Lot Nr. 110


Stefano Magnasco


Stefano Magnasco - Alte Meister

(Genua 1635 – nach 1681)
Juno und Argus,
Öl auf Leinwand, 52 x 86 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Südamerika;
dort durch den jetzigen Besitzer erworben

Wir danken Anna Orlando, die die Zuschreibung bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Das vorliegende unveröffentlichte Gemälde stellt einen wichtigen Zugang zum Œuvre Stefano Magnascos dar. Die Palette der Farboberfläche und die Qualität der Komposition lassen das Werk als eine der bedeutendsten Leistungen des Malers erscheinen.

Das Gemälde ist das Werk eines Künstlers, der ganz und gar von barocken Vorstellungen der Komposition durchdrungen war. Es veranschaulicht Magnascos vollständige Aneignung der Malweise seines Vorbilds und Meisters Valerio Castello, die der Künstler um die Neuerungen von Pietro da Cortona und seiner Schule in Rom ergänzte. Das Werk spiegelt die Errungenschaften all jener Künstler wider, mit deren Werk sich Magnasco in den etwa fünf Jahren, die er in der Ewigen Stadt lebte, auseinandergesetzt haben dürfte. Im vorliegenden Fall deutet besonders das Element der Landschaft darauf hin, dass seine Entstehung in die römische Zeit des Künstlers fiel, wie Vergleiche mit in diese Zeit datierten Werken untermauern. Aufgrund dieser Beobachtungen kann die Entstehungszeit dieses kleinen Meisterwerks von Stefano Magnasco um 1660 angenommen werden.

Stefano Magnasco, der Vater des berühmten Alessandro, wurde um 1635 in Genua geboren. Er erhielt seine Ausbildung bei Valerio Castello und übersiedelte um 1656, als in Genua die Pest ausbrach, nach Rom. Erst um 1660 kehrte er in seine Geburtsstadt zurück. Das letzte Jahrzehnt der Tätigkeit des Künstlers (1660‒1672) brachte ein Werk hervor, dessen Bildsprache sich umfassend erneuert zeigt. Großformatig arbeitend verzichtete Magnasco völlig auf die von Valerio Castello erlernte Leichtigkeit und bemühte sich stattdessen um eine größere plastische Qualität seiner Figuren, die nun fest gezeichnet und umrissen sind und klar definierte Farbfelder umgrenzen. Bei kleinen Formaten wie dem vorliegenden Gemälde bewahrte er sich jedoch eine ansprechende Leichtigkeit, die er vor allem im Fall der Figuren mit einer gewissen Monumentalität zu verbinden verstand.

Das Gemälde stellt eine Passage aus Ovids Metamorphosen (I, 721‒728) dar. Die zwischen den Wolken thronend und von ihren Mägden umgeben dargestellte Göttin Juno war die Ehefrau und Schwester Jupiters, des Königs des Olymp. Dass dieser sie immer wieder betrog, entfachte Junos Zorn, und das vorliegende Gemälde bezieht sich auf die Geschichte ihrer Entscheidung, Argus, „das Monster mit den hundert Augen“, zu beauftragen, Jupiters Geliebte Io zu beschützen. Als Jupiter sich ihres Tuns bewusst wird, beauftragt er Merkur, Argus zu töten. Wir sehen den abgetrennten Kopf des Argus, der Juno präsentiert wird, die daraufhin die hundert Augen des Monsters entfernt und auf die Schwanzfedern ihres heiligen Vogels, des hier im Vordergrund dargestellten Pfaus, setzt. So veranschaulicht Stefano Magnasco den mythologischen Ursprung der Pracht des Pfauenschwanzes.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Stefano Magnasco


(Genua 1635 – nach 1681)
Juno und Argus,
Öl auf Leinwand, 52 x 86 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Südamerika;
dort durch den jetzigen Besitzer erworben

Wir danken Anna Orlando, die die Zuschreibung bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Das vorliegende unveröffentlichte Gemälde stellt einen wichtigen Zugang zum Œuvre Stefano Magnascos dar. Die Palette der Farboberfläche und die Qualität der Komposition lassen das Werk als eine der bedeutendsten Leistungen des Malers erscheinen.

Das Gemälde ist das Werk eines Künstlers, der ganz und gar von barocken Vorstellungen der Komposition durchdrungen war. Es veranschaulicht Magnascos vollständige Aneignung der Malweise seines Vorbilds und Meisters Valerio Castello, die der Künstler um die Neuerungen von Pietro da Cortona und seiner Schule in Rom ergänzte. Das Werk spiegelt die Errungenschaften all jener Künstler wider, mit deren Werk sich Magnasco in den etwa fünf Jahren, die er in der Ewigen Stadt lebte, auseinandergesetzt haben dürfte. Im vorliegenden Fall deutet besonders das Element der Landschaft darauf hin, dass seine Entstehung in die römische Zeit des Künstlers fiel, wie Vergleiche mit in diese Zeit datierten Werken untermauern. Aufgrund dieser Beobachtungen kann die Entstehungszeit dieses kleinen Meisterwerks von Stefano Magnasco um 1660 angenommen werden.

Stefano Magnasco, der Vater des berühmten Alessandro, wurde um 1635 in Genua geboren. Er erhielt seine Ausbildung bei Valerio Castello und übersiedelte um 1656, als in Genua die Pest ausbrach, nach Rom. Erst um 1660 kehrte er in seine Geburtsstadt zurück. Das letzte Jahrzehnt der Tätigkeit des Künstlers (1660‒1672) brachte ein Werk hervor, dessen Bildsprache sich umfassend erneuert zeigt. Großformatig arbeitend verzichtete Magnasco völlig auf die von Valerio Castello erlernte Leichtigkeit und bemühte sich stattdessen um eine größere plastische Qualität seiner Figuren, die nun fest gezeichnet und umrissen sind und klar definierte Farbfelder umgrenzen. Bei kleinen Formaten wie dem vorliegenden Gemälde bewahrte er sich jedoch eine ansprechende Leichtigkeit, die er vor allem im Fall der Figuren mit einer gewissen Monumentalität zu verbinden verstand.

Das Gemälde stellt eine Passage aus Ovids Metamorphosen (I, 721‒728) dar. Die zwischen den Wolken thronend und von ihren Mägden umgeben dargestellte Göttin Juno war die Ehefrau und Schwester Jupiters, des Königs des Olymp. Dass dieser sie immer wieder betrog, entfachte Junos Zorn, und das vorliegende Gemälde bezieht sich auf die Geschichte ihrer Entscheidung, Argus, „das Monster mit den hundert Augen“, zu beauftragen, Jupiters Geliebte Io zu beschützen. Als Jupiter sich ihres Tuns bewusst wird, beauftragt er Merkur, Argus zu töten. Wir sehen den abgetrennten Kopf des Argus, der Juno präsentiert wird, die daraufhin die hundert Augen des Monsters entfernt und auf die Schwanzfedern ihres heiligen Vogels, des hier im Vordergrund dargestellten Pfaus, setzt. So veranschaulicht Stefano Magnasco den mythologischen Ursprung der Pracht des Pfauenschwanzes.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020