Lot Nr. 1173


Umfangreiche Affenkapelle, Meissen 3. Viertel 18. Jh.


Porzellan, farbig und gold staffiert, 20-tlg. , Höhe 9–18 cm, Modell von Johann Joachim Kaendler und Peter Reinicke, unterglasurblaue Schwertermarken, partiell rest., (GO)

Äußerst seltene, umfangreiche Sammlung der Affenkapelle aus dem 18. Jh.; Die unterschiedlichen Affen der Kapelle werden in den Arbeitsberichten Johann Joachim Kaendlers in der Zeit von 1749 und 1766 erwähnt. Bereits 1753 gestaltete Kaendler ein Ensemble musizierender Affenfiguren in farbenfroher Kleidung mit affektiert wirkendem Ausdruck, die er in Zusammenarbeit mit Peter Reinicke um 1765/1766 nochmals überarbeitete. Darstellungen von Tieren mit menschlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen erfreuten sich, nicht zuletzt wegen des großen Interesses an Fabeldichtungen im 18. Jh., höchster Beliebtheit, vor allem in den sog. „Singerien“ französischer Künstler, die kuriose, szenische Darstellungen von menschlich agierenden Affen in verschiedenen Situationen zeigten. Bis heute stellt Kändlers große Affenkapelle einen der skurrilsten Meissener Klassiker dar und wurde von anderen Manufakturen mehrfach kopiert.
Oft reicht ein ganzes Sammlerleben kaum, um einen solch kompletten Satz der Affenkapelle zusammenzutragen.
Vereinzelte Meissener Figuren der Affenkapelle des 18. Jhs. sind in nationalen und internationalen Museen vertreten.
‘Das Motiv der musizierenden, tanzenden oder anderswie agierenden Affen bezog sich als Sinnbild seit alters her auf menschliche Handlungs- und Verhaltensweisen. [...] da er [der Affe] wie ein Zerrbild des Menschen wirkt, was ihn vorzüglich zur Bloßstellung menschlicher Schwächen und Untugenden und zur Verspottung gesellschaftlicher Einrichtungen machte.‘‘ (H. Sonntag, Erlebte Kunst - Meissner Figurenporzellan aus drei Jahrhunderten, S. 68) ‚‘Die Ursachen, die zur Gestaltung der ‚Affenkapelle‘ führten, liegen offensichtlich im geistig-kulturellen Umbruchmilieu der damaligen Zeit begründet, das bereits wesentlich vom progressiven Gedankengut der Aufklärungsbewegung geprägt war.‘‘ (H. Sonntag, Erlebte Kunst - Meissner Figurenporzellan aus drei Jahrhunderten, S. 68) Der Affe lässt sich nur unter Zwang dressieren - so kann man zwar die affentypischen Handlungsweisen kaschieren, kostümieren aber niemals ganz eliminieren. Im Gegensatz dazu besticht der Mensch durch seine Vernunft und die Möglichkeit der Erziehung. Die Affenkapelle ist also deutlich mit der Aufklärungsidee und der Erziehbarkeit des Menschen konnotiert.

Experte: M.A. Georg Ottomeyer M.A. Georg Ottomeyer
+43-1-515 60-538

georg.ottomeyer@dorotheum.at

25.04.2024 - 13:00

Schätzwert:
EUR 70.000,- bis EUR 100.000,-

Umfangreiche Affenkapelle, Meissen 3. Viertel 18. Jh.


Porzellan, farbig und gold staffiert, 20-tlg. , Höhe 9–18 cm, Modell von Johann Joachim Kaendler und Peter Reinicke, unterglasurblaue Schwertermarken, partiell rest., (GO)

Äußerst seltene, umfangreiche Sammlung der Affenkapelle aus dem 18. Jh.; Die unterschiedlichen Affen der Kapelle werden in den Arbeitsberichten Johann Joachim Kaendlers in der Zeit von 1749 und 1766 erwähnt. Bereits 1753 gestaltete Kaendler ein Ensemble musizierender Affenfiguren in farbenfroher Kleidung mit affektiert wirkendem Ausdruck, die er in Zusammenarbeit mit Peter Reinicke um 1765/1766 nochmals überarbeitete. Darstellungen von Tieren mit menschlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen erfreuten sich, nicht zuletzt wegen des großen Interesses an Fabeldichtungen im 18. Jh., höchster Beliebtheit, vor allem in den sog. „Singerien“ französischer Künstler, die kuriose, szenische Darstellungen von menschlich agierenden Affen in verschiedenen Situationen zeigten. Bis heute stellt Kändlers große Affenkapelle einen der skurrilsten Meissener Klassiker dar und wurde von anderen Manufakturen mehrfach kopiert.
Oft reicht ein ganzes Sammlerleben kaum, um einen solch kompletten Satz der Affenkapelle zusammenzutragen.
Vereinzelte Meissener Figuren der Affenkapelle des 18. Jhs. sind in nationalen und internationalen Museen vertreten.
‘Das Motiv der musizierenden, tanzenden oder anderswie agierenden Affen bezog sich als Sinnbild seit alters her auf menschliche Handlungs- und Verhaltensweisen. [...] da er [der Affe] wie ein Zerrbild des Menschen wirkt, was ihn vorzüglich zur Bloßstellung menschlicher Schwächen und Untugenden und zur Verspottung gesellschaftlicher Einrichtungen machte.‘‘ (H. Sonntag, Erlebte Kunst - Meissner Figurenporzellan aus drei Jahrhunderten, S. 68) ‚‘Die Ursachen, die zur Gestaltung der ‚Affenkapelle‘ führten, liegen offensichtlich im geistig-kulturellen Umbruchmilieu der damaligen Zeit begründet, das bereits wesentlich vom progressiven Gedankengut der Aufklärungsbewegung geprägt war.‘‘ (H. Sonntag, Erlebte Kunst - Meissner Figurenporzellan aus drei Jahrhunderten, S. 68) Der Affe lässt sich nur unter Zwang dressieren - so kann man zwar die affentypischen Handlungsweisen kaschieren, kostümieren aber niemals ganz eliminieren. Im Gegensatz dazu besticht der Mensch durch seine Vernunft und die Möglichkeit der Erziehung. Die Affenkapelle ist also deutlich mit der Aufklärungsidee und der Erziehbarkeit des Menschen konnotiert.

Experte: M.A. Georg Ottomeyer M.A. Georg Ottomeyer
+43-1-515 60-538

georg.ottomeyer@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 09.00 - 18.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Möbel, Antiquitäten, Glas & Porzellan
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.04.2024 - 13:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. -25.04.2024