Lot Nr. 290


Luca Giordano


Luca Giordano - Alte Meister

(Neapel 1634–1705)
Die Trunkenheit des Noah,
Öl auf Leinwand, 119 x 105 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Madrid;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Giuseppe Scavizzi und Riccardo Lattuada, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes unabhängig voneinander bestätigt haben.

Die vorliegende Komposition steht in Zusammenhang mit Luca Giordanos um 1666/1667 ausgeführten und heute im Escorial aufbewahrten Gemälde (Inv.-Nr. 10014806), das mit großer Wahrscheinlichkeit im Rahmen eines Auftrags des Königshauses entstanden ist (siehe O. Ferrari, G. Scavizzi, Luca Giordano: l’opera completa, Neapel 2000, S. 280 Kat.-Nr. A186, Abb. S. 562). Als Maler war es ihm untersagt, ein für den König ausgeführtes Werk ohne dessen Erlaubnis zu wiederholen, sodass es sich bei dem vorliegenden Gemälde möglicherweise um einen dem König vorgelegten bozzettone handelt – oder um eine Replik für eine der Königsfamilie nahestehende Person. Angesichts der Größe könnte man tatsächlich ein Modello für das größere Gemälde im Escorial (224 x 192 cm) vermuten, das Giordano als Gegenstück zu Hiob auf dem Misthaufen malte. Die beiden Bilder waren dokumentarischen Aufzeichnungen zufolge zusammen im Escorial untergebracht (siehe A. E. Pérez Sánchez in: Luca Giordano y España, Ausstellungskatalog, hrsg. von A. E. Pérez Sánchez, Madrid 2002, S. 124, Kat.-Nr. 13).

Wie das Bild im Escorial muss das vorliegende Gemälde vor 1667 entstanden sein, möglicherweise um 1665, als Luca Giordano sich auf das realistische Vorbild Caravaggios und Riberas in Neapel zurückbesann, deren Schaffen ihm bereits in seiner Jugend als Quelle der Anregung gedient hatte. Bei dieser ab 1662 einsetzenden und über mehrere Jahre andauernden Rückkehr zu einem naturalistischen Ansatz ging die Beschreibung realistischer Details der Anatomie, der Gesichtszüge und des Ausdrucks der Figuren mit dicht aufgetragenen Schichten strahlender, warmer Farben einher. Dies zeigt sich auch in der Ausführung des roten Mantels, mit dem Noahs Söhne hier ihren Vater zudecken.

Die Geschichte der Trunkenheit Noahs wird im Alten Testament in der Genesis erzählt (9: 21–23). Noah wurde von seinen Kindern Sem und Jafet betrunken und entblößt aufgefunden; sie breiten einen Umhang über ihn, während Ham spöttisch zusieht. Das Thema gilt als Vorwegnahme der Verspottung Christi und wurde von führenden Künstlern häufig dargestellt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 27.800,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Luca Giordano


(Neapel 1634–1705)
Die Trunkenheit des Noah,
Öl auf Leinwand, 119 x 105 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Madrid;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Giuseppe Scavizzi und Riccardo Lattuada, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes unabhängig voneinander bestätigt haben.

Die vorliegende Komposition steht in Zusammenhang mit Luca Giordanos um 1666/1667 ausgeführten und heute im Escorial aufbewahrten Gemälde (Inv.-Nr. 10014806), das mit großer Wahrscheinlichkeit im Rahmen eines Auftrags des Königshauses entstanden ist (siehe O. Ferrari, G. Scavizzi, Luca Giordano: l’opera completa, Neapel 2000, S. 280 Kat.-Nr. A186, Abb. S. 562). Als Maler war es ihm untersagt, ein für den König ausgeführtes Werk ohne dessen Erlaubnis zu wiederholen, sodass es sich bei dem vorliegenden Gemälde möglicherweise um einen dem König vorgelegten bozzettone handelt – oder um eine Replik für eine der Königsfamilie nahestehende Person. Angesichts der Größe könnte man tatsächlich ein Modello für das größere Gemälde im Escorial (224 x 192 cm) vermuten, das Giordano als Gegenstück zu Hiob auf dem Misthaufen malte. Die beiden Bilder waren dokumentarischen Aufzeichnungen zufolge zusammen im Escorial untergebracht (siehe A. E. Pérez Sánchez in: Luca Giordano y España, Ausstellungskatalog, hrsg. von A. E. Pérez Sánchez, Madrid 2002, S. 124, Kat.-Nr. 13).

Wie das Bild im Escorial muss das vorliegende Gemälde vor 1667 entstanden sein, möglicherweise um 1665, als Luca Giordano sich auf das realistische Vorbild Caravaggios und Riberas in Neapel zurückbesann, deren Schaffen ihm bereits in seiner Jugend als Quelle der Anregung gedient hatte. Bei dieser ab 1662 einsetzenden und über mehrere Jahre andauernden Rückkehr zu einem naturalistischen Ansatz ging die Beschreibung realistischer Details der Anatomie, der Gesichtszüge und des Ausdrucks der Figuren mit dicht aufgetragenen Schichten strahlender, warmer Farben einher. Dies zeigt sich auch in der Ausführung des roten Mantels, mit dem Noahs Söhne hier ihren Vater zudecken.

Die Geschichte der Trunkenheit Noahs wird im Alten Testament in der Genesis erzählt (9: 21–23). Noah wurde von seinen Kindern Sem und Jafet betrunken und entblößt aufgefunden; sie breiten einen Umhang über ihn, während Ham spöttisch zusieht. Das Thema gilt als Vorwegnahme der Verspottung Christi und wurde von führenden Künstlern häufig dargestellt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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