Lot Nr. 85


Luca Giordano


Luca Giordano - Alte Meister I

(Neapel 1634–1705)
Prometheus,
Öl auf Leinwand, 110 x 87 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung:
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Stefano Causa, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Werkes.

Das vorliegende Gemälde, eine Komposition von großer Wirkung, stammt aus Luca Giordanos früher Reifezeit. Das Thema ist Prometheus aus der griechischen Mythologie, ein Titan, der den Göttern das Feuer stahl, um es den Menschen zu geben. Zeus’ Strafe war grausam: Prometheus wurde auf dem Gipfel eines Berges an einen Felsen gekettet, wo ihm ein Adler unablässig die Tag für Tag nachwachsende Leber wegfraß.

Eine weitere, etwas größere Fassung der Komposition, die früher Ribera zugeschrieben wurde, bis sie Federico Zeri 1992 wieder als Werk Giordanos identifizierte (Inv.-Nr. NG S 2017, 124 x 99 cm), wird von der Slowenischen Nationalgalerie in Ljubljana aufbewahrt. Zwei weitere Versionen befinden sich im Museum der schönen Künste in Budapest (Inv.-Nr. 92.6) und im Nationalmuseum Warschau (Eingangsnr. M.Ob.308, 73,5 x 160 cm), die beide ganzfigurige Darstellungen von Prometheus zeigen.

Das vorliegende Prometheus-Gemälde ist ein bisher unveröffentlichtes Werk Giordanos. Diese Art der Darstellung ist für die Barockkunst grundlegend. Der von links beleuchtete Torso des Titanen ist nach vorne in den Raum geschoben und macht den Betrachter zum Zeugen des Schauspiels aus nächster Nähe. Die Palette beschränkt sich auf wenige, virtuos eingesetzte Farben, die schnell und prägnant aufgetragen sind. Die sich im vorderen Teil der Bildfläche abspielende Gewaltszene wird von einem gewagt niedrigen Standpunkt aus geschildert, sodass der Körper des Titanen den größten Teil der Leinwand füllt und seine offene Hand die Bildfläche zu durchbrechen scheint. Die Gesichtszüge von Prometheus, der sich von seinen Ketten zu befreien versucht, sind schmerzverzerrt.

Das Gemälde entstand wahrscheinlich Mitte der 1660er Jahre oder kurz danach, als Giordano seine Vormachtstellung in der neapolitanischen Malschule behauptet hatte und in Florenz, Genua und Venedig an Einfluss gewann.

Giordanos Prometheus basiert mit ziemlicher Sicherheit auf Studien nach der Natur an einem Modell im Atelier, die mit einem an Caravaggio angelehnten realistischen Ansatz ausgeführt wurden. Wie in anderen Werken des neapolitanischen Malers bleibt die Reaktion auf die Antike lebendig. Das Motiv des Riesen, der sich vergeblich zu befreien bemüht, ist eindeutig ein Zitat der gefeierten hellenistischen Laokoon-Gruppe, die 1506 im Rahmen von Ausgrabungen in Rom entdeckt wurde. Das Werk erlangte großen Ruhm und übte auf die neapolitanischen Maler des 17. Jahrhunderts maßgeblichen Einfluss aus.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Luca Giordano


(Neapel 1634–1705)
Prometheus,
Öl auf Leinwand, 110 x 87 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung:
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Stefano Causa, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Werkes.

Das vorliegende Gemälde, eine Komposition von großer Wirkung, stammt aus Luca Giordanos früher Reifezeit. Das Thema ist Prometheus aus der griechischen Mythologie, ein Titan, der den Göttern das Feuer stahl, um es den Menschen zu geben. Zeus’ Strafe war grausam: Prometheus wurde auf dem Gipfel eines Berges an einen Felsen gekettet, wo ihm ein Adler unablässig die Tag für Tag nachwachsende Leber wegfraß.

Eine weitere, etwas größere Fassung der Komposition, die früher Ribera zugeschrieben wurde, bis sie Federico Zeri 1992 wieder als Werk Giordanos identifizierte (Inv.-Nr. NG S 2017, 124 x 99 cm), wird von der Slowenischen Nationalgalerie in Ljubljana aufbewahrt. Zwei weitere Versionen befinden sich im Museum der schönen Künste in Budapest (Inv.-Nr. 92.6) und im Nationalmuseum Warschau (Eingangsnr. M.Ob.308, 73,5 x 160 cm), die beide ganzfigurige Darstellungen von Prometheus zeigen.

Das vorliegende Prometheus-Gemälde ist ein bisher unveröffentlichtes Werk Giordanos. Diese Art der Darstellung ist für die Barockkunst grundlegend. Der von links beleuchtete Torso des Titanen ist nach vorne in den Raum geschoben und macht den Betrachter zum Zeugen des Schauspiels aus nächster Nähe. Die Palette beschränkt sich auf wenige, virtuos eingesetzte Farben, die schnell und prägnant aufgetragen sind. Die sich im vorderen Teil der Bildfläche abspielende Gewaltszene wird von einem gewagt niedrigen Standpunkt aus geschildert, sodass der Körper des Titanen den größten Teil der Leinwand füllt und seine offene Hand die Bildfläche zu durchbrechen scheint. Die Gesichtszüge von Prometheus, der sich von seinen Ketten zu befreien versucht, sind schmerzverzerrt.

Das Gemälde entstand wahrscheinlich Mitte der 1660er Jahre oder kurz danach, als Giordano seine Vormachtstellung in der neapolitanischen Malschule behauptet hatte und in Florenz, Genua und Venedig an Einfluss gewann.

Giordanos Prometheus basiert mit ziemlicher Sicherheit auf Studien nach der Natur an einem Modell im Atelier, die mit einem an Caravaggio angelehnten realistischen Ansatz ausgeführt wurden. Wie in anderen Werken des neapolitanischen Malers bleibt die Reaktion auf die Antike lebendig. Das Motiv des Riesen, der sich vergeblich zu befreien bemüht, ist eindeutig ein Zitat der gefeierten hellenistischen Laokoon-Gruppe, die 1506 im Rahmen von Ausgrabungen in Rom entdeckt wurde. Das Werk erlangte großen Ruhm und übte auf die neapolitanischen Maler des 17. Jahrhunderts maßgeblichen Einfluss aus.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021