Lot Nr. 15 -


Sieneser Schule, spätes 14. Jahrhundert


Sieneser Schule, spätes 14. Jahrhundert - Alte Meister

Die Kommunion der heiligen Maria Magdalena,
Tempera und Gold auf Holz, 28,3 x 43 cm, gerahmt

Provenienz:
Julius Böhler, Kunsthandel, München, um 1930,
Privatsammlung, Deutschland;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

(Vermutlich) Ausgestellt:
Köln, Wallraf-Richartz Museum (lt. rückseitigem Aufkleber)

Die hier dargestellte Szene erzählt eine in der Legenda aurea berichtete Begebenheit aus dem Leben der Maria Magdalena: Nachdem sie dreißig Jahre als Einsiedlerin gelegt hatte, wurde die Heilige von Engeln zum hl. Maximinus, dem Bischof von Aix, gebracht, um in den letzten Momenten ihres Lebens die Kommunion zu erhalten. Sie wird in der Kapelle empfangen, die auch ihren Beisetzungsort in der Basilika des hl. Maximinus bei Sainte Baume beherbergt. Die hl. Maria Magdalena wird kniend und mit langem Haar in der Begleitung zweier Engel dargestellt, wie sie vom hl. Maximinus, dem seinerseits zwei junge Geistliche assistieren, die Hostie empfängt.

Das Bild ist ein schönes und qualitativ hochwertiges Beispiel für die Sieneser Malerei des späten Trecento, in der der Einfluss Simone Martinis vorherrscht. Die leuchtenden Farben und die lineare Umrisszeichnung der Formen spiegelt unmittelbar den Geschmack der Spätgotik wider, der sich in Siena ab etwa 1370 in den Arbeiten von Künstlern wie Francesco di Vannuccio, Andrea di Bartolo und Paolo di Giovanni Fei durchgesetzt hatte.

Technische Untersuchung:

Die Darstellung des Gemäldes wurde vor dem Farbauftrag genau vorgezeichnet. Die mittels Infrarotreflektografie feststellbare Unterzeichnung weist drei unterschiedliche Arten der Ausführung auf: eine dünne schwarze und bisweilen leicht eingekerbte Linie, welche die Figuren und Faltenwürfe exakt definiert; eine stellenweise mit einem Pinsel oder mit Kohle ausgeführte Vorzeichnung zum Aufbau des Bildraums; und schließlich eine fein schraffierte Zeichnung zur Festlegung der Volumina im Bereich der Köpfe durch Schattenzonen. Im Bereich der Rückwand erscheint die Zeichnung einer Reihe von blinden Arkaden mit Kragsteinen, die im finalen Gemälde nicht ausgeführt, sondern mit Farbe überdeckt wurde.

Mittels Reflexionsspektroskopie wurden in der Architektur violette Farbtöne festgestellt, die durch eine Mischung aus Ultramarin (gewonnen aus Lapislazuli) und Karmin auf Rotlackbasis (etwa gewonnen von der Kermesschildlaus) erzielt wurden; derselbe rote Farbstoff kam beim rosafarbenen Gewand des Engels zum Einsatz, während dessen Schattenzonen mit einer feinen Grünspanlasur ausgeführt wurden, wodurch eine außergewöhnliche Wirkung erzielt wurde. Rotlack und Gold fanden im Bereich der Flügel des Engels Verwendung, Blattgold über einem roten Bolusgrund in den Heiligenscheinen und bei allen weiteren vergoldeten Details. Blattsilber wurde für den gräulichen Kelch am Altar eingesetzt. Grünspan findet sich zudem in allen grünen Farbtönen der Architektur. Alle Rotbereiche enthalten Zinnober, in den Schattenzonen mit Rotlack lasiert.

Wir danken Gianluca Poldi für die technische Untersuchung des vorliegenden Gemäldes.

24.04.2018 - 17:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Sieneser Schule, spätes 14. Jahrhundert


Die Kommunion der heiligen Maria Magdalena,
Tempera und Gold auf Holz, 28,3 x 43 cm, gerahmt

Provenienz:
Julius Böhler, Kunsthandel, München, um 1930,
Privatsammlung, Deutschland;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

(Vermutlich) Ausgestellt:
Köln, Wallraf-Richartz Museum (lt. rückseitigem Aufkleber)

Die hier dargestellte Szene erzählt eine in der Legenda aurea berichtete Begebenheit aus dem Leben der Maria Magdalena: Nachdem sie dreißig Jahre als Einsiedlerin gelegt hatte, wurde die Heilige von Engeln zum hl. Maximinus, dem Bischof von Aix, gebracht, um in den letzten Momenten ihres Lebens die Kommunion zu erhalten. Sie wird in der Kapelle empfangen, die auch ihren Beisetzungsort in der Basilika des hl. Maximinus bei Sainte Baume beherbergt. Die hl. Maria Magdalena wird kniend und mit langem Haar in der Begleitung zweier Engel dargestellt, wie sie vom hl. Maximinus, dem seinerseits zwei junge Geistliche assistieren, die Hostie empfängt.

Das Bild ist ein schönes und qualitativ hochwertiges Beispiel für die Sieneser Malerei des späten Trecento, in der der Einfluss Simone Martinis vorherrscht. Die leuchtenden Farben und die lineare Umrisszeichnung der Formen spiegelt unmittelbar den Geschmack der Spätgotik wider, der sich in Siena ab etwa 1370 in den Arbeiten von Künstlern wie Francesco di Vannuccio, Andrea di Bartolo und Paolo di Giovanni Fei durchgesetzt hatte.

Technische Untersuchung:

Die Darstellung des Gemäldes wurde vor dem Farbauftrag genau vorgezeichnet. Die mittels Infrarotreflektografie feststellbare Unterzeichnung weist drei unterschiedliche Arten der Ausführung auf: eine dünne schwarze und bisweilen leicht eingekerbte Linie, welche die Figuren und Faltenwürfe exakt definiert; eine stellenweise mit einem Pinsel oder mit Kohle ausgeführte Vorzeichnung zum Aufbau des Bildraums; und schließlich eine fein schraffierte Zeichnung zur Festlegung der Volumina im Bereich der Köpfe durch Schattenzonen. Im Bereich der Rückwand erscheint die Zeichnung einer Reihe von blinden Arkaden mit Kragsteinen, die im finalen Gemälde nicht ausgeführt, sondern mit Farbe überdeckt wurde.

Mittels Reflexionsspektroskopie wurden in der Architektur violette Farbtöne festgestellt, die durch eine Mischung aus Ultramarin (gewonnen aus Lapislazuli) und Karmin auf Rotlackbasis (etwa gewonnen von der Kermesschildlaus) erzielt wurden; derselbe rote Farbstoff kam beim rosafarbenen Gewand des Engels zum Einsatz, während dessen Schattenzonen mit einer feinen Grünspanlasur ausgeführt wurden, wodurch eine außergewöhnliche Wirkung erzielt wurde. Rotlack und Gold fanden im Bereich der Flügel des Engels Verwendung, Blattgold über einem roten Bolusgrund in den Heiligenscheinen und bei allen weiteren vergoldeten Details. Blattsilber wurde für den gräulichen Kelch am Altar eingesetzt. Grünspan findet sich zudem in allen grünen Farbtönen der Architektur. Alle Rotbereiche enthalten Zinnober, in den Schattenzonen mit Rotlack lasiert.

Wir danken Gianluca Poldi für die technische Untersuchung des vorliegenden Gemäldes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.04.2018 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.04. - 24.04.2018