Lot Nr. 3


Pietro Lorenzetti Werkstatt


Pietro Lorenzetti  Werkstatt - Alte Meister

(Siena 1276–1348)
Kreuzigung,
auf Holz, 19,7 x 14,5 cm, ungerahmt

Provenienz:
Auktion, Sotheby’s, London, 8. Juli 2004, Lot 147 (als sienesische Schule, 2. Hälfte 14. Jahrhundert);
Salander-O’Reilly Galleries;
deren Auktion, Christie’s, New York, 9. Juni 2010, Lot 203 (als sienesische Schule, 2. Hälfte 14. Jahrhundert);
dort durch den jetzigen Besitzer erworben

Dieses Andachtsbild ist von außerordentlich feiner Qualität und war ursprünglich höchstwahrscheinlich Teil eines kleinen Diptychons. In der Vergangenheit hat man dieses Werk der Schule Duccios bzw. dem Meister von San Torpè aus Pisa zugewiesen; es scheint sich jedoch um eine neue und wichtige Hinzufügung zum frühen Schaffen Pietro Lorenzettis zu handeln und als solche um ein seltenes Beispiel der sienesischen Malerei vom Beginn des Trecento.

Der stilistische Einfluss Duccios ist offensichtlich: Der archaische Charakter der Figurenzeichnung ähnelt in der feierlichen Form und der Verwendung geritzter Konturen der Herangehensweise Duccios; dies gilt ebenso für die prächtige Ausschmückung der Heiligenscheine und der Bordüren der Gewänder. Diese Merkmale gehen mit einer großen Sensibilität für den Ausdruck und einem stark betonten Realismus her, was an Giotto denken lässt und für die Frühwerke Pietro Lorenzettis typisch ist.

Das vorliegende Werk lässt sich mit Pietro Lorenzettis frühen Meisterwerken aus der Zeit um 1315 vergleichen, darunter die Fresken im linken Querschiff und das Wandbild in Form eines Triptychons in der Kapelle des heiligen Johannes, beide in der unteren Basilika von San Francesco in Assisi (siehe C. Volpe, Pietro Lorenzetti ad Assisi, Mailand 1965; C. Volpe, Pietro Lorenzetti, Mailand 1989, S. 22–29). Der Zusammenhang zwischen diesem Werk und den ersten Gemälden des großen Sieneser Meisters auf Holz ist ebenfalls augenscheinlich: der signierten und datierten Maestà im Museo Diocesano di Cortona, dem Monticchiello-Flügelaltar mit einer Madonna mit Kind im Musée de Tessè, Le Mans, den Heiligendarstellungen im Museo Horne, Florenz, und vor allem der Kreuzigung mit heiligem Franziskus und heiliger Klara im Fogg Art Museum, Massachusetts (siehe Volpe 1989, S. 108–117).

Auf die stilistische Identität des Künstlers weisen zusätzlich die Figurentypen und die Malweise, bis hin zu kleinsten technischen Details in der Ausführung: Selbiges gilt für ein vergleichbares Altarbild auf Silbergrund mit einer Thronenden Madonna mit Kind und den Heiligen Agnes und Katharina im Museo Nazionale di Arte Medievale e Moderna, Arezzo, die Federico Zeri als Frühwerk Pietro Lorenzettis erkannt hat (siehe P. Refice, in: Gubbio al tempo di Giotto, hg. von G. Benazzi, E. Lunghi, E. Neri Lusanna, Ausstellungskatalog, Gubbio 2018, S. 232f.).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

Pietro Lorenzetti Werkstatt


(Siena 1276–1348)
Kreuzigung,
auf Holz, 19,7 x 14,5 cm, ungerahmt

Provenienz:
Auktion, Sotheby’s, London, 8. Juli 2004, Lot 147 (als sienesische Schule, 2. Hälfte 14. Jahrhundert);
Salander-O’Reilly Galleries;
deren Auktion, Christie’s, New York, 9. Juni 2010, Lot 203 (als sienesische Schule, 2. Hälfte 14. Jahrhundert);
dort durch den jetzigen Besitzer erworben

Dieses Andachtsbild ist von außerordentlich feiner Qualität und war ursprünglich höchstwahrscheinlich Teil eines kleinen Diptychons. In der Vergangenheit hat man dieses Werk der Schule Duccios bzw. dem Meister von San Torpè aus Pisa zugewiesen; es scheint sich jedoch um eine neue und wichtige Hinzufügung zum frühen Schaffen Pietro Lorenzettis zu handeln und als solche um ein seltenes Beispiel der sienesischen Malerei vom Beginn des Trecento.

Der stilistische Einfluss Duccios ist offensichtlich: Der archaische Charakter der Figurenzeichnung ähnelt in der feierlichen Form und der Verwendung geritzter Konturen der Herangehensweise Duccios; dies gilt ebenso für die prächtige Ausschmückung der Heiligenscheine und der Bordüren der Gewänder. Diese Merkmale gehen mit einer großen Sensibilität für den Ausdruck und einem stark betonten Realismus her, was an Giotto denken lässt und für die Frühwerke Pietro Lorenzettis typisch ist.

Das vorliegende Werk lässt sich mit Pietro Lorenzettis frühen Meisterwerken aus der Zeit um 1315 vergleichen, darunter die Fresken im linken Querschiff und das Wandbild in Form eines Triptychons in der Kapelle des heiligen Johannes, beide in der unteren Basilika von San Francesco in Assisi (siehe C. Volpe, Pietro Lorenzetti ad Assisi, Mailand 1965; C. Volpe, Pietro Lorenzetti, Mailand 1989, S. 22–29). Der Zusammenhang zwischen diesem Werk und den ersten Gemälden des großen Sieneser Meisters auf Holz ist ebenfalls augenscheinlich: der signierten und datierten Maestà im Museo Diocesano di Cortona, dem Monticchiello-Flügelaltar mit einer Madonna mit Kind im Musée de Tessè, Le Mans, den Heiligendarstellungen im Museo Horne, Florenz, und vor allem der Kreuzigung mit heiligem Franziskus und heiliger Klara im Fogg Art Museum, Massachusetts (siehe Volpe 1989, S. 108–117).

Auf die stilistische Identität des Künstlers weisen zusätzlich die Figurentypen und die Malweise, bis hin zu kleinsten technischen Details in der Ausführung: Selbiges gilt für ein vergleichbares Altarbild auf Silbergrund mit einer Thronenden Madonna mit Kind und den Heiligen Agnes und Katharina im Museo Nazionale di Arte Medievale e Moderna, Arezzo, die Federico Zeri als Frühwerk Pietro Lorenzettis erkannt hat (siehe P. Refice, in: Gubbio al tempo di Giotto, hg. von G. Benazzi, E. Lunghi, E. Neri Lusanna, Ausstellungskatalog, Gubbio 2018, S. 232f.).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020