Lot Nr. 37


Schule von Cremona, 16. Jahrhundert


Schule von Cremona, 16. Jahrhundert - Alte Meister

Die Ricottaesser,
bezeichnet mit Inventarnummer links unten: 172,
Öl auf Leinwand, 73 x 88 cm, gerahmt

Ausgestellt:
Mailand, Museo Diocesano, Gli occhi di Caravaggio: gli anni della formazione tra Venezia e Milano, hg. von V. Sgarbi, 11. März – 3. Juli 2011, S. 102f., Kat.-Nr. 2.8 (als Vincenzo Campi)

Das vorliegende Gemälde nimmt Bezug auf eine berühmte Komposition Vincenzo Campis (Cremona 1536–1591), von der mehrere Fassungen bekannt sind, die sich jeweils durch kleine, jedoch signifikante Unterschiede auszeichnen. Zwei Gemälde gelten als Urfassungen: Das eine befindet sich im Musée des Beaux-Arts de Lyon (Inv.-Nr. H 673), das andere in einer Privatsammlung (siehe F. Paliaga, Vincenzo Campi: scene del quotidiano, Mailand 2000, S. 27, Abb. 7). Von den weiteren bekannten Fassungen befindet sich eine als Leihgabe des Museo de Bellas Artes, Salamanca, im Prado (Inv.-Nr. 2715).

Im Gegensatz zu den anderen Versionen fällt das vorliegende Gemälde durch seine besondere Farbigkeit auf. Die Rot- und Blautöne der Figuren links sowie das Grün der Frau sind einzigartig. Von der Farbigkeit her vergleichbar ist das Bild mit der Palette, die auch bei Vincenzo Campis Fünfzehn Geheimnissen des Rosenkranzes in der Kollegienkirche von San Bartolomeo in Busseto zum Einsatz kam.

Das vorliegende Gemälde zeigt drei als Halbfiguren dargestellte Männer und eine Frau, die sich um einen Tisch herum versammelt haben, um einen großen Laib Ricottakäse zu verspeisen. Von der Komposition geht eine fröhliche Stimmung aus, wobei die als Landbewohner erkenntlichen Protagonisten, welche die Mahlzeit sichtlich genießen, mit sprechenden Gesten und am Rande des Komischen beschrieben sind. Das Werk ist typisch für Vincenzo Campis Realismus. Die Szene scheint in einem Gasthaus angesiedelt, wobei das komische, karikaturhafte Benehmen der drei Dorfbewohner und der prächtig gekleideten Maid einen provokanten, despektierlichen Eindruck macht.

Hinter der Komposition scheinen allegorische Bedeutungen verborgen, die vermutlich auch die Vorstellung von rasch schwindender weiblicher Schönheit einschließen, die der Frische des köstlichen Käses vergleichbar ist. Die Gier, mit der sich die drei Dorfbewohner den Ricotta einverleiben, könnte auch als Einladung verstanden werden, sich den Fleischeslüsten hinzugeben, solange dies möglich ist. Es wurde darauf hingewiesen, dass der Ricotta im Vordergrund an die Form eines Totenschädels erinnern mag, was die Einführung eines Memento mori in eine von Unbekümmertheit und Ausschweifung geprägte Atmosphäre bedeuten würde.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 25.700,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Schule von Cremona, 16. Jahrhundert


Die Ricottaesser,
bezeichnet mit Inventarnummer links unten: 172,
Öl auf Leinwand, 73 x 88 cm, gerahmt

Ausgestellt:
Mailand, Museo Diocesano, Gli occhi di Caravaggio: gli anni della formazione tra Venezia e Milano, hg. von V. Sgarbi, 11. März – 3. Juli 2011, S. 102f., Kat.-Nr. 2.8 (als Vincenzo Campi)

Das vorliegende Gemälde nimmt Bezug auf eine berühmte Komposition Vincenzo Campis (Cremona 1536–1591), von der mehrere Fassungen bekannt sind, die sich jeweils durch kleine, jedoch signifikante Unterschiede auszeichnen. Zwei Gemälde gelten als Urfassungen: Das eine befindet sich im Musée des Beaux-Arts de Lyon (Inv.-Nr. H 673), das andere in einer Privatsammlung (siehe F. Paliaga, Vincenzo Campi: scene del quotidiano, Mailand 2000, S. 27, Abb. 7). Von den weiteren bekannten Fassungen befindet sich eine als Leihgabe des Museo de Bellas Artes, Salamanca, im Prado (Inv.-Nr. 2715).

Im Gegensatz zu den anderen Versionen fällt das vorliegende Gemälde durch seine besondere Farbigkeit auf. Die Rot- und Blautöne der Figuren links sowie das Grün der Frau sind einzigartig. Von der Farbigkeit her vergleichbar ist das Bild mit der Palette, die auch bei Vincenzo Campis Fünfzehn Geheimnissen des Rosenkranzes in der Kollegienkirche von San Bartolomeo in Busseto zum Einsatz kam.

Das vorliegende Gemälde zeigt drei als Halbfiguren dargestellte Männer und eine Frau, die sich um einen Tisch herum versammelt haben, um einen großen Laib Ricottakäse zu verspeisen. Von der Komposition geht eine fröhliche Stimmung aus, wobei die als Landbewohner erkenntlichen Protagonisten, welche die Mahlzeit sichtlich genießen, mit sprechenden Gesten und am Rande des Komischen beschrieben sind. Das Werk ist typisch für Vincenzo Campis Realismus. Die Szene scheint in einem Gasthaus angesiedelt, wobei das komische, karikaturhafte Benehmen der drei Dorfbewohner und der prächtig gekleideten Maid einen provokanten, despektierlichen Eindruck macht.

Hinter der Komposition scheinen allegorische Bedeutungen verborgen, die vermutlich auch die Vorstellung von rasch schwindender weiblicher Schönheit einschließen, die der Frische des köstlichen Käses vergleichbar ist. Die Gier, mit der sich die drei Dorfbewohner den Ricotta einverleiben, könnte auch als Einladung verstanden werden, sich den Fleischeslüsten hinzugeben, solange dies möglich ist. Es wurde darauf hingewiesen, dass der Ricotta im Vordergrund an die Form eines Totenschädels erinnern mag, was die Einführung eines Memento mori in eine von Unbekümmertheit und Ausschweifung geprägte Atmosphäre bedeuten würde.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.