Lot Nr. 72 -


Peter Paul Rubens Werkstatt – ein Paar (2)


Peter Paul Rubens Werkstatt – ein Paar (2) - Alte Meister

(Siegen 1577–1640 Antwerpen)
Bildnisse des Erzherzogs Albrecht VII. von Österreich (1559–1621) und der Erzherzogin Isabella Clara Eugenia (1566–1633),
Öl auf Leinwand, je 110 x 78 cm, gerahmt (2)

Erzherzog Albrecht von Österreich, Statthalter der Spanischen Niederlande, und seine Gemahlin, die spanische Infantin Isabella Clara Eugenia, ernannten Peter Paul Rubens 1609 zu ihrem Hofmaler. Im September dieses Jahres schuf Rubens zwei Staatsporträts des Herrscherpaares, die es in prächtigen Kostümen vor rotem Hintergrund zeigen. Dieser Typus ist in zahlreichen Fassungen überliefert, von denen sich eine heute im Wiener Kunsthistorischen Museum befindet (s. H. Vlieghe, Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Bd. 19-2, New York 1987, S. 45f., Kat. 68f.). Dass Rubens im Jahr 1616 erneut an den Brüsseler Hof aufbrach, um aktuelle Porträts des Statthalterpaares anzufertigen, wird durch einen Brief Jan Brueghels d. Ä. bezeugt, der damals mit Rubens an dem großen Sinnenzyklus (heute im Prado, Madrid) arbeitete. Als Resultat dieser zweiten Sitzung gelten der Forschung zwei Leinwandgemälde im Prado, die das Paar vor den Schlössern Tervuren und Mariemont zeigen. Obwohl diese ländlichen Residenzen den Madrider Porträts ebenfalls offiziellen Charakter verleihen, wirkt das erzherzogliche Paar hier wesentlich intimer und gelöster. Ableger davon, zu denen auch das vorliegende Gemäldepaar zu rechnen ist, entstanden zu Rubens‘ Lebzeit in dessen Antwerpener Werkstatt, die wie keine andere der Zeit die Aufgabe erfüllte, das Bild der Regenten im wörtlichen Sinn zu verbreiten und so der Staatsikonographie zur Seite zu stehen. Erstmals gesichert ist die Variante der in schwarze Tracht gekleideten stehenden Regenten für das Jahr 1617. So erscheint sie als Teil des großen Madrider Sinneszyklus in Jan Brueghels d. Ä. und Rubens‘ 1617 datierter Allegorie des Gesichtes, wo sie in Form einer verkleinerten Fassung den Kabinettschrank im Rücken der Venus bzw. Juno ziert (s. Abb. 1). Neben dem vorliegenden Gemäldepaar existieren weitere Werkstattfassungen heute im Chrysler Art Museum in Norfolk, Virginia, sowie in der Sammlung des Earl Spencer in Althorp, Northamptonshire.

Erzherzog Albrecht von Habsburg wurde als fünfter Sohn Kaiser Maximilians II. und der Maria von Spanien geboren. Er wuchs am spanischen Hof auf und trat früh in den geistlichen Stand über. 1577 wurde er Erzbischof von Toledo, 1580 wurde er vom Papst zum Kardinal ernannt. Von 1583 bis 1595 amtierte er als Vizekönig von Portugal, danach als Gouverneur der Südlichen Niederlande. Im Zuge seiner Verlobung mit der Infantin Isabella Clara Eugenia 1598 wurde der Erzherzog durch den Papst von seinen Verpflichtungen gegenüber der katholischen Kirche befreit. Isabella, Tochter Philipps VI. von Habsburg und der Elisabeth von Valois und damit Enkelin Kaiser Karls V., brachte Albrecht die Niederlande als Brautschatz mit, unter der Bedingung, dass sie nach ihrem Ableben an Spanien zurückfielen. Ab 1599 residierte das Paar zur Festigung der Habsburgischen Herrschaft in Brüssel. Dort starb der Erzherzog 1621, seine Witwe amtierte bis zu ihrem Tod als Regentin. Beide galten während ihrer Amtszeit im heutigen Flandern als wichtige Förderer der Wissenschaften und der Künste. Insbesondere als Mäzene von Peter Paul Rubens, der abgesehen von Porträts auch groß angelegte Historiengemälde an den Brüsseler Hof sandte, haben sich beide nachhaltig verdient gemacht.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

19.04.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 109.239,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Peter Paul Rubens Werkstatt – ein Paar (2)


(Siegen 1577–1640 Antwerpen)
Bildnisse des Erzherzogs Albrecht VII. von Österreich (1559–1621) und der Erzherzogin Isabella Clara Eugenia (1566–1633),
Öl auf Leinwand, je 110 x 78 cm, gerahmt (2)

Erzherzog Albrecht von Österreich, Statthalter der Spanischen Niederlande, und seine Gemahlin, die spanische Infantin Isabella Clara Eugenia, ernannten Peter Paul Rubens 1609 zu ihrem Hofmaler. Im September dieses Jahres schuf Rubens zwei Staatsporträts des Herrscherpaares, die es in prächtigen Kostümen vor rotem Hintergrund zeigen. Dieser Typus ist in zahlreichen Fassungen überliefert, von denen sich eine heute im Wiener Kunsthistorischen Museum befindet (s. H. Vlieghe, Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Bd. 19-2, New York 1987, S. 45f., Kat. 68f.). Dass Rubens im Jahr 1616 erneut an den Brüsseler Hof aufbrach, um aktuelle Porträts des Statthalterpaares anzufertigen, wird durch einen Brief Jan Brueghels d. Ä. bezeugt, der damals mit Rubens an dem großen Sinnenzyklus (heute im Prado, Madrid) arbeitete. Als Resultat dieser zweiten Sitzung gelten der Forschung zwei Leinwandgemälde im Prado, die das Paar vor den Schlössern Tervuren und Mariemont zeigen. Obwohl diese ländlichen Residenzen den Madrider Porträts ebenfalls offiziellen Charakter verleihen, wirkt das erzherzogliche Paar hier wesentlich intimer und gelöster. Ableger davon, zu denen auch das vorliegende Gemäldepaar zu rechnen ist, entstanden zu Rubens‘ Lebzeit in dessen Antwerpener Werkstatt, die wie keine andere der Zeit die Aufgabe erfüllte, das Bild der Regenten im wörtlichen Sinn zu verbreiten und so der Staatsikonographie zur Seite zu stehen. Erstmals gesichert ist die Variante der in schwarze Tracht gekleideten stehenden Regenten für das Jahr 1617. So erscheint sie als Teil des großen Madrider Sinneszyklus in Jan Brueghels d. Ä. und Rubens‘ 1617 datierter Allegorie des Gesichtes, wo sie in Form einer verkleinerten Fassung den Kabinettschrank im Rücken der Venus bzw. Juno ziert (s. Abb. 1). Neben dem vorliegenden Gemäldepaar existieren weitere Werkstattfassungen heute im Chrysler Art Museum in Norfolk, Virginia, sowie in der Sammlung des Earl Spencer in Althorp, Northamptonshire.

Erzherzog Albrecht von Habsburg wurde als fünfter Sohn Kaiser Maximilians II. und der Maria von Spanien geboren. Er wuchs am spanischen Hof auf und trat früh in den geistlichen Stand über. 1577 wurde er Erzbischof von Toledo, 1580 wurde er vom Papst zum Kardinal ernannt. Von 1583 bis 1595 amtierte er als Vizekönig von Portugal, danach als Gouverneur der Südlichen Niederlande. Im Zuge seiner Verlobung mit der Infantin Isabella Clara Eugenia 1598 wurde der Erzherzog durch den Papst von seinen Verpflichtungen gegenüber der katholischen Kirche befreit. Isabella, Tochter Philipps VI. von Habsburg und der Elisabeth von Valois und damit Enkelin Kaiser Karls V., brachte Albrecht die Niederlande als Brautschatz mit, unter der Bedingung, dass sie nach ihrem Ableben an Spanien zurückfielen. Ab 1599 residierte das Paar zur Festigung der Habsburgischen Herrschaft in Brüssel. Dort starb der Erzherzog 1621, seine Witwe amtierte bis zu ihrem Tod als Regentin. Beide galten während ihrer Amtszeit im heutigen Flandern als wichtige Förderer der Wissenschaften und der Künste. Insbesondere als Mäzene von Peter Paul Rubens, der abgesehen von Porträts auch groß angelegte Historiengemälde an den Brüsseler Hof sandte, haben sich beide nachhaltig verdient gemacht.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 19.04.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 09.04. - 19.04.2016


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.