Lot Nr. 123


Pietro Longhi


(Venedig 1701–1785)
Galanter Besuch,
Öl auf Leinwand, 59,4 x 47,3 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Fürst Alberto Giovanelli (1896–1937), Venedig;
Weitergabe im Erbgang;
Privatsammlung, Mailand, spätestens ab den 1970er-Jahren

Ausgestellt:
Venedig, Il Palazzo delle Biennali, Il Settecento italiano, 18. Juli – 10. Oktober 1929, Nr. 1055 (lt. Aufkleber auf dem Keilrahmen)

Literatur:
A. Ravà, Pietro Longhi, Florenz 1923, Abb. S. 25;
Il Settecento italiano, Ausstellungskatalog, Venedig 1929, vermutlich S. 87, Nr. 7 (als Pietro Longhi, „Visita galante“);
H. Comstock, The Connoisseur in America. Panels by Pietro Longhi from the Giovanelli Collection, in: The Connoisseur, Bd. 97, Nr. 415, März 1936, Erwähnung S. 161;
E. Arslan, Di Pietro e Alessandro Longhi, in: Emporium, Bd. 8, 1943, S. 62, Anm. 13 (fälschlicherweise mit Aufbewahrungsort Rhode Island School of Design, Providence);
F. Valcanover, Affreschi sconosciuti di Pietro Longhi, in: Paragone, Bd. VII, Nr. 73, Januar 1956, S. 25, Anm. 1;
V. Moschini, Pietro Longhi, Mailand 1956, Nr. 221;
F. Valcanover, unter „Pietro Longhi“, in: Enciclopedia Universale dell’Arte, Venedig/Rom 1958, VIII, S. 686;
F. Valcanover, I maestri del colore. Longhi, Mailand 1964, o. S.;
T. Pignatti, Pietro Longhi, Venedig 1968, S. 96, Tafel 284 (fälschlicherweise mit Aufbewahrungsort Rhode Island School of Design, Providence);
T. Pignatti, Aggiunte per Pietro Longhi, in: Arte Illustrata, Bd. V, Nr. 47, Januar 1972, S. 4, Abb. 16;
T. Pignatti, L’opera completa di Pietro Longhi, Mailand 1974, S. 102f., Nr. 215 (Richtigstellung der Provenienz)

Das Sujet galanter Besuche wurde von Pietro Longhi bei mehren Gelegenheiten umgesetzt. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts tauchen sie in Form regelrechter Zyklen auf, in denen Longhi systematisch die modischen und häuslichen Gewohnheiten der venezianischen Aristokratie beschreibt. Diese Bilder sind auch wertvolle Zeugnisse der Einrichtungs- und Bekleidungsgeschichte: Longhis Szenen sind in Palästen angesiedelt, die mit Seidendamast an den Wänden, Spiegeln, Vorhängen und modernem Mobiliar ausgestattet waren. Neben der Welt der Aristokratie stellte Longhi auch Szenen aus dem Bürgertum und dem Leben des einfachen Volkes dar: Auch diese erfüllte er mit Lebendigkeit, verspieltem Unfug und leichter Ironie. In seinen Bildern begegnen wir derselbe Atmosphäre wie in den Komödien Carlo Goldonis, in denen sich private und intime Szenen in ihrem jeweiligen Umfeld abspielen. Als Zeitgenosse Pietro Longhis bewunderte Goldoni die Werke des Meisters und widmete ihm ein Sonnet, in dem er ihre gemeinsamen Absichten in Verse setzte und Longhis malerische Vision als gleichwertig mit seinem eigenen Theater pries.

Anfangs lernte Pietro Longhi bei Antonio Balestra, durch den er in Kontakt mit Malern aus Bologna, insbesondere mit Giuseppe Maria Crespi, kam. Longhis eleganter, humoristischer Malstil mischte sich erfolgreich mit der Tradition des intimen, von Crespi kommenden Genres und ließ ihn zu einer Entsprechung Watteaus, Lancrets und Hogarths werden. Zwischen 1737 und 1773 war er eingeschriebenes Mitglied der Künstlergilde Fraglia dei pittori di Venezia, ab 1756 gehörte er der neu gegründeten venezianischen Akademie für Malerei und Bildhauerei an, der Tiepolo vorstand; Longhi war dort bis 1780 Professor.

Das Gemälde war einst Teil der berühmten Sammlung des bekannten Sammlers und Kunstmäzens Alberto Giovanelli, dessen Beitrag zum kulturellen Leben Venedigs von großer Bedeutung war. Giovanelli gründete die Galleria internazionale d’arte moderna, durch welche sich die Lagunenstadt zu einem der weltweit bedeutendsten Zentren internationaler Ausstellungen entwickelte. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts befanden sich rund zehn Gemälde Longhis (siehe Literatur) in der Sammlung Giovanelli.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

11.05.2022 - 16:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Pietro Longhi


(Venedig 1701–1785)
Galanter Besuch,
Öl auf Leinwand, 59,4 x 47,3 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Fürst Alberto Giovanelli (1896–1937), Venedig;
Weitergabe im Erbgang;
Privatsammlung, Mailand, spätestens ab den 1970er-Jahren

Ausgestellt:
Venedig, Il Palazzo delle Biennali, Il Settecento italiano, 18. Juli – 10. Oktober 1929, Nr. 1055 (lt. Aufkleber auf dem Keilrahmen)

Literatur:
A. Ravà, Pietro Longhi, Florenz 1923, Abb. S. 25;
Il Settecento italiano, Ausstellungskatalog, Venedig 1929, vermutlich S. 87, Nr. 7 (als Pietro Longhi, „Visita galante“);
H. Comstock, The Connoisseur in America. Panels by Pietro Longhi from the Giovanelli Collection, in: The Connoisseur, Bd. 97, Nr. 415, März 1936, Erwähnung S. 161;
E. Arslan, Di Pietro e Alessandro Longhi, in: Emporium, Bd. 8, 1943, S. 62, Anm. 13 (fälschlicherweise mit Aufbewahrungsort Rhode Island School of Design, Providence);
F. Valcanover, Affreschi sconosciuti di Pietro Longhi, in: Paragone, Bd. VII, Nr. 73, Januar 1956, S. 25, Anm. 1;
V. Moschini, Pietro Longhi, Mailand 1956, Nr. 221;
F. Valcanover, unter „Pietro Longhi“, in: Enciclopedia Universale dell’Arte, Venedig/Rom 1958, VIII, S. 686;
F. Valcanover, I maestri del colore. Longhi, Mailand 1964, o. S.;
T. Pignatti, Pietro Longhi, Venedig 1968, S. 96, Tafel 284 (fälschlicherweise mit Aufbewahrungsort Rhode Island School of Design, Providence);
T. Pignatti, Aggiunte per Pietro Longhi, in: Arte Illustrata, Bd. V, Nr. 47, Januar 1972, S. 4, Abb. 16;
T. Pignatti, L’opera completa di Pietro Longhi, Mailand 1974, S. 102f., Nr. 215 (Richtigstellung der Provenienz)

Das Sujet galanter Besuche wurde von Pietro Longhi bei mehren Gelegenheiten umgesetzt. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts tauchen sie in Form regelrechter Zyklen auf, in denen Longhi systematisch die modischen und häuslichen Gewohnheiten der venezianischen Aristokratie beschreibt. Diese Bilder sind auch wertvolle Zeugnisse der Einrichtungs- und Bekleidungsgeschichte: Longhis Szenen sind in Palästen angesiedelt, die mit Seidendamast an den Wänden, Spiegeln, Vorhängen und modernem Mobiliar ausgestattet waren. Neben der Welt der Aristokratie stellte Longhi auch Szenen aus dem Bürgertum und dem Leben des einfachen Volkes dar: Auch diese erfüllte er mit Lebendigkeit, verspieltem Unfug und leichter Ironie. In seinen Bildern begegnen wir derselbe Atmosphäre wie in den Komödien Carlo Goldonis, in denen sich private und intime Szenen in ihrem jeweiligen Umfeld abspielen. Als Zeitgenosse Pietro Longhis bewunderte Goldoni die Werke des Meisters und widmete ihm ein Sonnet, in dem er ihre gemeinsamen Absichten in Verse setzte und Longhis malerische Vision als gleichwertig mit seinem eigenen Theater pries.

Anfangs lernte Pietro Longhi bei Antonio Balestra, durch den er in Kontakt mit Malern aus Bologna, insbesondere mit Giuseppe Maria Crespi, kam. Longhis eleganter, humoristischer Malstil mischte sich erfolgreich mit der Tradition des intimen, von Crespi kommenden Genres und ließ ihn zu einer Entsprechung Watteaus, Lancrets und Hogarths werden. Zwischen 1737 und 1773 war er eingeschriebenes Mitglied der Künstlergilde Fraglia dei pittori di Venezia, ab 1756 gehörte er der neu gegründeten venezianischen Akademie für Malerei und Bildhauerei an, der Tiepolo vorstand; Longhi war dort bis 1780 Professor.

Das Gemälde war einst Teil der berühmten Sammlung des bekannten Sammlers und Kunstmäzens Alberto Giovanelli, dessen Beitrag zum kulturellen Leben Venedigs von großer Bedeutung war. Giovanelli gründete die Galleria internazionale d’arte moderna, durch welche sich die Lagunenstadt zu einem der weltweit bedeutendsten Zentren internationaler Ausstellungen entwickelte. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts befanden sich rund zehn Gemälde Longhis (siehe Literatur) in der Sammlung Giovanelli.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 11.05.2022 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.04. - 11.05.2022