Lot Nr. 26


Wilhelm Thöny *


Wilhelm Thöny * - Klassische Moderne

(Graz 1888–1949 New York)
Buntes Blumenstück mit Gladiolen, ca. 1925, signiert G. Thöny, Öl auf Leinwand, 50,5 x 39 cm, gerahmt

Christa Steinle/Günther Holler-Schuster, Wilhelm Thöny, Im Sog der Moderne, Neue Galerie Graz, Universalmuseum Joanneum, Kerber Verlag, 2013, Werkverzeichnis nach 153 – mit Abb.

Provenienz:
Wiener Kunstauktionen, 30. September 1997, Los 101
Privatsammlung, Wien

…Dass Thöny den avantgardistischen Strömungen wie Kubismus, Dada oder Surrealismus keine Aufmerksamkeit schenkte, ist offensichtlich. Er hielt sich an einen Modernebegriff, der im Wesentlichen aus dem 19. Jahrhundert stammt bzw. noch allgemeiner in der Vergangenheit zu suchen ist. Zwei zentrale Stimmen innerhalb der Diskussion um die Moderne seien hier erwähnt: Charles Baudelaire und John Ruskin. Unter Moderne wurde lange Zeit hindurch nicht notwendigerweise die Loslösung von, sondern die Auseinandersetzung mit Traditionen verstanden, vor allem mit jenen der griechisch-römischen Antike. Die eigene, gleichsam die moderne Zeit wurde bis ins 19. Jahrhundert als der Antike unterlegen angesehen. Der daraus erwachsene Konflikt um eine Gleichwertigkeit der Gegenwart im Verhältnis zur Vergangenheit sollte sich erst spät lösen lassen. Man muss in Betracht ziehen, dass es den Begriff „modern“ bereits seit der Antike gibt und dass er zunächst eine Erneuerung der Antike mit dem Ziel ihrer Überwindung meint. Im 19. Jahrhundert löst sich der Druck, die Antike überbieten zu müssen, insofern, als nun etwas Unvergleichliches bzw. etwas ganz Anderes gefordert wurde, das mit der Antike in keinem Verhältnis zu stehen hatte. Dieses Andere war zunächst jedoch noch nicht benennbar. Für Charles Baudelaire war klar, dass das Geheimnis der Kunst nicht mehr im genauen Abbild der Natur, sondern in der eigenständigen Erfindung bzw. in der Einbildungskraft zu finden ist. Fantasie ist für ihn ein schöpferisches Gegengewicht zur Realität, was zur Folge hat, dass die äußere Wirklichkeit zum Mittel der Einbildungskraft wird. Eugène Delacroix‘ Ausspruch „Die Natur ist nur ein Wörterbuch“ war für Baudelaire diesbezüglich die zentrale Aussage, die zur Folge haben musste, dass alles Vorhandene und Vorgefundene für die Kunst verwendet werden könne und diese sich in der Folge im Kopf des Künstlers mit der eigenen Fantasie zum Motiv zusammensetzt. …
Günther Holler-Schuster aus der oben angeführten Literatur

21.11.2017 - 18:00

Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Wilhelm Thöny *


(Graz 1888–1949 New York)
Buntes Blumenstück mit Gladiolen, ca. 1925, signiert G. Thöny, Öl auf Leinwand, 50,5 x 39 cm, gerahmt

Christa Steinle/Günther Holler-Schuster, Wilhelm Thöny, Im Sog der Moderne, Neue Galerie Graz, Universalmuseum Joanneum, Kerber Verlag, 2013, Werkverzeichnis nach 153 – mit Abb.

Provenienz:
Wiener Kunstauktionen, 30. September 1997, Los 101
Privatsammlung, Wien

…Dass Thöny den avantgardistischen Strömungen wie Kubismus, Dada oder Surrealismus keine Aufmerksamkeit schenkte, ist offensichtlich. Er hielt sich an einen Modernebegriff, der im Wesentlichen aus dem 19. Jahrhundert stammt bzw. noch allgemeiner in der Vergangenheit zu suchen ist. Zwei zentrale Stimmen innerhalb der Diskussion um die Moderne seien hier erwähnt: Charles Baudelaire und John Ruskin. Unter Moderne wurde lange Zeit hindurch nicht notwendigerweise die Loslösung von, sondern die Auseinandersetzung mit Traditionen verstanden, vor allem mit jenen der griechisch-römischen Antike. Die eigene, gleichsam die moderne Zeit wurde bis ins 19. Jahrhundert als der Antike unterlegen angesehen. Der daraus erwachsene Konflikt um eine Gleichwertigkeit der Gegenwart im Verhältnis zur Vergangenheit sollte sich erst spät lösen lassen. Man muss in Betracht ziehen, dass es den Begriff „modern“ bereits seit der Antike gibt und dass er zunächst eine Erneuerung der Antike mit dem Ziel ihrer Überwindung meint. Im 19. Jahrhundert löst sich der Druck, die Antike überbieten zu müssen, insofern, als nun etwas Unvergleichliches bzw. etwas ganz Anderes gefordert wurde, das mit der Antike in keinem Verhältnis zu stehen hatte. Dieses Andere war zunächst jedoch noch nicht benennbar. Für Charles Baudelaire war klar, dass das Geheimnis der Kunst nicht mehr im genauen Abbild der Natur, sondern in der eigenständigen Erfindung bzw. in der Einbildungskraft zu finden ist. Fantasie ist für ihn ein schöpferisches Gegengewicht zur Realität, was zur Folge hat, dass die äußere Wirklichkeit zum Mittel der Einbildungskraft wird. Eugène Delacroix‘ Ausspruch „Die Natur ist nur ein Wörterbuch“ war für Baudelaire diesbezüglich die zentrale Aussage, die zur Folge haben musste, dass alles Vorhandene und Vorgefundene für die Kunst verwendet werden könne und diese sich in der Folge im Kopf des Künstlers mit der eigenen Fantasie zum Motiv zusammensetzt. …
Günther Holler-Schuster aus der oben angeführten Literatur


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kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.11.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.11. - 21.11.2017