Die Fon sind ein großes Volk (1,2 Mio.) im heutigen Staat Benin (vormals Dahomey). Die Fon sind das Zentrum des sogenannten ‘Voodoo-Kultes’ in Westafrika. Diese ‘Voodoo-Religion’ (auch ‘Vodun-Kult’ genannt) hat ein komplexes Götter-Pantheon mit mehr als 260 Göttern und Geistern. Die vielen Götter und Geister des ‘Voodoo’ werden bei den Fon als kleine, geschnitzte Figuren dargestellt, den sogenannten ‘Boccio’. Diese ‘Boccio’-Figuren werden erst sakral wirksam, wenn sie vom örtlichen ‘Voodoo-Priester’ (‘Fa’) mit ‘magischem Material’ aufgeladen werden. Dann werden die ‘Boccio’ im Dorf oder in Schreinen aufgestellt, beopfert und verehrt. Vorliegende ‘Boccio’-Figur des ‘Voodoo-Kultes’ der Fon entspricht ganz dem ‘klassischen’ Typ einer solchen Kraft-Skulptur des ‘Voodoo’: Aus einem Stück Holz geschnitzt, steht die Figur mit abgewinkelten Beinen auf einem runden Sockel, mit einem langen, runden Zapfen unten, mit dem sie auf einem öffentlichen Platz in die Erde eingegraben oder auf dem Altar eines ‘Voodoo-Schreines’ aufgestellt worden ist. Der ‘Boccio’ trägt viel ‘magisches Material’, vom ‘Voodoo-Priester’ rituell angebunden: vorne ein verschlossenes Ziegen-Horn mit einem kleinen Ballen, hinten zwei weitere ‘magische Ballen’ und einen kleinen, geflochtenen Korb. Ein sehr interessantes Objekt, mit deutlichen Gebrauchsspuren und Patina.
H: 59 cm (ganz); 30 cm (die Figur allein).
1. Hälfte 20. Jh.. (ME)

Provenienz:
Deutsche Sammlung.

Lit.:
‘Die Kunst des Schwarzen Afrika’ von Kerchache, Paudrat, Stephan, Abb. 407, 410, 411, 412;
‘The Tribal Arts of Africa’ von Jean-Baptiste Bacquart, S. 30, Abb. B;
‘Encyclopedia of African Art and Culture’ von K.-F. Schädler, S. 236, 237.