sind farbig ausgeführt. Das Thema des vorliegenden Gemäldes ist auf dem Spruchband zu lesen: „om de winst te doen“ („Alles wegen des Profits“). Es macht sich über das geldgierige Hausiererpaar lustig, das seine Ware – Hüte und Hausrat – überall am Körper trägt. In ihrem Buch über diesen Typus von Gemälden van de Vennes hat Annelies Plokker unter Nr. 77 ein weiteres Werk dieses Bildthemas abgebildet, das sich jedoch im Bildaufbau unterscheidet (siehe A. Plokker, Adriaen Pietersz. van de Venne [1589–1662]; de grisailles met spreukbanden, Leuven 1984). Sie erwähnt eine weitere Fassung, die im Winter 1936/37 als Werk der Sammlung von Jhr. J. A. G. Sandberg ausgestellt war (Gemeentemuseum, Den Haag, Oude kunst uit Haagsch bezit, 1936, Nr. 203). Das vorliegende Gemälde ist mit dem Sandberg-Bild nicht identisch, zumal dieses kleiner und quadratisch ist (21,5 x 21,3 cm). Letzteres wurde am 28. Oktober 1969 in Amsterdam bei Mak van Waay als Lot 733 versteigert. Bei diesem Bildthema handelt es sich um ein schönes und typisches Beispiel für van de Vennes beredten Sinn für Satire.“

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020