Lot Nr. 57


Jan van Kessel I.


Jan van Kessel I. - Alte Meister

(Antwerpen 1626–1679)
Paradieslandschaft mit der Erschaffung der Tiere,
bezeichnet und undeutlich datiert: I. V. KESSEL. FECIT. 16..,
Öl auf Kupfer, 85 x 114 cm, gerahmt

Wir danken Klaus Ertz, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Begutachtung im Original bestätigt hat. Er datiert das Bild in die späten 1660er-Jahre (eine Fotokopie des schriftlichen Gutachtens vom 9. September 2016 liegt vor).

Diese lebendige und detailreiche Darstellung der Erschaffung der Tiere von Jan van Kessel I. steht in der Tradition der berühmten Paradieslandschaften Jan Breughels I. und Jan Brueghels II. Sie spiegeln das wachsende wissenschaftliche Interesse an der Natur wider, das sich im späten sechzehnten und frühen siebzehnten Jahrhundert mit Publikationen wie Conrad Gessners Historia animalium (1551–1558) und den Ornithologiae des italienischen Gelehrten Ulisse Aldrovandi (1599–1601) allmählich herausgebildet hatte und zu umfassenden und systematisierten Beschreibungen von Tieren und Vögeln führte. Diese Quellen fassten unterschiedliche Spezies nach ihren natürlichen Lebensräumen zusammen, und die Gemälde folgten ähnlichen Zusammenstellungen von Arten, die in einer einzigen Landschaftskulisse vereint waren.

Im vorliegenden Gemälde blickt der Betrachter von leicht erhöhtem Augenpunkt auf eine bewaldete Landschaft, die in allen Teilen des Vorder- und Mittelgrundes von den unterschiedlichsten Tieren belebt wird. Ein Fluss durchmisst den gesamten Bildraum. Die Ufer des Flusses grenzen in Buchten, in Landzungen und Nebenflüssen einzelne Landteile ab, aus denen sich die räumlich versetzten Gründekompartimente bilden: links vorne sieht man sich bekämpfende Tiere: ins Bild hineinstürmend ein Wildschwein, zwei Jagdhunde, einen Braunbären und ein Leoparden sowie zwei miteinander kämpfende Löwen; zwei Stachelschweine und ein Wasservogel komplettieren den Tierbesatz dieses Vordergrundteils.

Rechts dahinter, separiert durch den Fluss, auf dem sich gänseartige große Wasservögel tummeln, sieht man einen Rehbock, ein Pfauenpaar, Meerschweinchen und zwei Pinguine. Ein Rosenbusch begrenzt dieses Landstück. Ein von Schwänen und reiherartigen Wasservögeln belebter Wasserarm bildet die Grenze zu einem im Zentrum des Geschehens stehenden Mittelgrund, der das biblische Thema illustriert: vor einem dichten Laubwald steht Gottvater im Strahlenkranz, die Hand segnend erhoben, umringt von vielen Tieren, die er nach christlicher Vorstellung erschaffen hat. Man erkennt links von ihm einen Fuchs, ein Pferd, eine Kuh, zwei liegende Kamele, einen Elefanten und einen Affen sowie rechts von ihm einen Hund, einen Luchs, eine Katze, zwei Lamas und ein kamelartiges Fantasietier. Diesem Mittelteil gegenüber liegt jenseits des Flusses links eine Landzunge, die von großen Vögeln belebt wird. Eine hügelige bewaldete Berglandschaft bildet den fernen Hintergrund. Darüber breitet sich ein rötlicher Abendhimmel aus, der die Szene in ein mildes und geheimnisvolles Licht taucht.

Jan van Kessel I. wurde 1626 als Sohn des Malers Hieronymus van Kessel und der Paschasia Brueghel, einer Tochter Jan Brueghels I., in Antwerpen geboren. Mit elf Jahren ging er zum Tiermaler Simon de Vos in die Lehre, später soll er auch bei seinem Onkel Jan Brueghel II. gelernt haben, was aber nicht belegt werden kann. Mit 19 Jahren wurde er in die Lukasgilde Antwerpens als Meistersohn und Maler von Blumen eingeschrieben. 1647 heiratete er Maria von Apshoven. Einer der Trauzeugen war sein Onkel David Teniers II. Dieser hatte 1637 Anna Brueghel, eine Stiefschwester seiner Mutter, geheiratet. Von den dreizehn Kindern Jan van Kessels I. wurden wiederum zwei Söhne Maler: Ferdinand und Jan II. 1655 kaufte er ein Haus, im Jahr 1679 starb er in Antwerpen. Sein Porträt von Erasmus Quellinus wurde von Alexander Voet gestochen.

Jan van Kessel I. gehörte als eines der wichtigsten Mitglieder zur großen Malerdynastie der Brueghels. In dieser bewegt er sich auch künstlerisch. Klaus Ertz hat 727 Gemälde des Künstlers in seinem Werkverzeichnis von 2012 aufgelistet sowie drei Gemäldeskizzen. Dass sein Werk im Großen und Ganzen gefasst werden konnte, liegt vor allem daran, dass van Kessel viele seiner Bilder sowohl signiert als auch datiert hatte. Van Kessels großes Vorbild war natürlich der Großvater Jan Brueghel I. Obwohl er viele von dessen Motiven und Formen aufnahm, war er doch immer eigenständig in seinen Kompositionen. In den Insektenstudien beanspruchte der Künstler, der beste Mittler zwischen Naturwissenschaft und Publikum seiner Zeit zu sein. Hier steht er gleichbedeutend neben Georg Hoefnagel, dem Begründer und hervorragenden Interpreten naturwissenschaftlicher Miniaturwerke von höchster Qualität als Hofmaler Rudolfs II. in Prag. Daneben ist Georg Flegel zu nennen, der berühmte deutsche Stilllebenmaler.

Obwohl sich auch Jan van Kessel I. – wie mehrheitlich in der damaligen Zeit unter den Malern üblich – an Vorbildern orientierte, war er doch voller Ideen und ein völlig selbstständiger Maler, der sich in zwei großen malerischen Bereichen einen Namen gemacht hatte: in seinen Insektenstudien und den berühmten fantasievollen Darstellungen der Allegorien – vor allem über die vier Erdteile und die Städteansichten, die in den Museen in München und Madrid zu sehen sind.

Die Werke von Jan van Kessel I. haben einen hohen ästhetischen Reiz und sind handwerklich perfekt gemalt, was sich auch im vorliegenden Bild ausdrückt. Sie sind ein Spiegelbild des enzyklopädischen Interesses, wie es vor allem von flämischen Malern des 17. Jahrhunderts in vielfältigsten Beispielen in Malerei umgesetzt wurde. Van Kessel war ein äußerst interessierter Künstler, der mit wachen Augen vieles aufnahm, um es in seiner Malerei zu verarbeiten. Laut Ertz entstand auch bei zu erkennender Nähe zu seinen Vorbildern aus dem Vorgefundenen immer ein typisches „Van-Kessel-Bild“ mit künstlerisch voll bewältigten malerischen Resultaten. Klaus Ertz vergleicht das vorliegende Werk mit dem ebenso vom Künstler signierten Gemälde Einzug in die Arche Noah, das am 29. November 1986 als Lot 330 bei Sotheby’s, Monaco versteigert wurde (siehe K. Ertz/C. Nietze-Ertz, Die Maler Jan van Kessel, Lingen 2012, Kat.-Nr. 304) sowie mit einer Paradieslandschaft mit Sündenfall, versteigert bei Sotheby’s, London, am 10. Juli 2008 als Lot 133 (siehe ebd., Kat.-Nr. 309). Ebenso in Komposition, Farbgebung und malerischer Handschrift vergleichbar mit dem vorliegenden Gemälde ist eine Paradieslandschaft mit Orpheus, die am 27. März 2009 als Lot 3048 bei Koller in Zürich zur Auktion gelangte (siehe ebd., Kat.-Nr. 310). Mit Bezug auf die bei Koller in Zürich versteigerte Paradieslandschaft mit Orpheus merkt Ertz an, dass das vorliegende Gemälde möglicherweise das zuerst entstandene sei, das der Künstler dann mit der kleinen Änderung „Orpheus“ statt „Erschaffung der Tiere“ auf Wunsch des Auftraggebers noch einmal in einer kleineren Version und auf Leinwand wiederholt hat. Dieses Vorgehen von Wiederholungen einer erfolgreichen Komposition war in der flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts durchaus nicht Ungewöhnliches.

Technischer Bericht von Gianluca Poldi:

Diese große Kupferplatte wurde mit größter Sorgfalt und nahezu ohne Abänderungen ausgeführt. Die Tiere wurden bis auf das Geweih des linken Rehbocks ohne jegliche Korrektur über der Landschaft gemalt. In der Infrarotreflektografie war keine Unterzeichnung zu erkennen, was bedeutet, dass möglicherweise eine sehr dünne oder eine in einem hellen Medium ausgeführte Zeichnung zum Einsatz kam. Von besonderem Interesse sind die verwendeten Farben, zumal sich der Künstler dreier unterschiedlicher Blaupigmente bediente: Smalte, von flämischen Malern des 17. Jahrhunderts häufig eingesetzt, findet sich im Bereich des Himmels und der Berge, Azurit im Bereich des Wassers und das wertvollere Pigment Lapislazuli bei den Pfauen rechts und dem blauen Vogel mit zinnoberrotem Kopf vor Gott Vater. Das rosafarbene Kleid und der Mantel Gott Vaters wurden mit unterschiedlichen Mischungen von Bleiweiß und Rotlack auf Karminbasis gemalt; beim Kleid wurde Azurit zugesetzt, um den besonderen graublauen Ton zu erzielen. Derselbe Rotlack wurde bei den Rosen rechts festgestellt. Der untere Bereich des Himmels besteht aus einer Mischung aus Bleiweiß und bleibasiertem Gelb in Verbindung mit Smalte (teilweise verblasst) und Zinnober sowie einigen Körnchen Minium. Die Abstufungen von Grün wurden durch unterschiedliche Mischungen von Azurit, bleibasiertem Gelb und Grünspan erzielt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 75.300,-
Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Jan van Kessel I.


(Antwerpen 1626–1679)
Paradieslandschaft mit der Erschaffung der Tiere,
bezeichnet und undeutlich datiert: I. V. KESSEL. FECIT. 16..,
Öl auf Kupfer, 85 x 114 cm, gerahmt

Wir danken Klaus Ertz, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Begutachtung im Original bestätigt hat. Er datiert das Bild in die späten 1660er-Jahre (eine Fotokopie des schriftlichen Gutachtens vom 9. September 2016 liegt vor).

Diese lebendige und detailreiche Darstellung der Erschaffung der Tiere von Jan van Kessel I. steht in der Tradition der berühmten Paradieslandschaften Jan Breughels I. und Jan Brueghels II. Sie spiegeln das wachsende wissenschaftliche Interesse an der Natur wider, das sich im späten sechzehnten und frühen siebzehnten Jahrhundert mit Publikationen wie Conrad Gessners Historia animalium (1551–1558) und den Ornithologiae des italienischen Gelehrten Ulisse Aldrovandi (1599–1601) allmählich herausgebildet hatte und zu umfassenden und systematisierten Beschreibungen von Tieren und Vögeln führte. Diese Quellen fassten unterschiedliche Spezies nach ihren natürlichen Lebensräumen zusammen, und die Gemälde folgten ähnlichen Zusammenstellungen von Arten, die in einer einzigen Landschaftskulisse vereint waren.

Im vorliegenden Gemälde blickt der Betrachter von leicht erhöhtem Augenpunkt auf eine bewaldete Landschaft, die in allen Teilen des Vorder- und Mittelgrundes von den unterschiedlichsten Tieren belebt wird. Ein Fluss durchmisst den gesamten Bildraum. Die Ufer des Flusses grenzen in Buchten, in Landzungen und Nebenflüssen einzelne Landteile ab, aus denen sich die räumlich versetzten Gründekompartimente bilden: links vorne sieht man sich bekämpfende Tiere: ins Bild hineinstürmend ein Wildschwein, zwei Jagdhunde, einen Braunbären und ein Leoparden sowie zwei miteinander kämpfende Löwen; zwei Stachelschweine und ein Wasservogel komplettieren den Tierbesatz dieses Vordergrundteils.

Rechts dahinter, separiert durch den Fluss, auf dem sich gänseartige große Wasservögel tummeln, sieht man einen Rehbock, ein Pfauenpaar, Meerschweinchen und zwei Pinguine. Ein Rosenbusch begrenzt dieses Landstück. Ein von Schwänen und reiherartigen Wasservögeln belebter Wasserarm bildet die Grenze zu einem im Zentrum des Geschehens stehenden Mittelgrund, der das biblische Thema illustriert: vor einem dichten Laubwald steht Gottvater im Strahlenkranz, die Hand segnend erhoben, umringt von vielen Tieren, die er nach christlicher Vorstellung erschaffen hat. Man erkennt links von ihm einen Fuchs, ein Pferd, eine Kuh, zwei liegende Kamele, einen Elefanten und einen Affen sowie rechts von ihm einen Hund, einen Luchs, eine Katze, zwei Lamas und ein kamelartiges Fantasietier. Diesem Mittelteil gegenüber liegt jenseits des Flusses links eine Landzunge, die von großen Vögeln belebt wird. Eine hügelige bewaldete Berglandschaft bildet den fernen Hintergrund. Darüber breitet sich ein rötlicher Abendhimmel aus, der die Szene in ein mildes und geheimnisvolles Licht taucht.

Jan van Kessel I. wurde 1626 als Sohn des Malers Hieronymus van Kessel und der Paschasia Brueghel, einer Tochter Jan Brueghels I., in Antwerpen geboren. Mit elf Jahren ging er zum Tiermaler Simon de Vos in die Lehre, später soll er auch bei seinem Onkel Jan Brueghel II. gelernt haben, was aber nicht belegt werden kann. Mit 19 Jahren wurde er in die Lukasgilde Antwerpens als Meistersohn und Maler von Blumen eingeschrieben. 1647 heiratete er Maria von Apshoven. Einer der Trauzeugen war sein Onkel David Teniers II. Dieser hatte 1637 Anna Brueghel, eine Stiefschwester seiner Mutter, geheiratet. Von den dreizehn Kindern Jan van Kessels I. wurden wiederum zwei Söhne Maler: Ferdinand und Jan II. 1655 kaufte er ein Haus, im Jahr 1679 starb er in Antwerpen. Sein Porträt von Erasmus Quellinus wurde von Alexander Voet gestochen.

Jan van Kessel I. gehörte als eines der wichtigsten Mitglieder zur großen Malerdynastie der Brueghels. In dieser bewegt er sich auch künstlerisch. Klaus Ertz hat 727 Gemälde des Künstlers in seinem Werkverzeichnis von 2012 aufgelistet sowie drei Gemäldeskizzen. Dass sein Werk im Großen und Ganzen gefasst werden konnte, liegt vor allem daran, dass van Kessel viele seiner Bilder sowohl signiert als auch datiert hatte. Van Kessels großes Vorbild war natürlich der Großvater Jan Brueghel I. Obwohl er viele von dessen Motiven und Formen aufnahm, war er doch immer eigenständig in seinen Kompositionen. In den Insektenstudien beanspruchte der Künstler, der beste Mittler zwischen Naturwissenschaft und Publikum seiner Zeit zu sein. Hier steht er gleichbedeutend neben Georg Hoefnagel, dem Begründer und hervorragenden Interpreten naturwissenschaftlicher Miniaturwerke von höchster Qualität als Hofmaler Rudolfs II. in Prag. Daneben ist Georg Flegel zu nennen, der berühmte deutsche Stilllebenmaler.

Obwohl sich auch Jan van Kessel I. – wie mehrheitlich in der damaligen Zeit unter den Malern üblich – an Vorbildern orientierte, war er doch voller Ideen und ein völlig selbstständiger Maler, der sich in zwei großen malerischen Bereichen einen Namen gemacht hatte: in seinen Insektenstudien und den berühmten fantasievollen Darstellungen der Allegorien – vor allem über die vier Erdteile und die Städteansichten, die in den Museen in München und Madrid zu sehen sind.

Die Werke von Jan van Kessel I. haben einen hohen ästhetischen Reiz und sind handwerklich perfekt gemalt, was sich auch im vorliegenden Bild ausdrückt. Sie sind ein Spiegelbild des enzyklopädischen Interesses, wie es vor allem von flämischen Malern des 17. Jahrhunderts in vielfältigsten Beispielen in Malerei umgesetzt wurde. Van Kessel war ein äußerst interessierter Künstler, der mit wachen Augen vieles aufnahm, um es in seiner Malerei zu verarbeiten. Laut Ertz entstand auch bei zu erkennender Nähe zu seinen Vorbildern aus dem Vorgefundenen immer ein typisches „Van-Kessel-Bild“ mit künstlerisch voll bewältigten malerischen Resultaten. Klaus Ertz vergleicht das vorliegende Werk mit dem ebenso vom Künstler signierten Gemälde Einzug in die Arche Noah, das am 29. November 1986 als Lot 330 bei Sotheby’s, Monaco versteigert wurde (siehe K. Ertz/C. Nietze-Ertz, Die Maler Jan van Kessel, Lingen 2012, Kat.-Nr. 304) sowie mit einer Paradieslandschaft mit Sündenfall, versteigert bei Sotheby’s, London, am 10. Juli 2008 als Lot 133 (siehe ebd., Kat.-Nr. 309). Ebenso in Komposition, Farbgebung und malerischer Handschrift vergleichbar mit dem vorliegenden Gemälde ist eine Paradieslandschaft mit Orpheus, die am 27. März 2009 als Lot 3048 bei Koller in Zürich zur Auktion gelangte (siehe ebd., Kat.-Nr. 310). Mit Bezug auf die bei Koller in Zürich versteigerte Paradieslandschaft mit Orpheus merkt Ertz an, dass das vorliegende Gemälde möglicherweise das zuerst entstandene sei, das der Künstler dann mit der kleinen Änderung „Orpheus“ statt „Erschaffung der Tiere“ auf Wunsch des Auftraggebers noch einmal in einer kleineren Version und auf Leinwand wiederholt hat. Dieses Vorgehen von Wiederholungen einer erfolgreichen Komposition war in der flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts durchaus nicht Ungewöhnliches.

Technischer Bericht von Gianluca Poldi:

Diese große Kupferplatte wurde mit größter Sorgfalt und nahezu ohne Abänderungen ausgeführt. Die Tiere wurden bis auf das Geweih des linken Rehbocks ohne jegliche Korrektur über der Landschaft gemalt. In der Infrarotreflektografie war keine Unterzeichnung zu erkennen, was bedeutet, dass möglicherweise eine sehr dünne oder eine in einem hellen Medium ausgeführte Zeichnung zum Einsatz kam. Von besonderem Interesse sind die verwendeten Farben, zumal sich der Künstler dreier unterschiedlicher Blaupigmente bediente: Smalte, von flämischen Malern des 17. Jahrhunderts häufig eingesetzt, findet sich im Bereich des Himmels und der Berge, Azurit im Bereich des Wassers und das wertvollere Pigment Lapislazuli bei den Pfauen rechts und dem blauen Vogel mit zinnoberrotem Kopf vor Gott Vater. Das rosafarbene Kleid und der Mantel Gott Vaters wurden mit unterschiedlichen Mischungen von Bleiweiß und Rotlack auf Karminbasis gemalt; beim Kleid wurde Azurit zugesetzt, um den besonderen graublauen Ton zu erzielen. Derselbe Rotlack wurde bei den Rosen rechts festgestellt. Der untere Bereich des Himmels besteht aus einer Mischung aus Bleiweiß und bleibasiertem Gelb in Verbindung mit Smalte (teilweise verblasst) und Zinnober sowie einigen Körnchen Minium. Die Abstufungen von Grün wurden durch unterschiedliche Mischungen von Azurit, bleibasiertem Gelb und Grünspan erzielt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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