Lot Nr. 30


Kurt Schwitters


(Hannover 1887 - 1948 Kendal, GB)
c 71 Fallende Papierstücke, 1946, betitelt, signiert, datiert Kurt Schwitters 1946 c 71, Assemblage, Öl, Karton, Papier, Holz auf Holz, 33 x 28 cm, gerahmt

Provenienz:
Der Künstler
Im Erbgang an seinen Sohn Ernst Schwitters, Lysaker
Lord‘s Gallery, London, 1958 (Etikett)
Sammlung Phillipe Dotremont, Brüssel
New Gallery, New York (Etikett)
B. C. Holland Gallery, Chicago (Etikett)
Galerie Tarica, Paris (Etikett)
Privatsammlung, Deutschland

Ausgestellt:
London, Lord's Gallery, Kurt Schwitters, 1958, Ausstellungsnr. 28
Mailand, Galleria del Naviglio, Kurt Schwitters, 1959, Ausstellungsnr. 26

Literatur:
Karin Orchard, Isabel Schulz, Kurt Schwitters, Werkverzeichnis, Bd. III, 1937–1948, Ostfildern-Ruit 2006, Nr. 3262, S. 530 mit Abb.

Der Hannoveraner Sohn eines Geschäftsmannes zählt zu den experimentellsten und innovativsten Künstlern der Klassischen Moderne. In künstlerischer Hinsicht gesehen eher ein Einzelgänger, gehört er doch zu den produktivsten Persönlichkeiten der ersten Jahrzehnte des 20.Jh. Er absolviert sein Kunststudium an den Akademien in Hannover und Dresden. Sein Oeuvre umfasst nicht nur Collagen und Assemblagen, sondern auch Malerei, Skulptur und Installationskunst. Seine Karriere auf eine explizite Bewegung zu reduzieren, ist daher eher schwierig. Betrachtet man sein Gesamtwerk sind seine Anfänge dem im- und expressionistischen Stil gewidmet, später dann dem Konstruktivismus, Dada und Surrealismus. Spielerisch und selbstironisch setzt er sich stets mit den verschiedenen Stilrichtungen auseinander.
Das Material ist ein entscheidendes Kriterium der Kunst Schwitters: Alltägliche Dinge, alles Gebrauchte und Weggeworfene oder Zurückgelassene wie alte Straßenbahnkarten, Garderobenmarken, Papierfetzen und Korrespondenzen setzt er in seinen Kunstwerken mit dichten Bildarchitekturen in neue Zusammenhänge, oft ergänzt durch Worte, Ziffern und Übermalungen.
Er überschreitet die Grenzen der klassischen Malerei und konterkariert den traditionellen Werkbegriff. Er überführt die ausrangierten Gegenstände in eine neue Materialität und gibt ihnen somit eine andere, oft absurd sinnlose Bedeutung. Seine Kompositionen fasst er unter dem Begriff „Merz“ zusammen, zurückzuführen auf den zufällig gefundenen Wortschnipsel „Commerz“. Die Zerrissenheit der Nachkriegszeit ist ein Fokus Schwitters. Ebenso kritisiert er mit seinen Kompositionen den zeitgenössischen Materialismus in der verschwenderischen Gesellschaft des Weimarer Deutschlands nach dem ersten Weltkrieg.
Seine letzten Jahre verbringt er im Lake District in Großbritannien, wo auch das uns vorliegende Werk entsteht. Exemplarisch steht es für die Weiterentwicklung seiner seit 1918 zahlreich entstandenen Assemblagen. In seiner Farbenpracht mit tiefen Blau-, Orange- und Rottönen, der Betonung malerischer Fähigkeiten, seinen diagonalen und vertikalen Stößen ist „Fallende Papierstücke“ sicherlich eines der Höhepunkte seines Oeuvres. Obwohl es sich um eine Collage handelt, wird dem Aspekt der Malerei hier großen Raum gegeben. Statt ergänzendes Beiwerk einer gemalten Oberfläche fügen sich die Papierstücke nun zum Bild selbst zusammen. Die einzelnen Papierfetzen werden zum Medium der Malerei erhoben. Sie fügen sich harmonisch zu einem „malerischen“ Gesamtwerk zusammen. „Seine [Schwitters] Kunst beinhaltete immer ein Gefühl der Reziprozität zwischen Objekten und Oberflächen. Nun umschließen illusionistische, aber physische Oberflächen die hinzugefügten Objekte in einem atmosphärischen malerischen Netz und lassen sie in den Bildraum eingebettet erscheinen“

(J. Elderfield, Kurt Schwitters, London, 1985, S. 213).

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de

28.11.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 195.000,-
Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

Kurt Schwitters


(Hannover 1887 - 1948 Kendal, GB)
c 71 Fallende Papierstücke, 1946, betitelt, signiert, datiert Kurt Schwitters 1946 c 71, Assemblage, Öl, Karton, Papier, Holz auf Holz, 33 x 28 cm, gerahmt

Provenienz:
Der Künstler
Im Erbgang an seinen Sohn Ernst Schwitters, Lysaker
Lord‘s Gallery, London, 1958 (Etikett)
Sammlung Phillipe Dotremont, Brüssel
New Gallery, New York (Etikett)
B. C. Holland Gallery, Chicago (Etikett)
Galerie Tarica, Paris (Etikett)
Privatsammlung, Deutschland

Ausgestellt:
London, Lord's Gallery, Kurt Schwitters, 1958, Ausstellungsnr. 28
Mailand, Galleria del Naviglio, Kurt Schwitters, 1959, Ausstellungsnr. 26

Literatur:
Karin Orchard, Isabel Schulz, Kurt Schwitters, Werkverzeichnis, Bd. III, 1937–1948, Ostfildern-Ruit 2006, Nr. 3262, S. 530 mit Abb.

Der Hannoveraner Sohn eines Geschäftsmannes zählt zu den experimentellsten und innovativsten Künstlern der Klassischen Moderne. In künstlerischer Hinsicht gesehen eher ein Einzelgänger, gehört er doch zu den produktivsten Persönlichkeiten der ersten Jahrzehnte des 20.Jh. Er absolviert sein Kunststudium an den Akademien in Hannover und Dresden. Sein Oeuvre umfasst nicht nur Collagen und Assemblagen, sondern auch Malerei, Skulptur und Installationskunst. Seine Karriere auf eine explizite Bewegung zu reduzieren, ist daher eher schwierig. Betrachtet man sein Gesamtwerk sind seine Anfänge dem im- und expressionistischen Stil gewidmet, später dann dem Konstruktivismus, Dada und Surrealismus. Spielerisch und selbstironisch setzt er sich stets mit den verschiedenen Stilrichtungen auseinander.
Das Material ist ein entscheidendes Kriterium der Kunst Schwitters: Alltägliche Dinge, alles Gebrauchte und Weggeworfene oder Zurückgelassene wie alte Straßenbahnkarten, Garderobenmarken, Papierfetzen und Korrespondenzen setzt er in seinen Kunstwerken mit dichten Bildarchitekturen in neue Zusammenhänge, oft ergänzt durch Worte, Ziffern und Übermalungen.
Er überschreitet die Grenzen der klassischen Malerei und konterkariert den traditionellen Werkbegriff. Er überführt die ausrangierten Gegenstände in eine neue Materialität und gibt ihnen somit eine andere, oft absurd sinnlose Bedeutung. Seine Kompositionen fasst er unter dem Begriff „Merz“ zusammen, zurückzuführen auf den zufällig gefundenen Wortschnipsel „Commerz“. Die Zerrissenheit der Nachkriegszeit ist ein Fokus Schwitters. Ebenso kritisiert er mit seinen Kompositionen den zeitgenössischen Materialismus in der verschwenderischen Gesellschaft des Weimarer Deutschlands nach dem ersten Weltkrieg.
Seine letzten Jahre verbringt er im Lake District in Großbritannien, wo auch das uns vorliegende Werk entsteht. Exemplarisch steht es für die Weiterentwicklung seiner seit 1918 zahlreich entstandenen Assemblagen. In seiner Farbenpracht mit tiefen Blau-, Orange- und Rottönen, der Betonung malerischer Fähigkeiten, seinen diagonalen und vertikalen Stößen ist „Fallende Papierstücke“ sicherlich eines der Höhepunkte seines Oeuvres. Obwohl es sich um eine Collage handelt, wird dem Aspekt der Malerei hier großen Raum gegeben. Statt ergänzendes Beiwerk einer gemalten Oberfläche fügen sich die Papierstücke nun zum Bild selbst zusammen. Die einzelnen Papierfetzen werden zum Medium der Malerei erhoben. Sie fügen sich harmonisch zu einem „malerischen“ Gesamtwerk zusammen. „Seine [Schwitters] Kunst beinhaltete immer ein Gefühl der Reziprozität zwischen Objekten und Oberflächen. Nun umschließen illusionistische, aber physische Oberflächen die hinzugefügten Objekte in einem atmosphärischen malerischen Netz und lassen sie in den Bildraum eingebettet erscheinen“

(J. Elderfield, Kurt Schwitters, London, 1985, S. 213).

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Moderne
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 28.11.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 18.11. - 28.11.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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