Lot Nr. 64


Maltesische Schule, 17. Jahrhundert


Maltesische Schule, 17. Jahrhundert - Alte Meister

Das Gleichnis vom reichen Mann und Lazarus,
Öl auf Leinwand, 193 x 286 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Sizilien

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri als Werk Mattia Pretis verzeichnet (Nr. 53431).

Das vorliegende Gemälde zeigt das Festmahl im Haus des reichen Mannes: Es handelt sich um ein Gleichnis, das Christus den Jüngern erzählte und das im Lukasevangelium enthalten ist (16, 19–31). Es wird berichtet, wie der Prasser jeden Tag ausgiebig speiste, während er den auf seiner Schwelle bettelnden Lazarus ignorierte. Nachdem beide gestorben waren, fand Lazarus Trost im Paradies, während der Prasser zu Höllenqualen verdammt war.

Dieses moralische Gleichnis fand in der italienischen Kunst der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts weite Verbreitung, vor allem aufgrund des Erfolgs der Gemälde der Brüder Bassano. Im darauffolgenden Jahrhundert widmeten sich mehrere Künstler dem Thema, darunter auch Mattia Preti (1613–1699) in einem Werk, das heute in der Galleria Nazionale d’Arte Antica di Palazzo Barberini in Rom aufbewahrt wird (Inv.1363). Er setzte das Thema als ganz und gar eigenständige Lösung um, indem er die Aufmerksamkeit auf den Prasser richtete, der sich dem Betrachter mit herausforderndem Blick zuwendet. Dieser kann als schnöde Verachtung ausgelegt werden oder auch so verstanden werden, als suchte der Reiche im Betrachter einen Verbündeten für das eigene Verhalten.

Diese Interpretation des biblischen Gleichnisses findet sich auch im vorliegenden Gemälde, wobei hier im Gegensatz zu dem Bild im Palazzo Barberini die Komposition breiter angelegt ist. Das vorliegende Gemälde zeigt eine deutliche Vergrößerung des Darstellungsraums: Es finden sich mehr Figuren, und auf die Zurschaustellung des Reichtums des Protagonisten wird mehr Gewicht gelegt. Man beachte zum Beispiel den mit Speisen beladenen Tisch, die Musiker, die dem Festmahl eine heitere Note verleihen sollen, und das prunkvolle Silbergeschirr, das die Diener in Händen halten und das auch auf der Wand hinter dem Prasser ausgestellt ist (Letzteres findet sich auch auf dem Gemälde in Rom). Die helle Leichtigkeit der Komposition, die sich im Hintergrund mit dem Ausblick auf eine Architekturkulisse öffnet, und die silbrig-graue Palette sind Merkmale, die an Mattia Pretis Schaffen während seines Aufenthalts in Neapel in den 1650er-Jahren denken lassen.

Bernardo De Dominici bekam in Neapel zwei Gemälde Mattia Pretis mit Darstellungen des Festmahls des reichen Mannes zu Gesicht, die jeweils unterschiedlich aufgebaut waren und von denen eines für Don Antonio Caputo entstanden ist (siehe J. T. Spike, Mattia Preti. Catalogo ragionato dei dipinti, Florenz 1999, S. 254, Nr. 185). In den 1920er-Jahren wies Lina Montalto auf ein Gemälde gleichen Themas hin, das sich damals auf dem Kunstmarkt in Neapel befand (siehe L. Montalto, Il passaggio di Mattia Preti a Napoli, in: L’Arte, XXIII, 1920, S. 103, Anm. 2).

Gregorio Preti (1603–1672) arbeitete bei mehreren Gelegenheiten auch mit seinem jüngeren Bruder Mattia zusammen. Auch er malte Bankettszenen, zum Beispiel das Gesellige Begrüßungsmahl einer Privatsammlung, das in den 1640er-Jahren in Rom entstand und vermutlich auch etwas von der Bildfindung Mattia Pretis beinhaltete (siehe M. Marini, in: C. Carlino (Hg.), Gregorio Preti da Taverna a Roma, 1603–1672, Reggio Calabria 2003, S. 114–116).

Im Jahr 1661 ließ sich Mattia Preti auf Malta nieder, wo er in den Ritterstand erhoben wurde und die Renovierung des Innenraums der Johannes-Kathedrale in Valletta in Angriff nahm. Auf Malta gelangte Preti zu Ruhm und Sicherheit und war fortwährend beschäftigt; auch durch seine Zugehörigkeit zum Ritterorden erweiterte sich sein Auftraggeberkreis beachtlich. Er schickte weiterhin Gemälde an Sammler in Neapel und erhielt auch Aufträge aus ganz Europa, vor allem aus Spanien und Sizilien. Seine letzten Werke auf Malta befinden sich in der Kathedrale St. Paul, für die er 1682 ein Altarbild sowie – mit großflächiger Werkstattbeteiligung – sieben großformatige Gemälde mit Episoden des Besuchs des hl. Paulus auf Malta schuf (1688–1689; vor Ort). 1689 malte er das Fresko Der Schiffbruch des hl. Paulus im Gewölbe der Kirche (vor Ort).

24.04.2018 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 93.750,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Maltesische Schule, 17. Jahrhundert


Das Gleichnis vom reichen Mann und Lazarus,
Öl auf Leinwand, 193 x 286 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Sizilien

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri als Werk Mattia Pretis verzeichnet (Nr. 53431).

Das vorliegende Gemälde zeigt das Festmahl im Haus des reichen Mannes: Es handelt sich um ein Gleichnis, das Christus den Jüngern erzählte und das im Lukasevangelium enthalten ist (16, 19–31). Es wird berichtet, wie der Prasser jeden Tag ausgiebig speiste, während er den auf seiner Schwelle bettelnden Lazarus ignorierte. Nachdem beide gestorben waren, fand Lazarus Trost im Paradies, während der Prasser zu Höllenqualen verdammt war.

Dieses moralische Gleichnis fand in der italienischen Kunst der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts weite Verbreitung, vor allem aufgrund des Erfolgs der Gemälde der Brüder Bassano. Im darauffolgenden Jahrhundert widmeten sich mehrere Künstler dem Thema, darunter auch Mattia Preti (1613–1699) in einem Werk, das heute in der Galleria Nazionale d’Arte Antica di Palazzo Barberini in Rom aufbewahrt wird (Inv.1363). Er setzte das Thema als ganz und gar eigenständige Lösung um, indem er die Aufmerksamkeit auf den Prasser richtete, der sich dem Betrachter mit herausforderndem Blick zuwendet. Dieser kann als schnöde Verachtung ausgelegt werden oder auch so verstanden werden, als suchte der Reiche im Betrachter einen Verbündeten für das eigene Verhalten.

Diese Interpretation des biblischen Gleichnisses findet sich auch im vorliegenden Gemälde, wobei hier im Gegensatz zu dem Bild im Palazzo Barberini die Komposition breiter angelegt ist. Das vorliegende Gemälde zeigt eine deutliche Vergrößerung des Darstellungsraums: Es finden sich mehr Figuren, und auf die Zurschaustellung des Reichtums des Protagonisten wird mehr Gewicht gelegt. Man beachte zum Beispiel den mit Speisen beladenen Tisch, die Musiker, die dem Festmahl eine heitere Note verleihen sollen, und das prunkvolle Silbergeschirr, das die Diener in Händen halten und das auch auf der Wand hinter dem Prasser ausgestellt ist (Letzteres findet sich auch auf dem Gemälde in Rom). Die helle Leichtigkeit der Komposition, die sich im Hintergrund mit dem Ausblick auf eine Architekturkulisse öffnet, und die silbrig-graue Palette sind Merkmale, die an Mattia Pretis Schaffen während seines Aufenthalts in Neapel in den 1650er-Jahren denken lassen.

Bernardo De Dominici bekam in Neapel zwei Gemälde Mattia Pretis mit Darstellungen des Festmahls des reichen Mannes zu Gesicht, die jeweils unterschiedlich aufgebaut waren und von denen eines für Don Antonio Caputo entstanden ist (siehe J. T. Spike, Mattia Preti. Catalogo ragionato dei dipinti, Florenz 1999, S. 254, Nr. 185). In den 1920er-Jahren wies Lina Montalto auf ein Gemälde gleichen Themas hin, das sich damals auf dem Kunstmarkt in Neapel befand (siehe L. Montalto, Il passaggio di Mattia Preti a Napoli, in: L’Arte, XXIII, 1920, S. 103, Anm. 2).

Gregorio Preti (1603–1672) arbeitete bei mehreren Gelegenheiten auch mit seinem jüngeren Bruder Mattia zusammen. Auch er malte Bankettszenen, zum Beispiel das Gesellige Begrüßungsmahl einer Privatsammlung, das in den 1640er-Jahren in Rom entstand und vermutlich auch etwas von der Bildfindung Mattia Pretis beinhaltete (siehe M. Marini, in: C. Carlino (Hg.), Gregorio Preti da Taverna a Roma, 1603–1672, Reggio Calabria 2003, S. 114–116).

Im Jahr 1661 ließ sich Mattia Preti auf Malta nieder, wo er in den Ritterstand erhoben wurde und die Renovierung des Innenraums der Johannes-Kathedrale in Valletta in Angriff nahm. Auf Malta gelangte Preti zu Ruhm und Sicherheit und war fortwährend beschäftigt; auch durch seine Zugehörigkeit zum Ritterorden erweiterte sich sein Auftraggeberkreis beachtlich. Er schickte weiterhin Gemälde an Sammler in Neapel und erhielt auch Aufträge aus ganz Europa, vor allem aus Spanien und Sizilien. Seine letzten Werke auf Malta befinden sich in der Kathedrale St. Paul, für die er 1682 ein Altarbild sowie – mit großflächiger Werkstattbeteiligung – sieben großformatige Gemälde mit Episoden des Besuchs des hl. Paulus auf Malta schuf (1688–1689; vor Ort). 1689 malte er das Fresko Der Schiffbruch des hl. Paulus im Gewölbe der Kirche (vor Ort).


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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.04.2018 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.04. - 24.04.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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