Lot Nr. 238


William Nelson Copley


(New York 1919–1996 Key West/ Florida)
Bathing Beauties, 1969, monogrammiert, datiert cply 69, Acryl auf Leinwand, 73,5 x 91,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Julien Levy, New York
Tajan, Paris, Hommage à Julien Levy, 5. - 7. Oktober 2004, Los 128
Privatsammlung Deutschland
Auktion Sotheby’s, New York, 2. April 2008, Los 68
Privatsammlung Deutschland - dort vom heutigen Besitzer erworben

„„Wenn man weiß, was Kunst nicht ist, steht einem die ganze Welt offen.“

William Copley

Der Amerikaner William „Bill“ Nelson Copley ist wahrlich ein Ausnahmekünstler. Sein unorthodoxer Weg als Adoptivsohn eines Industriemagnaten und Zeitungsverlegers, über einen eher erfolglos ausstellenden Galeristen großer Surrealisten bis hin zu einem selbst ausgestellten Künstler ist wohl einzigartig. Sein bissiger und mitunter grenzüberschreitender Humor bringt ihm zuweilen den Ruf des wohl eigenwilligsten Künstlers der jüngeren Kunstgeschichte ein.

Das Vokabular seiner Bildsprache ist einfach und von einer naiven Direktheit durchzogen. Sexy und augenzwinkernd, aber vor allem in seiner Darstellung bar jedes Moralismus – das ist das Markenzeichen Copleys. Er stellt sein immer wieder kehrendes beständiges Repertoire an irrwitzigen Bildformeln schon früh zusammen. Er präsentiert das Komische nahe am Comic, inszeniert die Lust derart lustig wie kaum einer zuvor. Sein Leben lang hält er an seinen ausgefallenen Sujets ebenso fest wie an einer geschickt gesteuerten Kunstlosigkeit.
Die Figurenstaffage der narrativen farbkräftigen Bildwelt agiert meist vor dekorativen Flächenstrukturen in einer Mischung aus Alltagsszenen, amerikanischen Stereotypen, Pin Ups, Comics, Western Saloons und Filmfragmenten. Seine dabei unverwechselbare Ausdrucksweise des einfachen Konturenstils mit großzügigen, fast naiven Pinselstrichen, welche die Umrisse der Figuren in einer Reduziertheit und Trivialität nachzeichnen, kennzeichnet dabei alle seine Werke. Er ist ein Meister der inhaltlichen Doppelbödigkeit und spielt mit der voyeuristischen Erwartungshaltung des Betrachters.

Zynisch setzt er sich mit den erotischen Konventionen der Geschlechter in all ihren Facetten auseinander. Seine Werke richten sich gegen den kollektiven Ethos, gegen den bürgerlichen Anstand und die konventionelle Hochkunst. Aber auch die Ironisierung von Staatssymbolen sowie hintergründige Persiflagen bekannter Meisterwerke finden den Weg in sein Oeuvre.
Auch das uns vorliegende Werk „Bathing Beauties“ ist durchzogen von seinem skurrilen Stil, der sich an den gesichtslos und anonymen Protagonisten seiner Gemälde manifestiert: Korpulente leicht bekleidete Damen und kleiner Mann im Anzug, der gerüstet ist mit den Attributen der Ehrwürdigkeit und des sublimen Sex - dem Regenschirm und der Melone.

„„Gemälde haben eine subversive Kraft, und sie drangen unbewusst in mich ein.
Und genau diese Subversivität sollte ein Gemälde auch haben, um unser Denken von gesellschaftlichen Zwängen zu befreien.“


William Copley

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de

29.11.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

William Nelson Copley


(New York 1919–1996 Key West/ Florida)
Bathing Beauties, 1969, monogrammiert, datiert cply 69, Acryl auf Leinwand, 73,5 x 91,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Julien Levy, New York
Tajan, Paris, Hommage à Julien Levy, 5. - 7. Oktober 2004, Los 128
Privatsammlung Deutschland
Auktion Sotheby’s, New York, 2. April 2008, Los 68
Privatsammlung Deutschland - dort vom heutigen Besitzer erworben

„„Wenn man weiß, was Kunst nicht ist, steht einem die ganze Welt offen.“

William Copley

Der Amerikaner William „Bill“ Nelson Copley ist wahrlich ein Ausnahmekünstler. Sein unorthodoxer Weg als Adoptivsohn eines Industriemagnaten und Zeitungsverlegers, über einen eher erfolglos ausstellenden Galeristen großer Surrealisten bis hin zu einem selbst ausgestellten Künstler ist wohl einzigartig. Sein bissiger und mitunter grenzüberschreitender Humor bringt ihm zuweilen den Ruf des wohl eigenwilligsten Künstlers der jüngeren Kunstgeschichte ein.

Das Vokabular seiner Bildsprache ist einfach und von einer naiven Direktheit durchzogen. Sexy und augenzwinkernd, aber vor allem in seiner Darstellung bar jedes Moralismus – das ist das Markenzeichen Copleys. Er stellt sein immer wieder kehrendes beständiges Repertoire an irrwitzigen Bildformeln schon früh zusammen. Er präsentiert das Komische nahe am Comic, inszeniert die Lust derart lustig wie kaum einer zuvor. Sein Leben lang hält er an seinen ausgefallenen Sujets ebenso fest wie an einer geschickt gesteuerten Kunstlosigkeit.
Die Figurenstaffage der narrativen farbkräftigen Bildwelt agiert meist vor dekorativen Flächenstrukturen in einer Mischung aus Alltagsszenen, amerikanischen Stereotypen, Pin Ups, Comics, Western Saloons und Filmfragmenten. Seine dabei unverwechselbare Ausdrucksweise des einfachen Konturenstils mit großzügigen, fast naiven Pinselstrichen, welche die Umrisse der Figuren in einer Reduziertheit und Trivialität nachzeichnen, kennzeichnet dabei alle seine Werke. Er ist ein Meister der inhaltlichen Doppelbödigkeit und spielt mit der voyeuristischen Erwartungshaltung des Betrachters.

Zynisch setzt er sich mit den erotischen Konventionen der Geschlechter in all ihren Facetten auseinander. Seine Werke richten sich gegen den kollektiven Ethos, gegen den bürgerlichen Anstand und die konventionelle Hochkunst. Aber auch die Ironisierung von Staatssymbolen sowie hintergründige Persiflagen bekannter Meisterwerke finden den Weg in sein Oeuvre.
Auch das uns vorliegende Werk „Bathing Beauties“ ist durchzogen von seinem skurrilen Stil, der sich an den gesichtslos und anonymen Protagonisten seiner Gemälde manifestiert: Korpulente leicht bekleidete Damen und kleiner Mann im Anzug, der gerüstet ist mit den Attributen der Ehrwürdigkeit und des sublimen Sex - dem Regenschirm und der Melone.

„„Gemälde haben eine subversive Kraft, und sie drangen unbewusst in mich ein.
Und genau diese Subversivität sollte ein Gemälde auch haben, um unser Denken von gesellschaftlichen Zwängen zu befreien.“


William Copley

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 29.11.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 18.11. - 29.11.2023